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Lügen bei 6,5 jährigem

Thema: Lügen bei 6,5 jährigem

Hallo, heute bitte ich mal um Ratschläge denn irgendwie fällt mir gerade nichts mehr ein. Unser großer Sohn 6,5 Jahre neigt schon immer gern mal zu Übertreibungen aller Art. In letzter Zeit ist es aber schon so das er richtiggehend lügt und auch so lügt, dass anderen dadurch Nachteile entstehen. Frisches Beispiel heute morgen : Beide Kinder saßen am Frühstückstisch und mir ist eingefallen das ich vergessen habe den Mülleimer raus zu stellen, da heute Müllabfuhr ist. Als ich wieder ins Haus kam lag auf dem Boden eine Müslischale und deren gesamter Inhalt. Beide Kinder ( 3 und 6 ) standen da und erklärten mir die Situation während ich auf dem Boden wischte. Kind 1 : ( 6 jahre) sagte sein Bruder hätte mit dem Löffel auf sein Müsli gehauen und dann wäre die Schale erst auf dessen Stuhl und dann zu Boden gegangen. Kind 2 : ( 3 Jahre) sagte sein Bruder hätte mit dessen Plüschelefanten über den Tisch "gefahren" und somit die Müslischale zu Fall gebracht. Ich habe kein großes Aufhebens darum gemacht und mache dies in der Regel auch nicht wenn etwas herunterfällt, er hat also nichts zu befürchten außer einer motzenden und wischenden Mutter *g*. Fakt ist nach langem hin und her gab der Große zu er hätte tatsächlich den Elefanten über den Tisch gezogen. So, mir ist schon klar das dies keine große Geschichte ist, trotzdem hat er mir richtiggehend ins Gesicht gelogen und das Ganze auch noch auf seinen Bruder geschoben. Die gesamte Wahrheitsfindung hat bestimmt 15 min. gedauert. Er hat es dennoch nicht wirklich freiwillig herausgerückt. Wir hatten so etwas nun schon öfters. Situationen in denen er seinem Bruder weh tat usw. und hinterher die größten Geschichte auftischte wie dies wann und wo zustande kam und hinterher war es ganz einfach. Er hat ihn gepiesackt. Ich würde mich gerne über Erfahrungen austauschen und vor allem wie ich dem begegnen sollte. Es wäre übrigens super wenn ich keine himmelschreienden Interpretationen über unser Familienleben bekommen könnte denn ich denke mal bei uns ist soweit alles i.O. Mir geht es darum wie ich dem Ganzen begegne als Mutter und zu guter Letzt ihm vielleicht das Lügen abgewöhnen könnte. Vielen Dank im voraus Fleeti

von Fleeti am 17.03.2011, 09:25



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Hallo, in eurer Situation hätte ich gefragt, was passiert ist, der "Schuldige" hätte das wieder aufräumen/wegwischen müssen (natürlich mit Hilfe, besonders beim Kleinen). Wenn keiner die Schuld auf sich nimmt, hätten es bei mir beide gemeinsam wegmachen müssen, ich hätte das vielleicht in der Art kommentiert: "Na, wenn ihr euch nicht einig seid, wer es war, dann seid ihr wohl beide daran beteiligt gewesen." Zumindest würde ich nicht nachbohren, bis ich den Schuldigen endlich gefunden habe, das führt nur dazu, dass das "entlarvte" Kind sich ziemlich mies fühlt. Und so dramatisch ist so was ja auch nicht. Vielleicht hat dein Sohn sich einfach geschämt, weil er das Ergebnis der Situation ja sicher nicht gewollt hat und damit überfordert war. Deshalb hat er sich eine "Notlüge" einfallen lassen, die plausibler klingt, kleinen Kindern passiert so ein Missgeschick ja schon mal eher. Natürlich ist lügen nicht schön und sollte in ernsteren Situationen nicht einfach hingenommen werden. Man könnte z.B. auch so reagieren: "Ich glaube, dass einer von euch nicht ehrlich ist. Ihr könnt mir ruhig sagen, wie es wirklich passiert ist." Mein Sohn gibt auch ungern zu, wenn er was verbockt hat. Bleibe ich gelassen und halte mich mit Schuldzuweisungen, Motzen, Wertung der Situation etc. zurück, gebe ich ihm die Chance, später zu mir zu kommen und seine Schuld einzugestehen, ohne dabei sein Gesicht zu verlieren. Bekommt er dann noch ein Lob von mir, dass ich es sehr toll finde, dass er das zugegeben hat, lernt er fürs nächste Mal, dass es sich sogar gut anfühlen kann, Fehler zuzugeben. LG, Anja

von ansaluli am 17.03.2011, 11:19



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Hallo, bei uns das gleich in grün. Ungefähr gleiches Alter ( Großer wird nächste Woche 7 / Kleiner 3 1/2). Nur kann sich der Kleine noch nicht so artikulieren. Aber grad bei Dingen, wo der Große Sachen anstellt, bei denen er weiß, das sie nicht so doll sind, werden sie gern dem Kleinen in die Schuhe geschoben. In der Art von "Ich bin ja schon groß und weiß eigentlich das man das so nicht mehr macht - also muss der Kleine das ausbaden". Wahrscheinlich hätte ich in deinem Fall wie Ansuli reagiert, aber für mehr Tipps wär ich auch dankbar Gruß coryta

