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Rat erwünscht: was ist bloß mit meinem Großen los?

Thema: Rat erwünscht: was ist bloß mit meinem Großen los?

Hallo, vielleicht habt ihr ja einen Rat für mich. Mein Ältester ist 8 1/2, ein guter Schüler, klug, kreativ und verantwortungsbewusst. Zur Zeit (also bestimmt schon seit 2-3 Monaten) flippt er allerdings ziemlich oft aus - und ich weiß nicht mehr, wie ich darauf reagieren soll. Er kriegt Wutanfälle wie ein zweijähriger wegen Sachen wie - er möchte ein Foto machen und jemand steht ihm im Weg - die Kerzen am Weihnachtsbaum wurden vor der Kirche angezündet (anstatt wie bisher danach) - wir haben den Tannenbaum ohne ihn "abgeschmückt", (er war auf einem Kindergeburtstag war am Tag vor der Abholung) - ich habe seine olle Zahnbürste gegen eine neue ausgetauscht (das habe ich bisher immer so gemacht ohne dass er ein Problem damit hatt) - wir haben zwei alte Wäschetonnen zum Recyclinghof gebracht, ohne ihm Bescheid zu geben (wieso auch???) - er darf vor der Schule kein Nintendo spielen und abends nach dem Schlafengehen auch nicht (er findet, dass wir ihn mit diesem Regeln total tyrannisieren) Er hört auch nicht auf, wenn der erste Wutanfall mit Schreien und Toben vorbei ist (je nach Lage der Dinge wird er in sein Zimmer geschickt oder eine Runde um den Block zum Abreagieren) - er reitet noch tagelang weiter auf den Themen herum und regt sich immer wieder neu darüber auf. Er versaut allen den Tag damit. Ich setze ihn gern in Kenntnis, wenn es um etwas geht, was ihn betrifft, er darf auch seine Meinung sagen und bei Dingen, die ihn betreffen, durfte er auch immer mit entscheiden (also welche Klamotten er trägt, was er essen möchte, was er von seinem alten Spielzeug ausrangieren bzw. behalten möchte etc.). Aber ganz bestimmt bin ich ihm keine Rechenschaft schuldig, wenn ich was von meinen Sachen wegschmeiße, und ich lasse mich schon gar nicht von ihm tyrannisieren. Anfangs bin ich noch einigermaßen ruhig geblieben, habe ihn aus der Situation rausgenommen, später versucht, rauszufinden, warum er so überreagiert - aber ohne Erfolg. Ich habe ihm auch schon in Ruhe erklärt, dass, damit das Familienleben funktioniert, alle sich an Regeln halten müssen, und dass es Dinge gibt, die nunmal wir Erwachsenen bestimmen müssen, weil wir auch dafür verantwortlich sind. Inzwischen verliere ich bei solchen Szenen, die sich mindestens ein Mal pro Woche abspielen und dann tagelanges Stänkern nach sich ziehen auch schon mal die Fassung und heute habe ich ihn angebrüllt. Das war natürlich auch keine pädagogische Meisterleistung, aber ich bin echt total ratlos, warum wir das nicht in den Griff kriegen. Er hat noch einen jüngeren Bruder (fast 7), mit dem er sich gut versteht auch wenn sie öfter mal streiten und eine kleine Schwester (2 1/2), die ihn anhimmelt und zu der er superlieb ist. Und einen Vater, der zwar beruflich sehr eingespannt ist, aber wenn er da ist auch viel mit ihm macht (handwerken, Skifahren etc.), der auch erziehungmäßig mit mir auf einer Linie ist. Es gab in den letzten Monaten meines Wissens nichts, was ihn irgendwie aus der Bahn geworfen haben könnte (also kein Wechsel der Lebensumstände oder so), er ist in der dritten Klasse, also auch noch kein Übertritts-Stress unter den Kindern (er hat eh keine Probleme mit dem Schulstoff), er hat 2 Nachmittage und die Wochenenden komplett frei zum Spielen bzw. machen, was ihm gerade Spaß macht. Also wer hat eine Idee, was mit ihm los sein könnte - oder wer kann mir einen Tip geben, wie wir wieder friedlich zusammenleben können? Danke im Voraus, Anna

