Raupenmama
Hallo ihr, Ich weiß, es gibt ein extra Forum dafür, aber hier krieg ich evtl mehr Antworten. Es ist so: Mein Mann und ich haben beide seit kurzem die Diagnose ADHS. Unsere Tochter ist bald 3 und ich spürte schon im Bauch, dass sie anders ist als andere Kinder oder viele andere Kinder. Ich kenne hier niemanden, der ein ähnlich schwieriges Baby/Kleinkind hat. Ich hatte bei mir selbst den Verdacht auf ADHS wie ich mein völlig ruheloses, überreiztes, schreiendes Baby in Händen hielt und eine schwere Wochenbettdepression diagnostiziert bekam, bei der keinerlei Antidepressiva anschlug. Nach meiner ersten Medikinet habe ich geweint, weil ich es entsetzlich fand, wie leicht das Leben wohl für neurothypische Menschen sein kann. Lange Rede, kurzer Sinn: Ich möchte es meiner Tochter ersparen und sie so früh wie möglich richtig unterstützen können. Das Internet gibt nicht viel her. Ich suche also Bücher, Anlaufstellen, Erziehungstipps. Sie ist sehr lieb und überangepasst. In der Frühförderstelle hat man uns überhaupt nicht ernst genommen, sie ist ja noch so klein und uns wurde bestimmt fünf mal gesagt, dass sie ja hochbegabt ist, was völliger Käse ist, schon alleine das ohne irgendeine Diagnose oder einen Test so rauszuhauen, nur weil sie schön malt, puzzlet und bis 10 zählt. Ich habe Angst, dass es uns überall anders genauso ergeht. Sie ist völlig normal entwickelt und kann alles, was sie können soll oder mehr. Ich habe den Eindruck sobald sie keine Verzögerung irgendwo hat, sieht niemand Handlungsbedarf. Ich kann auch ihre Symptome nur schwer beschreiben, weil sie sich so ambivalent verhält und vieles eben im Kleinkindalter normal ist. Nur bin ich sicher, dass das nicht der Fall ist. Welchen Weg seid ihr gegangen? Gibt es überhaupt eine Chance auf geeignete Hilfe vor dem 6. Lebensjahr? Ach ja, sie geht in keine Kita, ich selbst bin seit fast 10 Jahren in der Kleinkindpädagogik tätig. Deshalb sehe ich vermutlich auch so enorme Unterschiede zu anderen Kindern. Danke euch schon mal
Hallo, ich kann deine Sorge einerseits verstehen, zumal die Anlage für ADHS manchmal vererbt wird. Ich habe eine Freundin, deren Kind tatsächlich das ADHS des Vaters geerbt hat, ihre zwei Geschwister aber nicht. Hast du dich denn in einer auf Erwachsenen-ADHS spezialisierten Neurologie testen lassen? Es klingt, als sei das bisher eher eine Eigendiagnose. Selbst wenn dein Verdacht, dass du ADHS hast, stimmt, was natürlich gut sein kann. Für mich klingt es trotzdem so, als ob es sein könnte (!), dass du deine eigene Diagnose auf dein Kind projizierst. Ja, ich weiß, deine Tochter zeigt in deinen Augen Unruhe und Auffälligkeiten. Aber eigentlich ist alles, was du schilderst, ja innerhalb der völlig normalen Spannbreite, die Babys und Kleinkinder haben. Manchmal täuscht einen die eigene Wahrnehmung. Der Grund dafür sind deine Ängste. Du hast so sehr unter deinem (eventuellen) spät diagnostizierten ADHS gelitten, dass du irre Sorge hast, dein Kind könnte lange und unnötig leiden müssen wie du. Deshalb bist du natürlich übersensibel, wenn deine Maus irgendein Verhalten zeigt, dass darauf hinweisen könnte. Du schreibst, du hattest damals eine Wochenbettdepression. Da empfindet man sein Baby – das vielleicht einfach nur ein sensibles Baby ist, das viel weint – natürlich als enorm fordernd und unruhig. Umgekehrt spürt ein Baby, wenn es der Mama nicht gut geht, denn Babys haben sehr feine Antennen. Sie verhalten sich dann "anstrengend", um sich Mamas totale Aufmerksamkeit zu sichern, weil sie Angst haben, Mamas Liebe könnte verschwinden oder Mama könnte wegdriften. Das will ein Baby instinktiv um absolut jeden Preis verhindern. Ich habe einen guten Bekannten, der spät diagnostiziertes ADHS has (nicht der Mann der o.g. Freundin, sondern ein alter Freund von mir selbst). Er sagt, dass das sog. "Masking", also die Überangepasstheit vieler ADHSler, erst im Schulalter einsetzt. Wenn das Kind also seine Impulse kontrollieren kann. Ein dreijähriges Kind kann dies