Schnaepfe
Hallo ihr lieben, Ich habe zurzeit einen 20 monate alten Sohn. Er hat zurzeit seine trotzphase und langsam weiß ich nicht mehr weiter. Ich weiß in den Beiträgen steht das dieses Verhalten normal ist und zur Entwicklung gehört. Dennoch habe ich das Gefühl es ist schon außer Kontrolle. Der kleine läuft an der Hand und so gut wie überall draußen kommt es zum Konflikt. Heute waren wir zu dritt einkaufen (Mama, Papa, Kind) der kleine will immer an der Hand in eine Richtung ziehen. Ich muss ja aber beim Einkaufen auch mal in die andere Richtung und auch mal stehen bleiben. Er lässt sich null lenken und es endet im Chaos. Sobald er nicht das sagen hat wo es hin geht, schreit er durch den ganzen Laden, trampelt aus protest hin und her mit den Beinen und danach schmeißt er sich auf den Boden und heult so laut das du dein eigenes Wort nicht mehr hörst. Das schlimme ist aber sobald er sich beruhigt hat, geht das direkt wieder von vorne los. Er schnappt dann meine Hand, läuft 5 Meter weiter und sobald ich kurz stoppe oder auf ihn einrede und ihm erklären will das wir hier das tolle Zeug noch kaufen müssen geht das direkt von vorne los. Gefühlt alle 5 Meter und der Anfall dauert 5 Minuten. Ich habe alles ausprobiert. Ihn hochnehmen will er nicht, daher bleibe ich bei ihm und lasse ihn sich beruhigen. Ich habe danach mit ihm geredet und es so versucht. Nichts!!! Ich habe versucht ihn vorher laufen zu lassen und er sucht aus wohin aber irgendwann muss man ja einkaufen und zack es geht los. Er macht das in jedem Laden egal ob das insgesamt 20 mal hintereinander statt findet. Fragt nicht wenn wir in einer Warteschlange stehen wie bei der Post. Er macht es mittlerweile auch auf den Spielplätzen und wenn ich zu besuch bin bei Freunden. Er will dann wohin und egal ob an der Hand oder auf dem Arm, sobald es nicht das ist was er jetzt will kommt der Anfall. Mir ist es egal was andere sagen aber mir fällt das schon auf das es mittlerweile so schlimm ist das alle mich anschauen und teils mich auch schon darauf ansprechen. Selbst dort wo ich zu Besuch war sagte der Bekannte : sag mal was ist mit dem denn los?? Auch meine mutter sagte : was hat den denn gestochen das der so schlimm reagiert? Leute in den Läden fragen mich auch schon ob ich das Kind nicht im Griff habe und auf dem Spielplatz merke ich auch wie die Leute immer mehr Abstand halten sobald er seine Phase bekommt. Was ich aber sehe egal ob Spielplatz oder Läden, gleichaltrige Kinder benehmen sich nicht so und wenn dann nicht in diesem Ausmaß. Man hört im Laden immer mein Kind von allen. Man weiß immer wo ich bin. Mittlerweile bemerke ich es auch zuhause, denn sobald er spielt und es nicht so geht wie er will rastet er total aus. Schmeißt sein Spielzeug durch die Bude, trampelt und schreit los.. Ich versuche für ihn da zu sein aber keine Chance.. Er geht danach zu einem anderen Spielzeug und zack das gleiche. Wenn er mal nicht bekommt was er will wie zb das Handy, fragt nicht welch ein zorn dann folgt und ausbricht. Worauf ich aber hinaus will, ich habe das Gefühl mein Sohn findet da keine Grenzen und steigert das täglich. Es ihm zu erklären und Grenzen zu setzen klappt nicht. Es war heute so schlimm das ich leider einen totalen Ausraster hatte und es in gleicher Lautstärke auch heraus ließ. Der kleine war sofort still und zog sein heul Gesicht. Wenige Sekunden später war Ruhe und er wollte auf den Arm. Ich war erstaunt wie er plötzlich "funktionierte" und sich für ganze 10 Minuten normal benommen hat ohne weitere Anfälle und auf dem Arm blieb. Dennoch schäme ich mich für den Ausraster. Mittlerweile frage ich mich was der richtige Weg ist... Soll man die Kinder mal laut und bestimmend leiten oder besser gesagt die Grenze aufzeigen? Es war das erste mal das etwas Griff bei ihm. Man kann ihm leider nicht so viel erklären weil er es noch nicht ganz versteht und er spricht leider immer noch nicht. Ich versuche ihm da zu helfen aber noch ist der Knoten nicht geplatzt und das ist sehr schwierig wenn man manchmal nicht weiß was er will. Vllt habt ihr Tipps?
