Rund um die Erziehung

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Vom hohen Ross, da schreib ich her....

Thema: Vom hohen Ross, da schreib ich her....

Einen wunderschönen Nikolaus oder - wenn's passt: einen entsprechend herben Knecht Ruprecht, wünsche ich Euch, angeregt durch Sommerkinds Anmerkung am Ende ihres Strangs unten, möchte ich ihren Gedanken aufgreifen und so meine Erfahrung hier und im sog. wahren Leben reflektieren. Zunächst einmal meinen es alle gut - das unterstelle ich frank und frei und grundsätzlich. Die Frage ist nur, mit wem und mit welcher Absicht werden diese Beiträge geschrieben? Drei Gruppen mindestens tun sich mir da im Geiste auf: Die erste Gruppe setzt sich aus Menschen zusammen, die ein theoret. Idealbild von guter - wenn nicht gar perfekter - Beziehung und Erziehung haben, aber genau an dieser Vorstellung scheitern. Sie können diesem Ideal nicht gerecht werden, weil dieses sich aus Gelesenem, Gehörtem oder aber Gewolltem zusammensetzt. Das Ideal setzt den Alltag außer Kraft, es lebt in einer Idealumgebung, in der das Gegenüber wie im Ratgeber beschrieben, wie in der Vorstellung vorgegeben reagiert bzw. agiert. Auf ein liebevolles konsequentes Nein schreit das Kind nicht weiter, auf das Abbrechen eines Spiels folgt selten das Treten, das Schaffen der sog. Ja-Umgebung ermöglicht ein friedvolles Miteinander, das Freigeben aller sog. Gefahrenquellen führt folgerichtig zu einem verantwortungsvollen Kind usw. usw. Nur ist es mit dieser Gruppe wie mit den Märchen und ihrem ...wenn sie nicht gestorben sind.... sie erleben nicht den Fortgang dessen, was sie quasi anrichten. Wer von ihnen muss sich mit dem hernach tretenden Kind abmühen, wer ist so gestresst von der Verzögerung mit dem Termin vor Augen, wer badet den Schmutz aus, der sich durch das kippende, kleckernde, spuckende Kind ergibt? Ratschläge aus dieser Fraktion kommen vom hohen Ross daher, da sie nämlich aus der emotional und real unbeteiligten Dimension kommen. Jeder und Jede erlebt täglich, was es heißt, sich und andere zu bändigen. Es geht manchmal zu wie auf hoher See, man droht zu ertrinken und ruft hier nach einem Rettungsring, was allerdings diese Gruppe dazu bemüßigt, entweder einen Vortrag über die Gefahren der Seefahrt auf hoher See zu halten oder aber dem Ertrinkenden einen Rettungsring zuwirft, den dieser mangels Ruhe justament nicht nutzen kann. Eine weitere Gruppe von Meinungsvertretern, so werde ich das Gefühl nicht los, rächt sich, mir fällt leider keine andere Formulierung ein. Die Beiträge lesen sich wie ein ....hah, siehste, der geht es auch nicht anders, aber über andere so oder so urteilen.... Jede hat hier schon einmal wegen eines Problems geschrieben, als Ratgebende oder -suchende. Manche vergreifen sich beim Geben so dermaßen im Ton, dass mir persönlich hernach Angst und Bange wäre, hier Hilfe zu suchen... nun ja, Jeder das Ihre. Diese Gruppe rächt sich aber auch für eigenes Versagen. Denn wir sitzen alle zwar in unterschiedlichen Booten, aber doch schaukeln unsere Pötte auf selber unwegsamer hoher See. Täglich versuchen wir mit mehr oder weniger Erfolg, uns und unsere Lieben mit Respekt, Liebe, Aufmerksamkeit usw. usw. durch das Leben und den Alltag mit seinen Unwegsamkeiten und Gefahren zu manövrieren. Jede kennt also das Leben mit all seinen Facetten und mit den Kindern *grins*. Und gerade deshalb ist die Wahrscheinlichkeit recht groß, dass wir hier geschilderte Situationen selbst schon erlebt haben. Und gerade deshalb ist auch die Wahrscheinlich unseres Versagens ebenso groß. Damit eröffnen sich hier auf anonymer Plattform alle Möglichkeiten unseren Fehler in Nachhinein wieder gut zu machen. Mit allem, was dazu gehört. Nämlich auch unserer eigenen Bestrafung. Wir bestrafen quasi durch unsere Härte hier uns selbst im Gegenüber - der Ratsuchenden. Die dritte Gruppe macht etwas, was ich bewundere. Sie versucht zumindest in den Schuhen des Gegenüber zu gehen. Versucht, die Situation zu begreifen, versucht, die Not nachzuempfinden. Aber diese Gruppe muss scheitern. Denn gerade das sucht weder die Fragende, noch wollen das die Mitlesenden. Warum? Weil die Realität schon bescheiden genug ist, da wollen wir deren ernsthafte Reflektion mit ihrer Komplexität nicht auch noch hier.... Oder? Wie dem auch sei, es ist wie überall: die Lösungen müssen ZackZack zu lesen und umzusetzen sein, sie müssen auf direktem Weg von A nach Z führen und vor allem dürfen sie nicht Langfristigkeit voraussetzen. Wozu das lange BlahBlah??? Weiß nicht, wahrscheinlich gehöre ich zur vierten Gruppe und lese mich gerne reden bzw. bin scharf auf die Meinungen auf meinen ach so super Beitrag.... who knows.... auszuschließen ist alles nicht. In diesem Sinne, Eure Knechtine AyLe

