Frage im Expertenforum Impfen an Prof. Dr. med. Ulrich Heininger:

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Prof. Dr. med. Ulrich Heininger

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Leitender Arzt Infektiologie / Vakzinologie
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Lieber Dr. Heininger, ich habe einen 12 Wochen alten Sohn, bei dem in Sachen impfen einiges durcheinander ging. Er wurde am 31.12. im KH gegen Tetanus geimpft. Am 10.01 hatten wir einen Termin bei der Kinderärztin zur 6-fach Impfung. Die konnte leider nicht durchgeführt werden, da es keinen Kombinationsimpfstoffe ohne Tetanus gibt. Ich habe ihn an diesem Tag aber wenigstens gegen Pneumokokken impfen lassen und auch gegen Keuchhusten, da er schonmal Verdacht auf Keuchhusten hatte und ich deshalb große Angst vor dieser Erkrankung habe. Die übrigen Impfungen werden jetzt am 03.02. duchgeführt. Jetzt bin ich ziemlich in Sorge, daß er sich in der Zwischenzeit irgendwo ansteckt. Auch wegen Keuchhusten bin ich noch sehr besorgt, da der Impfschutz ja erst langsam aufgebaut wird. Jetzt meine Fragen: 1.Gab es in Deutschland in letzter Zeit Erkrankungen, gegen die er jetzt noch nicht geimpft ist, z.B. Polio, Hib usw.?Meine Mutter ist zur Zeit in Spanien und meine Schwiegereltern in Österreich. Könnten sie eine dieser Krankheiten "mitbringen"? 2.Sollte er jetzt mit Keuchhusten in Berührung kommen, würde die Krankheit durch die 1. Impfung schwächer verlaufen? 3. Zu MMR: Ich hatte weder Masern noch Mumps und bin auch nicht dagegen geimpft. Existiert bei ihm dann trotzdem ein Nestschutz dagegen? 4.Zur angeblich bevorstehenden Grippewelle: Er hatte erst vor kurzem einen Virusinfekt mit Lungenentzündung. Sollten sich die anderen Familienmitglieder impfen lassen, um ihn zu schüzten. Er ist ja jetzt sicherlich sehr anfällig. Und außerdem hat er einen großen Bruder, der in den Kindergarten geht und auch ständig hustet. Sorry, sind leider sehr viele Fragen, aber nach dem Verdacht auf Keuchhusten und der Lungenentzündung bin ich inzwischen etwas hysterisch. Traue mich schon nirgends mehr hin, aus Angst, daß er wieder krank wird. Vielen herzlichen Dank!


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Liebe Anna, da tun Sie mir wirklich leid mit diesem "Start", der ja etwas verzwickt ist. Vorab: ich verstehe nicht, warum Ihr Sohn im Alter von 10 Wochen in einem Krankenhaus gegen Tetanus (allein? ohne andere Komponenten?) geimpft wurde. In diesem Alter hat man in aller Regel Nestschutz, ausserdem erleidet man doch keine verschmutzten Wunden (die zu Tetanus führen können), oder? 1) Wenn jetzt Anfang Februar die Standardimpfungen erstmals durchgeführt werden und die nachfolgenden Dosen ohne grosse Verzögerung stattfinden (je 4 Wochen Abstand), so können Sie relativ unbesorgt sein. Der Nestschutz hilft Ihrem Sohn diese Phase zu überbrücken. Beim Keuchhusten ist das problematischer - hier gibt es keinen Nestschutz, d.h., die Säuglinge sind darauf angewiesen, möglichst nicht angesteckt werden. Zum Glück lassen heute die meisten Eltern ihre Kinder dagegen impfen, so dass die Ansteckungsquellen weniger werden. Bleiben abder noch die Jugendlichen und Erwachsenen, die auch an Keuchhusten erkrnaken können, und die in Zukunft hoffentlich auch Auffrischimpfungen erhalten (für Jugendliche bereits empfohlen). Einen absoluten Schutz gibt es also nicht. Die Auslandsaufenthalte Ihrer Familienmitglieder sind unproblematisch. 2) die 1. Keuchhustenimpfung verleiht wenig Schutz vor Erkrankung an sich, kann aber vermutlich die schweren Komplikationen (längere Atempausen u.a.) schon reduzieren. 3) Das ist fraglich, wird aber eigentlich nicht überprüft, was man könnte. Meine Empfehlung: lassen Sie selbst sich 1x, besser sogar 2x MMR (=Masern, Mumps, Röteln in Kombination) impfen (schadet nicht, wenn Sie gegen Röteln schon immun sind). Dann sind SIE SELBST für die Zukunft sicher geschützt, und als Ansteckungsquelle für Ihren Sohn fallen Sie auch aus. Ab dem Alter von 11 Monaten wird er selbst dann ja auch geimpft. 4) Ich verstehe Ihre Ueberlegungen sehr gut. Jedoch gibt es in Deutschland dafür (=Ihre Situation) keine offizielle Empfehlung. Die Grippeimpfung wird nämlich nur für Personen mit gesundheitlichen Risikofaktoren (oder erhöhter Ansteckungsgefahr wie ZB medizin. Personal) empfohlen. Ich persönlich bin der Grippeimpfung gegenüber sehr positiv eingestellt. Auch kann man auf der Basis "Eigeninitiative" die Impfung (wohl auf eigene Kosten) erbitten. Ihre Ueberlegungen sind also nicht falsch, Grund zu "Hysterie" besteht aber nicht: praktisch jedes Kind macht in den ersten Wintern seines Lebens ein oder mehrmals Bekanntschaft mit den Influenzaviren, und die wenigsten erkranken ernsthaft (= Krankenhausaufenthalt erforderlich). Alles Gute!


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