noch nicht, es zeigt und gibt sich exakt so, wie es ist. Und zwar einfach, weil es das muss. Es kann seine Impulse und sein Verhalten noch nicht steuern, das gibt seine Hirnreife noch nicht her. Viele kleine Kinder sind bei Untersuchungen (Frühförderzentrum) oder auch bei Erzieherinnen etc. sehr brav. Das ist ein angeborener Schutzmechanismus kleiner Kinder gegenüber fremden Erwachsenen. Fremde Erwachsene kann das Kind nicht einschätzen, es weiß nicht, ob diese gefährlich sind. Denn jeder Erwachsene ist einem kleinen Kind körperlich unendlich überlegen. Deshalb verhalten sich auch kleine Rabauken in solchen Situationen oft sehr brav. Das Phänomen kenne ich von meinen Kindern auch. Ein erst dreijähriges Kind mit echtem ADHS würde sich im Frühförderzentrum auffällig verhalten. Dort hat man fast täglich mit ADHS-Kids zu tun, weshalb man dort sicher recht zuverlässig sagen kann, ob bei deiner Tochter ein Verdacht besteht. Und das scheint nicht der Fall zu sein. Ich würde also abwarten und die Sache weiter beobachten, und zwar möglichst gelassen und neutral. Es ist wichtig, dass du das Verhalten und die Entwicklung deiner Tochter nicht durch die ADHS-Brille siehst. Du drückst ihr sonst einen Stempel auf, den sie unter Umständen nicht mehr loswird. Das ist schädlich, weil dann auch Erzieherinnen und später Lehrer dir zunächst glauben werden und denken, dein Kind hätte vermutlich ADHS. Es wird dann anders behandelt werden als andere Kinder, und es wird eher weniger von ihm erwartet. Dies wiederum formt das Selbstbild des Kindes, das dann auch glaubt, es sei "anders", obwohl das vielleicht gar nicht stimmt. Ich will damit nicht sagen, dass deine Tochter kein ADHS hat. Aber ich denke, du solltest einen Schritt nach dem nächstn gehen. Lass dich zuerst in einer Fachklinik testen, falls noch nicht geschehen. Eigendiagnosen per Internet taugen nix. Dass Medikinet dich bei deiner Depression positiv beeinflusst hat, heißt nicht, dass du ADHS hast, es ist einfach ein Medikament, das beruhigend und aufhellend aufs Gehirn wirkt. Und lass, auch wenn es dir momentan sehr schwer fällt, den Gedanken zu, dass du dich schlichtweg irrst, und dass mit deinem Kind alles bestens ist. LG
Ich lese deine ehrliche Sorge aus deinem Beitrag. Aber gleichzeitig stolpere ich mehrmals über deine Formulierung, dass du dir "sicher" bist, dass deine Tochter anders ist. Bitte mach dir bewusst, dass es nur ein Gefühl von dir ist, kein Fakt. Vielleicht ist etwas dran, vielleicht auch nicht. Für mich klingt es auch so, als ob du deine Diagnose auf deine Tochter überträgst und dich da in etwas verrennst. (Ist deine Diagnose denn bestätigt, oder auch nur ein "sicheres Bauchgefühl"?) Sei mir nicht böse, dass ich es so direkt sage, aber gerade weil du so überzeugt davon bist, klingt wie eine fixe Idee, die du ohne psychologische Unterstützung vielleicht nicht loswerden kannst. Ich glaube nicht, dass ein 3jähriges Kind sich verstellen kann. Und ich frage mich, woher du schon während der Schwangerschaft "wissen" konntest, dass dein Kind anders ist? Vielleicht bist du einfach sensibler und nimmst deinen Körper genauer wahr, als andere Schwangere, mit denen du gesprochen hast? Du schreibst, du arbeitest in der Kleinkindpädagogik. Ich denke aber nicht, dass du deine Tochter professionell bewerten kannst. Denn dazu gehört auch eine gewisse Distanz, du du natürlich nicht hast. Und deine Tochter verhält sich bei dir selbstverständlich anders als bei Fremden. Das tun die meisten Kinder. Was aber auch heißt, dass du die anderen Kinder, die du in beruflichem Kontext kennengelernt hast, auch nie so erlebt hast wie deren Eltern. Selbst wenn deine Tochter ADHS hätte - leidet sie denn überhaupt darunter? Was genau erhoffst du dir denn für "Hilfe" für sie, wenn sie laut Außenstehenden ganz normal entwickelt ist? Was sagt eigentlich der Vater zu dem Ganzen? Ist er auch davon überzeugt, dass eure Tochter ADHS hat und Hilfe benötigt?
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