Mitglied inaktiv - 06.12.2008, 09:06



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nachvollziehbar an. Bin gerade dabei zu grübeln, zu welcher Sorte ich nun gehöre.... Ich denke, wenn es danach geht, oft zur Gruppe 2, manchmal, wenn ich mir Mühe gebe, zur Gruppe 3. Gruppe 1 kann ich meist nicht ausstehen und erlaube mir, mich nicht dazu zu zählen... LG Ilona

Mitglied inaktiv - 06.12.2008, 12:50



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Bist Du im Umgang mit Deinem Kind(ern?) auch so wahnsinnig verkopft? Alle Lösungsvorschläge (auch die schnell umzusetzenden) basieren auf dem eigenen Erfahrungsschatz. Wie man das formuliert, ist Charaktersache. Manche lügen sich in die Tasche, manche heben sich über andere, manche pöbeln rum, usw.usf. Und oft habe ich bei Diskussionen oder eröffneten Threads den Eindruck, es geht es da nicht ums Kind sondern um Selbstdarstellung mfg

Mitglied inaktiv - 06.12.2008, 13:56



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Hallo und ja. Ich bin mit dem Kopf stets bei der Sache, wäre ja auch traurig, wenn nicht, nicht wahr? Gerade in der erfahrungsbasierten Beratung gebe ich Dir doch Recht, oder habe ich mich in meinem eigenen Beitrag verlesen bzw. vertan? Ich stelle ja nicht in Abrede, dass alle hier ihre eigenen Erfahrungen zum besten geben. Aber ob es immer mit der Absicht ist, das Beste für das Gegenüber zu bezwecken oder aber sich abzureagieren... Wer will das schon sagen oder gar wissen.... Und supermampfi, auch wir beide sind nicht gefeit davor, supermami sein zu wollen und auch so in unseren Beiträgen zu formulieren. Und ja, es geht um Selbstdarstellung.... weil man auch das Kind in unserer Gesellschaft oder aber in der Gemeinschaft schlechthin als Teil des Elternselbst bzw. als dessen Reflektion und Ergebnis der Erziehung versteht. Erzähl mir nicht, dass Sprüche wie Apfel fällt nicht weit vom Stamm und wie die Eltern so das Kind Dir nicht geläufig resp. nicht von Dir je geäußert wurden. Ich mag verkopft sein in meinem Formulierungen und den Gedanken, die ich hier zu Schirm bringe. Wohl wahr. Aber der Realitätssinn ist mir nahe, denn ich weiß, ich weiß nichts. Und je länger ich hier lese, umso deutlicher wird mir eines: ich bin ein Mensch, nichts Menschliches ist mir fremd. LG, AyLe

Mitglied inaktiv - 06.12.2008, 15:27



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Was Du so in mein Posting reininterpretierst :-) ICH bin nicht perfekt, ich bin nur Mensch - somit weit entfernt von der Supermami. Wo habe ich jemals behauptet, eine zu sein? ich bin nicht andauernd mit dem "Kopf" dabei sondern lasse viel den Bauch entscheiden und fahre sehr gut damit. Erziehung sollte nebenbei laufen, entspannt und nicht "dogmatisch" sein, dann bassds schon :-)) Und ein Kind IST das Produkt seiner Erziehung (zumindest eine bestimmte Zeit), da braucht man nicht drumrumreden.

