Sehr geehrter Prof. Heininger,
mein bisher ungeimpfter Sohn (6) wurde vor 5 Tagen nach einer Rissverletzung an der Lippe mit Tetagam behandelt. Da ich aufgrund einer möglichen erblichen Vorbelastung bisher große Angst vor neurologischen Impfschäden hatte, habe ich darum gebeten, die simultane Tetanusimpfung noch etwas hinauszuschieben, da ich in den Fachinformationen der Impfstoffe etwas von einer erhöhten Nebenwirkungsrate bei Simultanimpfung lesen konnte.
Daher meine Fragen an Sie:
1. Macht es für die Wirkung der Impfung und für die Nebenwirkungsrate einen Unterschied, ob simultan geimpft, oder die aktive Impfung in einem gewissen zeitlichen Abstand gegeben wird? Und welcher Abstand wäre da angebracht?
2. Mein Vater leidet unter einer seltenen neurologischen Erkrankung (da keine Differentialdiagnose gefunden werden konnte, gehen seine Ärzte von HSP - Hereditäre spastische Spinalparese - aus). Er wurde seit 1979 mindestens 8 Mal gegen Tetanus und seit 2011 vier mal gegen Hepatitis A/B geimpft. Seine Schwester leidet ebenfalls unter einer Polyneuropathie.
Ich habe Angst davor, dass zu viele Impfungen mit Aluminium-Wirkverstärker bei meinem Sohn eine mögliche erblicher Vorbelastung triggern könnten. Könnte das möglich sein?
3. Welche Risiken gehen von der Tetagam-Injektion möglicherweise aus?
4. Welchen zeitlichen Abstand sollten wir einhalten, wenn wir gegen Masern impfen wollen? Oder ist es ratsam, den Maserntiter immer wieder zu bestimmen, um diesen Zeitpunkt herauszufinden?
Vielen Dank für ihre Antworten!
von
medeia
am 13.06.2018, 19:17
Antwort auf:
Tetanusimpfung nach Tetagam / mögliche erbliche neurologische Vorbelastung
Hallo,
1) mir sind keine Untersuchungen bekannt, die eine Antwort auf Ihre Fragen erlauben würden. Für unzureichend geschätzte Personen wird die simultan Profilachse empfohlen und meiner Erfahrung nach auch in aller Regel akzeptiert und angewendet.
2) Das kann ich nicht beurteilen, weil ich kein Neurologe bin. Ich kenne das von Ihnen erwähnte Krankheitsbild nicht.
3) die Risiken sind in der Packungsbeilage erwähnt.
4) diese Frage verstehe ich nicht. Meinen Sie den Abstand zur Tetagamgabe?
Wenn Ja, hier ist kein Abstand einzuhalten.
Alles Gute!
von
Prof. Dr. med. Ulrich Heininger
am 13.06.2018
Antwort auf:
Tetanusimpfung nach Tetagam / mögliche erbliche neurologische Vorbelastung
Leider wurden meine Nachfragen offenbar nicht abgeschickt, deshalb versuche ich es nochmal:
zu 1) Also spräche nichts dagegen, jetzt mit der Grundimmunisierung gegen Tetanus anzufangen?
zu 3) In der Packungsbeilage ist von einer möglichen Verfälschung des Coombs-Tests die Rede. Heißt dass, dass bei einer nötigen Bluttransfusion jetzt gar nicht die richtige Blutgruppe bestimmt werden könnte??
zu 4) In der Fachinformation zu Tetagam heißt es:
"Die Gabe von Immunglobulinen kann für
einen Zeitraum von bis zu drei Monaten die
Wirksamkeit von Impfungen mit Virus-Lebend-Impfstoffen
wie z. B. gegen Masern,
Röteln, Mumps und Varizellen beeinträchtigen.
Nach Verabreichung von Tetagam P sollte
ein Abstand von mindestens drei Monaten
vor der Impfung mit Virus-Lebend-Impfstoffen
eingehalten werden. Im Falle von Masern
kann die Beeinträchtigung bis zu fünf Monaten
anhalten. "
Sind Sie trotzdem der Meinung, dass bei einer Masernimpfung kein Abstand eingehalten werden muss?
Vielen Dank!
von
medeia
am 13.06.2018, 21:47
Antwort auf:
Tetanusimpfung nach Tetagam / mögliche erbliche neurologische Vorbelastung
Zu ihrem nachfragen
1) richtig
2) der Coombstest ist etwas anderes als eine Blutgruppenbestimmung.
3) wenn man sich streng an die Fachinformation hält haben Sie recht und man muss diese Abstände einhalten. Persönlich halte sie für übertrieben, weil die Menge an Immunglobulin Wintergarten gering ist. Wir müssen gemeinsam mit ihrem Kinderarzt oder Kinder Ärztin zu einer Entscheidung kommen, die ich Ihnen aus der Ferne nicht abnehmen kann.
Alles Gute
von
Prof. Dr. med. Ulrich Heininger
am 14.06.2018