Mitglied inaktiv
Hallo Herr Dr. Heiniger! Mein Sohn ist jetzt 14 Monate alt. Mit 12 Monaten bekam er die erste MMR. Mein Kinderarzt meinte nun, dass er die zweite MMR, also die Auffrischung, erst in zwei, drei Jahren impfen will. Er sei kein Anhänger der neuen Impfempfehlung und außerdem sei mein Sohn ohnehin sehr zart und etwas in der Entwicklung zurück, so dass er das Immunsystem derzeit nicht belasten wolle. Nun habe ich aber in Ihrem Forum gelesen, dass die neue Impfregelung deswegen gemacht wurde, weil doch noch 5 % der geimpften Kinder keinen Impfschutz hätten durch die erste Impfung. Ich bin nun etwas verunsichert. Einerseits kann ich die Argumentation meines Kinderarztes nachvollziehen. Andererseits habe ich Bedenken, dass mein Sohn zu der Gruppe von nicht impfgeschützten Kindern gehört. Unser zweites Kind kommt im September zur Welt, so dass ich natürlich auch umgehen will, dass dieses von ihm angesteckt wird. Und Schäden durch die Erkrankung will ich bei meinem ersten Kind natürlich auch so weit wie es geht vermeiden. Ich bin nun recht unschlüssig. Vor allem habe ich Bedenken, dass ich vielleicht fahrlässig handle, wenn ich ihn nicht impfe und er bekommt dann doch noch die Masern und trägt vielleicht Schäden davon oder steckt mein zweites Kind an, wenn es vielleicht noch keinen Impfschutz hat. Was meinen Sie zur Argumentation meines Kinderarztes? Und noch eine Frage, die mir wichtig wäre: Gibt es wirklich schon Erfahrungswerte, dass durch die vorgezogene Auffrischung der MMR-Impfung tatsächlich dann alle Kinder einen 100%-igen Impfschutz haben? Sie ist ja erst vor kurzem eingeführt worden. Momentan tendiere ich dazu, meinen Sohn kurz vor der Entbindung des zweiten Kindes (Termin im September) impfen zu lassen, weil ich einfach zu große Bedenken habe, dass er das zweite ansteckt. Oder ist das Quatsch und soll ich dann lieber sofort impfen lassen ohne Rücksicht auf die Argumentation meines Kinderarztes? Wenn ich die MMR-Impfung nun rausschiebe, wann muss dann die dritte erfolgen? Und nun doch noch eine Frage: Laut Impfpass bin ich selbst nur einmal gegen Masern und einmal gegen Röteln geimpft. Mumps fehlt. Jetzt habe ich in der Eltern-Zeitschrift gelesen, dass auch Erwachsene zweimal geimpft werden sollten. Sollte ich die Impfung noch nachholen? Und wenn ja wann. Derzeit bin ich ja schwanger und dann werde ich stillen. Herzlichen Dank für Ihre Antwort Jana
Zu Janas Fragen: Ohne in das Vertrauensverhältnis zu Ihrem Kinderarzt eindringen zu wollen, aber die Behauptung, die MMR-IMpfung sei eine Belastung für das Immunsystem, ist nicht untermauert. Sie wollen von mir ja eine zweite Meinung, sonst hätten Sie Ihre Frage nicht gestellt. Und die lautet wie folgt: Jede 2. MMR-Impfung ist sinnvoll (auch für Sie! Aber erst nach Ende der Schwangerschaft), egal wann, aber JE FRüHER DESTO BESSER. Denn erst nach der 2. Impfung ist der Schutz optimal (da Hat Ulli Recht). Die 2. MMR-Impfung schliesst die Lücken, egal ob 4 Wochen, Monate oder 4 Jahre nach der ersten Dosis. Ihre "Tendenz" zur baldigen Impfung würde ich voll und ganz unterstützen, auch wenn die "Ansteckung" des anstehenden Nachwuchses bei hoffenltich vorhandenem Nestschutz zunächst kein Thema ist - aber der eigene Schutz Ihres 1. Kindes. Zu Ulli: Der Vergleich mit Polio und Diphtherie hinkt, da hier der "Infektionsdruck" (= Risiko zu erkranken) in Europa derzeit ungleich geringer ist als an Masern. In Deutschland allein letztes Jahr mehr als 5000 gemeldete und 20-80'000 geschätzte Erkrnakungsfälle.
Mitglied inaktiv
Hallo Jana Mische mich mal ein bevor Herr Dr. Heininger antwortet;-). Mein Ki-Arzt hat mir gesagt, dass die zweite Impfung so früh erfolgt, weil sie sonst gerne vergessen wird. Es ist keine Auffrisch-Impfung, sondern soll Impflücken schliessen. Er hält auch nicht viel von der neuen Empfehlung, frischt die MMR "erst" im Vorschulalter auf. Klar gibt es bei der MMR ca.5% Impfversager, doch bei der Polio-und Diphtherie-Impfung (letztere 10%) gibt es mehr davon und dies sind doch weitaus gefährlichere Krankheiten, oder? Eine Garantie hast du nie, mach dich nicht verrückt und vertrau deinem Arzt! Alles Gute&lieben Gruss Ulli
Mitglied inaktiv
Hallo Ulli! Danke für die ausführliche Antwort. Was ich nur nicht verstehe, ist, wenn Ärzte ihre Meinung nicht begründen. Der Kinderarzt meinte einfach, dass er nicht viel davon hält und früher hats auch geklappt. Also basta. Ich finde, dass Ärzte nun mal die Pflicht haben, einem ausführlich über Vorteile und Nachteile zu beraten und nicht nur ihre persönliche Meinung durchsetzen sollen. Aber ich glaube, wenn man sich heute nicht alles selbst anliest, steht man in vielen Dingen allein auf weiter Flur. Aber woher soll ich als medizinischer Laie die richtigen Entscheidungen treffen? Vielleicht sollte man in den neun Monaten Schwangerschaft mal ein Semester Medizinstudium einlegen :-). Tja, ich bin mir immer noch unschlüssig. Ich würde wirklich gerne meinem Kinderarzt vertrauen, aber gerade diese lückenhafte Information macht dies nicht ganz einfach. Dir trotzdem vielen Dank! Jana