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Warum verhält sich mein Sohn so???

Thema: Warum verhält sich mein Sohn so???

Hallo, ich weiß im Moment einfach nicht weiter... ich habe 3 Kinder (9,7,1 Jahr). 2010 habe ich mich vom Vater der beiden Großen getrennt und wir haben nach langen schweren Zeiten (Gerichtstermine etc.) endlich eine "normale" Beziehung unter Erwachsenen, d.h. wir können gut miteinander reden und tauschen uns regelmäßig über die Kinder aus und teilen Ferien und Wochenenden. Seit 2013 bin ich wieder verheiratet und mein Mann hat beide Kids sofort akzepiert und kümmert sich liebvoll. Auch jetzt nach der Geburt der gemeinsamen Kindes macht er keine Unterschiede. Seit ca. 2 Jahren ist die Beziehung zu meinem Sohn "problematisch" (7Jahre). Aber va.a seit ich in Mutterschutz bin und er nicht mehr in den Hort geht hat er sich total verändert. Seine Devise, wie ich denke "Auffallen durch Fehlverhalten" :-( Ich liebe alle meine Kinder und deswegen tut mir das sehr weh, dass ich ständig am schimpfen und verbieten bin. Beispiele: - Tapeten im Haus abknibbeln/reißen - mit Filzstiften den Mund ausmalen - nie hören - auf dem Schulweg rumalbern auch in wichtige Situationen -> Bahnübergang - Gegenstände kaputt machen ( 3 Tage altes Klavier z.B) - lügen - ständig die gr. Schwester ärgern - Klassenclown - auch die Toilette hinterlässt er unsauber.... Pipi auf der Klobrille, deckel oben etc. - er hat keine richtigen Freunde... :-( Ich muss ihm täglich die gleichen Abläufe aufzählen und an alles erinnern, Händewaschen etc... Warum??? Warum verhält er sich so? Schimpfen hilft nicht, Belohnen bei guten Dingen auch nicht.... Was kann ich tun? Ich habe schon mit der Kinderärztin gesprochen, aber irgendwie sieht sie die Dinge nicht so problematisch... Danke fürs Lesen und für Tipps

von törtli am 02.03.2016, 14:11



Antwort auf Beitrag von törtli

warum geht er nicht mehr in den Hort??? Ich denke es war schon schwer genug für den Kleinen Eure Trennung - dann noch das neue Kind - und er darf nicht mehr das tun was vorher normal war. Du hast nicht die ganze Aufmerksamkeit auf deinen jetzt Mittleren wie vorher - und diese Sandwichkinder haben es immer ein bisschen schwerer wie die anderen - weil sie wirklich oft übersehen werden - man schaut nach dem Großen - man betüttelt die Kleinen und der dazwischen muss funktionieren - schau mal ob es nicht ein bisschen genauso ist. Lass ihn doch im Hort - wenn es ihm dort gefällt - zeig ihm dass er Dir wichtig ist - seine Meinung seine Ansichten -sprich mit ihm - er ist 7 da geht das doch schon ganz gut oder nicht??? Gruß Birgit

von Birgit67 am 02.03.2016, 16:26



Antwort auf Beitrag von Birgit67

Die beiden großen gehen nicht mehr in den Hort, da ich im 2ten Jahr Elternzeit bin und das Geld zu knapp ist. Der Hort würde für beide 450€ im Monat bei uns kosten. :-( Dafür bringe ich sie Freitags in eine Kindergruppe, damit sie mit anderen außerhalb der Schule kontakt haben

