Thema:
So was finde ich echt doof!
Im Deutschunterricht (Berufskolleg, Abschluss FOS) soll jeder Schüler einen bekannten Schriftsteller (nach Wahl) vorstellen und über eines seiner Bücher/Werke berichten - Tochter wollte über Shakespeare und "Ein Sommernachtstraum" referieren - abgelehnt.
Akzeptiert wurden u.a. J.K. Rowling und Harry Potter, Gebrüder Grimm und ihre Märchensammlung, Diana Gabaldon und ihre "Outlander"-Reihe - Goethe und "Der Erlkönig" wurden ebenfalls abgelehnt. Nach welchen Kriterien wurde das Thema denn ausgewählt, auf dem Info-Zettel stand "Autor nach Wahl und eines seiner bedeutendsten Werke" (ohne Zeitangabe oder genaueren Hintergrund). Laut meiner Tochter war der Grund der Ablehnung "zu anspruchsvoll und zu unverständlich" - warum gibt man dann nicht vorab mehr Infos zum Thema (wie zeitgenössig oder so). Aber Schüler erst mal machen zu lasssen und dann einen Zwischenstand einzufordern und dabei die Hälfte der Themen als "nicht erwünscht, sucht Euch ein anderes Thema" abzulehnen finde ich schon fies ...
von
Tomito
am 25.01.2016, 22:42
DAS finde ich auch bekloppt.
Zu anspruchsvoll?
es wird ja wohl den Schülern möglich sein, einen Dichter, den sie mögen, ihren "Kollegen" so zu vorzustellen, daß die es verstehen.
Abgesehen davpn, daß ich Dir Recht gebe:
Ansonsten hätte man die Vorgabe gleich eingrenzen müssen.
Aber wie ?
Niveaubegrenzung: ???
Superblöd, stimmt!
Gruß Ursel, DK
von
DK-Ursel
am 25.01.2016, 22:50
Das finde ich auch blöd.
Vor allem, sich zu beklagen, es sei zu anspruchsvoll... *kopfschüttel* Das hab ich noch nie von einem Lehrer gehört...
Aber sag mal: kann es sein, dass Shakespeare deshalb nicht passte, weil es ja kein Roman ist`? Vielleicht war das ein Kriterium, dass die Lehrerin im Kopf hatte, aber nicht richtig kommuniziert hat???
Aber ist trotzdem doof gelaufen für deine Tochter.
Was hat sie denn nun ausgewählt?
LG
von
kuestenkind68
am 26.01.2016, 00:18
Hm. "ein Sommernachtstraum" ist ein Theaterstück, und "der Erlkönig" ein Gedicht.
Möglicherweise ist das der Grund der Ablehnung?
Unter Umständen hat der Lehrer da zu "luftig" formuliert. Aber die genannte Begründung wäre schon wirklich schwach. Außerdem sollte der Lehrer zeitnah schauen, was die Schüler da so bearbeiten. Aber shit happens, lass Deine Tochter über ein Buch aus der Reihe "Hanni und Nanni" referieren, vielleicht ist das anspruchsvoll genug... ;-)
Mitglied inaktiv - 26.01.2016, 07:13
Hallo,
da trifft das Jugendwort 2010 mal wieder ins Schwarze.
Wahrscheinlich sollten Schüler und Lehrer intellektuell nicht überfordert werden...
Ist der Erlkönig als Ballade nicht eigentlich Stoff der 7. Klasse?
Ich frage mich immer mehr, was die künftigen Generationen überhaupt noch an Kulturgut aus der Schule mitnehmen.
Ein Neffe hatte im Deutschunterricht mal einen dieser "Twilight"-Schmöker als Klassenlektüre.
Und im RUB erzählte mal jemand, dass der Sohn in der Oberstufe in Englisch "Ein ganzes halbes Jahr" gelesen hat. Das ist sprachlich und inhaltlich der größte Müll, den ich in den letzten Jahren gelesen habe.
Ich finde, Literatur kommt in der Schule sowieso zu kurz. Und dann wird noch Schund gelesen (was man privat ja durchaus machen kann). Wie sollen die Kinder da noch"gute" Bücher kennen lernen?
Gruß
Tai
von
Tai
am 26.01.2016, 08:32
Schon im Englischunterricht hätte ich mich gewundert, aber dazu fehlen mir jetzt die Worte.
von
stjerne
am 26.01.2016, 08:59
Ich kann es auch kaum glauben. Dann steht es um die Schule in Deutschland noch schlimmer, als ich eh schon dachte. Bei meinen Kindern (8 und 10 Klasse) wurde allerdings bis jetzt kein Müll gelesen. Es sind eher andere pädagogische Glanzleistungen mancher Lehrer, die einen zur Verzweiflung bringen.
von
malla
am 27.01.2016, 10:21
Da könnte man ja weinen...
von
stjerne
am 26.01.2016, 08:57
...finde ich mit das Schlimmste, was Pädagogen tun können. Die Message ist ja: Für so was seit Ihr zu doof! Die richtige Reaktion wäre: Ich bin angenehm überrascht über Eure Auswahl, und ich finde sie toll!
Ehrlich gesagt würde ich eine kurze Email an den Lehrer schreiben, wo ich das einfach mal aussprechen würde. Wahrscheinlich wirst Du's nicht tun, aber es ist wirklich schade, dass solche Lehrer nie mal ein Feedback bekommen. So können sie auch nichts dazu lernen.
