Saski85
Hi ihr, ich habe einen Sohn der in den nächsten Tagen vier wird. Schon mit 1 1/2 fiel mir sein extrem empfindliches Gehör auf. In der Krabbelgruppe weinte er, wenn gesungen wurde und auch sonst ist er sehr geräuschempfindlich. Seine Augen reagieren stark auf Helligkeit und er fordert schnell seine Sonnenbrille, selbst wenn die Sonne nur minimal zu sehen ist. Er ist eher kontaktscheu und spielt meist für sich. Wir haben im letzten Jahr einen Kiga-Start ausprobiert, aber er fühlte sich nicht wohl (es fand keine Eingewöhnung statt). Er veränderte sich Zuhause total, wirkte traurig und wurde immer in sich gekehrter, sodass wir ihn wieder aus der Gruppe nahmen um ihm noch ein wenig mehr Zeit zu geben (dann kam leider Corona). Er hat einen kleineren Bruder, mit dem er schon spielt, aber oft spielen beide eher nebeneinander her. Ich habe totale Angst, dass der Große nie richtigen Anschluss finden wird und vielleicht mal in der Schule nicht klar kommt. Durch die Corona Maßnahmen finden ja schon seit Ewigkeiten keine Krabbel- und Turngruppen statt, die für ihn so wichtig wären. Spielbesuche sind eher selten. Hat von euch jemand ähnliche Erfahrungen mit seinem Kind gemacht? Wie war der Schulstart? Haben sich feste Freundschaften entwickelt? Ich danke schonmal sehr für eure Erfahrungsberichte, liebe Grüße, Saski
Meine Große ist 16 Jahre alt mittlerweile. Und der KiGa Start war alles andere als Leicht, die Eingewöhnung gab es nicht wirklich. Also ich blieb zwar da ein paar Tage lang, das jedoch verschlimmert eher alles. Allerdings ging meine Tochter auch in eine heilpädagogische Tagesstätte, hatte eine hervorragende Heilpädagogin, eine sehr engagierte Erzieherin und eine kleine Gruppe mit 15 Kindern. Bei 25 Kindern wäre sie untergegangen. Nachdem sich bei ihr eine Sprachverzögerung herausstellte, gehörte sie zu den Integrationskindern und ihre Heilpädagogin ging sehr viel auf ihre Hochsensiblität ein. Auch bei der Ergotherapie wurde sich auf sie und ihre Bedürfnisse eingelassen. Es gab viele Reize über die Haut, so konnte sie Spannungen abbauen. Ich hab ein paar "Spiele" für dich. Bei beiden kann auch der Kleine mitmachen, Schaden wird es ihm nicht. Kannst du nähen? Oder kennst du jemanden, der es kann? Wenn ja, dann bitte jemanden, kleine "Tütchen" zu nähen, dünner, aber trotzdem fester Stoff. Leinen wäre super. Diese Tütchen befüllst du dann mit verschiedenen Dingen. Wie Kastanien, ungekochte Erbsen, Sand, Reis, Kirschkerne und Eicheln. Zu nähen und fertig. Geht auch ohne, aber mit Tütchen macht es mehr Spaß. Dann bittest du deinen Großen, er soll sich auf eine Decke auf den Boden legen. Mittig am besten. Dein Großer ist ein Pizza Teig, das sagst du ihm auch. Und dann sagst du ihm die nächsten Schritte. Als erstes muss der Teig schön geknetet werden(also kneten, nicht zu doll, aber ruhig etwas fester), dann wird er ausgerollt(da dann mit den Fäusten auf seinem Rücken so tun, als ob du ihn ausrollst), als nächstes mit Tomatensosse bestrichen(Kind also sanft überall streicheln), schließlich belegt(dafür sind die Tütchen) und zum Schluss kommt noch Käse hinzu(Kind leicht zwicken). Nun ist die Pizza fertig und muss noch backen. Dazu wird der Teig in den Ofen geschoben(dafür ist die Decke, du schlägst ihn ein und lässt ihn so 5 Minuten "ruhen"). Das kann der Grosse auch so beim Kleinen machen, stärkt unter anderem auch die Bindung zwischen den beiden :) Tipp zwei: grosse Maurerbütt kaufen. Wenn ihr habt, mit Kastanien füllen. Alternativ geht auch Korken, Bohnen, Weizen