Mitglied inaktiv - 24.02.2010, 13:00



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Leider habe ich keinen direkten Rat aber weitere Fragen, die dir vielleicht helfen können, Antworten zu finden: - Hat er diese Anfälle nur mit dir oder auch bei anderen? - Was sagen die KL und Erzieher zu seinem Verhalten? - Du schreibst, dass dein Mann / sein Vater Zeit mit ihm verbringt und sich für ihn engagiert, soweit es ihm möglich ist. Was ist mit dir? Hast du auch genügend Zeit, neben Haus/Hof/Geschwister etc.? - Wie läuft es bei ihm Freundschaftsmäßig? Meine Tochter hatte auch solche Anfälle, als sie sich tyranisieren lies. Das Mädchen in dem Fall hat ihr lange nichts gutes getan und es dauerte eine Zeit bis sie sich lösen konnte. Heute ist sie wieder die Alte, Brave, Liebevolle Tochter und vor allem ist sie wieder sehr entspannt! Gott sei Dank. Alles Gute.

Mitglied inaktiv - 24.02.2010, 13:23



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Hallo, und danke für Deine Antwort. Er hat diese Wutanfälle vorwiegend zu Hause, sowohl bei mir als auch bei meinem Mann, und auch schon mal bei den Großeltern - in der Schule ist er meines Wissens unauffällig und verhält sich sehr vernünftig. Ich habe natürlich nicht super viel Zeit für jedes Kind einzeln, aber ich versuche es, bin Zu Hause und daher einigermaßen flexibel; und speziell er hat öfter mal die Chance abends noch ein halbes Stündchen extra zu kriegen, wenn die Kleinen schon schlafen. Und ich (oder am Wochenende auch mal wir) mache auch öfter was mit allen Kindern, z.B. schwimmen gehen, oder mal mit beiden Jungs Karten spielen. Er hat also zumindest nicht weniger Exklusivzeit als sein Bruder - die Kleine ist natürlich vormittags noch zu Hause, aber da muss ich ja auch den Haushalt machen. Und es ist tatsächlich auch so, dass ich jetzt denke, ich will sein tyrannisches Verhalten nicht auch noch damit belohnen, dass ich extra was mit ihm mache und die anderen außen vor lasse. Das hatten wir übrigens zufällig grad letzte Woche, da hatte er ein aufweniges Schul-Bastel-Projekt, und er hatte Angst nicht fertig zu werden - da habe ich ihm Tips gegeben, Material besorgt etc. nur für ihn. Die andern zwei haben auch nicht dazwischen gefunkt. Das Ende vom Lied war, dass er mich total angemacht hat, als ER mal ein einziges Teil (von insgesamt 13 Teilen) schief angeklebt hatte. Obwohl das Objekt toll geworden ist und er auch von mir und allen anderen dafür gelobt wurde. Er ist allerdings neulich mit einem ehemaligen Freund aneinandergeraten und der hat ihn gebissen - sie sehen sich aber seit längerer Zeit nur noch selten und nur in den Schulpausen, und er hat sich nach dem Biss relativ schnell "berappelt" und der Typ war ihm angeblich dann auch schnuppe, so dass ich (nach Rücksprache mit ihm) nichts weiter unternommen habe außer einer aufgebrachten Mail an den Direktor, die schon raus war - vielleicht sollte ich da mal nachforschen, ob er deswegen unter Druck ist. Vielleicht geht das mit der auseinanderbröselnden Freundschaft ja schon länger und der Biss letzten Monat war nur "der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat". Danke jedenfalls für Deine Anregungen. Bei den eigenen Kindern ist man ja meistens irgendwie besonders "betriebsblind". Vlg, Anna

