Hallo Herr Dr. Busse, ich habe eine Frage bezüglich des Autismusverdachts meines Sohnes (21 Monate). Wir haben bereits einen Termin in einem sozialpädiatrischen Zentrum, allerdings erst im August und das Warten fällt mir so schwer. Vielleicht können sie mir vorab dazu schon etwas sagen? Mein Sohn dultet schon von Geburt an keinen Körperkontakt. Es fing schon im Krankenhaus an, dass er auf meinem Arm wie am Spieß geschrien hat und sich immer erst beruhigte, wenn ich ihn ins Bettchen legte. Flasche auf meinem Arm geben war ok für ihn, allerdings auch nur dann, wenn ich genügend Abstand hielt. Sobald er satt war, fing er an zu schreien und beruigte sich erst im Bett. Körperliche Nähe lies er erst zu als er etwas über einem Jahr alt war. Und dann auch nur, wenn er sich weh getan hatte. Jetzt mit 21 Monaten kommt er auch schon mal an und möchte mich drücken. Dann aber auch nur ganz kurz und schon will er wieder weg von mir. Die Situation hat sich ein wenig entspannt, denn mittlerweile dultet er es wenn ich ihn trage und wenn er auf meinem Schoß sitzt. Kuscheln und Schmusen ist mit ihm nicht möglich. Blickkontakt meidet er aber nicht, er schaut mich aufmerksam an, wenn ich mit ihm spreche. Für mich ist es sehr schwer damit umzugehen, da ich es eigentlich nur so kenne, dass sich Kinder bei Körperkontakt beruhigen. Er kann aber auch Gefühle bei anderen Personen unterscheiden. Wenn ich lächele, dann lächelt er zurück und wenn ich böse schaue, dann schaut er ganz schuldbewusst nach unten. Er hat also keine Probleme damit Gesichtsausdrücke von anderen Personen einzuordnen. Seine Entwicklung war allgemein sehr langsam und hinkte etwas hinterher. Sitzen erst mit 10 Monaten, Krabbeln gar nicht, erst als er mit 12 Monaten lief. Sprachentwicklung kommt erst jetzt, dafür aber explosionsartig. Er ist eher ruhig, ausgeglichen und eigentlich insgesamt kein schwieriges Kind. Er beschäftigt sich gut, gerne und ausdauernd allein, am Liebsten mit Dingen, die kein Spielzeug sind. Sein Schlafverhalten war von Anfang an sehr gut, er schlief schon immer ohne Hilfestellung allein ein. Sein Spielverhalten ist sehr abweichend von dem anderer Kinder seines Alters. Mit Bausteinen baut er nicht, sondern er sortiert sie der Größe nach und legt sie nebeneinander greiht hin. Jede kleinste Veränderung meinerseits merkt er sofort, auch wenn es bereits Stunden her ist. Mit seinen Autos fährt er nicht wie es üblich ist, sie werden nach zwei ganz bestimmten Mustern aneinander gereiht. Muster 1: Er stellt die Autos nebeneinander, so dass alle "Schnauzen" vorne bündig sind. Ich kann ein Lineal ran halten und nicht ein einziges Auto würde auch nur einen Millimeter weiter vorn stehen. Muster 2: Das rechte Heck des ersten Autos wird an die linke "Schnautze" des zweiten Autos präzise angereiht. Diese Reihe wird dann mit allen weiteren Autos fortgesetzt. Unser Alltag hat zwar gewisse Routinen und Rhytmen, aber allgemein ist er sehr unorganisiert und es kommt uns vieles dazwischen. Mein Sohn kommt damit gut zurecht. Lediglich die Rhytmen und "Rituale" die jeden Tag immer gleich ablaufen, werfen ihn total aus der Bahn, wenn sie mal anders verlaufen. So zum Beispiel hat mein Sohn letztens einen totalen Schrei-und-Wutanfall bekommen, als ein fremdes Auto auf unserem Parkplatz stand und ich konnte ihn kaum beruhigen. Gleiches gilt für den Wechsellichtschalter im Schlafzimmer. Im Normalfall muss man unten drücken, damit das Licht angeht. Da ich aber beim letzten Mal den zweiten Schalter benutzte, ging das Licht am ersten Schalter erst an, wenn man oben drückte. Das hat ihn ebenfalls total aus der Bahn geworfen. Autofahren ist eigentich ganz einfach mit ihm, es sei denn wir stehen an einer roten Ampel, dann kann ich nur noch beten, dass die Ampel schnell wieder auf Grün springt. Wir haben zwei Hunde und letztens vertauschte ich die Halsbänder. Mein Sohn gab erst Ruhe, als ich die Halsbänder wieder richtig umlegte. Ganz allgemein hat er einen ausgeprägten Sinn für Ordnung. Jeder Flusen auf dem Boden wird sofort in den Mülleimer geworfen. Sein Kinderzimmer kann er ganz allein aufräumen, sogar so ordentlich, dass ich nicht mal irgendwas hinterher räumen muss. Er hilft mir beim Staubwischen und macht dies sehr gründlich, Kaffeetassen stellt er immer auf einen Untersetzer und leere Wasserflaschen sowie schmutziges Geschirr muss sofort weg geräumt werden. Es gibt halt einige Dinge, die für einen Autismus sprechen aber widerum auch einige Dinge, die gegen einen Autismus sprechen. Mir ist auch klar, dass Sie hier keine Ferndiagnosen stellen können & dürfen. Aber ich würde gerne ihre persönliche Einschätzung hören und freue mich sehr, wenn Sie dazu etwas sagen können. Mit lieben Grüßen, Sabrina
Mitglied inaktiv - 31.01.2008, 15:08