Mitglied inaktiv
Unser Sohn ist jetzt knapp 15 Wochen und die erste Impfung steht ins Haus. Wir sind jedoch extrem unsicher, ob wir ihn jetzt schon impfen lassen sollten oder ob wir noch warten sollen. Die Liste möglicher Nebenwirkungen die man im Internet findet ist ja lang. Hinzu kommt, dass unser Sohn eine - wenn auch problemlos verlaufende - Schädelfraktur hat, die von einem Sturz vor zwei Wocher herrührt. Was raten Sie uns also - warten ??? impfen??? Welche Imfungen??? Welche Imfstoffe??? Vielen Dank für Ihre Mühe!!! Claudia
Eine Schädelfraktur ist keine Situation, die eine Verschiebung von Impfungen notwendig macht. Ich würde Ihrem Kind all die Impfungen empfehlen, die für jedes andere Kind in Deutschland (aus guten Gründen, siehe unten) empfohlen werden: Beginn mit Impfung gegen Diphtherie, Tetanus (Wundstarrkrampf), Pertussis (Keuchhusten), Kinderlähmung, Hib-bakterien und Hepatitis B - dazu braucht es pro Impftermin nur eine Injektion! Empfohlener Impfbeginn ist mit 8 Wochen - es wird also Zeit bei Ihrem Sohn! Das "Internet" ist KEINE allgemein gute Informationsquelle für die Frage nach "Nebenwirkungen" von Impfungen. Warum nicht? Weil es keinerlei Qualitätskontrolle unterliegt. Jeder kann sagen und schreiebn was er will. Das ist ja einerseits ganz gut so (freie Meinungsäusserung), jedoch darf man daraus nicht die Wahrheit ableiten. Hier ist grösste Vorsicht angesagt,. insbesondere wenn es um die Gesundheit von Menschen geht! Hier nun einige Gründe, warum man die Impfungen entwickelt hat und welche Gründe auch heute noch dafür sprechen, sie wahrzunehmen. Die Diphtherie beginnt mit einer einfachen Angina, kann sich aber rasch zu einer lebensbedrohenden Krankheit entwickeln. Im Rachen bilden sich Membranen, welche die Atemwege belegen und die Atmung erschweren oder verunmöglichen. Im Gegensatz zu dem, was man immer wieder hört, ist die Diphtherie nicht besiegt. In Europa ist sie in verschiedenen Ländern des Ostens wieder aufgetaucht, in denen der Impfstoff nur noch ungenügend zur Verfügung stand. Wichtig ist, dass man sich regelmässig gegen Diphtherie impfen lässt, um geschützt zu bleiben. Die Wundstarrstarrkrampf-bakterien finden sich überall, im Boden, im Staub, im Mist etc. Wundstarrkrampf kann man durch eine ganz einfache Verletzung, z.B. schon durch einen kleinen unbemerkten Stich bekommen. Nach einigen Tagen greift das Gift der Starrkrampfbakterien die Nerven an und verursacht schmerzhafte und gefährliche Muskelkrämpfe. Es kann die Atmung blockieren und trotz bester medizinischer Versorgung zum Tode führen. Die Impfung gegen Wundstarrkrampf ist das einzige Mittel, um sich gegen diese sehr gefährliche Krankheit zu schützen. Glücklicherweise ist die Impfung ausserordentlich wirksam. Das Virus, das die Kinderlähmung (Poliomyelitis) verursacht, greift das Nervensystem an. Es kommt nur beim Menschen vor. Die Muskeln werden schwach oder sogar für immer gelähmt. Dank konsequentem Impfen ist die Kinderlähmung in den meisten europäischen Ländern seit 20 Jahren verschwunden und verschwindet nach und nach in allen Ländern der Welt, welche die Impfung konsequent durchführen. Trotzdem kann das gefährliche Virus auch in eine gut durchgeimpfte Bevölkerung eingeschleppt werden und in ungeimpften Gemeinschaften zu Kinderlähmung führen. Der Keuchhusten kann lang andauernde Hustenanfälle verursachen, die bis zum Ersticken führen können. Die Krankheitserreger des Keuchhustens finden sich überall, in allen Schulen, Kindergärten und Kinderkrippen. Keuchhusten ist sehr ansteckend und kann vor allem bei Säuglingen sehr gefährlich werden: Er kann Lungenentzündung, Krämpfe und irreversible Schäden im Hirn verursachen oder selten sogar tödlich sein. Glücklicherweise können wir den Keuchhusten bei Kindern durch eine Impfung verhindern oder sehr stark abschwächen. Ein neuer Impfstoff erlaubt es auch ältere Kinder durch eine Auffrischimpfung zu schützen. Die Haemophilus influenzae-Bakterien (Hib) bewohnen den Rachen der Säuglinge und Kleinkinder. Wenn diese Bakterien ins Blut gelangen, bevor das Kind Abwehrstoffe gebildet hat, in der Regel vor