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Umgang mit dem Thema "Tod"

Thema: Umgang mit dem Thema "Tod"

Hallo Ich hatte heute einen Dialog mit meinem Sohn, der vier Jahre und drei Monate alt ist, der mich sehr nachdenklich gemacht hat. Ich muss vorweg sagen dass als er zwei Jahre alt war sein Großvater, der bei uns im Haus wohnte,an plötzlichem Herztod verstarb. Keine Vorwarnung, für uns Erwachsene traumatische Umstände (Notarzt kämpfte eine Etage unter uns halbe Stunde ums Überleben während ich versuchte meinem Sohn Normalität vorzutäuschen, was hätte ich dem Zweijährigen sagen sollen?) Das war sehr schlimm, vor Allem die Tatsache, dass der Opa plötzlich weg war.Das war sehr schwer für alle. Damals haben wir ihm dann erzählt dass der Opa in den Himmel gegangen ist. Letztes Jahr Sommer musste der Kater eingeschläfert werden. Da sagte mein Sohn dass der Opa ihn jetzt immer streicheln könne. Also das Thema Tod war leider sehr früh für ihn präsent. Heute sagte er, dass er mich liebt.Ich antwortete dass ich ihn auch sehr liebe und sehr froh bin, dass es ihn gibt. Darauf antwortete er dass er lieber nicht leben würde. Das hat mich schon geschockt. Auf meine Nachfrage sagte er, dass jeder der lebt auch sterben muss. Und er will nicht sterben. Tja. Ich erzählte ihm dass jeder wenn er alt ist gehen muss, Wir wissen nicht genau wohin. Aber das Baby im Bauch wisse das ja auch nicht und wolle vielleicht lieber im Bauch bleiben, weil es ja nicht weiß, was außerhalb des Bauches ist. Und so wäre das auch mit dem Sterben. Woraufhin er laut anfing zu singen, also komplett abblockte. Oh Mann. Er ist meine Meinung nach zu jung. Ich mache mir Gedanken. Ich habe selber Probleme mit dem Thema. Habe jetzt das Gefühl, dass ich total blöd reagiert habe, weiß aber selber nicht,wie mit dem Thema umzugehen ist...... Das ist eigentlich ein Thema für ältere Kinder. Ich mache mir da richtig Gedanken..... Zuerst erzähle ich vom Himmel, was ja auch sehr abstrakt ist, dann erzähle ich von Babys im Bauch und dass alles, was wir nicht wissen, erst einmal erschreckend ist. Mann, er ist vier. Ich könnte mich ohrfeigen! Und ehrlich gesagt :ich habe auch Angst vor dem Tod. Wie geht ihr mit diesem Thema um? Ich bitte um Tipps! Danke!

Mitglied inaktiv - 16.04.2016, 23:37



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Hi Joplin, Nur kurz, weil es schon so spät ist: Ich finde das hast du wunderbar gemacht, Sehr liebevoll und kindgerecht. Alles andere als ein Grund "dich ohrfeigen zu wollen". Das dein Sohn zum singen angefangen hat, ist ein gutes Zeichen und alles andere als ein "von Mamas Aussagen verstörtes Abblocken". Ich finde du kannst stolz auf dich sein, dass du so toll und voralkem kindgerecht schlagfertig geantwortet hast, echt super wie ich finde. :) Gute Nacht :)

von EarlyBird am 16.04.2016, 23:55



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Du hast PN.

