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Intelligent – minderbegabt – hochintelligent?!

Thema: Intelligent – minderbegabt – hochintelligent?!

Bei meinem Sohn habe ich von Anfang an nicht ausgeschlossen, dass er ein schlaues Kerlchen ist. Läge auch ein bisschen in der Familie (Schwester und Cousin z.B. haben Klassen übersprungen und waren jeweils die besten Abiturienten an ihren Schulen). Als Baby und Kleinkind entwickelte sich mein Kleiner auch prächtig, konnte sehr früh sprechen und laufen und war auch sonst seinen Altersgenossen relativ weit voraus. Sein logisches Denken beeindruckte, und mit drei stellte er Fragen, die ich nicht mehr zu seiner Zufriedenheit beantworten konnte. Schon bald nach seinem Kindergarteneintritt erklärte die Erzieherin, dass man ihn dort für extrem intelligent hielte. Ich freute mich und das war’s erst mal. Nach knapp eineinhalb Jahren (Anfang 2007) wechselte er den Kiga und im Sommer war ich dort zum Elterngespräch. Als wir den Beurteilungsbogen durchgingen, glaubte ich an einen Scherz oder eine Verwechslung. Demnach konnte er sich nicht konzentrieren, nicht basteln, sich nichts merken, kapierte nichts und hatte keinerlei Körperbeherrschung. Gerade noch, dass er sprechen konnte und mit anderen Kindern gut klar kam, gestand man ihm zu. Als ich ihm kurze Zeit später beim Fußballtraining zuschaute, glaubte ich langsam, dass das alles doch keine Fehleinschätzung war. Er schien keinerlei Anweisungen des Trainers zu verstehen. Nach den Sommerferien gehörte er dann zu den Förderkindern in seinem Kiga. Bei Untersuchungen stellte sich heraus, dass er körperlich um 2 Jahre retardiert ist, und ich machte diesen Entwicklungsrückstand für seine Schwierigkeiten verantwortlich. Heuer im Februar bekamen wir die Einschätzung „eingeschränkt schulfähig“. In der Vorschule löste er manche Aufgaben glänzend, die meisten gar nicht. Der Kinderarzt riet uns, ihn zurückstellen zu lassen. Kurzfristig war auch mal von einer Förderschule die Rede. Er bekam Ergo verschrieben und ich füllte die Anmeldebogen sämtlicher Kinderzentren und Kliniken aus, die Entwicklungsdiagnostik anbieten (lange Wartezeit). Bei der Erziehungsberatung tippte man grob auf Entwicklungs- bzw. Wahrnehmungsstörungen. Etwa zu dieser Zeit fuhren wir an seinem ehemaligen Fußballplatz vorbei und er meinte, er hätte sich das Fußballtraining anders vorgestellt – also richtig Fußballspielen und nicht für langweilige Übungen in der Reihe stehen müssen. Ehrlich gesagt, meinte er, hielt er es für die beste Möglichkeit schnell wieder aufhören zu dürfen, wenn er einfach nicht zuhörte und jeder dachte, er wäre zu schlecht. Dann stellte sich bei der Ergo heraus, dass er völlig ohne innere Spannung, lustlos und demotiviert war. Alle an ihn gestellten Aufgaben löste er dort aber – zwar gelangweilt aber in Perfektion. Bei einem umfangreichen Test für 5 bis 9 jährige, lag er in allen Bereichen bei 9 Jahren. Dieser Test motivierte ihn. Er freute sich über seine hervorragende Leistung und war plötzlich wie ausgewechselt. Interessiert und aufgeweckt (z.B. fand er zuhause ohne Hilfe einen Lösungsweg für Solitaire). Wir spielten Mühle und ich stellte fest, dass ich inzwischen aufpassen muss, um nicht unabsichtlich zu verlieren. Der Kiga war sofort alarmiert, bei meinem Bericht und wir schafften es gerade noch ihn bei einem Schulespiel unterzubringen, bevor ich die Rückstellung beantragt hätte. Er freute sich auf das Schulespiel und hinterließ dabei einen so glänzenden Eindruck, dass die Rektorin bei der Anmeldung mir gegenüber ziemlich vorwurfsvoll war. Sie meinte, es sei völlig unverhältnismäßig bei einem Kind wie ihm eine Rückstellung in Erwägung zu ziehen – nur wegen seiner Körpergröße! Die Lehrkraft, die das Schulespiel durchgeführt hatte, wies uns auf die Möglichkeit hin ihn beim Schulpsychologen auf Hochintelligenz testen zu lassen. Ich bin ziemlich kaputt nach diesem „Höllenritt“. Vorwürfe mache ich mir eigentlich nicht, die Fehleinschätzung ging ja noch nicht mal von mir aus. Jetzt hoffe ich, dass Ruhe einkehrt. Danke fürs Lesen!!