Warum setzt du ihm beim Einkaufen nicht in den Wagen? Er hat jetzt mal gemerkt dass auch Mama Grenzen hat und ich denke das ist nicht verkehrt. Klar ist rumbrüllen keine Dauerlösung, man kann sich aber auch nicht den ganzen Tag von einem KIND terrorisieren lassen. Er muss lernen dass sein Verhalten auch Auswirkungen auf andere Menschen hat. Empathie und Verständnis sind zwar noch was viel verlangt für sein Alter, aber von alleine kommen sie auch nicht. Du bist auch nur ein Mensch, du hast Grenzen und du bist nicht sein Boxsack der ALLES ertragen muss.
Worauf ich hinaus will: man muss viel ertragen in der Autonomiephase. Es ist aber auch menschlich und verständlich dass man sich auch einfach mal Luft macht wenn man selbst nicht mehr weiter weiß. Ein Patentrezept wie du damit umgehen sollst habe ich leider auch nicht, ich denke jede von uns hat da so ihre Baustellen. Und niemand geht perfekt mit allem um. Zumal es eh kein Perfekt gibt.
1. In Geschäften kamen meine Kinder vor der Vorschule konsequent in den Kindersitz.
2. Lass dir ein dickeres Fell wachsen und lerne deine Ohren auf Durchzug zu schalten. Glaube mir, ich habe ein ADHS Kind und durfte mir schon einiges anhören...
3. Weißt du, was Mütter im Tierreich machen? Sie weisen ihren Nachwuchs zurecht und zwar verbal und nonverbal, es ist absolut normal.
4. Dein Kind BRAUCHT und SUCHT seine Grenzen. Diese musst du ihm zeigen und *verteidigen*. Ja, auch mal laut, auch mal durch nicht so sanfte Berührungen (ich sage nicht "schlagen"! Aber du darfst dein Kind schon von dir runter schieben oder dich verwehren (Mein Kind hat sich gerne darüber reguliert, dass er meinen Handrücken durchgeknetet und gekratzt hat; als ich da konsequent die Grenze gezogen hatte, gab es auch monatelangen Protest)
5. Kinder in dem Alter verstehen keine großen Erklärungen. Ein kurzes, bestimmtes "Nein" oder "Stop" ist altersgerecht und verständlicher.
Ich will dazu nur sagen, dass es vorbei geht. Mein Kind hatte zwar keine Ausraster aber Einkaufen war lange kaum möglich. Sobald ihre Füße den Boden berührt haben war sie weg Irgendwas anschauen im Geschäft konnte man vergessen. Mich hat das auch wahnsinnig gemacht wenn ich dagegen andere Kinder gesehen habe, die brav neben dem Einkaufswagen standen und gewartet haben bis Mama fertig ist. Also keine Sorge, es geht vorbei.
Wenn es sooo schlimm bei euch ist würde ich ihn in den Wagen setzen (es gibt in manchen Geschäften ja auch diese Auto- Einkaufswägen, vielleicht gefällt ihm das), oder eben was zum essen oder spielen in die Hand geben oder eine Zeitlang ohne ihn einkaufen gehen.