von stjerne am 17.04.2016, 07:55



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Das ist suess! Erinnert mich an die Pippi Langstrump, die unbedingt in die Schule wollte - weil sie auch wie Annika und Tommy Ferien haben wollte! Ob er das mit deinem Opa als traumatisch noch in Erinnerung hat, ist sehr unwahrscheinlich. Bis etwa 4 bleibt sowa kaum zurueck. Das liegt daran, dass Kinder dann nichts mehr lernen wuerden, gehen, neugierig sein, etc., daher koennen sie Ursache und Wirkung noch nicht miteinander in Verbindung bringen sowie traumatische Erlebnisse ganz anders verarbeiten. Ich weiss das u.a. weil mein Sohn mit 2 3/4 einen Autounfall auf der Strasse mit schwerer Verletzung und Folgeoperationen hatte. Was er fragt, wuerde ich so einfach wie moeglich und so wahrheitsgerecht wie moeglich beantworten, wenn er seine Fragen beantwortet findet, geht er eh singen, wie du gemerkt hast. Meine Kinder 4 und 7 fragen oft was ueber Sterben und Tod, und ihre Fragen zeigen mir, dass sie sich trotz allem sehr wenig darunter vorstellen koennen, schon gar nichts endgueltiges. lg niki

von niccolleen am 17.04.2016, 16:05



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Warum sollte das Thema eher Tod für ältere Kinder sein? Dieses "Woher komme ich und wohin gehe ich" kommt doch spätestens im Kindergarten. Wenn in der eigenen Familie noch niemand gestorben ist, dann jemand aus der Familie eines anderen Kindes. Und dann wird darüber gesprochen. Ich habe meinem Kind damals, als es fragte, die Wahrheit gesagt. Ja, jedes Lebewesen wird mal sterben, alt oder jung, dass wird sich zeigen. Und darum soll man jeden Tag nutzen und jeden Tag etwas Schönes erleben.

von Carmar am 17.04.2016, 18:38



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als unser eomakatze gestorben ist war die lütte 2,5. und es hat si eziemlcih mitgenommen. für sie war es ein trost das wir daran glauben das sie irgendwann in neuer gestalt zurück auf die erde darf (sie glaubt als hund und wartet regelrecht darauf das wir den "kikahund" endlcih bei uns aufnehmen können) aber das war das einzige das sie trösten konnte und ich find edie vorstellung auch sehr gut- sie mcht den tod weniger endgültig

von LadyFLo am 17.04.2016, 22:04



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Hallo, da gibt es kein Patentrezept. Ich finde es gut dass du deinen Sohn ernst genommen hast und finde deine Antwort ehrlich gesagt auch ziemlich gut. Denn er hat ein schönes Leben und hätte viel verpasst wäre er im Bauch geblieben (ihm dürfte nicht klar sein, dass er da keine Wahl hatte ;-)). Du kannst auch sagen dass es normal ist vor dem Unbekannten Angst zu haben und dass das ok ist. Meine Tochter wurde auch früh mit dem Thema konfrontiert. Ihre über alles geliebt Uroma (meine Oma) bekam vergangenen Winter die Diagnose Krebs und starb vier Monate später. Bevor wir mit dem Morphium begannen haben wir sie oft besucht. Nachdem sie schlief (vom Morphium) durfte sich unsre Tochter bei ihr am Bett verabschieden. Sie erfasste sofort die Stimmung im Raum, wurde ganz ruhig und streichelte ihrer Uroma zärtlich über die Hand und sagte ihr dass sie sie lieb hat (da war sie 1 3/4). Als es einige Tage später so weit war und ihre Uroma aufgebahrt wurde, durfte sie sich am Sarg endgültig verabschieden. Ich sagte ihr dass die Uroma gestorben ist und in den Himmel geht, dass sie auf sie aufpasst aber nicht mehr zu uns kommen kann dass wir sie sehen können. Das ist nun ein Jahr her und meine Tochter sagt mir das noch immer wenn wir am Altenheim vorbei kommen oder sie ein Foto von der Uroma sieht. Ich finde es wichtig Kinder zu dem Thema sehr ernst zu nehmen. Sie spüren es wenn du es nicht tust und sie spüren auch deine Stimmung. Es gehört zum Leben dazu und es wird auch immer schwer blieben darüber zu sprechen weil wir nicht alle Antworten kennen. Aber auch das dürfen wir sagen. Was du nicht sagen solltest sind Dinge wie “er schläft“ “er war krank“ “er war müde/erschöpft“ “Gott hat ihn zu sich geholt weil er so ein toller Mensch war“ denn ein Kind interpretiert nicht. Ein Kind kann durch solche Aussagen Ängste entwickeln wie z. B. dass Mama stirbt wenn sie Schnupfen hat (denn Mama ist krank), Angst vor dem einschlafen denn vll wacht man nicht mehr auf? Und so weiter. Ein bisschen Feingefühl ist notwendig, aber von deiner Schilderung her begegnest du deinen Sohn da auf Augenhöhe und das Thema wird sicher wieder in den Hintergrund geraten. Vll war im Kindergarten ein Todesfall? Kopf hoch, das wird schon!

