Frage im Expertenforum Impfen an Prof. Dr. med. Ulrich Heininger:

Impfgegner

Prof. Dr. med. Ulrich Heininger

Prof. Dr. med. Ulrich Heininger
Leitender Arzt Infektiologie / Vakzinologie
Stellvertretender Chefarzt

zur Vita

Frage: Impfgegner

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Hallo! Ich bin rigorose Impfbefürworterin und mein Sohn (2 J.) ist komplett durchgeimpft. Ich versuche immer wieder Impfgegnerinnen davon zu überzeugen, ihre Kinder auch impfen zu lassen, aber habe es damit sehr schwer. Die letzten Behauptungen, auf die ich erstmal nicht reagieren konnte waren: 1. "Es soll in Italien eine MMR-Impfpflicht geben. Wenn dem so ist, wieso kommt es trotzdem zu einer Epidemie?" (Meines Wissens gibt es diese Impfpflicht nicht!) 2. Auch bei meinem geimpften Sohn könnten diese Krankheiten (MMR) trotzdem noch ausbrechen und er könnte die auf andere Kinder übertragen. Und mein größtes Problem: Ich erwarte mein 2. Kind und besuche mit meinem Sohn eine Krabbelgruppe mit mind. 2 Impfgegnern. Wie kann ich mein Baby vor MMR schützen, so lange es noch nicht geimpft werden kann? Diesen Umgang komplett meiden?! Komischerweise werde hauptsächlich ich bei solchen Diskussionen angefeindet. Als wenn ich unnötige Panik verbreiten würde und ich sollte doch bitte jedem seine Meinung lassen!!! Aber wenn doch mein bzw. das Leben meines Kindes dadurch beeinträchtigt werden kann?! Ich mache mir durch meine Überzeugungsversuche jedenfalls oft nur Feinde, den Impfgegnern dagegen begegnet man komischerweise immer sehr tolerant. Wie soll ich mich verhalten und was sagen sie zu den aufgestellten Behauptungen? Christi


Prof. Dr. med. Ulrich Heininger

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Hallo Christi, Sie haben meine volle Unterstützung und Sympathie. Mit dem Befürworten von etabliertem ist es manchmal wirklich schwierig. Es scheint eher "in" zu sein, bewährtes zu kritisieren (wobei grundsätzlich das "Hinterfragen" von Althergebrachtem ja nicht unbedingt falsch ist). Denken Sie auch an die Schwierigkeit in der heutigen Zeit, zB seinen religiösen Glauben öffentlich zu verteidigen (was vielen Christen ja schwer fällt) - wenn Sie diesen Vergleich gestatten. ABER: Sie sind nicht allein, im Gegenteil, Sie gehören zur grossen Mehrheit der Impfbefürworter in der Bevölkerung, nur sind die meisten eben passive Empfänger der Impfungen, ohne sie in der Öffentlichkeit bei kritischen Diskussionen zu verteidigen. Nun zu den Fakten: es besteht KEINE Impfpflicht bezüglich MMR in Italien (wohl aber für Diphtherie, was aber nicht streng verfolgt wird). Deshalb sind die meisten Krankheitsfälle in Italien auch genau in den Regionen zu verzeichnen, wo die Masernimpfraten am niedrigsten sind. Macht Sinn, oder? 2) Ja, das stimmt bis zu einem gewissen Grad: nach einer MMR-IMpfung bleibt ein kleiner Teil der Impflinge (ca. 2-5%) ungeschützt. Deshalb empfehlen wir ja die zweimalige MMR-Impfung! Nach 2 Impfungen ist man vollständig (99,9%) geschützt! Zu Ihrem anstehenden Nachwuchs (Glückwunsch!): davon ausgehend, dass Sie selbst vor Masern, Mumps unf Röteln geschützt sind, wird Ihr Kind einen Nestschutz von Ihnen über die Plazenta haben. Dieser schützt mindestens bis zum Alter von 6 Monaten, vermutlich etwas länger. Dann im Alter von 11 Monaten sollte er (sie?) selbst seine erste und kurz danach die zweite MMR-Impfung erhalten. Wie sollen Sie sich verhalten? Wie bisher Ihren Standpunkt zu verteidigen, sachlich, aber bestimmt. Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied, d.h., Sie können den anderen Eltern, die Impfungen ablehnen, in unserer Gesellschaft (die das gestattet) keinen Vorwurf machen. Viele impfkritische Eltern denken meiner Erfahrung nach im Laufe der Zeit um, insbesondere wenn sie sehen, dass ihre Kinder ohnehin viele Infektionskrankheiten durchmachen und dass man gut auf die wenigen, die man durch Impfung verhindern kann, verzichten kann. Viel Glück und Erfolg, mit besten Grüssen aus Leipzig, wo gerade die Jahrestagung der Kinderärzte stattfindet.


