Liebevoll
Lieber Dr. Brügel, ich bin im Moment ganz verunsichert, weil ich verschiedene Meinungen zum Thema Alltagshygiene höre. 1) Mein Sohn ist mein Ein und Alles und cih möchte ihn schützen, zumindest vor potentiell Gefährlichem....aber was ist gefährlich überhaupt? Ich selber habe schon immer viel auf Hygiene geachtet, aber seitdem mein Sohn in der Schule ist, habe ich eben nicht mehr alles unter Kontrolle:-) Als ich zuletzt in der Schule beim Basteln geholfen habe, habe ich einige Situationen gesehen, die mir als Hygienefanatikerin schon zugesetzt haben.... Mein Sohn hat auf dem Schulhof gespielt, kam dann zurück in der Unterricht und hat mit einem anderen Kind Partnerarbeit gemacht. Das andere Kind schniefte und putzte sich die Nase mit seinem Finger ab....danach haben die beiden- nach gut getaner Arbeit- sich die Hände geschüttelt und waren ganz stolz. Daraufhin holte mein Sohn seine Brotdose heraus und schnappte sich mit den Fingern seine heiß geliebte Melone und sein Butterbrot ....wohl gemerkt, alles, ohne sich ein Mal die Hände zu waschen. Nun ist meine Frage (gerade in der Erkältungszeit): bin ich zu pingelig oder sollte die Klassenlehrerin nicht doch mal kurz dazu auffordern, vor dem Essen sich die Hände zu waschen.... Ich habe natürlcih nichts gesagt, denn ich war ja "Gast" und außerdem hat mein Sohn mit dem anderen Jungen zusammen super harmoniert.... 2) Im Endeffekt ist meine Frage: wie viel Hygiene ist nötig und wann zu viel? Wann, finden Sie, ist Desinfektion nötig? Viele Grüße, Liebevoll
Hallo Liebevoll, starten wir mit Frage 2, weil einfacher: Desinfektion ist im Alltag eigentlich nie notwendig. Tendenziell wachsen unsere Kinder zu "hygienisch" auf. Es gibt insbesondere in der Allergieprävention gute Studien, die zeigen, dass ein zuviel an Hygiene nicht gut für unser Immunsystem ist. Und damit zu Frage 1) Ich persönlich finde, dass alles was sie oben beschreiben ganz ganz normaler Kinderalltag ist und mehr oder weniger auch so sein sollte und vorallem in dieser Form keinelei besondere gesundheitliche Risiken birgt. Kinder sind durch Nähe und Körperkontakt miteinander im Austausch von banalen Erregern und das ist im Endeffekt gut so. Schauen Sie: beim Thema Hygiene liegen die individuellen Meßlatten sehr unterschiedlich hoch. Wenn ich meine Familie anschaue, dann habe ich eine Tochter, die würde wahrscheinlich sich eher in die Hose machen als auf eine Autobahntoilette gehen und ich habe eine weitere Tochter die völlig ungeniert in jedem Stadion, auf jeder Autobahntoilette aufs Klo geht. Gleich gesund sind beide. Ich würde versuchen meinem Kind da wo sie Einfluß haben eine "gesunde" Basishygiene zu vermitteln und vor zu leben und dazu kann ja durchaus gehören, dass bei Ihnen zuhause vor jeder Mahlzeit die Hände gewaschen werden sollen. Es sollte Ihnen aber klar sein, dass ein 7 oder 8 jähriger Junge dies im Alltag wahrscheinlich oft auch anders macht und ich sehe darin keinerlei Gesundheitsgefährdung. Ihr Sohn wird sein Bedürfnis an Hygiene mit dem Großwerden entwickeln und je entspannter Sie ihm dabei zusehen können (so wie neulich in der Schule) für umso gesünder für ihn halte ich das. Herzliche Grüße und ein schönes Wochenende Ralf Brügel
Gast2023
Klingt ganz nach Alltag - und Zwangsneurose
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