Frage im Expertenforum Impfen an Prof. Dr. med. Ulrich Heininger:

div. Fragen

Prof. Dr. med. Ulrich Heininger

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Leitender Arzt Infektiologie / Vakzinologie
Stellvertretender Chefarzt

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Frage: div. Fragen

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Hallo Herr Doktor, ich habe einige Fragen zum Thema Impfung. Unser Sohn Henri ist im August geboren und demzufolge nun 4,5 Monate alt (korrigiert eigentlich 3,5 Monate, da die Geburt wg. ICP –intrahepatic cholastasis of pregnancy (kenne nur die englische Bezeichnung, da wir in den USA leben) eingeleitet wurde). Er entwickelt sich soweit prächtig und nimmt gut zu. Bei Geburt wog er 2.980g und heute ca. 7.500g. Er wird von mir ausschliesslich gestillt. Mit ca. 8 Wochen habe ich erstmals kleine Blutpünktchen in seinem Stuhl festgestellt. Wir sind daraufhin zu einem Spezialisten (Gastroenterologist) gegangen. Zunächst habe ich aus meiner Ernährung Milchprodukte, Nüsse und Erdbeeren weggelassen. Eine komplette „Heilung“ hat sich dadurch allerdings nicht eingestellt. Henri hatte daher vor Weihnachten eine Rektoskopie des Enddarms, wobei die kleinen Entzündungsherde deutlich sichtbar wurden. Ein Bluttest und eine Gewebeprobe haben gezeigt, dass das Immunoglobulin A i.O. ist und eine Intoleranz besteht, deren Herkunft nicht genauer ermittelt werden kann. Unser Arzt sagt nun, dass diese Intoleranz in 2-3 Monaten wieder vergehen müsste. Neben der Allergie hat Henri leichte Probleme mit heraufsteigender Magensäure, weshalb er für 4 Wochen Zantac (0,9ml) zweimal am Tag vor einer Mahlzeit bekommt. Die Wirkung ist erkennbar, aber vollständige Genesung steht auch hier aus. Da die Impfreihen in den USA vielleicht etwas anders gestaffelt sind als in Deutschland, hier eine kurze Auflistung was er bislang erhalten hat: - Bei Geburt die erste Hepatitis B und mit 4 Wochen die zweite Hepatitis B Impfung. - Mit 2 Monaten die erste Hib (haemophilus influenzae type B) und Pneumokokken Impfung (aus einer Reihe von vier über 12 Monate). - Mit 3 Monaten die erste DTaP (diptheria, tetanus and pertussis) und Polio Impfung (von drei in 6 Monaten). - Beim 4 Monats-Besuch fand die zweite Hib und Pneumokokken Impfung statt. Die Impfreaktionen fielen sehr unterschiedlich aus. Nach der ersten Hib und Pneumo bekam er 38.5°C Temperatur und wurde sehr schläfrig. Einen Tag später war er wieder fit. Nach der DTaP und Polio Impfung fand überhaupt keine Reaktion statt. Die 2. Hib und Pneumo Impfung führte diesmal zwar zu keinem Fieber, aber ca. 2,5h nach Impfung zu einem anderthalbstündigen Schreikrampf, der nur kurz durch Stillen unterbrochen wurde und dann für 30min weiterging, bis wir ihm schliesslich Infant-Tylenol verabreicht haben. Er schlief daraufhin ein und wachte am nächsten Tag erholt wieder auf. Hier nun die Fragen: - Sind die Impfprodukte/Inhaltstoffe in den USA identisch mit denen in Deutschland? Falls nein, worin bestehen die Unterschiede, welche Vor-/Nachteile sind damit verbunden? - Ist es empfehlenswert die Impftermine auseinanderzuziehen, um dem Körper nicht zuviel auf einmal zu geben? Weil die Impfungen zusätzlich nicht mit einer Kombiimpfspritze, sondern mit Einzelspritzen (also 4) durchgeführt werden, denken wir uns eine Trennung von Impftermine wäre eventuell sinnvoller. - Sollen wir für die zweite DTaP und Polio Impfung vielleicht bis zum 6. Monat warten und dann alles zusammen mit der dritten Hib und Pneumo geben lassen? - Wie können Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sein? Speziell interessiert uns, ob die Medizin Zantac gegen die Magensäure in Verbindung mit Impfungen eine Gefahr für das Baby darstellen kann? - Wie ist die Impfreaktion ‚Schreikrampf’zu bewerten? Wir sind nun verunsichert bezüglich der weiteren Impfungen. - Kann eine Impfreaktion stärker ausfallen aufgrund der evtl. vorhandenen kleinen Endzündungsherde seiner Allergie/Intoleranz? Besteht ein besonderes Risiko bei allergischen reagierenden Kindern, wo die genaue Herkunft der Allergie/Intoleranz unbekannt ist? - Ist die dritte Hepatitis B Impfung mit 6 Monaten wirklich notwendig oder kann vorher der Titer bestimmt werden? - Kann man allgemein den Gehalt an Abwehrstoffen bevor den jeweils letzten Impfungen einer Impfreihe bestimmen, um die Notwendigkeit zu ermitteln? Wir haben gehört, dass man eine letzte Impfung einer Impfreihe nur durchführt, um sicherzustellen, dass auch die „letzten“ vielleicht 5% der Geimpften mit Antikörpern versorgt werden? Macht es Sinn vor einer letzten Impfreihe jeweils den Titer zu ermitteln? - Bei welchen Impfungen gibt es welche Wahrscheinlichkeit nach der Impfung eine entsprechende Erkrankung zu bekommen? - Inwieweit können die Eltern durch die Impfung des Kindes erkranken? Ich möchte nicht versäumen, sehr zu loben, dass diese Website verschiedene, kostenfreie Foren anbietet und von Ihnen als Spezialisten „umsonst“ beantwortet wird! Gerade mit den medizinischen Ausdrücken im Englischen tue ich mich doch schwerer und da ist diese Website sehr gut! Vielen Dank im voraus und ich bin schon auf Ihre Antwort gespannt.


