Frage im Expertenforum Kinderarzt an Dr. med. Andreas Busse:

ADHS Kind und schon Probleme in der 1. Klasse der Grundschule

Dr. med. Andreas Busse

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Frage: ADHS Kind und schon Probleme in der 1. Klasse der Grundschule

Mitglied inaktiv

Hallo Herr Dr. Busse, ich weiß mir keinen Rat mehr. Gestern musste ich meinen Sohn nun schon zum 3. Mal seit seiner Einschulung aus dem Unterricht abholen, weil er förmlich ausgeflippt ist. Er konnte wohl nicht mehr still sitzen und als die Lehrerin ihn nach draußen geschickt hat, hat er die Jacken der Kinder, die draußen im Flur am Haken waren, abgerissen und in die Klasse geworfen. Bei der Ursachenforschung im gestrigen Fall stieß ich darauf, dass er sein Medikament, das ich in den Deckel der Brotdose geklebt habe und ihn angewiesen habe, dies zum Mittagessen einzunehmen, bereits in der Frühstückspause genommen hat. Die Lehrer und auch die Hausaufgabenbetreuung weigert sich, ihm diese Medikamente zu verabreichen. Auch ein Gespräch mit dem Schulleiter hat überhaupt keine Einsicht gebracht. Das Langzeit Ritalin hat seine Konzentrationsfähigkeit nicht unbedingt verbessert, da kam es auch zu Zwischenfällen. Gestern war ich bei der Ärztin und sie hat ihm nun Langzeit Equasym gegeben, in der Hoffnung, dass dies besser wirkt. Mir stellen sich die Nackenhaare hoch und ich habe das Gefühl, an dem Kind wird medikamentös herum experimentiert, die Kinderpsychiaterin meinte gestern allerdings, es ginge nicht anders, bis man die richtige Dosis gefunden hätte. Das Schlimme ist, dass er schon jetzt zum "Problemfall" abgestempelt wird. Er hatte schon Auffälligkeiten in der KiTa gezeigt und jetzt zieht sich das durch die Schulzeit. Ich weiß einfach nicht mehr, was ich noch machen soll. Aktuell habe ich meinem Sohn zuliebe meine Arbeit aufgeben müssen, es ging ihm im Frühjahr schon nicht gut und im Sommer war er 4 Wochen im Kinderneurologischen Zentrum. Da meinte man, mit einer guten Struktur im Alltag könne man das "in den Griff kriegen". Das weiß ich selbst, daheim läuft es ja auch (mal mehr, mal weniger, natürlich ist er da auch manchmal weinerlich, aggressiv, unleidlich, aber im Großen und Ganzen klappt es)! Aber die Schule, in die er geht, hat einen total unterschiedlichen Stundenplan. Mal hat er zur 2., dann zur 3., dann zur 1. Stunde. Dann hat er um 11.25 Uhr Schule aus und dann um 13.15 Uhr, mal kommt die Lehrerin, dann fällt wieder was aus und das Blödste ist, die Betreuung, wo mein Sohn hin soll, damit ich wieder - zumindest Halbtags - arbeiten kann, ist in einem anderen Gebäude, wo mein Sohn an einer stark befahrenen Straße entlang laufen muss. Mal ist dann ein Kind aus der 4. Klasse da, mit dem er zusammen laufen kann, mal steht er weinend und allein gelassen da und macht sich vor Angst in die Hose. Einmal hatte ich ein Vorstellungsgespräch (ich musste meine Selbständigkeit aufgeben, Vollzeit zu arbeiten unter den gegebenen Umständen war wirklich unmöglich, ständig war etwas) und er stand verstört und weinend vor der Tür, weil niemand da war, mit dem er laufen konnte. Gespräche mit dem Direktor und die Bitte, meinen Sohn vorn ins Hauptgebäude umzuschulen, wo auch die Betreuung ist, fanden keinerlei Gehör. Es wird auf seine Symptomatik keine Rücksicht genommen. Er müsse da durch wie alle anderen Kinder. Und jetzt heißt es, offensichtlich sei mein Kind halt einfach nur "schwierig". Ich wurde sehr wütend und habe gesagt, dass auf die Symptomatik überhaupt nicht eingegangen wird und es mich sauer macht, dass er bereits jetzt schon wieder abgestempelt wird und die Lehrer sitzen da und sagen "tut uns leid, wir sind hilflos". Hallo?! Einmal musste ich ihn abholen, weil er einen Mitschüler getreten hat. Das haben wir alle mal während der Schulzeit, oder nicht? Da hätte die