Frage im Expertenforum Impfen an Prof. Dr. med. Ulrich Heininger:

Trompetenröhrchen oder Pneumokokkenimpfung?

Prof. Dr. med. Ulrich Heininger

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Leitender Arzt Infektiologie / Vakzinologie
Stellvertretender Chefarzt

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Frage: Trompetenröhrchen oder Pneumokokkenimpfung?

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Hallo Herr Dr. Heininger, mein Sohn ist 5 1/2 Jahre alt und hatte im vergangenden Jahr etwa 6 Mittelohrentzündungen. In den vorherigen Jahren kannten wir keine Probleme mit den Ohren. Aufgrund einer mir aufgefallen Hörschwäche wurde im Juli 03 vom HNO Flüssigkeit im Ohr festgestellt, welches der Arzt sofort operativ erledigen wollte(inkl. der Entfernung der Mandeln?!?) Ich war der Ansicht das es ja wohl noch andere Möglichkeiten geben muss, statt mit Kononen auf Spatzen zu schießen, und mittels Nasenspray wurden beide Ohren wieder gesund und der HNO wollte nun "nur" noch die Mandeln entfernen. Nun dies vor ab als Vorgeschichte. Mein Sohn bekam im Dezember wieder eine Mittelohrentzündung, diesmal waren wir aber in Bayern, und dieser Arzt fragte mich warum ich den meinem Sohn nicht gegen Pneumokkoken geimpft hätte. Ich hatte keine Ahnung, wurde nie vom Kinderarzt darüber informiert und ließ mich also nun von diesem Münchner Arzt aufklären. Wieder Zuhause bin ich sofort zur Nachuntersuchung zu meinem Kinderarzt, welcher mir nun zur Op riet, diesmal aber inkl. der Polypen. Auf meine Anfrage nach einer möglichen Impfung wurde ich nur belächelt, aber nicht richtig aufgeklärt. Gestern bin ich also mit meiner Überweisung zu einem anderen HNO Arzt gegangen, welcher nach einer 2 minütigen Untersuchung mitteilte das die Mandeln völlig OK sind, aber die Polypen und Röhrchen gemacht werden sollten. Auch hier wollte ich mich über die Impfung schlau machen, doch der Arzt wurde unfreundlich und meinte ich könne es mir ja überlegen. Nun habe ich mittels Internet einige Informationen über die Pneumokken gefunden, würde nun gerne von Ihnen wissen, ob es sinnvoll ist meinen Sohn zunächst impfen zu lassen, und erst einmal abzuwarten, statt ihn operieren zu lassen. Schließlich hat ja jede OP ihre Risiken, und ich möchte meinem Sohn nicht unnötig diesem Risiko aussetzten. Ich entschuldige mich für meinen langen Beitrag, aber es liegt mir sehr viel daran andere kompetente Meinungen zu hören statt voreilig zu handeln. Ich danke für Ihr Interesse und verbleibe mit freundlichen Grüsse Corina


Prof. Dr. med. Ulrich Heininger

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Hallo Corina, Ihr "langer Beitrag" ist sehr informativ und erleichtert mit die Antwort, danke! Vorbemerkung: die sog. "Polypen" sind Teil des lymphatischen Abwehrsystems und befinden sich an der Nasen-Rachen-Hinterwand (nicht ohne Spiegel im Mund erkennbar).Bei manchen Kindern reagieren sie auf wiederholte Infektionen in den Atemwegen mit einer Grössenzunahme. Dies kann die sog. Ohrtrompete (Verbindung von Mittelohr und Rachen) verlegen, was aufsteigende Infektionen (v.a. mit Bakterien) begünstigt - es kommt zu wiederholten Mittelohrentzündungen durch Viren und oftmals nachfolgend auch durch Bakterien, was eine Antibiotikabehandlung erforderlich macht. Auffallenderweise schnarchen die Kinder nachts (Atmung durch die Nase ist erschwert!), auch wenn sie NICHT erkältet sind, und atmen auch tagsüber oftmals durch den Mund. Wenn dies der Fall ist, ist eine Operation (Entfernung der Polypen = Adenotomie) gerechtfertigt. Bei chronischem Mittelohrerguss kann darüber hinaus das Einlegen von Paukenröhrchen (zum Abfluss der Flüssigkeit nach aussen) sinnvoll sein. Zur Impfung: Die Pneumokokkenimpfung für ein Kind im Alter Ihres Sohnes (sog. Polysaccharidimpfstoff, der Kapselbestandteil von 23 verschiedenen Pneumokokken enthält) kann Mittelohrentzündungen NICHT in nennenswertem Masse verhindern und ist deshalb dafür nicht empfohlen. Er wirkt vielmehr gegen "tiefe" Infektionen (Sepsis, also "Blutvergiftung", Lungenentzündungen, evtl. auch eitrige Hirnhautentzündung). Der modernere Pneumokokken-Impfstoff (Prevenar) ist in Deutschland nur bis zum Alter von 2 Jahren zugelassen und weist eine teilweise Wirksmakeit auch gegen Mittelohrentzündungen auf, ist dafür aber offiziell nicht empfohlen (er wirkt besonders gut gegen Sepsis, also "Blutvergiftung", und eitrige Hirnhautentzündung). Fazit: aus derDistanz klingt es für mich, als ob die empfohlene Operation bei Ihrem Sohn sinnvoll wäre. Die Pneumokokken-Impfung kommt meiner Ansicht nach eher nicht in Frage und kann auch sicher die Operation nicht ersetzen. Ich hoffe auf Erfolg und wünsche Ihrem Sohn gute Besserung!


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