Frage im Expertenforum Kinderarzt an Dr. med. Andreas Busse:

Noch einmal das Thema Stillen und Schlafen

Dr. med. Andreas Busse

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Kinderarzt
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Frage: Noch einmal das Thema Stillen und Schlafen

Schniesenase

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Guten Abend Herr Dr. Busse, Ich hab hier noch nie eine Frage gestellt, verfolge aber Ihre Antworten gern. Da das Thema Einschlafatillen unten wie oft wieder in eine sehr heftige, emotionale Diskussion ausgeartet ist, ist mein Beitrag evtl. untergegangen. Vielleicht hilft er, die starken Emotionen besser zu verstehen, die damit verbunden sind. Vielen Dank auf jeden Fall für Ihre unermüdliche Arbeit! Anbei noch einmal der Beitrag: "Es ist ein emotionales Thema, weil fast alle Frauen damit ihre leidvollen Erfahrungen gemacht haben, in die eine oder die andere Richtung. Ich stimme Dr. Busse in einer Sache von Herzen zu: Alle Familien müssen ihren ganz eigenen, persönlichen Weg damit finden, und das hängt zu gleichen Teilen von vor allem Mutter und Kind ab. Es wäre so schön, wenn ratgebende Fachleute zumindest die aktuellen Erkenntnisse zum Stillen kennten und in ihre Beratungen implementieren würden. Das würde schon sehr helfen. In meinem Falle war es so, dass sowohl meine Ärztin als auch unser Kinderarzt mich sehr eindringlich darauf hinwiesen, ich müsse zweistündige Stillabstände einhalten, was mittlerweile doch längst als Irrglaube entlarvt worden ist. Das war, als mein Kind sehr häufig schrie und ständig stillen wollte. Erfolg: eine Gedeihstörung! Erst mit Hilfe einer IBCLC-Stillberaterin fand ich die Sicherheit, mein Kind phasenweise dauerhaft und sehr oft zu stillen, manchmal auch nach fünfzehn Minuten schon wieder. Dann erst nahm sie richtig gut zu, es brauchte offenbar bei meiner Brust eine enorm häufige Stimulation, um genügend Mich für mein Kind zu produzieren. Im Nachhinein weiß ich, dass es dafür zwei physiologische Gründe gab: die Hashinoto-Thyreoiditis bei mir und eine unentdeckte Stoffwechselstörung bei meinem Kind, die dazu führt, dass das Kind besonders häufige Mahlzeiten brauchte und auch heute noch braucht. Woran man wieder sieht, dass angeblich allgemeingültige Hinweise zum "Essen" auch nicht immer hilfreich sind und sogar schaden können. Ich bekam auch den Hinweis, ich müsse mein Kind wach ins Bett legen.. ., wie es Dr. Busse rät. Das war für uns eine Katastrophe. Meine Tochter schrie auch nach 40 Minuten noch vollkommen verzweifelt wie am Spieß. Niemand, der das erlebt hat, wird glauben, dass das gut ist. Als ich Hinweise dieser Art endlich loslassen konnte, kehrte bei uns Ruhe ein. Das Kind stillte bis 18 Monate tags und nachts weitgehend nach Bedarf (ein bisschen Frust durfte tagsüber ausgehalten werden, wenn ich gerade etwas beenden wollte), ich konnte dabei gut schlafen, merkte oft gar nicht, wann und wie oft gestillt wurde. Noch heute genießen wir die gemütlichen Stillzeiten, die natürlich viel seltener geworden sind, sehr. Mein Kind (jetzt 5,5 ) schläft in gesunden Tagen nachts zufrieden, seit sie mit 1,5 Jahren klaglos das nächtliche Abstillen akzeptiert hat. Es ist für uns gut so, aber der Weg zum eigenen Weg war steinig wegen der einseitigen und dogmatischen Hinweise, die durch Ärzte und Verwandte auf uns eindringlichst eingeredet wurden. Fazit für mich ist: Man kann eigentlich gar nicht raten. Außer dass man mögliche Vorgehensweisen skizziert, keine als "falsch" darstellt und der Mutter ganz viel Sicherheit vermittelt, auf ihr eigenes Gefühl zu hören und - ja, da bin ich wieder bei Dr. Busse - auch auszuhalten, wenn das Kind in bestimmten Zeiten