Frage im Expertenforum Kinderarzt an Dr. med. Ralf Brügel:

Verhalten 3-Jähriger (gern alle!)

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Frage: Verhalten 3-Jähriger (gern alle!)

Pupplie

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Guten Tag Herr Dr. Brügel,  mein 3-Jähriger zeigt zur Zeit ein ziemlich herausforderndes Verhalten.  Er hört schlecht, macht selten was man sagt. Ich versuche ihm immer alles zu erklären, aber das hilft nichts.  Vorallem wenn ich mal telefonieren muss, dreht er völlig durch. Ich denke, dass ist, weil er in dem Moment nicht die volle Aufmerksamkeit bekommt.  Eben war das wieder so und dann habe ich nach dem Auflegen gesagt, dass er nichts zum Nikolaus bekommt. Da meinte er, dass ihm das egal sei. Das schockte mich nun doch etwas.  Ich möchte auch nicht ständig mit Vorleseverbot etc. drohen, aber mir fällt nichts weiter ein. Er zieht bspw. nicht gern seine Hausschuhe an-er braucht aber welche weil es bei uns sehr fußkalt ist.  Heute war so ein schöner Tag-wir hatten frei und waren auf dem Weihnachtsmarkt-er durfte Karussell fahren und naschen. Danach haben wir einen Weihnachtsbaum geschlagen-er hat die ganze Zeit super gehört. Und hier zu Hause dann wieder nur Theater und kein bisschen Hören und Kooperieren. Haben Sie eine Idee wie ich zum Kooperieren kriege? Vielen Dank im Voraus!


Dr. med. Ralf Brügel

Dr. med. Ralf Brügel

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Hallo Pupplie,  ich starte mal mit einem großen Augenzwinkern: wollen Sie ihn zum kooperieren bekommen oder dazu, dass zu machen, was Sie möchten? Ich finde Ihren Text wirklich sehr toll und spannend, weil darin so viel typisches steht, was in Elternhäusern eben immer mal wieder schlecht läuft, wenn ein Kind 3 oder 4 Jahre alt ist. Deswegen der Reihe nach: ein Kind mit einem herausfordernden Verhalten zeigt dieses nicht, weil er die Eltern ärgern will sondern weil das Kind wahrscheinlich mit seinen eigenen Emotionen, seinem größer Werden überfordert ist. Tief drin hat er das Bedürfnis ganz viel emotional reguliert und begleitet zu werden, was für die Umgebung, in den meisten Fällen sind es im Alltag ja immer noch die Mütter, oftmals sehr sehr anstrengend ist und schlicht nicht immer geleistet werden kann, weil eben die eigenen Kräfteressourcen auch bei uns Erwachsenen endlich sind. Und dann kommt es ganz schnell zu einem "Wut Teufelkreis". Das Kind "kooperiert nicht, die Eltern werden wütend/genervt, drohen/schimpfen, das Kind wird dadurch noch verunsicherter/verhält sich noch bescheuerter in seiner Unsicherheit und die Eltern werden noch genervter usw usw.... Deswegen ist es elementar wichtig, so wie Sie jetzt inne zu halten und sich zu fragen: was muss anders laufen? Sie haben ein gutes Gespür für Ihre familiäre Situation und merken: so passt es nicht und dann ist es toll wenn man sich traut, Rat zu holen. Kennen Sie die Bücher von Nora Imlau? Daran musste ich gerade spontan denken, dass die Lektüre Ihnen wahrscheinlich sehr hilfreich sein könnte. Von mir, bevor ich einen Roman oder ein Buch schreibe noch ein paar Gedanken: häufiger Fehler von uns Eltern: wir wollen Dinge "verrechnen": Du durftest Karussel fahren und hast Zuckerwatte bekommen, deswegen bist Du jetzt still wenn ich telefoniere und ziehst Deine Hausschuhe an, wenn ich das sage. So ticken 3 jährige "leider" gar nicht! Was vorher draußen war ist vergessen und vorbei im Gehirn eines dreijährigen. Was zählt ist das Jetzt und der Wunsch mit der Mama zu reden (auch wenn Sie gerade telefoniert) oder keine Hausschuhe an zu ziehen. Beim Telefonieren: Hier geht es um ihr Bedürfnis und das dürfen und sollen Sie Ihrem Kind klar und deutlich sagen. Und es ist für die Entwicklung Ihres Kindes auch positiv, wenn er lernt: ich muss mich auch mal hinten anstellen, andere Menschen haben auch ihre Bedürfnisse. Einzig: das lernt er nicht von heute auf morgen und der Weg kann manchmal sehr sehr steinig und mühsam sein.Ihm aber mit irrationalen Strafen drohen, die in gar keinem Zusammenhang mit der "Tat" stehen (reinquatschen) führt zu nichts. Was die Hausschuhe angeht würde ich ja aus der Ferne sagen: dann trägt er Sie halt mal nicht. Da passiert ganz ganz sicher weniger als Sie befürchten und wahrscheinlich wird ihm irgendwann kalt an den Füßen und dann holt er sie sich.  Das war jetzt eine arge Kurzfassung, ich weiß, aber vielleicht können Sie ein paar Aspekte daraus gut aufnehmen, vielleicht schreiben ja ein paar Mituser noch was und wie gesagt: Nora Imlau, die schreibt über diese Thematik richtig toll. Herzliche Grüße und ein schönes Wochenende Ralf Brügel


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