Frage im Expertenforum Frauenarzt / Frauenärztin an Dr. med. Christiane Mallmann:

Frühgeburtsrisiko

Frage: Frühgeburtsrisiko

Janex217

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Hallo ! Ich hatte im Juni diesen Jahres eine Frühgeburt in der 24+2 SSW. Die Schwangerschaft verlief vorher unauffällig. Ich hatte Eisenmangel und nahm 100mg Eisen tgl. ein. Pränataldiagnostik war unauffällig, NIPT Test auch. Wegen anhaltender Übelkeit und der dauerhaften Müdigkeit lag ich bis zur 20. SSW. Glucosetest war leicht auffällig 4 Tage vor der Geburt. (Wert lag bei 136, daher sollte ich zum großen Test). Am 10.06. war der GMH verkürzt auf 3,51, sollte nun wieder mehr liegen. Ich hatte mehr Übungswehen seit dem 08.06. wahrgenommen nachdem ich am 07.06. einmalig mehr unterwegs gewesen und einige Treppen gestiegen bin. Am 14.06. konnte ich nicht mehr seitlich liegen, hatte nachts Durchfall und verlor den Schleimpropf gegen 8 Uhr. Kurz vor 12 Uhr platzte die Fruchtblase aufgrund einer dauerhaft verkrampften Gebärmutter. Es kam zum Not KS, das Kind starb am selben Tag. Es lag der V.a. einer starken Infektion im Raum. Laborergebnis:  „gering chorioamnionitis und omphalovaskulitis“, es konnten nur Lactobakterien nachgewiesen werden.    Die Oberärztin war mit dem Befund nicht zufrieden, es passte nicht zum Geschehen (schnell eskalierte Geburt, dauerhafte Wehen die trotz Wehenhemmer nicht aufgehört haben), die Werte seien zu gering. Sie geht trotzdem davon aus das der Grund für die Frühgeburt eine nicht feststellbare Infektion war, ich solle bei der nächsten SS einen totalen Muttermundverschluss bekommen.      Wie empfinden Sie das Ganze? Muss ich damit rechnen, das ich für weitere Schwangerschaften ein erhöhtes Risiko für Frühgeburten habe? Könnte auch was anderes der Grund dafür sein, was ich abklären könnte vor Beginn einer erneuten Schwangerschaft?     Mit freundlichen Grüßen,  Jane


Dr. med. Christiane Mallmann

Dr. med. Christiane Mallmann

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Liebe Jane, zunächst möchte ich Ihnen mein Mitgefühl über diesen hochakuten, dramatischen Verlauf und dem Verlust ihres Kindes ausdrücken. Zu ihrem Fall: Es gibt vielfältige Gründe, warum es zu einer Frühgeburt kommt; das kann auch je nach Schwangerschaftswoche variieren. Dazu zählen zum Beispiel Infektionen/Entzündungen (in der Scheide, Blasenentzündungen, Parodontitis, Influenza oder generalisierte Infektionen), Blutarmut, Placentalösung, Blutungen, eine gestörte Immuntoleranz zwischen Mutter und Kind und Überdehnung der Gebärmutter... um ein paar zu nennen. Der Verlauf in ihrem Fall ist schwer von außen einzuschätzen; zumindest  scheint eine Entzündung Teil des Geschehens gewesen zu sein, laut feingewerblichem Untersuchungsbefund. Eine ganzheitliche Einschätzung ist leider nur eingeschränkt möglich, da der Verlauf an sich sehr komplex  erscheint und für eine genaue Einordnung auch die Laborwerte, Fieber, mikrobiologische Befunde von Urin oder Vaginalbefund berücksichtigt werden müssten. Generell ist es so, dass bei Frauen, die bereits eine Frühgeburt hatten, ein erhöhtes Risiko für eine erneute Frühgeburt besteht. Man würde also in einer weiteren Schwangerschaft besonderes Augenmerk auf z.B. vaginale Infektionen, Blasenentzündungen, die Gebärmutterhalslänge, vorzeitige Wehentätigkeit usw. legen und sicher engmaschige Kontrollen durchführen. Bei den Empfehlungen zur Vorbeugung einer erneuten Frühgeburtlichkeit werden die Durchführung eines totalen Muttermundsverschluss oder einer Zerklage diskutiert. Progesteron vaginal kann man ebenfalls zur Prävention erwägen. Hier muss man sagen, dass es individuell auf den jeweiligen Verlauf ankommt, welche Methode am sinnvollsten ist. Zudem senkt eine absolute Nikotinkarenz das Frühgeburtlichkeitsrisiko und in manchen Studien wird auch die Supplementierung von Omega 3 Fettsäuren mit einer Reduktion des Frühgeburtlichkeitsrisikos in Verbindung gebracht. Insgesamt würde ich Ihnen empfehlen, mit ihrer Frauenärztin/Frauenarzt individuell vor einer erneuten Schwangerschaft zu schauen, dass Sie mit möglichst optimalen Bedingungen in eine erneute Schwangerschaft gehen; z.B. alle Impfungen vollständig; Laborwerte wie Eisen und Schilddrüsenwerte gut, Medikamente/Grunderkrankungen gut eingestellt, Infektionen ausgeschlossen sind etc. Im Falle einer erneuten Schwangerschaft würde ich engmaschige Kontrollen mit frühzeitiger Prüfung bzgl. der Durchführung eines Muttermundverschlusses in einem entsprechenden Zentrum empfehlen. Alles Gute für Sie, C.Mallmann 


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