Easys
Lieber Doc Brügel, ich habe mich Anfang Dezember wegen der Prüfungsangst meines 14 jährigen Sohnes an Sie gewandt. Hier zur Erinnerung nochmal kurz Ihre Antwort: „Hallo Easys, zunächst einmal: Sie machen das ganz großartig mit Ihrem pubertierenden Sohn! Allein die Art und Weise wie Sie da sind, präsent sind, offen und wertschätzend sind wird Ihrem Sohn sehr sehr gut tun und helfen. Und dennoch: manchmal reicht das alles nicht aus. Ich kann das aus der Ferne natürlich nur bedingt einschätzen. Ich würde meinen Sohn ganz direkt fragen, ob er sich professionelle Hilfe, zB ein Psychologe oder Lerncoach wünscht bzw. denkt, dass er dies braucht. Dann würde ich mich auf die Suche machen, was ja leider aktuell nicht einfach ist und dieses Thema ( Angst vor Prüfung) outscorcen und als Mutter mich weiter darauf beschränken im Alltag zu stärken und - ganz wichtig- ihm auch zu erlauben, Schwächen zu haben und durch zu hängen. Keine leichte Situation! Ich hoffe die Antwort hilft Ihnen ein wenig. Herzliche Grüße und ein schönes Wochenende Ralf Brügel“ Ich habe mir Ihren Rat zu Herzen genommen und habe daraufhin sofort damit begonnen, dieses Thema in Absprache mit ihm „outzusourcen“. Gleichzeitig habe ich, als es vor den Ferien ganz schlimm war, mit der Schule Gespräche geführt und mein Sohn musste dann vor Weihnachten nicht mehr in die Schule und die Klassenarbeiten nicht nachschreiben, um erst einmal Ruhe in das Ganze zu bringen. Die verlängerten Ferien haben ihm sehr, sehr gut getan, er war fröhlich, unbeschwert, hat sich mit Freunden getroffen, wir hatten einen tollen Winterurlaub. Noch während der Ferien hat er mit einem insgesamt 6 stündigen Lerncoaching begonnen, wir haben seinen „Lernarbeitsplatz“ in mein Arbeitszimmer verlegt um wieder ein bisschen mitzubekommen, was er während dem Lernen so macht und um ihm eine ablenkungsfreie Umgebung zu bieten, dass er sich gut vorbereiten kann und gestärkter in die Arbeiten gehen kann. Ich habe viele Gespräche mit dem Klassenlehrer geführt, habe vor allen seither anstehenden Arbeiten die Fachlehrer kontaktiert, sie über die Situation informiert und er durfte dann immer am Tag vor der KA mit dem entsprechenden Lehrer nochmal ein kurzes Gespräch führen und sie hatten vor der Arbeit dann noch ein aufmunterndes Wort für ihn, was ihm sehr geholfen hat. Außerdem hatten wir gemeinsam ein Gespräch mit dem Beratungslehrer der Schule, er wird nun nochmal bei der Notenkonferenz alle Fachlehrer informieren, dass die Kollegen einfach Bescheid wissen. Ich muss sagen, die Schule hat wirklich super reagiert und seine Ängste sehr Ernst genommen. Zusätzlich bekommt er natürlich auch zu Hause weiterhin viel Zuspruch und Zuwendung, ich habe kleine Helfer für den „Notfall“ besorgt, Rescue Tropfen, Lavendel Duft-Stick zum Beruhigen, Atemübungen, Glücksbringer vor den Arbeiten etc.. Insgesamt würde ich sagen, gab es große Fortschritte, weil das Thema eben nicht mehr seinen Alltag bestimmt keine Panik mehr hoch kommt, die ihn völlig lähmt. Am Morgen direkt vor den KA`s ist die Aufregung aber immer noch deutlich über dem Zustand der normalen Aufregung. Auch das sind wir angegangen, in dem wir ihm abends schon ein gesundes, leckeres Frühstück vorbereiten und er morgens, wenn die Aufregung wieder kommt, eine Meditationsübung macht. Ist es ok, wenn diese Aufregung am Morgen vor den Arbeiten noch deutlich mehr ist, als normale Aufregung, oder sollten wir doch noch intensivere Hilfe in Anspruch nehmen, dass sich diese Angst nicht weiter verfestigt? Das RP hat in S noch eine Schulpsychologische Beratungsstelle, das wäre noch eine der letzten Möglichkeiten, die mir einfallen würden. Wie sie ja selbst geschrieben haben, sind „normale“ psychologische Hilfen ja kurzfristig kaum zu bekommen, ich bin mir auch nicht sicher, ob wir so weit überhaupt gehen müssen. Klar ist aber auch, dass langsam wieder Normalität einkehren muss, da es als alleinerziehende Mutter mit 3 Kindern, trotz „outsourcen“ wahnsinnig kraftraubend, anstrengend und auch sehr zeitintensiv ist. Was meinen Sie aus der Ferne? Sind wir so auf einem guten Weg bzw. was würden Sie tun, wenn Sie in meiner Situation wären?
Hallo Easys, im Großen und Ganzen klingt das doch erst einmal gutund erfreulich. Und wissen Sie: ich denke eine Restportion Angst und Sorge wird bei Ihrem Kind bleiben, das entspricht wahrscheinlich auch seinem Naturell. Ich kann und will mich aus der Ferne nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber ich würde erst einmal so weiter machen, ich finde Sie machen das als Familie sehr gut. Akzeptieren Sie die noch vorhandene Angst und Aufregeung am Morgen vor Arbeiten. Versuchen Sie Ihren Sohn darin zu stärken, dass diese Angst da sein darf, ja regelrecht willkommen ist, solange aus ihr keine Panik wird und das zur Schule gehen dennoch funktioniert. Herzliche Grüße und weiter alles Gute Ralf Brügel
Mumpel
Hallo! Ich kenne die ursprüngliche Frage nicht,daher weiß ich nicht, in wie weit ihr das eh schon macht. Aber hier mal ein paar Dinge, die ich für mich entdeckt habe und bei meinen Kindern einzubauen versuche ... Hast du dich mal mit dem Thema "growth mindset" und Resilienz bei Kindern bzw. Jugendlichen beschäftigt. Da gibt es auch gute Ansätze zum Thema Prüfungsangst. Kennst du das Buch "Alles ist schwer, bevor es leicht ist"? Die konkreten Beispiele sind eher für Grundschulkinder, aber die Prinzipien lassen sich auch auf ältere Kinder übertragen. Gerade auch das Kapitel zum Thema Prüfungsangst. Generell fand ich für mich die Auseinandersetzung mit negativen Glaubenssätzen (in sämtlichen Lebenslagen) hilfreich. Ich hab das leider erst nach der Schulzeit für mich entdeckt ... Zum "growth mindset" gibts auch diverse fertige "Sachen", die dein Sohn auch selbstständig nutzen kann. Ansonsten kann ich dir für deinen Sohn die sog. Powerposen empfehlen. Das dauert nicht lange, fühlt sich sehr albern an, aber hilft tatsächlich. Einfach mal probieren ... Vielleicht ist das was für euch dabei. Alles Gute!
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