oder ähnliches. Es gibt auch extra "Bohnen", ich googel gleich mal und zeig dir was ich meine. Die Bütt halb befüllen, Kind bis auf die Unterhose ausziehen, Schleichtiere darin verstecken und Kind danach suchen lassen. Das macht einen großen Spaß und er bekommt ganz viele Reize über die Haut. Was noch toll ist, ist Matsch. Die wenigsten haben einen Garten und können eine Matschecke einrichten, wir hatten damals einen alten Kindertisch auf dem Balkon. Rasierschschaum drauf und die Kinder durften "matschen". Der Renner :) Zurück zu meiner Tochter: nach einigen Wochen hatte sie Freunde. Auch mit ihren Sprachdefiziten, sie war sehr beliebt. In der Grundschule wurde sie als Integrationskind behandelt, obwohl sie keines war. Sie bekam extra Förderung seitens der Schule und ihrer Klassenlehrerin in den ersten drei Jahren(bei uns waren damals 1 und 2 Klasse zusammen, die Kinder hatten maximal drei Jahre Zeit, um sich zu entwickeln). Das half sehr, weil es auch da wieder eine relativ kleine Klasse mit 18 statt 25 Kindern waren. Mittlerweile ist sie 9. Klasse, immer noch ein beliebtes Mädchen und hat zwei/drei richtig gute Freunde. Sie ist fröhlich, aufgeweckt, sehr sozial und hilfsbereit, durch ihre HS kann sie sich wunderbar in andere hineinversetzen, ist ein wertvoller Ratgeber und guter Zuhörer. Glaube mir, dein Sohn wird sein Leben auch machen, seinen Weg finden. Du kannst ihn unterstützen und bestärken. Rede mit dem Kia, vielleicht kann eine Ergotherapie sein Selbstbewusstsein etwas stärken und ihm ein wenig von seiner Spannung nehmen. HS zu sein ist nämlich vorallem auch eines: anstrengend! Weil man nicht nur besser hört und sieht, sondern auch besser fühlt. Nämlich wie die Umgebung sich fühlt, das gegenüber von einem und all das prasselt ungefiltert auf einen ein(ich weiß das, ich hab das nämlich auch). Das macht müde, nicht selten spiegelt man unbewusst die Umgebung. Da muss er leider selber einen Weg finden, wie er damit umgehen kann. Ich ziehe mich dann von Zeit zu Zeit zurück, um "durchschnaufen" zu können, meine Große powert sich aus, sie geht dann laufen. Ich denke aber, dein Großer ist ebenfalls jemand, der dann eine "Pause" vom Leben braucht und sich zurück zieht. Dann lass ihn, er kommt wieder. Er wird vier und kann vieles nicht verstehen und deuten. Das wird sich aber ändern, wenn er älter wird. So, nun googel ich mal nach diesen Bohnen, die ich meine.
Okay, die Bohnen sind sauteuer. 5kg kosten 100 Euro Alternative sind Linsen oder eben Erbsen bzw. Kastanien.
Mir ist noch etwas für die Wahrnehmung eingefallen: Legoplatten große Holzscheiben mit verschiedenen Materialien bekleben. Sisalteppich, Hochflorteppich(ideal, weil der eine eher hart und kratzig ist, der andere schön weich), PVC, eine richtige Legoplatte, dann erinnere ich mich noch an eine Platte mit etwas spitzeren Noppen, eine mit Laminat, eine andere hatte Mosaikfliesen oder ähnliches, wieder eine war mit Moosgummi usw.
Mit meinem Betreuungskind in der Kita habe ich dann eine Straße gebaut. Am Ende wartete dann etwas tolles auf sie(meistens verstecken spielen), bis dahin musste sie aber erstmal verschiedene "Länder" durchqueren. Die Sisalplatte war die Wüste, die PVCplatte das Meer(die war nämlich blau), die Legoplatte waren Felsen, die mit Moosgummi war Moor und keine Ahnung was noch so alles. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Half ihr ungemein, wieder runter zu kommen, wenn sie zu aufgedreht war. Barfuß drüber natürlich :)
LG und alles Gute für die Zukunft!
