Frage im Expertenforum Kinderarzt an Dr. med. Andreas Busse:

Therapien für Hemiparese

Dr. med. Andreas Busse

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Kinderarzt
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Frage: Therapien für Hemiparese

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Lieber Dr. Busse, ich habe heute eine sehr umfangreiche Frage. Ich möchte zum besseren Verstehen unser Anliegen möglichst genau erklären, deshalb wird diese Frage wohl etwas länger ausfallen: Mein Sohn Ben hatte im Mutterleib einen Schlaganfall. Da man vorher erkannt hat, dass etwas nicht stimmt im 1. und 2. Ventrikel, ist er mit Kaiserschnitt in 37+3 geholt worden. Nach 6 Tagen sind wir entlassen worden, nachdem er dort keinerlei Auffälligkeiten gezeigt hat. Im dritten Monat fiel auf, dass er seine rechte Hand nicht nutzte. Er griff damit nicht gezielt und schlenkerte eher grob damit herum. Zudem entwickelte er dann eine Spastik. Bei Anstrengung, Positionswechsel oder Greifen mit der anderen Hand schließt die rechte Hand fest zu. Mit 5 Monaten hat ein Kinderorthopäde und Osteopath eine Hemiparese rechts dianostiziert. Die Hemiparese ist weitgehend armbetont, ein bißchen sind auch Rumpf und Bein betroffen. Eine funktionale Beeinträchtigung besteht nicht. Nun zum eigentlichen Problem: Seit dem 3. Monat kämpfen wir mit dem Kinderarzt um Krankengymnastik Rezepte. Zuerst wollte er nur einmal wöchentlich bewilligen. Nach großem Kampf bekamen wir nun 2x die Woche. Ich wollte noch gerne Bewegungsbad verordnet bekommen. Dieses wird auch von einem Physiotherapeut geleitet und findet im hiesigen Rehazentrum statt. Das hat der Kinderarzt abgelehnt, weil er nicht beides verordnen kann. Nun höre ich aber von Müttern mit anderen Kindern (die auch eine Hemiparese haben), dass die Kinder 5x die Woche KG bekommen und ab dem 1. Lebensjahr auch noch Ergotherapie. Ich möchte für meinen Sohn ein bestmögliches Ergebnis erzielen, damit er später eigenständig leben kann. Auch ich turne zu Hause 2x täglich nach Vojta mit ihm (eine Übung viermal). Der Kinderarzt arbeitet einfach nicht mit uns zusammen. Ihm müßte doch auch an der Entwicklung unseres Sohnes gelegen sein. Warum legt er uns immer Steine in den Weg? Er spricht vom Budget und Ärztekammer. Ich habe aber in Erfahrung gebracht, dass bestimmte Kinder (auch solche wie unser Ben mit einer "Behinderung") aber nicht unter das Budget fallen, sondern effektiv gefördert werden sollen. Dann spricht er von der Ärztekammer, die ihn dann Stellung nehmen läßt, warum er so viel verordnet.Stimmt das alles so????? Ich bin nicht gewillt, meinen Sohn mit einer derart ernsthaften Erkrankung in ein Budget pressen zu lassen. Auch möchte ich nicht, dass an Therapien bei einem kranken Kind gespart wird. Leider kann ich den Arzt nicht wechseln, weil er der einzige in der Umgebung von 50km ist, der Schädel-Sono durchführen kann. Die Ventrikelerweiterung muss regelmäßig kontrolliert werden. Warum läßt man uns mit unserem Sohn im Stich? Ist das alles so richtig, wie mein Kinderarzt das hinstellt? Kann ich mehr Therapien verlangen? Wenn ich wüßte, ich wäre im Recht, könnte ich vehementer auftreten und mehr verlangen. So muss ich mich immer mit dem zufrieden geben, was er sagt. Bin aber eigentlich gefrustet. Was kann ich für Ben alles verlangen (bei einer Hemiparese und Spastik)?` Bitte helfen Sie uns. Wir möchten unseren Sohn nicht überfordern, aber er soll alle Chancen bekommen, die ihm zustehen. Die Klinik hat damals bei seiner Entlassung gesagt: "Sollte er notwendig sein, sollte Ben sehr großzügig gefördert werden." Ach ja, einmal wöchentlich findet noch Frühförderung statt, die ins Haus kommen. Vielen Dank fürs Lesen. Mit lieben Gruß Silke und Ben


Dr. med. Andreas Busse

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Liebe S., wir Ärzte werden leider in ein sehr enges Korsett von Begrenzungen und Bürokratie gepresst und können zunehmend nicht mehr allen Patienten die wünschenswerte Therapie verordnen. Die Kassen zwingen uns nämlich, nicht die optimale Therapie zu machen sondern nur das was wirtschaftlich und ausreichend ist. Bei vielen Heilmitteln wie Krankengymnastik und Ergotherpapie ist es aber so, dass der Haupteffekt der Behandlung nicht in den 1 bis 2 Terminen pro Woche bei der Therapeutin erreicht wird sondern im wesentlichen darin, dass die Eltern zuhause weiter machen damit. Die Therapeutin wird also vor allem die Zeit brauchen, um Sie anzuleiten. Ideal fände ich es bei einem solchen Problem, wenn ihr Sohn von einem Kinderneurologen oder in einem sozialpädiatrischen Zentrum mit betreut wird, wo dann auch klare Therapieempfehlungen gegeben werden können und oft auch großzügiger verordnet werden kann. Alles Gute!


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