Mitglied inaktiv - 24.02.2010, 13:43



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Schon mal gemerkt, das er immer auszuklingen scheint, wenn Veränderungen auf dem Plan stehen? Klingrt zwar doof, aber vielleicht sind das einfach die Vorwehen der Pubertät. Da sind alle Veränderungen angsteinflössend, da sich das Eigene selbst ändert, man aber nicht weiß warum oder wo es hingeht. Vielleicht will er auch nur mitenscheiden? Setz dich doch einfach mal mit ihm hin und laß ihn reden. Gib ihm Zeit und Vertrauen. Vielleicht auch eigene wichtige Aufgaben/Freiräume. Er wird eben langsam erwachsen!! Liebe Grüße,G.

Mitglied inaktiv - 24.02.2010, 13:26



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Hallo, ich könnte mir auch vorstellen, dass es sich um eine vorpubertäre Phase handelt. Mein Sohn wird 11 und hat auch solche "Trotzanfälle". Allerdings beruhigt er sich immer relativ schnell un entschuldigt sich dann auch bei mir. Nachtragend ist er auch nicht! Ich kann dich verstehen. Mir sind auch schon die Nerven durchgegangen und ich habe ihn angeschrien. Wir sind halt auch nur Menschen! LG Layama

Mitglied inaktiv - 24.02.2010, 14:05



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Ich kann es eigentlich nur kurz und knapp sagen: Du machst es vollkommen richtig. Du sagst ihm, dass es Dinge gibt, über die er nicht entscheiden darf und dass Erwachsene auch Dinge tun dürfen, die er nicht "bewilligt". Bei solchen Themen würde ich mich gar nicht auf Diskussionen einlassen und Wutanfälle ignorieren. Wenn er dann nämlich Aufmerksamkeit bekommt, hat er was er will. Nein, ich bin absolut kein Fan von streng autoritärer Erziehung. Aber es gibt nun mal gewisse Dinge, wo Erwachsene Erwachsene sein möchten, sollten und dürfen. Solange die Entscheidungen, die ihr alleine trefft und solche, die er mit entscheiden darf, in der Waage bleiben, finde ich ein wenig Hartnäckigkeit eurerseits völlig ok. Ich denke, dass er im Moment einfach eine Phase hat, die wieder vorübergeht. Viel Erfolg weiterhin!

Mitglied inaktiv - 26.02.2010, 18:47



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leider ist es normal und viele Kinder haben in dem Moment ein Problem wenn veränderungen anstehen. Ich denke auch in der Schule wird umgestellt was das Lernen betrifft weil ja die 4. Klasse näherrückt. Ansonsten kann ich Dir wirklich nur empfehlen: Such dir einen guten Heilpraktiker/Heilpraktikerin die auch Kinder behandelt und lass ihn mal austesten im Bezug auf Bachblüten. Meine Jungs wurden erst gestern wieder getestet und ich war erstaunt was dabei rauskam - und wenn sie gut darauf ansprechen wirst Du innerhalb weniger Tage eine Veränderung bemerken die nur gut tut. Ansonsten musst Du Dir nur sagen: Er benimmt sich außerhalb der eigenen 4 Wände sozial und verständig dann habe ich alles richtig gemacht - und so ist es auch. Zu Hause müssen sie probieren was passiert wenn ich mich so und so verhalte und können das erlernte dann nach außen tragen. Es ist immer besser einen sogenannten Hausteufel und Gassenengel zu haben als anderstrum - denn das sind dann die kinder wo die Eltern immer meinen das kann nicht sein er ist doch zu Hause immer so lieb. Also Kopf hoch - und wirklich fest bleiben bei Deinen Grundsätzen - auch wenn Du es jetzt nicht bemerkst spätestens wenn die Pubertät droht dann sieht man doch etwas die Grenzen die man gesetzt hat und es wird nicht ganz so heftig. Gruß Birgit

