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"Aua"

Thema: "Aua"

Hallo Also mein Sohn (2 Jahre) musste letzten Monat für zwei Tage im Krankenhaus bleiben, weil er über 40 Grad Fieber hatte und das Trinken verweigerte. Ich war die ganze Zeit bei ihm und für ihn war es eine schlimme und schmerzhafte Erfahrung. Zum einen wegen des Infusionsschlauch der ihm gelegt werden musste, zum anderen weil über einen Katheder Urin entnommen wurde und der Schlauch wegen seiner Vorhautverrengung nicht reinging. Er hat sehr viel geweint und war danach noch etwa drei Wochen seelisch recht angeschlagen. Sonst ist er sehr aufgeschlossen, aber nach dem Krankenhausaufenthalt hing an mir wie in der Fremdelphase. Sein Vater konnte beim einkaufen nichtmal den Einkaufswagen mit ihm einen Gang weiter schieben. Sobald ich aus seinem Blickfeld war fing er an zu weinen und rief nach mir und beruhigte sich nur durch körperliche Nähe von mir und wenn ich ihm versichert habe "Ich bin bei dir". Das ist längst wieder besser geworden, allerdings beschäftigt ihn das Thema immer noch sehr. Letzte Woche waren wir noch zum impfen. Also wieder eine Ärztin die ihm wehgetan hat. Impfstellen und das an der Hand wo der Zugang drin war sind natürlich längst verheilt, nur zeigt er immer wieder drauf und sagt "Aua". Stößt er beim spielen mal leicht wo an gibt´s meist gleich Tränen und wieder "Aua" Rufe. Das haben wir hier jetzt mehrmals täglich. Selbst beim wickeln, wenn gar nichts ist was weh tun kann. Nun überlege ich ob ich ihm einen Arztkoffer holen soll, damit er sich spielerisch damit auseinandersetzen kann. Wir haben schon mit Pflastern gespielt, seinen Schaf "verarztet" und das klappt soweit gut. Dank eines Herpesbläschens welches ich kürzlich hatte (nun war sowas auch mal zu was gut) konnte ich ihm jetzt erklären das Pflaster nicht schlimm sind (Herpesbläschenpatch von Compeed), sondern das ein Pflaster das Aua wegmacht. Ist ja schonmal was. Meine Sorge ist aber auch das ich´s eventuell verschlimmere mit einem Arztkoffer. Also was ist besser? Das Thema nur soviel wie nötig beachten, oder sich wirklich damit auseiandersetzen? Bin da grade etwas ratlos. Er fängt eben immer wieder damit an. Also es beschäftigt ihn schon sehr. LG Neniel

Mitglied inaktiv - 28.10.2009, 17:47



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Wie reagierst Du denn auf seine Weinattacken? Das wäre wichtig zu wissen. er weiß, daß er mit seiner Reaktion Mitleid auslöst. Vielleicht solltest Du nicht mehr so arg darauf reagieren. Eher sagen: "Mensch, das ist doch fast abgeheilt!" und ihn dann mit was Schönem ablenken (Buch lesen etc.) Aber Arztkoffer würde ich jetzt nicht kaufen - denn da sind die Sachen drin, die ihm Angst gemacht haben. Mit zwei kann er noch nicht so gut differenzieren: Ach, das ist ja nur Spielzeug. Kann nach hinten losgehen. Die Anhänglichkeit wird sicher noch eine Zeit dauern. Gib ihm die Zeit.

Mitglied inaktiv - 28.10.2009, 18:31



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Wie ich darauf reagiere... Also bei der Stelle an der Hand und an den Oberschenkeln sage ich ihm dann das es doch schon längst wieder heile ist und das da kein Aua mehr ist. Ich sage ihm auch das wir jetzt erstmal ganze lange nicht mehr zum Arzt gehen. Wenn er sich wirklich weh getan hat (gestern hat er sich den Finger geklemmt und hatte einen Splitter) tröste ich natürlich und versuche aber auch abzulenken. Den Splitter hab ich rausgezogen und er hörte auf zu weinen als ich ihm gesagt habe, also das fiese Ding schmeissen wir nun in den Müll. Dann haben wir zum Splitter nochmal du-du gemacht und weg damit und damit war´s gut für ihn. Wenn er wieder wegen nichts mit Aua kommt dann eben so wie oben und ich versuche ihn abzulenken. Naja, seine Aua´s sind dennoch ein großes Thena für ihn und das tagtäglich.