Mitglied inaktiv - 06.12.2008, 17:41



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...finde ich, was Du schreibst. Und "verkopft sein" ist m.E. keine Schande - das schliesst ja Emotionen und Sponaneität nicht aus, wie manche anscheinend meinen(?)... Interessanterweise habe ich gerade heute auch über diese (von Dir oben geschilderte) "Problematik" bzw. nachgedacht. In der letzten Zeit habe ich oft das Gefühl, v.a. zu der Gruppe zu gehören, die die alltägliche Realität nicht mit ihrem Ideal von Be- bzw. Erziehung in Einklang bringen kann. Und wenn es dann nicht so funktioniert, werde ich nur noch frustrierter... :-/ Aber ich tu (denke ich zumindest) nicht so (weder im Internet noch woannders) als wäre ich perfekt. Und für mich selber mache ich dann im Prinzip so was Ähnliches wie Du heute hier - nämlich (ganz "verkopft" ;-)) über Ursachen, Zusammenhänge usw. nachdenken und versuchen, System reinzubringen (bzw. ein evtl. schon vorhandenes zu erkennen?). Damit ich was draus lernen kann und dann vielleicht Veränderungen möglich werden. Naja, wie auch immer - auf jeden Fall viele adventliche Grüsse :-), M.

Mitglied inaktiv - 07.12.2008, 12:39



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a) voll des guten Willens, b) in der Erziehungspädagogik recht belesen und instruiert, c) emotional eigentlich eher ausgeglichen, d) intellektuell durchaus nicht minderbemittelt und e) trotzdem immer wieder in die selben Fallen tappen und folglich immer wieder Dinge sagen und tun, die sie nach 0,009 Millisekunden bereuen und wofür sie sich dann wortreich entschuldigen Jedenfalls kenne ich mindestens eine Person, auf die dieser Typ 5 zuträfe und eben dieser Person ist ein weiteres Erziehungsorientiertes Büchlein in die Hände gefallen, welches sie zur Zeit eifrigst lies und sich deren Leitsprüche gerade fleißigst hinter die Ohren tippt, sozusagen, in Form einer Liste (es sind derer 34 Prinzipien). Und dann schaun mer mal, ob sich Punkt e) nicht langsam doch bessert.. Das Buch heißt: Kinder fordern uns heraus. LG JAcky

Mitglied inaktiv - 08.12.2008, 13:52



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Wozu das lange BlahBlah??? die relevantesten worte des postings. mir erschließt sich nicht die intention deines threads. ich finde ihn (dich) sehr kompliziert. bringen wir es mal auf den punkt: je gelassener eltern, desto erfolgreicher erziehung. kompliziertes denken erschwert den umgang mit kindern. ein wenig theorie aus büchern und expertenforen, eine positive einstellung zu sich selbst und zu seinem leben, die fähigkeit sich selbst und andere zu lieben, ein starker partner, gelassenheit und humor - mehr braucht es nicht, um ein kind zu einem liebenden und starken menschen zu erziehen. was andere sagen oder schreiben, ist mir dabei wurscht.

