Sehr geehrter Herr Dr. Busse,
Im Krankenhaus wurde bei meinem Sohn das neugeborenen Hörscreening durchgeführt. Zur Zeit des Tests war er 48 Stunden alt. Auf einem der Ohren gab es einen auffälligen Befund. Allerdings sagte die Kinderkrankenschwester, dass der Testverlauf recht ungewöhnlich aussehen würde, die Kurve steigt an und fällt wieder ab, insgesamt steigt sie an allerdings geht sie auch immer wieder runter. Es wurde im Krankenhaus mehrfach gemessen. Dann wurde ich dazu angehalten bei einem HNO vorstellig zu werden.
Gestern waren wir nun beim HNO, mein Sohn war an dem Termin 7 Tage alt. Auch beim HNO zeigte sich das gleiche Bild, eine schwankende Kurve, auch hier waren die Assistenten etwas überfragt. Der Arzt schaute sich anschließend noch die Ohren in Hinblick auf Käseschmiere im Gehörgang an und prüfte die Belüftung des Mittelohrs. Der Gehörgang ist frei und beide Ohren sind belüftet. Er meinte, dass das beste Voraussetzungen für das Hören sind und wir später noch einmal einen Termin machen sollen wenn er etwas größer ist.
Trotzdem bin ich nun verunsichert. Sollten wir uns schon darauf einstellen, dass unser Sohn mindestens halbseitig taub ist, scheinbar auch eher neurologische bedingt, wenn an den Ohrstrukturen selbst alles in Ordnung ist? Kann es sein, dass an zwei verschiedenen Tagen, mit zwei verschiedenen Geräten trotzdem Messfehler auftreten? Hängt es wirklich mit dem Alter zusammen ob diese Tests endgültig aussagekräftig sind und wir sollten ihm wirklich einfach nur Zeit lassen?
Ich hoffe Sie können mir vielleicht ein paar der Fragen beantworten.
Mit freundlichen Grüßen
von
Feely
am 05.08.2020, 11:05
Antwort auf:
Auffälliger Hörtest
Liebe F.,
das Problem ist einfach, dass diese einfachen Gehör-Überprüfungen, wie sie nach der Geburt bei allen Babys gemacht werden, aufgrund der "Kleinheit" der Verhältnisse und dem unterschiedlichen aktuellen Zustand eines Babys keine 100% zuverlässigen Resultate erbringen. Ist der Befund des Hörscreenings kontrollbedürftig, sollte er mit einer AABR (Hirnstammaudiometrie) kontrolliert werden. Ein erneut kontrollbedürftiger Befund heißt nicht, dass das Kind nicht hört sondern nur, dass dieser Befund zeitnah kontrolliert werden sollte.
Bei einem erneut auffälligen Befund im Zuge der Kontroll-AABR soll eine umfassende Konfirmationsdiagnostik bis zur zwölften Lebenswoche durch einen speziellen HNO-Arzt, einen Pädaudiologen, erfolgen. Bitte besprechen Sie das mit ihrem Kinderarzt.
Alles GUte!
von
Dr. med. Andreas Busse
am 05.08.2020
Antwort auf:
Auffälliger Hörtest
Hallo,
Ich hoffe, ich darf dir antworten (bin HNO-Ärztin). Ich würde mir nicht so viele Sorgen machen. Es kommt leider häufig vor, dass der Test wiederholt negativ ausfällt und zu einem späteren Zeitpunkt ist er doch positiv. Das Gerät ist ziemlich empfindlich und kann wegen verschiedenen Gründen negative Tests liefern (externe Geräusche, Nicht-dicht sitzen, etc...). Wie die negative Kurve dabei ausschaut, ist egal, nur das Ergebnis zählt.
Der HNO-Arzt kann nur den Gehörgang und das Trommelfell bei der einfachen Untersuchung beurteilen. Die Strukturen dahinter können nicht beurteilt werden-also du weißt nicht sicher, dass die 'Ohrstrukturen' in Ordnung sind. Ein 'echter' negativer Test heißt auch nicht unbedingt, dass dein Sohn einseitig taub ist.
Die Warterei ist jetzt schlimm, aber Spekulieren hilft auch nicht. Warte erstmal ab, lass das erneut kontrollieren und wenn das sich bestätigt, wirst du in eine spezielle Klinik zu weiteren Untersuchungen überwiesen. Und egal, was dahinter steckt, kann man es heutzutage hervorragend behandeln!
Alles Gute,
lilly
von
lalalilli
am 05.08.2020, 14:50