Mitglied inaktiv - 27.02.2010, 14:31



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Hallo Anna, Dein Großer hat offenbar einfach eine besonders dünnhäutige Phase. Ich finde, Du könntest vielleicht versuchen, Dich etwas mehr in ihn hineinzuversetzen. Wenn er momentan Angst hat, etwas zu verpassen, dann mach' Deine Pläne (Zahnbürsten-Austausch, Änderung des Weihnachtsrituals etc.) doch für ihn transparenter, damit er nicht hinterher so davon überrascht wird. Momentan braucht er offenbar viel Planungssicherheit und fühlt sich in solchen Situationen übergangen. Ob dies objektiv so ist oder nicht, ist dabei nicht so wichtig, es FÜHLT sich jedenfalls für ihn so an. Deshalb glaube ich auch nicht, dass Predigten über "Regeln" oder Auszeiten etc. hier im Augenblick viel helfen. Im Gegenteil, er fühlt sich so noch unverstandener und das macht frustriert und wütend. Wenn die Seele mal empfindlich ist und Purzelbäume schlägt, helfen keine Konsequenzen oder lange Erklärungen. Mit 8 ist er ja auch alt genug, dass Du ihn einfach mal abends auf der Bettkante fragen kannst, ob er sich im Augenblick wohlfühlt in Eurer Familie. Und ob er sich etwas vielleicht anders wünscht als es momentan läuft. Du kannst auch sagen, Du hättest den Eindruck, er sei momentan über etwas nicht ganz glücklich, weil er oft so wütend werde. Wenn Du ihn das regelmäßig (nicht zu inquisitiv) fragst, wird irgendwann auch etwas kommen. Ich frage das meine Kinder auch immer mal wieder. Oft kommt anfangs nur ein: "Nö, es ist alles klar!", irgendwann aber lassen sie doch mal was raus. Und man wundert sich als Mutter dann manchmal sehr, weil dies thematisch nicht selten aus einer Ecke kommt, aus der man es gar nicht erwartet hätte. Wenn Dein Sohn dann etwas sagt, darfst Du das nicht sofort bewerten, abtun, ihm auszureden versuchen oder gar wegwischen. Sondern geh darauf ein, frage, was man denn da ändern könnte, lass ihn Vorschläge machen und überlege mit ihm zusammen. Er wird sich gesehen, ernst genommen und in seinen Empfindungen verstanden fühlen - und das ist die beste Voraussetzung, um wieder zufrieden zu werden. Auch seine Gereiztheit wird sich dann bestimmt wieder bessern. LG Mimi

Mitglied inaktiv - 27.02.2010, 15:34



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... Anregungen und vor allem für Euren Zuspruch. Irgendwie habe ich letzte Woche nur noch meinen Frust gesehen, nicht so sehr den meines Sohnes. Ich weiß zwar immer noch nicht, warum er zur Zeit so leicht ausflippt - aber vielleicht muss ich das auch nicht. Ich glaube, er weiß es selber nicht so recht. In den letzten Tagen habe ich mir bewusst wieder für jedes Kind einzeln Zeit genommen, also auch für ihn. Dabei habe ich zwar keine großen neuen Erkenntnisse gewonnen, warum mein Großer zur Zeit so unzufrieden ist - aber festgestellt, dass er, wenn ich nur mit ihm unterwegs bin, eigentlich ganz friedlich ist. Wahrscheinlich bin ich auch geduldiger, wenn ich nicht dauernd schauen muss, ob die Kleine ausbüxt, die Jungs keinen Unsinn machen, Streit schlichten etc. Am Wochenende geht das natürlich besser, weil mein Mann dann die jeweils anderen beiden Kinder "übernehmen" kann. Ich hoffe, dass ich das jetzt unter der Woche auch weiter so hinkriege. Mal sehen, ob das die Lage etwas entspannt. Bin weiter offen für Tips und wenn es irgendwann eine "Auflösung" geben sollte (ach, DAS war es, was ihm auf der Seele lag ...), dann werde ich natürlich berichten. Vlg, Anna

Mitglied inaktiv - 01.03.2010, 14:00