dem fünften Lebensjahr, können sie schwere Hirnhautentzündungen, Infektionen der Knochen und der Gelenke verursachen, die mehrwöchige Krankenhausaufenthalte nötig machen. Eine Entzündung des Kehldeckels kann zu lebensbedrohlichen Situationen führen. Vor der Einführung des Impfstoffes im Jahre 1990 waren jedes Jahr tausende von Kindern von dieser schweren Krankheit betroffen. Der Impfstoff ist so wirksam, dass die Krankheit heute praktisch nur noch bei ungeimpften bzw. ungenügend oft geimpften Kindern vorkommt. Ab dem Alter von 11 Monaten wird dann auch die Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln empfohlen. Warum? Die Masern beginnen als Erkältung, gefolgt von Fieber und dem typischen Hautausschlag. Da die Masern ausserordentlich ansteckend sind, waren sie lange Zeit sehr häufig. Aus diesem Grund werden sie allgemein nicht gefürchtet. Dabei können sie gefährlicher sein als viele Menschen annehmen. Lungenentzündung, Mittelohrentzündung, Krämpfe oder eine Entzündung des Gehirns, die auch chronisch werden kann, können den Verlauf komplizieren. Da die Impfdisziplin hinsichtlich Masern ungenügend ist, gibt es jedes Jahr tausende von ungeimpften Kindern. Entsprechend muss mit Masernepidemien gerechnet werden (wie zur Zeit in Coburg). Auch heute sterben noch Kinder an Masern, auch bei uns. Beim Mumps werden hauptsächlich die Speicheldrüsen betroffen. Er kann die Ursache einer Hirnhautentzündung sein, welche häufig zu einer Beeinträchtigung des Hörvermögens führt. Mumps kann auch die Bauchspeicheldrüse oder in sehr schmerzhafter Weise die Hoden befallen. Eine Sterilität ist allerdings zum Glück nur selten die Folge. Röteln verursachen leichtes Fieber, Schwellung der Lymphdrüsen im Nacken, Schmerzen in den Gelenken und den typischen Hautausschlag mit kleinen hellroten Flecken. Röteln allein sind meistens eine harmlose Erkrankung. Sie sind aber für schwangere Frauen sehr gefährlich. Sie können den Embryo töten oder beim Kind während den ersten drei Monaten der Schwangerschaft schwere Missbildungen am Herzen und Hirn verursachen und es blind und taub machen. Hepatitis B ist eine ernsthafte Infektionskrankheit, die durch ein Virus verursacht wird, das gezielt die Leber angreift. Eine Folge der geschädigten Leber kann die gelbe Hautfarbe sein, weshalb die Hepatitis auch Gelbsucht genannt wird. Sie wird hauptsächlich durch ungeschützten Geschlechtsverkehr und durch Kontakt mit Blut (Drogenkonsum, Tätowierungen etc.) übertragen. Bei 5-10% der Angesteckten entwickelt sich eine chronische und dauerhaft ansteckende Erkrankung. Viele dieser Menschen wissen aber gar nicht, dass sie das Virus in sich tragen und somit andere Personen anstecken können. Das Virus kann sehr lange Zeit im Körper bleiben und die Leber schädigen. Dies kann zu Leberschrumpfung (Leberzirrhose) oder Leberkrebs führen. Auch bei der Hepatitis ist das Vorbeugen viel einfacher als das Heilen. Die Impfung bietet einen sehr guten und vermutlich lebenslang anhaltenden Schutz. Ich hoffe, dies überzeugt Sie davon, baldmöglichst Ihr Kind davor zu schützen.
Mitglied inaktiv
Sehr geehrter Herr Dr. Heininger, vielen Dank für Ihre sehr ausführliche Antwort auf meine Anfrage.Wir werden Ihren Rat befolgen und unseren Sohn impfen lassen. Bleibt dennoch eine Frage offen - warum soll bereits ein Säugling gegen Hepatitis B geimpft werden, wenn diese Krankheit nur durch Geschlechtverkehr und Blut übertragen werden kann? Vielen Dank für Ihre Mühe!!! Claudia
Mitglied inaktiv
Hepatitis/B kann auch durch Troepfcheninfektion bzw. sehr engen Kontakt&Speichel uebertragen werden. Das ist im Allgemeinen leider nicht bekannt.
Argumente für die frühe Hep.-B-Impfung: 1) Hohe Rate an Arztkontakten und damit Umsetzbarkeit derEmpfehlung 2) Verfügbarkeit von Kombinationsimpfstoffen (und damit keine Extra-Injektionen) 3) Hohe Erfolgsrate (Ansprechen auf die Impfung) 4) Lange - vermutlich sogar lebenslange - Schutzdauer 5) frühes Impfen vermeidet auch Infektionen, die durch unbekannte Uebertragungswege auftreten (ausserhalb der sog. "Risikogruppen"
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