Frage im Expertenforum Impfen an Prof. Dr. med. Ulrich Heininger:

FMSE bei Kindern unter 6J sinnlos???

Prof. Dr. med. Ulrich Heininger

Prof. Dr. med. Ulrich Heininger
Leitender Arzt Infektiologie / Vakzinologie
Stellvertretender Chefarzt

zur Vita

Frage: FMSE bei Kindern unter 6J sinnlos???

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Hallo, wir wohnen in Baden-Württemberg und dieses Jahr gab es schon zahlreiche Zecken. Da wir häufig draußen sind (Spielplatz, Wiese am Waldrand, Garten), habe ich überlegt meine 15 Monate alte Tochter impfen zu lassen. Andere Mütter haben mir aber erzählt, das ihr Kinderarzt meinte, daß Kinder unter 6 Jahren keine Hirnhautentzündung bekommen sondern eine Grippe, wenn sie mit dem Erreger infiziert werden. Stimmt das? Dann "lohnt" sich das Risiko einer Impfung ja nicht, oder? Des weiteren wollte ich mich auch impfen lassen, da ich aber meine Tochter noch stille, lehnte dies mein Hausarzt ab: Standardtext, den man in allen Arzneibeschreibungen findet: da es keine ausreichenden Untersuchungen gibt.... Wie sehen sie das? Vielen Dank im Voraus MfG Kroll


Prof. Dr. med. Ulrich Heininger

Prof. Dr. med. Ulrich Heininger

Beitrag melden

Guten Abend, es stimmt, dass das Risiko fuer gefaehrliche Verlaufsformn der FSME bei jungen Kindern sehr gering ist. Dazu folgende Fakten: Ewa 1-2 Wochen nach dem Zeckenstich, falls die Zecke infiziert ist!, beginnt die erste Phase der Erkrankung mit grippeähnlichen Symptomen: leicht erhöhte Körpertemperaturen (meist unter 38°C), Kopfschmerzen, Erbrechen und Schwindelgefühl. Nach einer beschwerdefreien Zeit von ca. einer Woche bis zu 20 Tagen, kommt es bei einem Teil der vorher grippeähnlich erkrankten Personen zu der gefürchteten Hirnbeteiligung mit Entzündungen der Hirnhäute (Meningitis) und/oder des Gehirns (Enzephalitis) bzw. Nervenlähmungen. Bei Kindern beträgt das Risiko ca. 3-5%, bei Erwachsenen immerhin 20%. Diese Form der Krankheit nennt man „Frühsommer-Meningoenzephalitis“ – der Name entspricht dem Auftreten dieser Krankheit vorwiegend in der warmen Jahreszeit! Sie geht häufig mit hohem Fieber, Übelkeit, Erbrechen, Bewusstseinseintrübung bis hin zum Koma und Krampfanfällen einher. Im Kindesalter werden aber eher gutartige Verläufe beobachtet, während die genannten schweren Verläufe bei Jugendlichen und vor allem bei Erwachsenen auftreten. Eine Behandlung der FSME gibt es nicht. Wir empfehlen deshalb momentan in Deutschland die FSME Impfung vor allem ab dem Alter von 3 Jahren, wenn man sich in einem Risikogebiet befindet. Auf eigenen Wunsch aber darf die FSME Impfung durchaus ab dem Alter von 1 Jahr erfolgen, da dies dafuer zugelassen ist. Stillen ist kein Grund, jemandem die FSME Impfung vorzuenthalten. Es stimmt, dass die Hersteller oftmals (aus juristischen Gruenden) Einschraenkungen wie von Ihnen genannt, formulieren. Mich wuerde dies aber bei Aufenthalt in einem Risikogebiet an Ihrer Stelle nicht von der FSME Impfung abhalten. Alles Gute!


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.