Mitglied inaktiv - 06.12.2008, 15:28



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bringen wir es mal auf den punkt: je gelassener eltern, desto erfolgreicher erziehung. A führt zu B. Monokausal, einfache Lösung. Das braucht die Welt. Damit hast Du die Intention doch voll erfasst. Es ging auch viel weniger um die Kinder als vielmehr um uns hier. Aber da geht mein Beitrag wohl auch am Forumszweck vorbei. ERZIEHUNG und ich dachte, auch Eltern könnten über sich nachdenken. LG, AyLe

Mitglied inaktiv - 06.12.2008, 15:31



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Ganz Deiner Meinung :-)

Mitglied inaktiv - 06.12.2008, 17:42



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Ayle, ich gebe die recht, Gedanken dieser Art habe ich mir auch schon gemacht. Ich mag keine Kindergruppen, kein Kinderturnen, keine Sonstwas-Baby-Vorführveranstaltungen aus den von dir genannten Gründen. Auch nur beim ersten Kind habe ich mich in eine solche Veranstaltung begeben, und war nach wenigen Sitzungen geheilt. Lieber treffe ich mit meiner Freundin und ihren Kids im Biergarten (sommers), die Kleinen können ein bisschen Erde essen und abgelutschte Pommes unterm Tisch finden und Mutti kann neben ihrem Bierchen auch noch ein paar lecker Buben hinterher gucken. Kindergruppen und ein Erziehungsforum haben eins gemeinsam: hier muss man seine Gedanken zur Erziehung in konzentrierter Form loswerden, viele sehens extrem verbissen aber ich bin mir sicher, wenn die Kontrahenten mit ihren Kids auf ner Bierbank sitzen würden wäre die Veranstaltung etwas entspannter ! Nichts desto trotz habe ich hier schon gute Tips bekommen, und wahrscheinlich weniger gute abgegeben......wie das eben so ist! LG Lora

Mitglied inaktiv - 06.12.2008, 17:30



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Ja, und dann gibt es noch die 5. Gruppe (mindestens die, kann sein sogar noch mehr). Die 5. Gruppe liest sich ein Posting durch, setzt zu einer langen ausführlichen Antwort an, schreibt - und löscht. Das geht mir immer wieder so. Ich merke während des Schreibens, dass ich mich schon viel zu weit innerlich von der Fragestellung, dem Problem und der real schreibenden Person entfernt habe. Merke also - mit anderen Worten - dass es aus meinem Erleben heraus in reine Rat-Schlägerei abdriftet, geradewegs in Besserwissertum und Klugscheisserei landet. Und ergo lösche ich. In begrenztem Umfange erlaube ich mir manchmal das "absenden"-Knöpfchen zu drücken. Fragt sich, ob mir das Schreiben als solches schon eine Erleichterung bedeutet oder warum ich etwas schreibe... manchmal hilft es ja, sich etwas vor Augen zu führen, indem man es hinschreibt. Gibt sicher schlimmere Möglichkeiten, einen Abend zu gestalten. Deinen Vergleich bezüglich der Gruppe, die wenigstens versucht, "in den Schuhen des Gegenüber zu gehen" finde ich klasse. Der Tipp hat 2 Vorteile: Zunächst hat man dann die Schuhe, zum anderen ist man schön weit weg! Ich geh jetzt mal den Kindergeburtstag verkraften. LG, M.

Mitglied inaktiv - 06.12.2008, 23:07



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geschrieben und auch gut als Anregung für alle, sich zu reflektieren. Es wäre schön, wenn viele Poster vor der Antwort ein wenig "verkopft" wären und einmal überlegen, welchem Zweck ihr Posting wirklich dient. Es tut auch gut, sein eigenes Tun mal kritisch zu sehen, vielleicht auch zu belächeln. Dafür ist ein aufrüttelndes Posting sehr gut. Ich mag auch verkopfte Schreiberlinge. Es macht einfach Spaß, das zu lesen. GLG Robina

Mitglied inaktiv - 06.12.2008, 23:36



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Wenn man selber nicht verkopft ist, heißt es nicht automatisch, daß man sein Tun/Art zu Erziehen NICHT hinterfragt oder reflektiert Völlig unverkopfte Grüße von supermampfi ;-)

Mitglied inaktiv - 07.12.2008, 09:35



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Das habe ich ja auch nicht behauptet! Gruß Robina

Mitglied inaktiv - 07.12.2008, 13:36



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und wie schön dass jemand, in dem Fall du, so viel Zeit hat, so schön zu schreiben. Hat genau mein Empfinden getroffen, hätte es aber niemals so genial ausdrücken können. lg Dani

Mitglied inaktiv - 13.12.2008, 21:21