Mitglied inaktiv - 04.04.2008, 16:12


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Hallo Amparito, ich bin echt beeindruckt ob Deines differenzierten Berichtes. Und irgendwie bin ich bei so Berichten immer wieder froh, ein "normal überdurchschnittlich" begabtes Töchterlein zu haben ... lg und alles Gute, Maren

Mitglied inaktiv - 04.04.2008, 16:18


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Mein Beileid. Das erinnert mich stark an mein zweites Kind, dem es gegenwärtig ziemlich schlecht geht. Bei ihm wurde immer die Adhs-Keule geschwungen. Eka

Mitglied inaktiv - 04.04.2008, 18:13


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habt ihr ihn bei der Förderschule überhaupt vorgestellt gehabt? Das kam für mich jetzt nicht ganz raus. Hab ja ähnliches gehabt. Mein Sohn wurde der Förderschule vorgestellt, weil gemeint wurde er schaft von der Konzentration und anderem die Regelschule nicht. Aber dort machen sie Tests und diese waren halt übern Durchschnitt. Somit ist er eindeutig kein Kind für die Förderschule und wird am Dienstag in die Schule eingeschrieben *G* lg tine

Mitglied inaktiv - 04.04.2008, 21:10


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Hallo, also ganz spontan kam mir beim Lesen Deines Beitrags der Gedanke, daß er vielleicht gelangweilt war... Vorwürfe machst Du Dir nicht, da die Einschätzung von jemande anderem ausging...hm...ich denke mir, daß DU ja am nähesten an Deinem Kind dran bist und merken solltest, wenn es unterfordert ist. Was hast Du denn sonst zur Förderung getan? Was sagte der KiA?? Also meine Tochter ist auch recht clever und ich merke schon daheim, daß sie "Futter" fürs Hirn braucht und das fordert sie... Daß diese Einschätzungen sehr nahe beieinanderliegen, ist bekannt...und ich kann da verstehen, daß das für euch ein Höllenritt war! lg heike

Mitglied inaktiv - 05.04.2008, 18:46


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Naja, dass ich mir gar keine Vorwürfe mache, ist auch eher Wunschdenken von mir. Aber schlimmer bin ich mit mir ins Gericht gegangen, als es hieß, mein Sohn wäre wahrscheinlich zu schlecht für die Regelschule. Da hatte ich Angst irgendwas übersehen zu haben, was seine Intelligenz gemindert haben könnte – vielleicht blöd... aber war halt so. Außerdem muss ich zu meiner Verteidigung sagen, dass er zuhause immer sehr fröhlich und unproblematisch war, sehr viel in seinem Zimmer spielen wollte, allein oder mit Freunden und zu Vorschulaufgaben, oder den üblichen Kinderspielen nicht so die Lust hatte. Ich habe ihm dann halt viel vorgelesen, mein Mann und er waren und sind oft stundenlang als "Heimwerker" zugange und wir unternehmen auch sehr häufig was außer Haus. Abgesehen davon habe ich auch nicht soo den Vergleich mit anderen Kindern und seine Freunde sind ja auch nicht blöd, haben mindestens ein älteres Geschwister, sind dadurch in manchen Bereichen auch tatsächlich schon mindestens so gereift wie er. Der Kinderarzt meinte, dass er die Schule körperlich und emotional nicht packen würde, letzteres liegt daran, dass mein Sohn seit mehreren Monaten in Gegenwart von Erwachsenen völlig eingeschüchtert wirkte. Das war früher nicht so –im Gegenteil- und ändert sich jetzt ganz langsam wieder. LG Amparo