von coryta am 17.03.2011, 11:58



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und seine Klassenlehrerin meinte, das sei völlig normal, er wäre jetzt in der Lage gezielt zu Lügen um sich besser dastehen zu lassen und das würden (vor allem Jungs) in dem Alter dann auch tun. Bei uns ist es so, dass ich mittlerweile nur frage, ist das die Wahrheit oder hast du vergessen mir zu sagen, dass du mir eine Geschichte erzählst. Damit wird es jetzt besser, da er (manchmal) schon freiwillig sagt, dass war nur eine Geschichte. LG UTe

von lemat am 17.03.2011, 12:42



Antwort auf Beitrag von Fleeti

Ich versuche in solchen Situationen immer herauszufinden, was passiert ist, und nicht WER irgendetwas angestellt hat und ich sage das auch ganz deutlich. Wenn sie sich z.B. bei einem Streit gegenseitig beschuldigen, angefangen zu haben, sage ich: "das interessiert mich nicht, ich will nicht wissen, wer Schuld ist, ich will wissen, was vorgefallen ist". Und wenn die Kinder dann merken, 1. Mama schimpft nicht wüst durch die Gegend, 2. Sie will wirklich wissen, was los ist, 3. es wird niemals der Schuldige gesucht, dann geben sie meist (?) alles zu. Natürlich hat das dann auch Konsequenzen für den "Täter", z.B. ernsthaft ins Gewissen reden oder auch, wenn's schlimm war, Verbote. Aber auf jeden Fall sind die Konsequenzen vieeeel moderater, als wenn sie ihre Fehler nicht zugeben. Und ich beziehe immer beide mit ein, und nehm sie auch beid in den Arm, wenn die Sache geklärt ist.

von zweimam am 17.03.2011, 14:39



Antwort auf Beitrag von Fleeti

§ 1 Wenn es Geschwisterkinder gibt war es immer der andere. Und mal ehrlich... welches Kind erzählt sofort, was wirklich war. Sue versuchen sich rauszureden und denken sich was aus. Klar schlägt sie dafür keiner aber sie wissen doch, daß Mama sich nicht drüber freuen wird.

von mf4 am 18.03.2011, 16:59



Antwort auf Beitrag von Fleeti

weiss nicht ob dir das hilft hab letztens dazu gelesen, das Kinder nun lernen sich an Notlügen zu bedienen. Auch stand da das wir Erwachsenen es ähnlich händeln und öfter Lügen als uns bewusst ist. Also nimm es nicht so streng wenn er sich öfter mal seine Realität gerade biegt. Auch wenn du nicht geschimpft hättest wollte er vielleicht nicht zugeben das es durch sein rumgehampel passiert ist. Denke man sollte ihm schon sagen das er schon zu den Dingen die ihm passieren stehen sollte

von D.G.31 am 19.03.2011, 16:02



Antwort auf Beitrag von Fleeti

Hallo, in solchen Situationen würde ich überlegen, warum er wohl die Wahrheit so verdreht. Hat er besonders Angst vor den Konsequenzen (überzogene Angst), vielleicht fürchtet er die "meckernde wischende Mutter" (nett gesagt) oder sie tut ihm leid und er will nicht Schuld am Unglück sein. Vielleicht ist er einfach besonders sensibel. Ich würde das nicht à conto Lüge buchen, sondern vielmehr unter "Schutzbehauptung". Ich würde das nicht überbewerten, ich glaube, das beste ist einfach, wenn ihr solche Situation ganz ruhig analysiert und ihm auch zeigt, dass allen mal ein Missgeschick passiert und dass man dazu steht. (Manche können das ein Leben lang nicht, was das Arbeiten mit ihnen zur Tortur werden lässt). Grüße Tina

von Tinai am 19.03.2011, 22:25



Antwort auf Beitrag von Fleeti

Hallo, sogar vielen Erwachsenen fällt es ja noch unheimlich schwer, die Verantwortung für ihre Handlungen zu übernehmen. Da sind dann auch schnell der böse Chef, die Kollegen, die Umstände, die anderen Autofahrer etc. Schuld. Es gehört also schon viel Reife dazu, zugeben zu können, dass man selbst etwas verbockt hat. Soviel Reife haben Sechsjährige meist erst recht noch nicht. Ich glaube, fast jedes Kind in diesem Alter sucht Ausflüchte oder versucht, Geschwistern etwas in die Schuhe zu schieben, wenn es etwas ausgefressen hat - das ist ganz normal. Natürlich hängt es auch von der Art des mütterlichen Donnerwetters ab, wenn Kinder schwindeln. Wenn bei so etwas arg geschimpft wird, fördert dies natürlich das Lügen. Ich sage meinen Kindern deshalb immer, dass ich NICHT schimpfe, wenn etwas zugegeben wird. Nur, wenn etwas nicht zugegeben wird. Meist beichten mir die Kinder daher, wenn sie etwas kaputt gemacht haben, und ich meckere dann wirklich nicht. Vielleicht kannst Du so eine Abmachung auch mit Deinem Sohn treffen - damit er keine Angst haben muss, zu etwas zu stehen, das er verbrochen hat? LG

von Hexhex am 20.03.2011, 12:43