von törtli am 02.03.2016, 18:53



Antwort auf Beitrag von törtli

Ich würde es von einer ganz anderen Seite mal versuchen. Dein 7-Jähriger sucht vermutlich einfach verzweifelt nach Aufmerksamkeit und nach seinem Platz in der Familie. Vielleicht kannst Du es irgendwie einrichten ihm freiwillig Aufmerksamkeit zu geben. Ich habe mit meiner großen Tochter z.B. täglich eine halbe Stunde Zeit, wenn der kleine Bruder schläft, in der sie aussuchen darf, was gespielt wird und ich darf nicht kritisieren. Das muss nicht unbedingt täglich sein, aber es sollte wie ein Termin geplant werden und die Dauer festgelegt werden. Gerade bei größeren Kindern geht auch 2 Mal in der Woche oder so. Wichtig ist, dass Du das dann auch einhalten kannst. Dass es verlässlich ist. Das ist etwas, was langfristig wirkt und das gegenseitige Verständnis und die Beziehung bessert. Das hilft auch den Fokus mehr auf das Positive zu lenken. Momentan wird sicher viel geschimpft. Er braucht wieder mehr Ermutigung und weniger Entmutigung. Bemerken, wenn es doch mal gut läuft. Belohnungen sind ihm vermutlich egal. Er will eine gute Beziehung zu Dir, keine Belohnung. Dein Sohn weiß mit 7 Jahren, wie die Regeln sind und er weiß, dass er Dich ärgert, wenn er sie übertritt. Er muss das Gefühl haben, dass es ihm und der ganzen Familie nützt, wenn er sich an die Regeln hält. Im Moment versucht er sich einfach nur über Wasser zu halten und da kommt ziemlich viel Mist raus. Ich hoffe, ich habe nicht zu viel reininterpretiert. Ich kenne Deinen Sohn ja nicht.

von Halluzinelle von Tichy am 02.03.2016, 21:10



Antwort auf Beitrag von Halluzinelle von Tichy

so einen "Termin" hilft wirklich. hat meine mutter früher mal bei mir angwendet und dadurch wurde unsere beziehung erheblicj verbessert! war vorher (allerdinhs schon teenie) launisch, wütend, gereizt, fühlte michungeliebt etc

von Sommersturm86 am 02.03.2016, 21:45



Antwort auf Beitrag von Halluzinelle von Tichy

Nein, du hast nicht zuviel hineininterpretiert. Danke für deine Antwort. Ich weiß nur nicht, wie er das Gefühl bekommen soll, dass es ihm und der Familie nützt??? Ich rede auch viel ruhig mit ihm und sage, dass ich ihn liebe und weniger Streit doch soviel schöner ist. Das findet er auch, aber umsetzen tut er es irgendwie nicht. Oder kann er es nicht umsetzen? Oft weiß ich nicht, ob er bewusst ärgert oder mein Maßstab zu hoch ist und ich vieles wenig entspannt sehe?!?

von törtli am 03.03.2016, 09:52



Antwort auf Beitrag von törtli

Leider kann man ja als Mama irgendwann auch nichts mehr entspannt sehen. Das schaukelt sich gegenseitig hoch. Man muss irgendwo anfangen aus diesem Teufelskreis rauszukommen. Wo man da anfängt, ist gar nicht so wichtig. Nur, dass man anfängt. Wenn er vor zwei Jahren kooperativer war als jetzt, würde ich mal davon ausgehen, dass er schon die Fähigkeit hat sich an Regeln zu halten. Daran liegt es dann nicht. Auf eine Art fühlt er sich benachteiligt. Da kann die neue Familiensituation eine große Rolle spielen, auch Geschwisterrivalität gegenüber dem kleinen Geschwisterchen. Er ist selbst überzeugt, dass er nur genug Aufmerksamkeit bekommt, wenn er das Ärgern einsetzt. Um schnell selbst Entlastung zu haben, hilft es klare Grenzen zu setzen und angekündigte, logische Konsequenzen durchzusetzen. Schimpfen selbst völlig unterdrücken. Seinen eigenen Ärger ausdrücken über die Handlung des Kindes ist ok, aber nicht das Kind dabei abwerten. Wenn Du selbst genervt bist, geh erst mal aus dem Zimmer und denke kurz nach bis Du reagierst. Das hilft mir immer sehr. Langfristig werden alleine die logischen Konsequenzen aber Deinem Kind nicht gerecht. Es ist ja frustriert und sucht einen Weg sich wichtig in der Familie zu fühlen. Da gibt es ein paar Mittel, die man gut einsetzen kann. Wie schon erwähnt z.B. die regelmäßige Zeit, in der man sich ausschließlich einem Kind widmet. Was ich auch gut finde, ist den Tag mit guten Worten abschließen. Am Abend dem Kind 2-3 Dinge erzählen, die Dir an dem Tag bei Deinem Kind gefallen haben. Ok, an manchen Tagen muss man die Kleinigkeiten suchen. Trotzdem ist das ein Anfang und man lenkt die eigene Aufmerksamkeit und die des Kindes auf das, was gut läuft. Was auch viel ausmacht, ist die Art mit dem Kind zu kommunizieren. Leider hängt man schnell in einem Machtkampf, wenn man Forderungen stellt. Dabei gewinnt keiner. Leichter geht es, wenn bei den unwichtigeren Dingen oder auch bei denen, die man eh nicht durchsetzen kann, keine Forderungen stellt, sondern Mitarbeit als Gewinn darstellt. In etwa so: Du würdest mir wirklich helfen, wenn Du den Schnuller suchen könntest. Wenn es dann nicht gemacht, nicht schimpfen. Einfach selbst machen. Ich habe festgestellt, dass sich dabei langfristig die Einstellung des Kindes ändert. ...wenn es dann mal eine Weile entspannter läuft, kommen die eigentlichen Probleme meistens erst ans Licht. Vorher ist man nur mit einzelnen schrecklichen Situationen beschäftigt.

