Auf die Schule vorbereiten

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Geschrieben von März07 am 30.01.2013, 16:22 Uhr

Schwierige Entscheidung

Hallo!

Mein Sohn wird im April 6 Jahre alt und im September eingeschult. Wir leben in Bayern.

Zu Hause bzw. in vertrauter Umgebung ist er ein ganz normaler, manchmal draufgängerischer Junge. Er spielt stundenlang konzentriert mit seinen Autos, mag Gesellschaftsspiele (gegen mich macht ihm das Verlieren auch nicht so viel aus normalerweise), spielt gerne Schach (gegen seine Opas, seinen Vater von dem ich getrennt lebe oder gegen den Computer, wobei er manchmal auch gewinnt), das Malen wird zunehmend besser (daran hatte er früher wenig Interesse), genau wie er von sich aus abends mal Vorschulbücher bearbeitet, Zahlen und Buchstaben übt, mit den Fingern rechnet usw. Vor dem Schlafengehen sucht er Reimwörter etc. Er scheint also wissbegierig und kann eigentlich alles ganz super, wenn ich etwas mit ihm mache. Vor einiger Zeit war im Kiga eine Energieberaterin die mit den Kindern über Strom sprach, und er bekam ein Sonderlob, weil er so engagiert teilnahm. Auch bei den Elterngesprächen im Kindergarten fielen nie wirkliche Defizite auf.

Allerdings ist er im Gegenwart anderer Leute oder in neuen Situationen sehr gehemmt und ängstlich, reagiert teilweise regelrecht panisch. Im Kindergarten fiel dies im letzten Sommer auf, und auf Anraten der Erzieherin bekam er dann Heilpädagogik. Sobald er merkt dass ihm jemand zuschaut, wirkt er wie blockiert.

Laut der Heilpädagogin sind bestimmte frühkindliche Reflexe bei ihm noch vorhanden. Zum Beispiel ein Angstlähmungsreflex. Bei Überforderung oder in Situationen in denen er sich beobachtet fühlt, schaltet er ab, ist blockiert. Sein Hirn arbeitet dann nicht mehr. Problematisch sei außerdem dass er sich zum Teil bei Anweisungen an alle nicht angesprochen fühle und nicht darauf reagiert wenn es zum Beispiel heißt, alle Vorschulkinder gehen jetzt Hände waschen. Er hat laut ihr sehr viel damit zu tun seinen Körper zu steuern.

Die Frage stellte sich nun heute bei einem Gespräch, auf welche Schule er soll. Ich hatte schon an einem Elternabend in der nächstgelegenen Schule teilgenommen. Dort werden Kombiklassen angeboten, die nur aus 20 Schülern bestehen, und in den wichtigen Fächern werden die 10 Erstklässler dann allein unterrichtet. Ich gehe auch davon aus dass mein Sohn in einer Klasse mit bis zu 28 Kindern heillos überfordert wäre und hielt das für eine bessere Lösung. Zudem hieß es, wir könnten ihn vorher auf besonderen Förderbedarf testen lassen, dann käme 1 bis 2x in der Woche noch eine sonderpädagogische Fachkraft in die Schule um Rückstände aufzuarbeiten. Wie ich heute erfuhr, wird dies jedoch an dieser Schule voraussichtlich doch nicht angeboten.

In der anderen Grundschule, die jedoch relativ weit entfernt ist (ich habe kein Auto, Busse fahren nur morgens mal hin) gibt es Inklusionsklassen. Das hielt die Heilpädagogin für die bessere Lösung, aber es wäre organisatorisch mangels Auto wirklich sehr schwierig.

Als letztes kam noch die Sonderschule in Frage. Aber ganz ehrlich - vielleicht aus den falschen Gründen, aber ich kann ihn überhaupt nicht dort einordnen. Er ist so gewieft, schlau und kann eigentlich alles. Nur halt eben nicht immer. Und ich bin echt am Verzweifeln und weiß nicht was ich machen soll. Auch die Erzieherin sagte, dass er alles super macht wenn man mit ihm allein arbeitet. Aber manchmal klappt es gar nicht. Sie sind beide der Ansicht dass er definitiv zu den Kindern gehört, die nach den ersten drei Jahren auf eine normale Schule wechseln würden. Aber ich habe Bedenken dass es dann dort schwieriger wird sich einzugewöhnen, dass er abgestempelt ist.