Prof. Dr. med. Ulrich Heininger

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Hallo Silvia, die bisherigen Probleme Ihres Sohnes sind mir als Kinderarzt gut vertraut und zum Glück nicht sehr schwerwiegend. Das gilt sowohl für die Intoleranz (vermutlich Kuhmilch, auch wenn Sie komplett stillen - das gibt es), als auch für den sog. Gastro-ösophageale Reflux (zu deutsch: Sodbrennen), der bei Säuglingen häufig und sehr unangenehm ist. Zantic ("Zantac" in den USA?) ist eine Säureblocker und hilft dagegen sehr gut! Jetzt die Antworten auf Ihre Fragen (in gleicher Reihenfolge): - es gibt nur wenige, weltweit operierende IMpfstoffhersteller; insofern sind IMpfstoffe in den USA und Europa sehr ähnlich, zum Teil identisch. Qualitativ sind die einzelnen Komponenten jedenfalls gleichwertig. - Nein, das halte ich nicht für sinnvoll (siehe Antwort auf ähnliche frühere Frage des heutigen Forums) - Wiederum nein, ich würde die empfohlenen Abstände möglichst einhalten, um so früher tritt der Schutz ein. - Nein, diese Medikamente haben keinerlei bekannte Wechselwirkungen mit Impfungen. - da gibt es verschiedene mögliche Ursachen. Unleidlichkeit von Säuglingen anch Impfungen ist ein häufig beschriebenes und beobachtetes Symptom. Vermutlich ist es eine Art von Schmerzreaktion; diese ist vorübergehend und kann durch Schmerzmittel ("Fieberzäpfchen" u.ä, z.B. Tylenol) meistens recht gut abgefangen werden. Bei der nächsten Impfung kann das zwar wieder auftreten, tut es aber meistens NICHT! - Nein. Nur die wenigsten Allergien wirken sich auf Impfstoffverträglichkeit aus. - die 3. HepB-Impfung ist in den meisten Fällen notwendig. Theoretisch (!) kann man zuvor den Erfolg der ersten beiden Impfungen überprüfen und ggf. auf die 3. Impfung verzichten - aber warum denn? Das ist aufwendig, wenn man dann doch noch impfen muss (was mit grosser Wahrscheinlichkeit der Fall ist) war dies ein unnötiger Pieks für das Kind, kostet auch nicht unerheblich Geld u.s.w. - Oh nein! Das Prinzip der allgemein empfohlenen Impfungen sieht so aus, dass man diese Untersuchungen im Rahmen von Studien (!) VOR der Zulassung von Impfstoffen durchführt. Auf der Basis dieser Erfahrungen und Ergebnisse werden dann die günstigsten Impfabstände und -dosen empfohlen - ohne Bluteentnahmen. Sie wollen doch nicht bei Ihrem Kind alle Impfungen durch Blutentnahmen erneut überprüfen, oder? - Impfungen schützen im Mittel zu 80-100% vor den entsprechenden. Im Einzelfall lässt sich die Schutzrate aber nicht exakt vorherbestimmen. Erkrankungen. - Nein, mit den heutigen Impfstoffen findet keine Uebertragung auf Kontaktpersonen statt. In der Hoffnung, Ihre Fragen ausreichend beantwortet zu haben, alles Gute!


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