Lehrerin den Jungen auch wegsetzen können. Einmal musste ich ihn abholen, weil er sich geweigert hat, in die Klasse zu laufen. Da hätte ich als Lehrerin meinen Sohn geschnappt und an der Hand genommen. Das nächste Problem ist die Hausaufgabenbetreuung. Die ist, wie schon erwähnt, 20 min Fußweg entfernt von dem Schulgebäude (Nebengebäude), in das mein Sohn eingeschult wurde. Die Schule war auch nicht bereit, für die Erstklässler und die Kinder aus der Vorklasse anfangs jemand Erwachsenen zu organisieren, der mitläuft vom Nebengebäude (Schulgebäude meines Sohnes) ins Hauptgebäude, wo die Schul- und Hausaufgabenbetreuung ist, bis die Kinder sich daran gewöhnt haben. Mir wurde garantiert, dass die Polizei sich darum kümmert und an der großen gefährlichen Kreuzung stehen würde - das stimmt aber nicht, es war niemand da. Sicherlich habe ich mit meinem Sohn den Weg hin und her geübt, aber er traut sich nicht alleine. Letzte Woche bin ich fast ausgeflippt. Er ging mit seinem Klassenkameraden mittwochs in die Betreuung, als ich ankam, wurde mir von der Leiterin der Betreuenden Grundschule (BGS) mitgeteilt, dass die beiden Jungen von einem fremden Mann auf dem Weg angesprochen wurden. Dieser "nette junge Mann" hätte die Kinder dann in der Betreuung abgegeben. Ich fand diesen Spruch wirklich daneben, das hätte ja auch ein Fremder sein können, der sich das Vertrauen der Kinder erschleicht und dann die Kinder einfach entführt!!! Ich habe meinem Sohn daraufhin gesagt, dass ich mit ihm laufe, bis es klappt. Zumal jetzt auch noch sein Klassenkamerad, der mit ihn gelaufen ist, von der Betreuung abgemeldet wurde, und er völlig alleine dasteht. Die Betreuung umfasst knapp 46 Kinder, mein Sohn geht nur noch bis maximal 14 Uhr dahin. Von 14 - 15 Uhr werden Hausaufgaben gemacht, aber als ich ihn bis 15 Uhr dort ließ, kam er stets weinend und vom Kopf her total dicht und reizüberflutet nach Hause und hatte seine Hausaufgaben überhaupt nicht gemacht. Seit Montag vergangener Woche hole ich ihn um 14 Uhr ab und es ist besser mit den Hausaufgaben. Er hat dann gegessen und an der frischen Luft dort gespielt und danach ist er fröhlich zuhause und wir setzen uns gemeinsam hin und er macht seine Hausaufgaben. Vorher war er bis 15 Uhr in der Hausaufgabenbetreuung und kam heim und quälte sich schrecklich, weil er seine Hausaufgaben nicht gemacht hatte, müde und reizüberflutet war und einfach nicht voran kam. Hausaufgaben sind für ihn eine Quälerei - generell - die oft mit Tränen und Wutausbrüchen verbunden sind. Er macht sie auch nicht besonders ordentlich, man muss schon dahinter sein. Unter den gegebenen Umständen frage ich mich, ob es nicht besser wäre für meinen Sohn, wenn er a) in eine Schule käme, wo mehr Struktur herrscht und b) ob die Betreuung in seinem Fall überhaupt sinnvoll ist. Ich weiß einfach nicht, was ich noch machen soll. Was würden Sie mir raten?


Liebe T., ich kann Ihre Sorgen gut verstehen und leider sind unsere Schulen und Lehrer oft wenig darauf vorbereitet und willens, Kindern mit solchen Problemen eine gute Basis und Unterstützung zu bieten. Ich kann Ihnen nur empfehlen, gemeinsam mit ihrem Kinderarzt die beste Lösung vor Ort zu suchen. Alles Gute!


Mitglied inaktiv

Hallo liebe Traumfänger, also das ganze kommt mir sehr bekannt vor, ich selbst habe auch so einen Sohn inzwischen 12 Jahre, immer noch sehr sehr schlimm. Mein Sohn geht seit ende der Sommerferien in eine Erziehungsschule. Besprich es doch bitte mit Deinem zuständigen Jugendamt ggf. sozialer Dienst! Denn es könnte so auch von denen gefördert werden. So auch bei uns! Eine Schule die sich auch ganz nach den Bedürfnissen des Kindes richten! Systemisches Denken und Handeln! Ich wünsche es DIR und vor allem auch Deinem Sohn! Alles Liebe! LG JL


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