Meine Jungs sind schon erwachsen, es ist also lange her. Aber beim Einkaufen saßen sie immer im Wagen oder Buggy. Und VORHER gab es ein Brötchen vom Bäcker. Das entspannt ungemein. Ansonsten darf man seinem Kind seinen Unwillen durchaus deutlich zeigen. Und wenn einer brüllt, darf man auch zurück brüllen. Trini
Ich halte es so kurz wie möglich und hoffe, dass das ein oder andere hilfreich für dich ist, aber zuallererst und am wichtigsten: Schäme dich nicht, da waren wir alle (!!) schon mal. Du bist auch nur ein Mensch mit deinen eigenen Prägungen, deinen eigenen Triggern und irgendwann ist die Kapazität einfach mal ausgeschöpft (je nach Tagesform schneller oder weniger schnell). Du machst einen tollen Job und dir viele Gedanken, das nur vorweg. Kontrolle: Es gibt Kinder mit höherem und niedrigerem Kontrollbedürfnis. Kontrolle gibt Kindern das Gefühl von Selbstwirksamkeit und Sicherheit. Versuche deinem Kind im Alltag mehr Kontrolle einzuräumen, lass ihn bestimmen, verzichte auf Machtkämpfe, wo sie nicht dringend erforderlich sind. Je mehr Kontrolle ein Kind in Bereich A bekommt, desto kooperativer wird es in Bereich B (Beispiel Einkaufssituation). Wutanfälle: Was du beschreibst, sind klassische entwicklungsgerechte Wutanfälle eines "intensiven" Kindes. Intensiv nicht deshalb, weil dein Kind abnormal ist, sondern weil es Kinder gibt, die Gefühle besonders intensiv wahrnehmen und von diesen überwältigt werden (oft reagieren sie auch heftiger auf Außenreize etc.). Einer meiner täglichen Mantras: Es ist NICHT meine Aufgabe, den Wutanfall meines Kindes zu beenden, ich bin einfach nur hier und wenn mein Kind mich braucht, darf es in meinen Arm kommen. Bei uns hilft es extrem, in einen kleineren Raum des Hauses zu gehen, ich schließe die Tür, setze mich davor und bin einfach nur da (in einem Supermarktsetting schwer umzusetzen, keine Frage, aber ggf. für andere Situationen hilfreich) Grenzen: "Ich habe das Gefühl mein Sohn findet da keine Grenzen..." exakt ! Findet er auch nicht, er ist 2. DU bist seine Grenze. Und eine Grenze darf klar und deutlich kommuniziert werden. Sie ist keine Bittstellung an das Kind, sondern eine konkrete Aussage darüber, was ich als Erwachsener als nächstes tun werde, wenn mein Kind die Kontrolle über sich verliert. "Ich lasse dich nichts werfen, hier bleibt alles heile. Ich trage dich jetzt ins Bad, da gibt es nichts zum Schmeißen und bleibe bei dir, bis du dich besser fühlst." Ende - keine Diskussion. Mach es dir leicht: Du weißt, dass dein Sohn beim Einkaufen extrem anstrengend ist? Dann lass es so häufig wie möglich bleiben. Und nein, weder du noch dein Kind "müssen da durch", dein Kind "diktiert dir auch nicht deinen Alltag" und was es da für schöne Macht durchzogene Vorurteile gibt. Du darfst dir das Leben mit anstrengendem Kleinkind in seiner hardcore Autonomiephase so leicht wie möglich machen. Und du wirst irgendwann auch wieder entspannt einkaufen gehen können, aber gerade ist es halt nicht drin. Weiche auf Lebensmittellieferanten auf, erledige die Einkäufe ohne Kind, lass sie vom Partner erledigen. Abschließend noch kurz die unpopular facts: Die Ursache für das vermeintlich kooperative und "liebe" Verhalten deines Kindes, nachdem du geschrien hast, ist schlicht und ergreifend Angst. Wenn unser Hirn Angst erfährt, kann es nicht unterscheiden, ob ein Tiger im Begriff ist, uns zu töten oder die Mama geschrien hat. Kinder schalten automatisch in Überlebensmodus und der sieht evolutionsbedingt eins vor: Bindung. Entsprechend ändern verängstigte Kinder schlagartig ihr Verhalten. Wenn du also mal von Kindern gehört hast (insbesondere in unserer Generation), die "nie einen Wutanfall hatten oder auffälliges Verhalten gezeigt haben", dann weißt du ziemlich sicher, warum. Das haben sie genau ein, zwei mal gemacht und dann gemerkt, dass ihr komplettes Familiensystem ins Wanken gerät und sie sich ihrer Bindung zu ihren Eltern nicht mehr sicher sein können. Ja, solche Kinder sind dann extrem brav und angepasst. Und meist sind es genau die Blicke dieser Elterngeneration, von denen wir dann ob unserer verzogenen Kinder die abfälligen Blicke und Kommentare kassieren. Aber weißt du was? Scheiß drauf, am Ende sind das nur arme Seelen, die sich getriggert fühlen, weil sie die Hölle erlebt hätten, wenn sie sich so benommen hätten. Das positivste und schönste Kompliment am Verhalten deines Kindes ist also definitiv, dass es sich deiner Liebe sehr, sehr sicher ist. Davon können wir uns in dem Moment nichts kaufen, aber auf langfristige Sicht ist das genau das, was wir eigentlich alle wollen. Ich kann dir außerdem empfehlen, Kinderbücher über starke Gefühle zu kaufen. Zum Beispiel "Und was fühlst du Känguru" etc. In ruhigen Momenten mit ihm diese Bücher zu lesen und über Strategien zu sprechen, wird mit zunehmendem Alter immer leichter. Ich wünsche dir ganz viel Durchhaltevermögen!