eigene Entwicklungshürden meistert, der Fels in der Brandung zu sein, der Sicherheit gibt und das Gefühl vermittelt: "Du schaffst das, Kind! Ich kann dir die Hürde nicht abnehmen, aber ich begleite dich, halte dich und bin bei dir, und ich weiß, dass du das schaffst! Als mein Kind etwa 7 Monate alt war, konnte sie weder mittags noch abends mehr stillend in den Schlaf finden. Meine stillversierte und sehr einfühlsame Hebamme stärkte mir damals den Rücken, mich mit ihr nach dem Stillen hinzulegen, sie zu halten (ich musste sie festhalten - sie war irre mobil, ganz früh, und hörte nicht auf, sich immer wieder aufzurichten) und ihr zu vermitteln: "Wir schlafen jetzt. Es ist alles gut. Du bist sicher, du bist behütet, du kannst runterfahren. Es ist alles gut. Schlafen ist gut." Es dauerte anfangs 12 Minuten, bis sie schlief, aber das wurde täglich weniger, und nach einer Woche war nur noch kurzes Weinen der Weg in den Schlaf. Nach zwei Wochen schlief sie ohne Probleme ein. Hier kann man sehen, sie konnte es ja. Aber sie brauchte meine feste Unterstützung und Sicherheit. Mit 2 Monaten war daran nicht im Traum zu denken, und da ging es ja stillend gut. Ergo: Jede Beratung ist gut, die die Mutter in ihrer Sicherheit stärkt und zugleich keine alten und überholten Erkenntnisse predigt. Wenn so beraten würde, hätten wir Mütter es wirklich leichter! Und dabei ist es nicht wichtig, ob am Ende mehr oder weniger intensiv gestillt wird. Wichtig ist, dass es allen Beteiligten damit gut genug geht! An Affen im Zoo ohne mütterliche Vorbilder sehen wir, dass stillen und der bestmögliche Umgang mit dem Kind nicht instinktiv erfolgt, sondern Vorbilder braucht. Die haben wir Mütter heute so gut wie gar nicht, und darum schwimmen wir anfangs alle so. Darum, und wegen der Flut von Warnungen und Angstmache überall, müssen Experten wie Dr. Busse manchmal die haarsträubendsten Fragen beantworten, bei denen so deutlich wird, wie unglaublich unsicher und weg von einer eigenen Erdung so viele Frauen sind. Sehr erhellend in dieser Beziehung fand ich die außerordentlich spannende Lektüre von Jane Goodalls "Grund zur Hoffnung" (Reason for Hope), in der sie ihre Beobachtungen der Schimpansen im Gombe National Park aufschrieb. Wer waren die Mütter, die sozial und emotional die gesündesten und erfolgreichsten Schimpansen großzogen? Die Antwort kann uns durchaus etwas lehren, auch wenn wir natürlich keine Affen sind."


Dr. med. Andreas Busse

Dr. med. Andreas Busse

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Liebe S., danke für Ihren Beitrag. Ich kann nur noch einmal zur Toleranz aufrufen und dazu anzuerkennen, dass es nicht "die Lösung" für alle gibt. Alles Gute!


Kornblume2016

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Wo ist die Frage an Herrn Dr. Busse? :)


Sille74

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... mitdiskutieren dürfen, auch wenn es mal etwas "ausartet" (im schlimmsten Fall kann man ja immer noch fen Thread löschen ...)! Wollte ich nur mal loswerden ... Das war/ist nicht in jedem Forum so und zeugt auch von gewisser Größe und Souveränität des jeweiligen Experten!


Mitglied inaktiv

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oW


User-1724674668

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Habe soeben deine Antwort gelesen. Es freut mich wirklich sehr das es euch gut geht. Ich weiß das du im Stillforum hin und wieder postest, aber da lese ich leider sehr selten - bei uns läuft es glücklicherweise wunderbar und ich kann mir nicht vorstellen das in nächster Zeit ein Stillende in Sicht ist ;) War auf jeden Fall schön von Dir/Euch zu hören. Glg EB


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