von Halluzinelle von Tichy am 03.03.2016, 15:07



Antwort auf Beitrag von Halluzinelle von Tichy

Familienrat/Familienkonferenz wäre vielleicht auch was für euch.

von Halluzinelle von Tichy am 03.03.2016, 15:08



Antwort auf Beitrag von törtli

Hallo, Dein Sohn zeigt durch sein schwieriges Verhalten, dass die Scheidung und die letzten Jahre nicht schadlos an ihm vorübergegangen sind. Das ist traurig, aber dafür kann niemand etwas. Wenn Du das verstehst, bist Du vielleicht auch nicht mehr so ratlos und genervt, denn man schaukelt sich ja stimmungsmäßig schnell mal hoch, wenn das Kind sich so anstrengend verhält. Genau wie Du nichts dafür kannst, kann aber auch Dein Sohn nichts dafür. Er möchte durch sein Verhalten Aufmerksamkeit auf sein Leid ziehen, und er kann das noch nicht anders, als auf diese Weise. Für Deinen Sohn ist momentan alles ein bisschen viel: Die Scheidung, der lange Streit von Mama und Papa (die er doch beide lieb hat), der neue Mann der Mama, das neue Kind - das ist mehr als er verkraften kann. Schon eine Sache allein würde komplett ausreichen. Zum Beispiel werden viele ältere Geschwister schwierig, wenn ein neues Baby kommt. Und das ist nur eines der vielen Dinge, die Dein Sohn bewältigen muss. Strafen oder Belohnungen können ihm daher nicht helfen, denn sie lösen nicht die zugrunde liegende Überforderung. Was ihm jetzt hilft: Sehr viel mit ihm über Gefühle zu sprechen: Genial sind dafür abendliche Bettkanten-Gespräche, die haben bei meinen Kindern in schwierigen Phasen immer toll geholfen: Man fragt das Kind einfach jeden Abend, was das schönste und auch das blödeste Erlebnis des Tages war. Die ersten Male kommt oft nicht viel, weil das Kind diese Fragen noch nicht gewöhnt ist. Nach ein paar Tagen aber hört man oft erstaunliche Dinge. Ich selbst habe viele Aha-Erlebnisse gehabt, weil meine Kinder Dinge wichtig, schön oder auch doof fanden, die ich gar nicht bemerkt hatte oder nicht so eingeschätzt hätte. Wichtig ist dabei, dass man das, was das Kind sagt,nicht bewertet oder kleinredet. Sondern alles freundlich aufnimmt und versteht, sonst verschließt sich das Kind wieder. LG

von Windpferdchen am 03.03.2016, 09:52



Antwort auf Beitrag von Windpferdchen

danke auch für deine Antwort!!! Ich versuche das mal mit den Bettkantengesprächen. Ich lasse ihn reden und höre zu! Letztens habe ich ihn gefragt, ob er etwas anders bei uns haben möchte, oder ob ihn etwas stört, was wir dann ändern könnten. Darauf konnte er mir nicht antworten :-(

von törtli am 03.03.2016, 10:00