Finde ich alles super gut geschrieben! Das Kinderbuch haben wie auch daheim. :) Ich fühle übrigens mit Mamas immer mit, wenn das Kind einen Wutanfall iwo hat. Es ist ja für beide anstrengend. Als buchtipp kann ich noch "Meine Grenzen sind dein Halt" empfehlen. Liebe Grüße und viel Kraft
Boa wow, so eine unglaublich hilfreiche Antwort! Mein Großer ist mittlerweile 3 und seit über einem Jahr in seiner Autonomiephase. Du beschreibst es so wertschätzend den Kindern gegenüber! Du hast mir Worte gegeben, für das was wir zu Hause erleben: Mein Kind ist auch ein sehr 'intensives' Kind mit höherem Kontrollbedürfnis. Und zuweilen kommen wir als Eltern immer wieder an unsere Grenzen. Beschäftigen uns immer wieder mit dem Thema, wie wir am besten begleiten können. Dein Text hat mich so abgeholt, mir nochmal mehr vor Augen geführt, dass es saumäßig anstrengend ist, dass wir aber schon viel richtig machen.
Welche Bücher sind noch zu empfehlen oder Podcasts ? So allgemein in die Runde gefragt?
"... meist sind es genau die Blicke dieser Elterngeneration, von denen wir dann ob unserer verzogenen Kinder die abfälligen Blicke und Kommentare kassieren. Aber weißt du was? Scheiß drauf, am Ende sind das nur arme Seelen, die sich getriggert fühlen, weil sie die Hölle erlebt hätten, wenn sie sich so benommen hätten." THIS!! Ich glaube, du hast damit ganz viele Mütter da draußen erreicht, die teilweise wirklich kämpfen und jetzt nochmal mehr wissen, wofür.
An alle lieben Leute die mir hier geantwortet haben. Ich bin gerade so unfassbar dankbar. Ich sitze hier echt mit Tränen und bin froh das ihr mich nicht zerreißt. Jeder einzelne Kommentar ist so wertvoll von euch und hat mir sehr geholfen. Ich setze alle Tips um ab jetzt. Ich spürte anhand eurer Kommentare das ihr das absolut versteht was ich da schreibe.
Danke fühlt euch alle gedrückt von mir
für mich gibts da nur die option: kind im einkaufswagen, oder ohne kind einkaufen. ich habs auch mal "so" probiert, aber es endet jedes mal damit, dass er mir spätestens an der kasse stiften ging. mein kind bleibt im einkaufswagen sitzen. das kine einer freundin nicht, deswegen geht sie ohne kind. du kannst dir jede menge energie sparen, wenn du gewisse situationen einfach umschiffst. klar, manche kämpfe musst du kämpfen, aber nicht alle. zeig deinem kind die grenzen auf. setzte sie durch und begleite durch die wut.
Hallo, Antworten und - gute, wie ich finde - Tipps hast Du ja bereits bekommen. Und auch ich schreibe Dir: Setze Deinen Sohn unbedingt in den (Einkaufs)wagen (und ansonsten in den Buggy), dann hast Du dieses ganze Theater gar nicht erst. Und wenn man - als Elternteil - MAL(!) ebenfalls (etwas) laut*er (als sonst) wird, schadet das nicht und das Kind bekommt davon kein Trauma. Natürlich soll das nicht zur Gewohnheit werden und nicht andauernd vorkommen, aber... siehe weiter oben. Und Eltern dürfen auch mal authentisch sein. Dir ganz viel Kraft!
Und Eltern dürfen auch mal authentisch sein. müssen sie sogar! kinder raffen es doch sofort, wenn nicht. wenn ich möchte, dass mein kind aufhört mit zeug zu werfen, dann darf ich nicht stop! rufen, dabei dann aber lachen. das kind soll die ernsthaftigkeit der aussage verstehen und das geht ja nur, wenns authentisch ist.
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