Huhu, ich bin selbst hochsensibel, und meine Kinder, vor allem meine Tochter auch. Ich wollte Dir einfach ein paar beruhigende Dinge sagen. Das Wichtigste zuerst: Hochsensibilität ist nichts Negatives, sondern eine Veranlagung wie jede andere auch. Sie ist sogar etwas Gutes, ein Geschenk, etwas ganz Besonderes. Denn frage Dich mal ehrlich: Wer will schon dickfellig und dumpf sein? Solche Leute haben vielleicht weniger Probleme, aber ihr Leben ist auch weniger reich und tief, sie nehmen viel weniger wahr. Es ist wirklich wichtig, sich das klarzumachen. Man programmiert sich sonst selbst negativ, wenn man ständig glaubt, ein Kind müsse doch bitte etwas weniger sensibel sein. Und vor allem vermittelt man diese Sorge auch ans Kind und verunsichert es dadurch. Denn beobachte mal Deinen Sohn. Wirkt er unglücklich? Oder bist nicht eher Du es, die mit seiner Art unglücklich ist, weil sie glaubt, sie sei nicht gut für ihn, er schließe sich aus usw.? In der Regel haben nämlich die Mütter viel mehr Probleme mit der Sensibilität ihres Kindes als das Kind selbst. Das liegt oft daran, dass ihre eigenen Eltern nicht gut mit ihrer Sensibilität umgegangen sind. Hochsensible sind oft introvertiert, aber auch besonders intelligent. Als Kinder und Jugendliche sind sie oft auch zurückhaltend, das stimmt. Sie haben wenige, dann aber oft gute Freundschaften. Als Erwachsene können sie sehr selbstsicher und gar nicht mehr schüchtern sein (dazu gleich noch). Diese Menschen haben nämlich - mehr als viele andere - ein riesiges Entwicklungs-Potential, sie können sich stark verändern. Es gibt zwei Dinge, die Du tun kannst, und die auch bei uns gut funktioniert haben. Das Erste ist: Du kannst bei Freundschaften im Kiga- und ganz frühen Schulalter ruhig etwas nachhelfen. Sobald Corona vorbei ist (oder vielleicht jetzt schon), kannst Du andere Mütter ansprechen: „Mein Sohn würde gern mal mit Ihrem Sohn nachmittags spielen. Meinen Sie, die beiden können sich mal verabreden?“ Klar sind auch Turn- und Spielkreise bei den Familienbildungsstätten ideal, haben wir auch gemacht. Was Du bis dahin tun kannst, hat eine Vorrednerin schon gut beschrieben. Man kann zur Corona-Zeit aber noch ergänzen: Gerade sensible Kinder kommen auch ohne das Spielen mit anderen gut zurecht. Sogar besser als andere. Klar wären mehr Kontakte trotzdem wichtig, weil diese Kinder dann mehr Übung im sozialen Umgang bekommen, aber leiden tut Dein Sohn jetzt nicht wirklich. Er holt das auf. Das Zweite, und das ist für mich das Wichtigste: Vermittle Deinem Sohn immer, dass er perfekt, wunderbar und genau richtig ist, so wie er ist. Sage das auch gegenüber anderen, wenn er zuhört. Wenn z. B. eine Erzieherin im Kiga in meinem Beisein zu meiner Tochter gesagt hat: „Du brauchst doch nicht so schüchtern zu sein!“, dann habe ich gesagt: „Sie ist nicht schüchtern. Sie möchte erstmal zuschauen. Später macht sie vielleicht auch mit, wenn sie will.“ Ich habe auch niemals selbst zu meiner Tochter gesagt: „Du musst doch keine Angst haben. Trau dich doch mal was. Wehr dich doch mal. Sprich doch dieses Kind einfach an“, und was Eltern leider oft so sagen. Denn so etwas verunsichert ein scheues Kind sehr. Die eigentliche Botschaft lautet nämlich dann: „So, wie du bist, gefällst du mir nicht. Ich hätte gern, dass du anders wärest.“ Und diese Botschaft ist wirklich fatal für hochsensible Kinder. Diese Akzeptanz trägt wirklich Früchte. Meine Tochter ist inzwischen erwachsen. Sie ist nicht nur fröhlich, sondern ausgesprochen selbstbewusst. Sie kann heute gut auf andere zugehen, auch wenn sie sich dafür ein wenig überwinden muss. Wo sie hinkommt, ist sie gleich beliebt, weil sie so unbeschwert, aber auch empathisch ist. Sie kann sich gut behaupten und macht straight ihr Ding. Sie hat vier, fünf sehr gute Freundinnen. Mein Sohn ist noch ein Teen, und bei ihm ist es ähnlich. Zwar ist diese Zeit für ihn - wie für viele Jugendliche - nicht ganz leicht. Er hätte gern mehr „Coolness“, mehr Freunde, käme gern noch besser bei den Mädels an (ist schüchtern). Er hat aber einige sehr gute Freunde, und der Rest entwickelt sich. Selbstsicher ist er (außer bei Mädchen) jetzt schon. Vertrau Deinem Sohn, er wird alles gut hinkriegen. Und ein (mindestens) genauso glücklicher Mensch werden, wie weniger Sensible auch. WENN Du und Dein Partner ihm zeigen, wie wunderbar er ist. Dass er so bleiben darf, wie er ist, und dass seine Veranlagung gar nicht besser sein könnte. LG
Ich möchte mich ganz herzlich für eure so lieben Kommentare danken! Ihr habt mir mit euren Beiträgen nochmal sehr die Augen geöffnet. Auch für die Tipps/Anleitungen bin ich sehr, sehr dankbar!!! Ja, ihr habt so Recht, emphatisch und sensibel zu sein, ist so ein Gewinn, gerade in einer Zeit in der Egoismus immer öfter zu erkennen ist.
Ich nehme mir eure Worte zu Herzen
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