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Hallo, Christi, nun, du schreibst selbst bereits in der zweiten Zeile deines Beitrags " Ich versuche immer wieder Impfgegnerinnen davon zu überzeugen, ihre Kinder auch impfen zu lassen, aber habe es damit sehr schwer.", die "Anfeindungen" mögen also durchaus darin begründet sein, daß Andere den Eindruck haben, du wolltest ihnen deine Sichtweise und Überzeugung um jeden Preis aufdrängen. Zum Schutz deines zweiten Kindes: wenn du solch ein immenses Vertrauen zu den Impfungen hast, halte dir die Durchimpfungsrate vor Augen. Die Wahrscheinlichkeit, daß die nichtgeimpften Kinder der Krabbelgruppe in der kurzen Zeitspanne bis zum Impftermin deines Zwerges Masern, Mumps oder Röteln "verteilen", ist aus deiner Sicht heraus doch eigentlich ziemlich unwahrscheinlich -wo sollten sie sich bei all den durchgeimpften Kindern denn anstecken? LG, Feline


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Guten Tag Herr Dr. Heiniger, vor kurzem habe ich Ihre ausführliche Antwort auf einen anderen Beitrag gelesen und fand das sehr informativ. Gestern hatten wir U4 - unser Sohn ist allerdings grade mal 3 Monate - und haben erst mal mit dem Kinderarzt geredet, da wir uns wegen Zeitpunkt und Umfang der Impfung noch unsicher waren und leider immer noch sind. Wir sind also keine Impfgegner, aber haben gewisse Zweifel an der Notwendigkeit von z.B. Keuchhusten, HIB und Hepatitis. Keuchhusten soll angeblich wenig infektiös sein, zudem erst nach der 3. Impfung ausreichenden Schutz bieten, aber für den Säugling bis 3 Monate wirklich gefährlich sein. Was HIB betrifft, si haben wir die Info, dass die Erreger für die Hhirnhautentzündung hier wechseln und trotz Impfens die Fälle nicht rückläufig sind. Außerdem begünstigt der Impfstoff angeblich Allergien. Schließlich finde ich das Risiko für Hepatitis B jetzt noch äußerst gering, da wir auch nicht zu der Risikogruppe zählen. Keuchhusten wären wir noch bereit zu impfen, das hieße eine 4-fach-Impfung. Gibt es denn den Stoff noch auf dem Markt oder nur die 6fach? Unser Kinderarzt ist für eine komplette Impfung, auch weil z.B. beim Splitten den Impfungen u.U. Präparate verschiedener Hersteller benutzt werden, die dann ggfs. mehr Zusatzstoffe enthalten, als wenn man alles in einem Aufwasch von einem Hersteller macht. Klingt schon plausibel...? Es ist wirklich nicht leicht, eine befriedigende Entscheidung als Laie zu treffen. Allerdings sind ja bis heute alle Versuche fehlgeschlagen, durch Impfen Krankheiten völlig auszurotten - außer Pocken. Klar, es liegt an den sog. Impflücken..ist ein Kreis. Aber ich sage mir halt auch, dass natürlich auch viel Geld damit verdient wird. Auf Pharmaindustrieseite und auf Ärzteseite...Ich möchte Sie keineswegs persönlich angreifen, aber die Gedanken drängen sich eben auch auf. Ich würde mich sehr über Ihre Meinung zu unseren Zweifeln bzw. Bedenken freuen und sage schon jetzt vielen Dank! Grüße, Claudia


Prof. Dr. med. Ulrich Heininger

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HALlo Claudia, ich kann Sie nur darin bestärken, dem Rat Ihres KA zu folgen- früh gegen keuchhusten zu impfen bringt dem Kind auch den frühen Schutz und schützt indirekt auch die Umgebung und damit auch evtl. nachfolgende Geschwister- bei der Hepatitis B ist der frühe Schutz auch sehr sinnvoll, weil frühe Infektionen auftreten können und der Schutz lange (lebenslang?) anhält. Nein, der Hib -Impftoff fördert keine Allergien, auch ist keine Zunahme anderer Erreger der eitrigen Hirnhautentzündung zu verzeichnen wg- der Hib Impfung. Den Wunsch-komponentenimpfstoff mit ausgewählten Impfantigenen (zb ohne Pertussis) gibt es leider nicht. Ich würde wirklich mit gutem Gewissen das Standardprogramm empfehlen.


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Es ist wohl das kleinere Übel als sich irgendwann vielleicht mal Vorwürfe machen zu müssen. Aber auf beiden Seiten (Impfgegner/-befürworter) wird die Diskussion zu heiß geführt und es werden auf beiden Seiten die seltenen Nebenwirkungen bzw. Schädigungen als Argumente benutzt.Aber so isses...Ich danke Ihnen jedenfalls für Ihre Antwort :-) Grüße, Claudia


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