von Pünktchensmama am 17.04.2016, 23:07



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Nein, aktuell war kein Todesfall. Seltsamerweise reflektiert er zur Zeit sehr stark über den Tod Seines Opas, der immerhin zwei Jahre zurück liegt. Neulich sagte er er sei bestimmt Schuld daran, denn er hat einmal dem Opa den Pudding weg gegessen Da habe ich natürlich auch mit ihm geredet.... Ich denke bei diesem Thema muss man wirklich aufpassen, dass man nicht noch irgendwie Ängste beim Kind aufbaut. Dann, wie kommt er dazu an einen vor zwei Jahren gegessenen Pudding zu denken und da einen Zusammenhang zu sehen? Da war er zwei. Das macht mich schon nachdenklich. Aber es ist so und er ist ein Kind, das sehr viel nachdenkt. Wahrscheinlich sind das auch alles ganz normale Themen für ein Kind. Sie gehören dazu. Nur wir Erwachsenrn machen da manchmal ein großes Ding draus, weil wir das Thema am liebsten verdrängen würden. Das geht aber nicht.

Mitglied inaktiv - 18.04.2016, 07:28



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ich finde mit dem Tod sollte man so natürlich wie möglich umgehen. Je mehr man dieses Tabuthema bricht umso leichter wird es für die Kinder und umso weniger Angst haben sie vor dem Tod. Auch würde ich es nicht überbewerten, dass dein Kind lieber nicht am Leben sein möchte. das resultiert aus der Angst vor dem Tod eben. Ich weiß ja nicht, wie du auf den Himmel gekommen bist, aber es liest sich nicht so, als ob du selbst vom Himmel überzeugt bist. du musst eben authentisch sein, wenn du nicht an den Himmel glaubst, wie soll es dann dein Sohn? und das wiederum macht ihn unsicher Viele Grüße

von wir6 am 18.04.2016, 11:40



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Was bedeutet denn Himmel? Mein Neffe sagte damals, nachdem seine Uroma starb, wir sollten uns einfach einen Hubschrauber kaufen und die Oma holen gehen. Klar, ich habe "Himmel" gesagt. Aber irgendwie bin ich damit gar nicht so froh. Ich glaube, dass es nach dem Tod weitergeht. Aber wie und wo? Wenn wir das wüssten! Aber unser Schicksal ist, dass wir diese Ungewissheit haben. Das hat sicher einen guten Grund. Für mich kommt da dann Gott ins Spiel, Atheisten finden eine andere Erklärung Aber wie versteht das ein Kind? Wahrscheinlich nicht über den Verstand.

Mitglied inaktiv - 18.04.2016, 18:21



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Das, was Du selbst glaubst, solltest Du Deinem Sohn vermitteln, dann bist Du ehrlich und authentisch.

