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Frage an die Nicht-Erzieher...ernstgemeint

Thema: Frage an die Nicht-Erzieher...ernstgemeint

Ich habe mich gestern mal über das Konzept der "Nicht-Erziehung" ein wenig schlau gemacht. ich frage mich aber jetzt, wie ich dieses Konzept bei einer 8 jährigen umsetzen könnte. Sie hat durchaus gewisse vorstellungen vom leben, die ich aber absolut nicht erfüllen kann bzw will. Das sind zum Beispiel Sachen, dass sie mit ihrer 12 jährigen freundin und deren Clique zum Zelten gehen möchte (unbeaufsichtigt), dass sie unbedingt ein bestimmtes Hobby ausführen will, das mir zu teuer ist, dass sie mehr taschengeld möchte, bestimmte Markenschuhe.... Wie zum Geier ist das bei "Nicht-Erziehung" zu bewerkstelligen? ich wüßte nicht, wie ich das umsetzen soll, ohne z.B die Aufsichtspflicht zu verletzen, oder pleite zu gehen???? Lg reni

Mitglied inaktiv - 17.10.2008, 12:27



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Hallo Reni, ich bin keine reine Nichterzieherin, sondern strebe nur die "light"-Variante nach Juul an (ganz klappt es leider nicht immer), trotzdem ein Antwortversuch: Nicht-Erziehung bedeutet ja nicht, dass das Kind alles darf, was es sich wünscht. Es bedeutet nur, dass es nur dort Einschränkungen gibt, wo sie nötig sind - und wenn das Geld nicht da ist oder die Aufsichtspflicht verletzt wird, sind sie nötig - und dass man dem Kind diese Einschränkungen so nahebringt, dass man dessen Selbstwert nicht verletzt. Wenn Du ihr also nicht mehr Geld, Markenschuhe, ... geben kannst oder willst, dann tu es auch nicht. Achte aber darauf, dass Du ihr nicht überspitzt so etwas sagst wie: "Deine Wünsche sind unwichtig und kindisch. Du bist egoistisch, wenn Du das Geld haben möchtest und es Dir egal ist, dass es mir dann in der Haushaltskasse fehlt." Sondern eher so wie: "Ich sehe, dass Dir das sehr wichtig wäre. Ich kann Dir aber den Wunsch nicht erfüllen, weil ich das Geld für den Haushalt / Notfälle / ... brauche. Es tut mir leid, wenn Du deswegen traurig oder verärgert bist, aber ich werde meine Meinung nicht ändern." Du würdest also darauf achten, dass Du nur den Wunsch Deines Kindes ablehnst, am besten sogar mit Begründung, die das Kind aber nicht unbedingt auch einsehen muss. Aber Du würdest ganz klar hervorheben, dass Du deswegen Dein Kind nicht weniger schätzt. Ich finde die Analogie zur Freundschaft immer sehr schön. Wenn ein Freund sich bei Dir Geld leihen will, sagst Du ja auch nicht "Was fällt Dir denn ein? Siehst Du nicht, wie ich mich schon nach der Decke strecken muss, um selber klar zu kommen?", sondern Du begründest Dein Nein sachlich, ohne ihn anzugreifen und ohne Dich überlegen zu fühlen.

Mitglied inaktiv - 17.10.2008, 12:53



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..das mache ich sowieso schon so. Eigentlich ist sie ja auch sehr einsichtig wenn ichs ihr das mit dem Geld erkläre, sieht aber gewisse dinge eben noch mit Kinderaugen (was kann denn beim zelten schon passieren usw.) Ihr das dann trotzdem zu verbieten, weils mir zu gefährlich ist, endet dabei oft in Wut und Nicht-Einsicht. Lg reni

Mitglied inaktiv - 17.10.2008, 13:16



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Ja, ist klar, aber Wut oder Frustation gehören zum Leben dazu! Sie hat ein Recht darauf und es ist überhaupt nicht schlimm, dass sie sauer ist! Der Unterschied ist, die Art, wie du es ihr vermittelst und das hat murmeldach dir ja prima erklärt. LG Lassen wir das Erziehen lieber sein, die Kinder machen uns ja doch alles nach...... ( gelesen und für gut befunden)