Wäre dankbar für ein paar Meinungen. Die Heilpädagogin hat mir heute noch einen Schulreifetest gezeigt, dicht und klein bedruckt mit zig Aufgaben. Ich weiß dass er das theoretisch fast alles kann. Aber kann er es auch wenn sie es von ihm verlangt??? Das glaube ich nämlich nicht, ich denke vielmehr, dass er dann in seiner Panik wieder abschaltet.

Mit ist das Problem nicht fremd, ich war als Kind ganz ähnlich. Aber es hat mich schulisch nicht so sehr beeinflusst, ich war sogar auf dem Gymnasium. Hat mich aber alles viel Angst und Panik gekostet.

 
8 Antworten:

Re: Schwierige Entscheidung

Antwort von Betty01 am 30.01.2013, 19:10 Uhr

Hallo,
wirklich eine schwierige Entscheidung. Besteht die Aussicht, dass sich seine Defizite in der Sozialkompetenz und körperlichen Koordination in einem weiteren Kindergartenjahr verbessern? Hat außer der Heilpädagogin schon ein Kinderpsychologe deinen Sohn angeschaut? Wäre Sport im Verein zur Selbsterfahrung und für den Umgang mit anderen hilfreich?
Um diese schwierige Entscheidung zu treffen, brauchst du kompetente Beratung. Vielleicht ist auch ein persönliches Gespräch mit der Förderschule sinnvoll, um Klarheit zu bekommen, ob dein Sohn dort wirklich unterfordert wäre oder ihm das besonders geschultes Lehrerpersonal dort gut tun würde.
Auch ein Schul-oder Kinderpsychologe kann dir sicher proffessionelle Informationen geben, die deine Entscheidung einfacher machen.
Also, informiere dich und lass dich dann von deinem Bauchgefühl leiten, denn du kennst deinen Sohn am besten.

Alles Gute!



Bei Inklusionsklassen

Antwort von lotte03 am 31.01.2013, 9:59 Uhr

..und Förderbedarf dürfte der Schulträger verpflichtet sein, den Transport deines Sohnes zu übernehmen, z. B. mit Minibus usw.
"Sonderschulen" wird es ja so eig. ab Sommer 2013 nicht mehr geben. Ausserdem wäre dein Kind da wohl falsch aufgehoben.
Ich würde das Gespräch mit der "normalen" Schule suchen- vielleicht hat der/ die Schulleiter einen Rat für dich.



Re: Schwierige Entscheidung

Antwort von marie74 am 31.01.2013, 16:31 Uhr

Ich würde es mit der nahegelegenen Schule probieren. Eine Klasse mit 20 Kindern, wobei dann manchmal mit 10 Kindern gearbeitet wird, klingt doch gut. Und falls er ein Jahr wiederholen müsste, wäre er im nächsten Schuljahr immer noch mit 10 Kindern zusammen, die er schon kennengelernt hat.

Ich weiß nicht, wie es in Bayern ist, aber hier in NRW sind Klassen, in denen Kinder inklusiv/integrativ unterrichtet werden, nicht immer kleiner. Meine Tochter ist in einer Klasse mit 30 Kindern, davon haben zwei Förderbedarf. Die Sonderpädagogin kommt in der Woche für vier Stunden. Außerdem haben die beiden Kinder immer Förderunterricht, wenn Förder ist (es gibt drei Fördergruppen mit je 10 Kindern) und arbeiten -wie meine Tochter erzählte- dann öfter am PC. Für dieses Mehr an Förderung -wie es hier abläuft- würde ich an deiner Stelle den Aufwand nicht betreiben, dein Kind zu der anderen Schule zu bringen. Abgesehen von den paar Stunden, die die Sonderpädagogin dabei ist, hätte dein Kind unter solchen Bedingungen wie hier, keine große Unterstützung. Sicher, wenn es vom Stoff her nicht mitkommt, muss Förderbedarf beantragt werden, doch so klingt es bei deinem Kind gar nicht.