Mitglied inaktiv - 28.10.2009, 19:18



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Hi, Meiner war mit 1 1/2 auch 3 Tage im Krankenhaus, und an Schläuche gefesselt. Ich war bei ihm, hatte absolute Panik - wie übersteht Kind das - mit was beschäftige ich Kind - wie überstehe ich das... Das ging ganz problemlos, ich war halt da, und über die Zukunft habe ich mir keine Gedanken gemacht, und mein Kind auch nicht. Mein Kind hat (und hatte) keinerlei Verhaltensweisen, die ich darauf zurückführen könnte. Und fremdeln mit 2 ist völlig normal, und daß Mama auf jedes Aua schaut und bläst, küsst oder pflastert auch. Das letztere geht auch noch eine Weile so. Ansonsten würde ich ihn würde mit seinen Ängsten konfrontieren. Und auf jedes Aua eingehen, daß er hat, und das verarzten. Und den Arzt-Koffer kaufen (Naja, je nachdem, was er schon versteht, mit 2) Er war im Krankenhaus, und es war eine traumatische Erfahrung, und ja, sowas gibt es halt. Bei uns war das völlig ohne Belang. Ciao Biggi

Mitglied inaktiv - 28.10.2009, 23:16



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Wenn es gegangen wäre, wäre ich mit ihm nur eine Nacht dringeblieben. Ich weiss nur zu gut wie es für ihn gewesen sein muss. Als Kleinkind war ich auch oft im Krankenhaus und wurde operiert. Ich möchte meinem Kind helfen das er´s schnell verarbeitet. 14 Tage danach bin ich mit ihm wieder zur Krabbelgruppe. Nach dem Krankenhaus hatte er 1 Kg abgenommen, was bei ihm doch sofort auffällt, weil er eh immer schon an der untersten Grenze lag vom Gewicht her. Als wir daheim waren kam er nichtmal mehr allein auf sein Schaukelpferd, Treppensteigen ging auch nicht mehr, er lief vor den Bauernschrank oder fiel hin. Nunja, in der Krabbelgruppe sitzen wir mit den Kindern im Morgenkreis uns singen und spielen. Er wollte nichtmal die zwei Schritte von mir weg um sich zwei Klanghölzer zu holen. Ich bin dann mit. Meiner Freundin fiel es auch direkt auf das er da einen "Schaden" davongetragen hatte. Sie kennt ihn ja schliesslich so wie alle auch als recht aufgeschlossenes Kind. Letzte Woche beim Kinderarzt hatten sie im Wartezimmer einen Arztkoffer den er sich angesehen hat. Wir haben dann auch mal seinen Paul (das ist das Schaf) behandelt. Im Krankenhaus selbst hab ich die Spritze wo der Nurofensaft drin war ausgespült und die bekam dann sein Paul auf den Arm. Das wollte er dann auch selbst tun. Meine Sorge ist auch das bei ihm nun nicht mehr viel fehlt bis er sich von Ärzten gar nicht mehr anfassen lässt. Er hat halt Angst. Ich gebe ihm viel Nähe. Jetzt, einen Monat danach habe ich quasi mein altes Kind wieder zurück, nur das hängt eben trotzdem noch etwas nach. Körperlich ist er wieder so fit wie vorher. Bei meiner Bläschensache hab ich ihn immer zusehen lassen wenn er wollte wie ich das Patch draufklebe, habe immer und immer wieder erklärt, gezeigt. So hat er wenigstens die Angst vor Pflastern wieder verloren.

Mitglied inaktiv - 28.10.2009, 23:41



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Meiner hat ohne Grund mit 2,5 Jahren angefangen sich mit dem Thema "Aua" auseinander zu setzen. Dabei erzählt er allen seine Auas auch diejenigen die schon 12 Wochen zurück liegen. Das waren auch keine wilden Verletzungen sondern hat Schürfwunden wenn er beim Laufen hingefallen ist, oder ähnliches. Nichts wo er wirklich geweint hätte. Aber es beschäftigt ihn. Nicht umbedingt mit "negativen" Gefühlen sondern eher mit Neugier? Da er Sprachentwicklungsverzögert ist, kann ich nicht beurteilen was er genau meint. Aber diese Phase war nach ca. 3 Monaten wieder vorbei. Vielleicht ist das bei Deinem Beides. Verarbeitung eines grossen "Aua"`s aber auch das Auseinandersetzen mit dem "Phänomen Aua" an sich.

Mitglied inaktiv - 29.10.2009, 10:27



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Dein Sohn braucht offensichtlich noch viel Zeit, um mit dem Erlebnis klar zukommen. Diese Zeit solltest Du ihm geben und seinem Bedürfnis nach Nähe zu Dir nachkommen. Durch den Krankenhausaufenthalt sind bei Dir offensichtlich auch alte Ängste wieder aufgebrochen durch Deine eigenen Kindheitserlebnisse. Unbewusst überträgst Du das vielleicht auf ihn. Falls es Dir gelingt, könntest Du also versuchen, den Krankenhausaufenthalt "positiv" darzustellen, ohne den Krankenhausaufenthalt herunterzuspielen. Also in der Art "ich weiß, Du hast da Aua gehabt, aber das hat Dir geholfen, gesund zu werden, damit wir jetzt wieder zusammen spielen können" oä. Deine Idee mit dem Arztkoffer finde ich sehr gut, offensichtlich hat ja schon die Behandlung von Paul gezeigt, dass er sich spielerisch mit dem Kranksein auseinandersetzen kann, ohne dass ihn das zusätzlich belastet. So findet er vielleicht seinen eigenen Weg, mit der Krankenhaussituation umzugehen. Vielleicht kannst Du auch Euren Kinderarzt fragen, wie Du Deinem Sohn weiter helfen kannst. Auch wenn ein KiA natürlich kein Psychologe ist, hat er bestimmt Erfahrung mit ähnlichen Situationen. Und frag' doch auch hier im Expertenforum mal Dr. Posth. Wünsche Euch alles Gute.