Mitglied inaktiv - 17.10.2008, 13:41



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Deine Wünsche sind unwichtig und kindisch. Du bist egoistisch, wenn Du das Geld haben möchtest und es Dir egal ist, dass es mir dann in der Haushaltskasse fehlt Meinst Du wirklich, daß "Erziehende" generell so herablassend mit ihren Kindern reden?? Wenn man auf so einer respektlos-verachtenden Basis mit seinen Kindern spricht, braucht man sich nicht wundern, wenn das "Echo" entsprechend ausfällt. Und das sage ich als ---hhhhhmmmmmmmmmmmm ---- "Light"-Erzieherin. Es gibt - auch wenn manche NE es gerne so hätten - nicht nur schwarzweiß bzw. nur gut/böse im Umgang mit Kindern...

Mitglied inaktiv - 18.10.2008, 10:19



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Hallo supermampfi, da ich selten im Forum bin, kommt die Antwort jetzt spät. Nein, ich unterstelle nicht, dass Erzieher das so sagen würden. Ich hatte auch schon überlegt, das explizit reinzuschreiben, aber dann hoffte ich, dass das auch so klar sei. Es ist mir völlig klar, dass es "die" Erzieher nicht gibt, genauso wie "die" NE. Der Übergang ist fließend. Am NE-Ende des Spektums achtet man nur stärker darauf, dass Aussagen beim Kind nicht so wie zitiert ankommen.

Mitglied inaktiv - 20.10.2008, 09:12



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Liebe Reni, du meinst, wie du einen Konflikt mit deinem Kind so löst, dass am Ende beide Seiten die Gewinner sind? Ganz "einfach": Lass dich nie auf Diskussionen zum Thema ein, sondern tritt in einen Dialog mit deinem Kind. Hier mal auf die Schnelle der Unterschied: http://www.michael-giesecke.de/theorie/dokumente/09_dialoge/exzerpt/09_diskussion_debatte_dialog.htm Liebe Grüße Heike

Mitglied inaktiv - 17.10.2008, 21:11



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Heike, ich lese in deinem link: „…Der Begriff Dialog geht auf das griechische dialogos zurück. Dia bedeutet 'durch'. Logos bedeutet 'das Wort' oder allgemeiner 'der Sinn'. Bohm zufolge bedeutete Dialog ursprünglich 'sich bewegender oder durchlaufender Sinn... ein freies Fließen von Sinnen zwischen Menschen, wie bei einem Strom, der zwischen zwei Ufern fließt'. Beim Dialog, so Bohms These, erhält die Gruppe Zugang zu einem größeren 'Reservoir an gemeinsamem Sinn', der dem einzelnen nicht zugänglich ist. Man versucht nicht, die Einzelteile zu einem Ganzen zusammenzuziehen, sondern 'das Ganze ordnet die Teile'…“ Und finde auf die schnelle unter wikipedia stichwort Bohm meine analyse obigen nonsens bez. „dialog“ bestätigt: „Es gab allerdings auch kritische Stimmen, die erklärten, Bohm würde mit seinen Arbeiten eine esoterische Aufweichung des Diskurses herbeiführen.“ Omeiomei, die großen griechen und deren begrifflichkeiten auf solche plattheiten herunterzuziehen, tut weh. "ein freies fließen von sinnen" - wenn ich so etwas schon lese. was bedeutet das? welche sinne fließen? wohin, wie? was soll mir das sagen? "wie bei einem Strom, der zwischen zwei Ufern fließt'" - ja, super, toll, das hätt ich jetzt nicht gedacht; wo soll er sonst fließen. gibt es auch flüsse, die zwischen fünf ufern oder zwischen gar keinen ufern fließen? was will uns der autor sagen? ja mei, er hätt genauso gut erwähnen können, dass am rande trauerweiden stehen, in denen vöglein singen, an denen die unendlichen flüsse wie von sinnen vorbeifließen, zwischen - man höre und staune - zwei ufern.. arggg. nix gegen NE. aber wenn das gedankengebäude dazu so eine klapprige bruchbude ist, dann lieber net, und so ins bett.