Auch in einer Inklusionsklasse oder selbst in der Sonderschule wird keine Einzelbetreuung oder Einzelförderung stattfinden. Sicher ist der Personalschlüssel besser, aber so wie du ein Kind beschreibst, würde ich bezweifeln, wie ihn die Sonderschule/Förderschule fördern würde. Hier in NRW gibt es die Förderschwerpunkte Lernen (Lernbehindert ist dein Kind nach dem was du schreibst ja nicht), Sprache (trifft bei euch auch nicht zu), Soziale und emotionale Entwicklung (früher erziehungsschwierig genannt- passt ebenfalls nicht) - die anderen Förderschwerpunkte fielen ebenso raus (Blind, Sehbehindert, Körperbehindert bzw. Motorik, Gehörlos, Schwerhörig, Geistige Entwicklung früher geistig behindert). In Bayern ist das ganze sicher wieder anders gegliedert.

Ich würde auf den Test verzichten, denn in dem Fall könntet ihr nicht mehr die nahegelegene Schule wählen, die mit ihren kleinen Klassen erstmal gute Voraussetzungen bietet! Mach die Heilpädagogik weiter und eventuell könnt ihr noch eine Förderung nachmittags machen (Kinderpsychologe? Ergotherapie?Motopädie? - Sprich doch mal mit eurem Kinderarzt.). Dafür spart ihr die Zeit mit der Busfahrt.

In NRW wird nicht selbstverständlich ein Schulbus oder Taxi bezahlt. Es gibt hier in der Stadt eine Förderschule (Lernen, Sprache, Soziale und emotionale Entwicklung zusammengefasst), zu der die Kinder mit Linienbussen kommen oder von den Eltern gebracht werden. Die Busfahrkarten werden ab einer bestimmten Entfernung übernommen. - Eine Nachbarin arbeitet dort.- Ob man sein Grundschulkind gerne morgens alleine mit dem überfüllten Linienbus fahren lassen möchte, in dem auch die Schüler der weiterführenden Schulen sind, bezweifle ich. -Bei geistig- oder körperbehinderten Kindern sieht es z.B. aber wieder ganz anders aus. Diese werden mit Schulbussen oder Taxis befördert.

Jedes Kind ist anders. Vielleicht braucht dein Sohn einfach etwas mehr Ruhe und Zeit. Wenn er sich in der Schule wohlfühlt und nicht solchen Situationen ausgesetzt wird, dass er unbedingt vor der Klasse alleine etwas zeigen muss (etwas Verständnis seitens der Lehrerin vorausgesetzt), kann es doch sein, dass er sich gut entwickelt und gern mitarbeitet. Sonst muss er eben zu Hause etwas mehr nacharbeiten. Du schreibst, dass du als Kind ähnlich warst. Es kann sich also noch "auswachsen", zumal dein Sohn deine Unterstützung hat!

Viele Kinder werden meiner Meinung nach mit schlechteren Voraussetzungen eingeschult.



Wäre Zurückstellung eine Option für euch?

Antwort von Sailor am 31.01.2013, 17:18 Uhr

In einem Jahr kann sich bezüglich Reife sehr viel ändern und nächstes Jahr sähe daher eine Entscheidung vielleicht ganz anders aus bzw. wäre nicht mehr so schwierig wie jetzt.



Darüber haben wir schon gesprochen...

Antwort von März07 am 31.01.2013, 19:09 Uhr

.. mit der Erzieherin und Heilpädagogin. Eine Rückstellung wäre beider Ansicht nach nicht hilfreich, da sich diese motorischen Probleme nicht auswachsen. Es ist im Prinzip kein Reifeproblem sondern ein angeborenes. Seine Fähigkeiten sind nämlich absolut ausreichend für die Schule, es sind eher die Blockaden die ihm zu schaffen machen.

Ich werde jetzt mal mit dem Kinderarzt sprechen.