LG
von
Windpferdchen
am 26.01.2016, 09:19
Hej nochmal!
Wildpferdchen, ich bin ja kein Freund davon, den Lehrern ins Handwerk zu reden,a ber da würde ichwohkl auch aktiv werden.
menie Erfahrung (immerhin, ichw ill nicht damit angeben, aber als Hinterhgrund) bin ich Biblithekarin, und nicht nur meine Erfahrung an eigenen Kindern, sondern auch beruflich istd,aß Lehrer sowohl hier als auch in Dtld. keine Ahnung von dem habenw,as kinder lesen und verstehen können.
daß dies auch andersrum geht --- also etwas als zu hoch abgelehnt wird --- habe ich zwar seltenst bis gar nicht erlebt, aber umgekehrt hat eine Lehrerin meiner lesetüchtigen, klugen Tochter in der 2. oder 3. Kl. (wenn ich recht erinnere) TRolkiens Her rder Ringe gegeben. Die war nicht nur wegen der engl .Namen noch etwas/ziemlich überfordert.
Bei DER Lehrerin stand ich dan nauch mal auf de rmatte und habe die Fachfrau rausgekehrt bzw,. meine Tochter ermutigt, ihr das Buch mit Grüßen der Mutter zurückzuschmettern.
So vermiest man Kindern wirklichd ie lust an guten Büchern - man gibt sie zu früh oder gar nicht.
ich schüttele wirklich nur noch mit dem Kopf.
Laß deine tochter doch ma lfragen:
"Frau Sowieso, halten Sie uns wirklich für zu dumm?"
Traurig... wenn nicht mal mehr die Lehrer Literatur kennen und/oder zu schätzen wissen!!!
Wobei, ich schlag mal schnell eine bresche für eine hiesige Lehrerin:
Da hatte meine Tochter sich für ihre Abschlußarbeit in Deutsch Falladas "Niemand stirbt für sich allein" ausgesucht, das gerade erst auf Dänisch hier erschienen war.
Die Deutschlehrerin kannte es nicht, hat es dann aber auch sogar auf Deutsch gelesen, um mit Tochter mithalten zu können.
Das ist Einsatz, den ich lobe!
Gruß Ursel, DK
von
DK-Ursel
am 26.01.2016, 10:03
Seit eins meiner Kinder in der 6. Klasse TKKG lesen musste, wundert mich nichts mehr... Ich hätte noch gedacht, weil Shakespeare halt kein deutscher Autor ist ;) Aber Rowling ja nun auch nicht.
Mitglied inaktiv - 26.01.2016, 18:19
da sie schon die Biographie von W. Shakespeare fertig hatte, darf sie ihn doch nehmen, soll aber ein anderes seiner Werke bearbeiten (sie wählt jetzt "Der Widerspenstigen Zähmung" mit Vergleich zu "König Drosselbart"). Die Lehrerin konnte sich nicht vorstellen, dass sich ein Teenie freiwillig mit Shakespeare auseinandersetzt, doch meine Tochter konnte sie überzeugen. Sie wollte, dass die Schüler Bücher nehmen die sie auch ziemlich sicher selbst gelesen haben.
Bei der anderen Schülerin wurde Goethe als Schriftsteller akzeptiert, nur das Gedicht "Der Erlkönig" wurde abgelehnt, da zu kurz (da eben "nur" eine Ballade) - sie sollte ein anderes Werk nehmen (das hatte meine Tochter falsch verstanden oder die Klassenkameradin hat es in ihrem Ärger falsch aufgefasst)
Eine Brief an die Lehrerin hätte ich auch so nicht geschrieben, meine Tochter ist heute 18 geworden und hätte gegen solche Einmischung zurecht protestiert.
von
Tomito
am 26.01.2016, 20:50
Wie doof ist die denn - ich habe mit 11 die Buddenbrooks und mit 12 den Zauberberg gelesen, nur als Beispiel, das ist doch total individuell.
Mitglied inaktiv - 26.01.2016, 21:38
Antwort auf diesen Beitrag
die die Verfilmung von Büchern gesehen haben und dann das Buch vorstellten - da Verfilmungen oft vom Buch abweichen, fiel es wohl auf. Manche hatten das Buch nicht einmal angefangen zu lesen ("... ich kenne ja den Film").
Nun, Tochter hat es geklärt, sie darf "ihren" Shakespeare vorstellen.
Ich war übrigens 1979 von der Verfilmung der Buddenbrooks begeistert und wollte das Buch lesen - ich habe es irgendwann entnervt aufgegeben, ich habe bis heute einen großen Bogen drum gemacht - vieleicht sollte ich es einfach noch mal anfangen.
von
Tomito
am 26.01.2016, 21:54
oder lies Manns Kurzausgabe, jedenfalls thematisch, in Tonio Kröger.
Aber dies nur am Rande.
Toll, daß Deine Tochter das geklärt hat -- hoffentlich hat die Lehrerin dazu gelernt.
und Erlkönig zu kurz, naja --- es kommt doch wohl drauf an, wieviel man nun interpretiert - manchmal ist es doch auch hohe Kunst, in der Kürze alles so gut zu sagen, daß viel Drumherumgeschreibe unnötig ist.
ich wünschte, ich könnte das
Gruß Ursel, DK - dennoch erschüttert!
von
DK-Ursel
am 26.01.2016, 22:41