Uschi23
Sehr geehrter Herr Dr. Busse, unser Sohn ist 15 Jahre alt. Schon seit geraumer Zeit leidet er an massiven Ängsten und Zwängen, die immer schlimmer werden. Überall sieht er Gefahren für sich und seine Gesundheit, insb. Keime und Giftstoffe. Sein Leben und das Leben unserer Familie sind dadurch massivst beeinträchtigt. Unser Sohn hat einen ausgeprägten Waschzang entwickelt, seine Haut ist schon stark geschädigt. Er verbraucht Unmengen an Wäsche, öffentliche Orte, insb. Toiletten, meidet er. Wenn wir Eltern seinen Ängsten und Zwängen nicht nachgeben, führt das zu so langem und lautem Geschrei, dass wir letzlich nachgeben. Anordnungen (z. B. zum Umfang des Waschens) widersetzt er sich mit der Begründung, er könne nicht sein Leben auf das Spiel setzen. Das Schlimmste ist: Unser Sohn verweigert sich jeder Behandlung. Er ist trotz intensiven Zuredens nicht bereit, einen (Kinder)arzt aufzusuchen, erst recht keinen Psychiater, er verweigert auch eine ambulante oder stationäre Psychotherapie und hat uns auch gesagt, er würde nie Medikamente nehmen. Was sollen wir nur tun? Sollen wir eine zwangsweise Therapie durch gerichtliche Anordnung erwirken? Unser Sohn sagt, in diesem Fall würde er jedes Vetrauen ins uns verlieren. Haben Sie irgendeinen Rat für uns, was wir tun könnten? Herzlichen Dank.
Liebe U., ich kann die Situation aus der Ferne nicht gut beurteilen. Ohne längerfristige Behandlung sehe ich aber keine Chance, dass ein Jugendlicher aus diesem Teufelskreis herauskommen kann. Die Verantwortung liegt bei Ihnen und sie müssen wohl auch einschneidende Schritte mit tragen. Bitte besprechen Sie das mit dem Kinder- und Jugendarzt Ihres Vertrauens und eventuell mit der nächsten Kinder- und Jugendpsychiatrie. Alles Gute!
sandrulja.s
Liebe Uschi23, ich glaube, dich gut verstehen zu können! In meiner Familie hatten/haben wir mit meinem kleinen Bruder eine sehr ähnliche Problematik, nur mit anderen Zwängen (Wahrnehmungs- und Angststörung in Bezug auf das Essen). Die ganze Familie hat sehr darunter gelitten, alles drehte sich für meine Eltern nur noch darum. Als er in der Pubertät war, also auch in dem Alter deines Sohnes, war es am schlimmsten. Auch meine Eltern gaben immer wieder nach, aus Hilflosigkeit aber natürlich auch aus Liebe. Mein Bruder hat sich tatsächlich zu einem ersten Termin bei einer Psychologin bewegen lassen - war aber natürlich völlig sinnlos, da er genau wie dein Sohn die Therapie verweigert und das Problem verleugnet hat. Deshalb befürchte ich, dass eine gerichtliche Zwangstherapie auch bei deinem Sohn nichts bewirken wird außer das Gegenteil. Der Erfolg einer Therapie hängt immer maßgeblich von der Mitarbeit der Patient*innen ab. Und insbesondere in dem jungen Alter ist es sehr schwierig, sich selbst zu reflektieren, da sich die Persönlichkeit gerade erst noch herausbildet. Inzwischen ist mein Bruder 23 und die Situation hat sich entspannt - weil er vor einem Jahr ausgezogen ist. Seine Zwänge hat er immer noch und eine Therapie macht er weiterhin nicht, aber er musste jetzt lernen, dafür selbst die Verantwortung zu tragen. Das war für meine Eltern sehr entlastend. Und was auch wichtig war: Meine Eltern haben ihn irgendwann so akzeptiert, wie er ist. Das heißt nicht, dass man alles hinnehmen muss, vor allem weil man eben in einem Haushalt GEMEINSAM lebt, also bestimmte Grenzen muss man schon setzen. Aber es hat geholfen, die Krankheit nicht mehr dominieren zu lassen. Eventuell könnte es helfen, dass du selbst eine therapeutische Beratung in Anspruch nimmst, um dir Hilfe und Rat im Umgang mit der Situation zu holen. Auch für dich ist das eine enorme psychische Belastung. Es würde den Fokus mehr auf dich und deine Bedürfnisse lenken und dich vllt aus deiner Ohnmacht herausholen. Meine Eltern haben dann auch angefangen, sich ein gemeinsames Hobby zu suchen, das sie sehr intensiv betrieben haben. Auch das hat die Aufmerksamkeit von meinem Bruder weggelenkt, was allen Beteiligten sehr gut tat! Deinen Sohn werdet ihr nicht von außen verbiegen können, aber für euch selbst könnt ihr sehr viel tun! Ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen helfen! Ich wünsche dir ganz viel Erfolg und Kraft und deiner Familie alles Gute!
schneeziege08
Vielleicht könnte hier eine Peer-Beratung (bzw Ex-In Beratung) helfen. Das sind Leute, die eine ähnliche Problematik hatten und deshalb ein besseres Verständnis für Betroffene aufbringen UND auch oft bessere Chancen haben, beim ersten Schritt Richtung Therapie zu helfen. Die Leute wurden natürlich auch entsprechend ausgebildet. Ich stimme zu, dass du dir selbst Hilfe für dich suchen solltest. Außerdem könnt ihr euch vom Soizalpsychiatrischen Dienst eures Wohnortes beraten lassen, wie weiter vorgegangen werden könnte.
Uschi23
Vielen herzlichen Dank für die wertvollen Tipps!
Uschi23
Vielen herzlichen Dank für die wertvollen Tipps. Und alles Gute für die ganze Familie, insbesondere für den Bruder!
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