Mitglied inaktiv - 18.10.2008, 02:09



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meine kritik war wohl sehr herablassend. ich versuchs noch mal, auf ne-isch: "Ich sehe, dass Dir das sehr wichtig wäre, dass diese zitate einen sinn ergeben, der sich außer dir auch anderen erschließt. . Ich kann Dir aber den Wunsch nicht erfüllen. Es tut mir leid, wenn Du deswegen traurig oder verärgert bist, aber ich werde meine Meinung nicht ändern." (entlehnt von murmeldrach. danke für den mustersatz).

Mitglied inaktiv - 18.10.2008, 02:29



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Danke für deine Antwort. Wie ich schon schrieb, ein Dialog ist nicht so "einfach". :-) Bohm`s Seite war einfach die erste, die Googel bei der Suche "Dialog Diskussion" ausgespuckt hat. Keine Ahnung, was er mit "Strom zwischen zwei Ufern" meint und dass er Kritiker hat, finde ich "normal". Wer hat keine? Ich wollte mir einfach die Mühe ersparen, den Unterschied zwischen Diskussion und Dialog in eigene Worte zu fassen. Vielleicht grundsätzlich: Wir haben das (Zeit-)Problem, dass wir es sehr schwer schaffen, nur dann ein Urteil über andere Menschen zu fällen, wenn wir vorher gründlichst "untersucht" haben (inquisitio: kein Urteil ohne Untersuchung). Warum das Abschaffen von (Vor-)Urteilen gegenüber anderen Menschen notwendig ist, brauche ich sicher nicht weiter erklären. Die Aufgaben unserer Zeit lassen sich nicht mehr mit dem Kraftprinzip "Es kann nur einen geben" lösen, was das Wesen einer Diskusion ist. Zukunftsweisend ist das Dialog-Prinzip "Alle oder Keiner". Das ist nicht NEU, herausragend war Martin Buber 1879-1965 mit seiner Schrift "Das dialogische Prinzip", und es ist auch keine Erfindung der NE. Beide Prinzipien rücken in unserer Zeit nur immer mehr in das allgemeine, öffentliche Bewusstsein. Wir prüfen ihre Tauglichkeit für den Frieden. Frieden im Großen wie im Kleinen (in mir selber, im Zusammensein mit meinen Kindern, in einer Begegnung mit dir, mit anderen Menschen ...) Liebe Grüße Heike

Mitglied inaktiv - 18.10.2008, 11:34



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ich verstehe leider nur Bahnhof!!! meine Tochter ist 8, die möchte aber diskutieren! Wenn ich sage: Lena, ich möchte nicht, dass du da mitfährst, weil es mir zu geft ährlich erscheint, wenn du da ohne Aufsicht, alleine, nur mit Kindern bist..... ....dann fängt meine Tochter erst an.... Aber: die anderen dürfen das auch! Was soll denn passieren, immer bin ich die blöde...nie darf ich was (stimmt nicht) Motz, maul, heul.... Soll ich die Diskussion dann einfach mit: Nein und Schluss, umdrehen, weggehen beenden???? ist aber auch nicht unbedingt nett!!!!! Ich möchte ja, dass sie meine beweggründe versteht und akzeptiert! oder ist das bei einer 8-jährigen zu viel verlangt??? Wie würdest du den Konflikt lösen, so dass sie nicht sauer, enttäuscht und wütend ist...oder darf sie das sein? Lg reni

Mitglied inaktiv - 18.10.2008, 15:33



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Ich finde, sie darf wütend sein - und ich als Mutter muß das dann halt aushalten. Am Ergebnis ändert sich aber nichts durch die Wut: Sie darf nicht fahren. Aber ich bin auch keine NE. Gruß, Elisabeth.