@marie74

Antwort von März07 am 31.01.2013, 19:28 Uhr

Hallo,

vielen Dank für Deinen Beitrag, der mir sehr geholfen und mich etwas entspannter gemacht hat.

Den Test in der Förderschule, so wurde uns empfohlen, sollen wir auf jeden Fall machen. Denn auf welche Schule er letztlich geht, entscheiden wir trotzdem noch, selbst wenn Förderbedarf erkannt wird. Es könnte aber sein dass es so leichter ist einen Platz in einer Kombiklasse zu bekommen, oder dass doch eine Förderkraft in die nahegelegene Schule kommt wenn genügend Bedarf vorhanden ist. Wenn er auf die andere GS mit der Inklusionsklasse gehen soll, müssten wir eh einen Gastschulantrag stellen. Zwingen kann uns aber keiner.

Denke ich werde mich jetzt an den KiA wenden, damit der mich eventuell auch mal zum Kinderpsychologen überweist.



Re: Schwierige Entscheidung

Antwort von jori am 31.01.2013, 21:05 Uhr

Nach deiner Beschreibung deines Kindes und der Situation: Die Kombiklasse klingt gut.

Förderbedarf im Bereich körperliche und motorische Entwicklung (darunter fallen persisitierende frühkindliche Reflexe sowie Körpersteuerung und -koordination) KÖNNTE anerkannt werden (klingt aber nicht nach einem "klaren" Fall, sondern nach einem Grenzfall).

Wenn ja, habt ihr alles Recht der Welt auf eine inklusive Beschulung an der nächstgelegenen Grundschule eurer Wahl. Und dann käme (je nach Bundesland) eine Lehrkraft zur regelmäßigen Beratung in die Schule oder auch z.B. einmal die Woche, um dein Kind direkt zu unterstützen. In jedem Fall eine unterstützende, positive Geschichte. Ach so, du schreibst, dass es dort noch nicht gemacht wird, aber das KANN nicht heißen NIE. Klar ist es sinnvoll, dass dort Stunden gebündelt, ein Ausschlusskriterium für Inklusion darf das niemals, niemals sein!!!!!!

Sonderschule ist nicht gleich Sonderschule. Da du nicht schreibst, auf welchen Förderschwerpunkt er überprüft werden soll (aber welcher außer KME??? Emotionale und soziale Entwicklung ist SELTEN bei den stillen Kindern, eher bei den "lauten", wäre aber auch noch eine Möglichkeit), wäre das noch wichtig zu wissen. Ich kenne tatsächlich Kinder, die sich zB. auf einer Sonderschule erst "gefestigt" haben und dann aufs Gymnasium gewechselt sind. Dennoch. Nachdem was du schreibst, würde ich sagen: Inklusion.

ALLES GUTE EUCH!!!!!



Re: Schwierige Entscheidung

Antwort von waschbaer am 01.02.2013, 11:16 Uhr

In Bayern muss er eignetlich in die Schule die in seiner nächsten nähe ist .(Sprengel)
Zurück gestellt wird er sicher nicht werden da er im April Geburtstag hat .

Meine Tochter ist auch ein ruhiges Mädchen ,welches bei unbekannten situationen ängstlich wird .

Entscheident ist letzlich wie ist seine Klassenleherin ,kann sie auf seine Bedürnisse eingehen . Viele Kinder gehn nicht zur Lehererin wenn sie Hilfe bauchen weil eben eine Hemmschwelle daist .

Mir wurde gesagt dasmein Kind mit 28 Kinder in der Klasse keine Chance hätte ,aber es gab nie Probleme .
Die Lehrerin ermutigt die Kinder ,belohnt sie wenn sich an Regeln gehlaten wird ,Lobt viel ..... Sie geht jetzt in die 3 ,Klasse
und ist immer noch ruhig und redet nur nach Auffrderung ,aber wenn man da nach geht wäre sie nie eingeschult wurden

Ausserdem kann die Schule bis Ende November das Kind auch in den Kindergarten zurück stufen lassen.

Ich würde ihn normal einschulen und sehen wie es sich entwickelt.


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