Mitglied inaktiv - 29.10.2009, 10:31



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Ja, du hast Recht. Mich hat das auch mitgenommen. Alleine schon dieses Eingesperrtsein für zwei Tage in einem Zimer das grade mal so winzig war wie meine Küche fand ich schlimm. Kein Fernsehen, keine Musik, lediglich ein Buch und mein weinendes Kind. Ich war in diesen zwei Tagen grade viermal draussen. Einmal kurz im Schwesternzimmer was fragen und dreimal zur Toilette. Statt im Gitterbett hab ich ihn mit zu mir genommen. Er ist es nicht gewohnt allein zu schlafen. Meine Gefühle hab ich erst am ersten Abend rausgelassen als er längst geschlafen hat. Danach hab ich Tränen und Sorge runtergeschluckt und hab´s halt gemeistert so gut es ging, hab gesungen, gespielt, immer wieder vorgelesen, getröstet, im Arm gehalten. Also ich denke jetzt auch das ich ihm einen Arztkoffer holen werde und dann setzen wir uns damit auseinander wenn er das Bedürfnis danach hat. Danke.

Mitglied inaktiv - 29.10.2009, 12:25



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ich hab jetzt nicht alle beiträge gelesen, denke aber, ein arztkoffer ist ne gute idee, weil ihr so anfangen könnt, das thema wieder positiv zu besetzen. also im trauten heim, mit der lieben mama und voller aufmerksamkeit ein spiel spielen, dass *oh wunder* nicht wehtut und angst macht. mein sohn muss alle paar monate zu einer kontrolluntersuchung, das ist auch nicht immer schön(er ist jetzt 2,5). wir haben eine strikte begriffstrennung eingeführt: ins KLINIKUM gehts für die kontrollen, zum DOKTOR wenn wir zum kinderarzt müssen und mit KRANKENHAUS "drohen" wir, wenn er wieder kletter-eskapaden auf tischen und bänken versucht. was ich damit sagen will, ist, dass wir versuchen verschiedene situationen/orte mit unterschiedlichen begriffen zu verknüpfen, sodass kind weiß, welches "gefühl" bei welchem wort. seitdem wir das so trennen, geht er wieder lieber zum kinderarzt. da waren wir bis jetzt (weil immer gesund) nur zu den u-untersuchungen, wo der doc nette spielchen gemacht hat und gummibärchen verschenkt. also, geht doch vielleicht mal ins krankenhaus/zum arzt und geht dort nur im cafe ein eis essen oder so..also irgendwas tolles, damit sohnemann wieder ein positives gefühl kriegt, und das ganze aua gedöns vergisst. keine ahnung, ob dir mein geschreibsel jetzt hilft... aber lg muddelkuddel

Mitglied inaktiv - 29.10.2009, 19:58



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Dein Geschreibsel hilft. Von den Begriffen her trenne ich Kinderarzt und Krankenhaus. Das dumme ist nur...wir haben erst kürzlich den Kinderarzt gewechselt, weil der bei dem wir vorher waren recht unsensibel mit ihm umging und der erste Termin bei der neuen Ärztin, die wirklich sehr nett ist war leider direkt zum impfen. Also wieder zwei Spritzen. Die angebotenen Gummibärchen von ihr und der Schokololli von mir halfen eigentlich gar nicht. Im Krankenhaus habe ich halt das was ging selbst gemacht, hab meine Hand zuerst zum Pulsfühlen hingehalten und danach seine Hand in meine gelegt, damit die Ärztin fühlen konnte. Beim Kinderarzt hab ich auch schon den Kopfumfang gemessen und mich mit ihm auf die Waage gestellt, damit er das überhaupt mit sich machen liess. Ich weiss sogar wie man Petechien ausstreicht (kleine Hauteinblutungen die bei Infektionen oder durch Druck entstehen können). Durch meine jahrelangen Krankenhauserfahrungen kenne ich mich bei einigen Dingen gut aus und lerne durch aufpassen. Das ist ja auch schön und gut, nur alles kann ich eben nicht selbst tun. In einem Monat steht der nächste Impftermin an. Davor graut es mir schon. Wie macht ihr das? Sagt ihr eurem Kind vorher Bescheid das ein Arzttermin ansteht und das es weh tun könnte, oder sagt ihr gar nichts?

Mitglied inaktiv - 29.10.2009, 22:12