von stjerne am 18.04.2016, 19:14



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Aus eigener Erfahrung (hatten leider auch Todesfälle in der Familie) kann ich dir sagen : das Thema bleibt... weil es so schlimm war und sicher immernoch ist. Bei meiner inzwischen 5 jährigen die sehr auf dieses Thema fixiert war, habe ich hilfe gesucht bei einer Gruppe für Eltern und Kinder zur trauerbewältigung. Dort wurde sensibel über das Thema gesprochen und auch etwas analysiert warum die kleine das thema tot so spannend findet oder ob sie trauert?! Es war dann doch eher: ixh weiß das mama papa und alle mich bei dem Thema besonders beachten...!!!! Wir sollten dann nicht weiter darauf eingehen wenn fragen dazu kamen da sie eh die Antworten kannte... es reichte ein iebevolles: das weißt du doch schatz.... und das bohren und auf sich beziehen ließ sehr schnell nach :) Jedoch muss man dazu echt wissen: trauert dein kind?!? Oder ist es eher eine Neugierde oder gar etwas um Aufmerksamkeit zu erhaschen?! Ich rate dir einen Termin (bei uns war es kirchlich) zur trauerbewältigung zu machen, damit diese mal genau schauen können was da so im köpfchen vorgeht. Alles liebe

Mitglied inaktiv - 19.04.2016, 19:04



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Ich finde, Du hast sensibel und authentisch reagiert und Deinem Kind die in dieser Situation bestmögliche Antwort gegeben. Toll ist der Vegleich mit dem Baby im Bauch! Tod ist ein Teil des Lebens, und Kinder beschäftigen sich damit, weil sie ihn eben erleben. Es gibt dafür kein "zu früh". Trennen würde ich Deine eigenen Gefühle damit bzw. deutlich machen, wo Du auch nicht weißt oder unsicher bist. Ich glaube, unsere Kinder können sehr gut damit umgehen, wenn wir auch mal sagen, dass wir bestimmte Dinge nicht wissen, es aber verschiedene Ideen gibt und man einfach schauen muss, was man selbst für wahrscheinlich hält. Kinder können oft viel pragmatischer mit dem Tod umgehen als wir. Wir haben hier auch die Vorstellung, dass die Seele in den Mamabauch krabbelt, dann wächst, wieder als Baby rauskrabbelt und ihr Leben als Mensch lebt. Wenn der Mensch stirbt, kann die Seele zurück an den Ort, von dem sie gekommen ist und wo alle anderen Seelen auch sind. Und dann kann sie sich entscheiden, ob sie in einen anderen Mamabauch krabbeln möchte, noch ein bisschen "von oben" schauen, was die Menschen, die sie liebte, so weiter machen oder ob sie auch ins Licht gehen möchte, was heißt, dass sie nicht mehr leben will, sondern Teil von allem sein. Meine Tochter findet das überzeugend. Ich habe ihr auch gesagt, dass niemand das so genau weiß und welche anderen Vorstellungen es noch gibt. Sie fand das Thema interessant und spricht es immer mal an. Meine Nichte hat das auch in dem Alter (zwischen 3 und 5) gemacht. Es scheint altersgemäß zu sein. Versuche, Deine eigenen Ängste ihm nicht ins Herz zu legen und schau, ob es wirklich ein Problem für ihn ist oder ob die Probleme damit eher Deine sind. Da zu trennen finde ich schon wichtig.

Mitglied inaktiv - 21.04.2016, 14:36



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Ich finde auch, du hast das prima gemacht! Früher war es völlig normal, dass alte Menschen mit im Haus waren und eben auch starben. Heute haben wir das Thema eher ausgelagert und der Umgang damit ist viel "unnatürlicher" geworden. Ich arbeite in der Sterbe- und Trauerbegleitung und stand beim Tod unserer Wellensittiche trotzdem doof da, als mein damals Dreijähriger fragte ;) Falls du das Thema ein bisschen mit ihm angehen willst, es scheint ihn ja zu beschäftigen, es gibt tolle Kinderbücher zu dem Thema! Mein liebstes ist "Ente, Tod und Tulpe". Das ist toll und nähert sich dem Tod als Teil des Lebens. Das finde ich vor allem ohne konkreten Todesfall sehr passend. "Leb wohl, lieber Dachs" ist auch schön, da geht es um Sterben und Abschied, also quasi am konkreten Beispiel. Vielleicht kannst du damit ja was anfangen :)

von Tinchenbinchen am 27.04.2016, 21:28