Mitglied inaktiv - 05.04.2008, 19:59


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Du hattest geschrieben, er sei motorisch zurück. Wie macht sich das bemerkbar? Ist DIr das nicht aufgefallen? Dass er geistig unterfordert war, kann ja sein, aber das erklärt nicht sinen motorischen Rückstand. GLG RObina

Mitglied inaktiv - 05.04.2008, 22:43


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Also ich denke nicht, daß Du alleine als Mutter durch einfaches Übersehen o.ä. die Intelligenz Deines Kindes dermaßen mindern kannst...er mag dann unterfordert, gelangweilt, aufmüpfig usw. sein, aber nicht für die Regelschule zu schlecht. Hm...ich will jetzt sicher keinen Teufel an die Wand malen, aber da muß doch irgendetwas passiert sein...wenn er sich Erwachsenen gegenüber fast eingeschüchtert verhält...??? Wurde er in dem ersten Kiga denn Deiner Meinung nach besser gefördert?? Wie hat er sonst den Kiga-Wechsel verkraftet??? lg heike

Mitglied inaktiv - 06.04.2008, 10:13


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...meine Tochter war von Baby an frühreif. Die Kinderärzte haben mir schon ganz früh geraten sie in einen Hort zu geben. Dort ist sie dann mit 1 Jahr reingekommen und immer früher in die ältere Gruppe gewechselt. In der letzten Gruppe (3-4,5 J.) war sie total gelangweilt, machte entsprechend Unsin und störte den Sitzkreis. Ich habe mit den Erzieherinnen gestritten und denen erklärt, dass es nicht die nageblich mangelnde Konzentrationsfähigkeit und die Undisziokiniertheit ist, sondern dass ihr grottenlangweilig ist. Alles was dort gemacht wurde, konnte sie schon lange vorher. Unser Kinderarzt ist auch immer baff wie weit voraus sie ist. Schlussendlich hat er uns an die Neuropädiatrie der Kinder-Uniklinik überwiesen um sie testen zu lassen (so genau kann er das nicht). Da hier der Kindergarten mit ca. 4,5 Jahren anfängt und ich nicht sicher war in welchen ich sie gebe, sollte der Test gemacht werden. Schlussendlich haben die einfach einen kompletten Entwicklungstest gemacht und siehe da, sie wird als hochintelligent angesehen (ganz die Mama, dasselbe Problemkind *ggg*). Mit dieser Info bin ich dann zu den Erziehern marschiert die gar nicht kapiert haben was ich ihnen da erklärt habe. *augenverdreh* Nun haben wir sie ab August in einer anderen Schule im Kiga angemeldet. Es ist eine internationale Schule (sie war auch vorher im englischsprachigen Hort) und der Rektor ist sich des Problems sehr bewusst. Sie wird dort beobachtet und wenn man merkt, dass sie unterfordert ist, wird sie hochgestuft. Gleichzeitig schaut die Uniklinik wie es weiter geht. Ich werde im Dezember wieder aufgeboten (sie wird dann 5 Jahre alt) und dann wird geschaut ob wir sie schon nächstes Jahr einschulen. Ich will Dir damit sagen, lass Dich nicht abwimmeln und für dumm verkaufen. Erzieher sind manchmal sehr einseitig. LG!

Mitglied inaktiv - 08.04.2008, 21:36