Mitglied inaktiv - 18.10.2008, 15:44



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Liebe Reni, ***ich verstehe leider nur Bahnhof!!!*** Macht nix. ***meine Tochter ist 8, die möchte aber diskutieren!*** In erster Linie will sie nur im Gespräch bleiben. Wie man Gespräche führt, kann sie von dir lernen. ***Wenn ich sage: Lena, ich möchte nicht, dass du da mitfährst, weil es mir zu geft ährlich erscheint, wenn du da ohne Aufsicht, alleine, nur mit Kindern bist..... ....dann fängt meine Tochter erst an....*** Also verlief das Gesprächin etwa so? Kind: Ich will gerne zelten. Mutter: Nein, weil... Kind: Ja, aber... Ihr seit auf zwei verschiedenen Ebenen. Du auf NEIN, sie auf JA. Das klappt nicht. ***Soll ich die Diskussion dann einfach mit: Nein und Schluss, umdrehen, weggehen beenden????*** Das wäre ein Variante. Du könntest dir aber auch ohne NEIN und JA erst eine Bedenkzeit nehmen. "Wir reden später darüber." Du willst darüber diskutieren, dass etwas nicht möglich ist. Deine Tochter will dieses NEIN nicht annehmen und versteht nicht, warum ein JA nicht möglich sein kann. Zwei verschiedenen Ebenen. Damit sie dich versteht, braucht es eine Änderung deiner Sichtweise, dein Hineindenken in ein JA. Wie müsste es denn (theoretisch) sein, damit dein Kind fahren dürfte? Ja, mein Kind darf zelten, wenn: - die Altersmischung stimmt, - der Zeltplatz übersichtlich, abgeschlossen, bekannt ist - Erwachsene nebenan zelten, die ich gut kenne - das Tagesprogramm abschätzbar ist ... (weiß nicht, was dir alles wichtig ist und dazu einfällt) Wenn du dann weißt, wie die Realität aussehen müsste, dann kannst du dich ins Gespräch mit deiner Tochter begeben. Ihr seit dann auf einer Seite, auf der JA-Seite. Prinzipiell JA, aber es braucht das und das... Und dann kann sich eben herausstellen, dass es doch noch nicht realsierbar ist. Dein Kind kann dann vielleicht nicht mitfahren, damit du zu Hause nicht verrückt vor Angst wirst. Unsere Ängste können Kindern auch auf die Nerven gehen und darüber darf sie auch traurig sein. Aber du hast es wenigstens versucht, möglich zu machen. Diese Haltung spüren Kinder. Es ist einfach etwas anderes, als wenn du nur alles Lästige zügig aus deinem Sichtfeld wischen willst mit einem "Kommt gar nicht in Frage..." ***Ich möchte ja, dass sie meine beweggründe versteht und akzeptiert! oder ist das bei einer 8-jährigen zu viel verlangt???*** Ja. Sie wird deine Sorgen nun mal nicht immer verstehen können. Ich fass mich heute noch an den Kopf, warum sich meine Eltern manchmal um mich sorgen. Und ich bin schon groß. :-) ***Wie würdest du den Konflikt lösen, so dass sie nicht sauer, enttäuscht und wütend ist...oder darf sie das sein?*** Wenn du innerlich auf JA umschwenken kannst (wie oben beschrieben: Wie müsste die Realität aussehen, damit...), du dir dafür Zeit nimmst und erst dann urteilst (ob sie fahren darf oder nicht), dann seit ihr am Ende wenigstens beide traurig, wenn ein NEIN raus kommt. Und geteiltes Leid ist halbes Leid. Es ist dann wirklich kein Drama für die Kinder, mit einem NEIN klar zu kommen. Liebe Grüße Heike

Mitglied inaktiv - 18.10.2008, 19:40



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... Deine Kritik war vielleicht etwas bissig, aber m.E. sehr treffend ;-)! Ich bekomme von solchem "Eso-Kram" auch immer das Gruseln... :-/

Mitglied inaktiv - 19.10.2008, 12:29



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hallo reni, meine tochter ist zwar erst 5 mon. alt aber ich kann mich sehr gut in die lage deiner tochter versetzten, denn ich bin erst 20 und die zeit,als meine mutter mir sachen verboten hatte ist noch nicht so lange her, und: erst seitdem ich selber mutter geworden bin, kann ich meine mutter in all dem, was sie mir "verboten" hatte verstehen. daher würde ich dir raten deiner tochter deine vorgehensweisen so gut und so liebevoll wie möglich zu erklären und konsequent zu bleiben. sie wird es nicht verstehn können und bestimmt traurig und wütend sein,aber auch das geht vorbei, nur geduld. alles liebe

Mitglied inaktiv - 19.10.2008, 17:01