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Einfach mal ein Erfahrungsbericht zum Thema Mobbing - vielleicht hilft es jemand

Thema: Einfach mal ein Erfahrungsbericht zum Thema Mobbing - vielleicht hilft es jemand

Hallo zusammen, ich habe vor 1 1/2 Jahren hier einen Beitrag geschrieben, da meine Tochter sich in der Klasse (damals 8.) nicht wohl fühlte, immer schlechter wurde, verschlossener, keinen Spaß mehr hatte und viel weinte. Da wir den richtigen Weg gefunden haben, würde ich Euch das gerne kurz erzählen, da es vielleicht bei manchen Kindern ähnlich ist und wir als Eltern es schwer erkennen können. Ein paar Tage nach meinem Bericht hier ist rausgekommen, meine Tochter wurde damals gemobbt. Sie wurde in der Klasse von den meisten ausgegrenzt, beschimpft, geärgert, usw. und nur, weil sie zu einem anderen Mädchen gehalten hat, das nicht in der Klassengemeinschaft aufgenommen wurde. Die Schüler haben dann eben beide gemobbt. Sie wurde immer ruhiger, verschlossener, einfach anders und da zur gleichen Zeit mein Schwiegervater Pflegefall war, war ich wenig zu Hause und habe die Anzeichen nicht rechtzeitig erkannt. Als mir dann bewußt wurde, dass mit meinem Kind was nicht stimmt, bin ich zur Schulpsychologin und die hat mir gesagt, dass meine Tochter kurz vor der Jugenddepression steht und wir dringend handeln müssen. Es war sehr sehr schwer aus meiner Tochter was rauszubringen. Sie hat sich dann irgendwann der Psychologin geöffnet und hat alles erzählt. Von der Schulseite kam wenig Hilfe, die Klassleiterin hat genau falsch gehandelt und meine Tochter absichtlich mit den Mobbern konfrontiert, anstatt Gespräche mit denjenigen zu führen. Wir haben uns nach langem hin und her für einen Klassenwechsel entschieden und das war das Beste was wir tun konnten. Heute geht es ihr sehr gut, sie ist wieder die "alte", lacht viel und hat Spaß. Die Noten sind super gut. Jetzt über ein Jahr später rückt sie mit Gedanken raus, die sie damals hatte: unter anderem weglaufen (um nicht mehr in die Schule zu müssen), Selbstmord (ich war total geschockt - hilflos). Sie hat sich so hilflos gefühlt und nicht gewusst was sie machen soll. Da kamen ihr diese Gedanken und sie wusste selbst einfach keinen Ausweg. Ich möchte Euch mit dem kurzen Bericht nur sagen, dass ihr aufmerksam sein sollt. Wenn sich Eure Kinder auf einmal verändern, ruhiger werden, weniger lachen, usw. Wir haben es Gott sei Dank noch rechtzeig gemerkt, aber wir hätten es schon früher merken können, wenn wir nicht immer gedacht hätte: "Ach das wird die Pubertät sein". Im nachhinein ist man immer schlauer, aber heute ist mir bewusst, wie so eine Situation einen Menschen fertig machen kann und dass es wichtig ist, dies rechtzeitig zu erkennen und zu handeln. LG Beba1970

von Beba1970 am 07.04.2016, 10:25



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Danke Dir, für diesen Bericht. Das hatte meine Tochter schon in der 1-2 Klasse durch. Totale Ausgrenzung und Demütigungen der Mädchen aus ihrer Klasse, dazu eine sehr harte Lehrerin. Noch jetzt (Schulwechsel nach der 2. Klasse) ist ihr Selbstwert total zerstört, Noten sehr schlecht. Jetzt kommt sie in die 5. Klasse, weit weg vom Grundschulumfeld. Es kann nur besser werden. LG maxikid

von Maxikid am 07.04.2016, 11:37



Antwort auf Beitrag von Maxikid

Unsere hat auch einen Klassenwechsel hinter sich und es hat soviel gebracht! Ich hätte das nicht gedacht! Danke für deinen Bericht!

von Kasi2006 am 07.04.2016, 15:06



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Meine hat direkt die Schule gewechselt und besucht nun eine andere Schule, sogar in einer anderen Stadt... anderer Schulbus, andere Haltestelle, andere Leute. Die beste Entscheidung unseres Lebens!

von KKM am 07.04.2016, 16:52



Antwort auf Beitrag von KKM

Kann ich auch nur bestätigen. Hier waren es Probleme mit der Lehrerin und 1-2 Mitschülern. Bis zu Herbstferien 4 Klasse immer wieder versucht, Schulpsychologe eingeschaltet, der standt in der 3. Klasse einem Wechsel eher kritisch gegenüber, wegen Klassengemeinschaft und nur noch ein Jahr. Ich war auch sehr zögerlich. Zwei Wochen vor den Herbstferien hat ein Vorfall dann das Fass zum überlaufen gebracht und ich habe sehr kurzfristig für nach den Ferien eine Hospitation an einer anderen Schule/Stadt organisiert und mein Kind wollte vom ersten Tag da bleiben. Es ist wieder gklücklich, neugierig, die Stärken werden gesehen, Konflikte werden in der Klasse konstruktiv gelöst. Rückmeldung von Freunden, sie hätten nicht erwartet, dass ein Schulwechsel solch positive Veränderung bringen würde. Ich kann nur sagen, wäre es in der Klasse bis zum Ende 4. Klasse geblieben, hätte ich eine Schulverweigerin mit massiven Bauchschmerzen hier gehabt.

von sara31 am 07.04.2016, 18:28



Antwort auf Beitrag von Beba1970

Hallo, vielen Dank für eure interessanten Berichte. Ich hätte nie gedacht, dass es so schlimm sein kann und schon gleich gar nicht in der Grundschule. Euch allen alles Gute Mehtab

von Mehtab am 07.04.2016, 21:30



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Auch wir haben damals für die 6. Kasse Grundschule die Schule gewechselt und es war die richtige Entscheidung. Auf der Oberschule ging es dann leider wieder los ...sie wurde schwanger machte die 10. Klasse nicht zu Ende, macht jetzt eine schulische Ausbildung und steht zwischen 1 und 2. Die Grundschule sowie die Oberschule bemühten sich gegen die Mobberei...half aber nicht

von taram am 08.04.2016, 10:31



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Hallo, dass es Deinem Kind so gut geht mittlerweile finde ich toll! Es bestätigt für mich aber auch, dass es den Schulen hier an wirkungsvollen Konzepten zur Vermeidung von Mobbing fehlt. Außerdem führt es die Aussagen unserer Beratungslehrerin ad absurdum die meinte, ein Schulwechsel würde nicht helfen. Unserem Kind würde es immer und überall wieder passieren. Was soll man denn machen? Die Dinge laufen lassen? Keine Konsequenzen für Mobber weil es ja eh am Gemobbten liegt? Sehr "schön" (ironieoff) finde ich auch, wenn den Eltern eine Mitschuld daran gegeben wird, dass ihr Kind geärgert wird. ("Was haben Sie in der Erziehung falsch gemacht?") Ja und die Eltern der Mobber fragt niemand, warum ihr Sohn/Tochter Befriedigung darauszieht,andere zu erniedrigen. LG

von MamaMalZwei am 08.04.2016, 12:35



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Ich bin überrascht, dass so viele ein ähnliches Problem haben oder hatten. Mein Mann war anfangs auch der Meinung, dass ein Klassenwechsel nichts bringt und auch er hat sich überzeugen lassen und ist jetzt sehr froh, dass wir uns durchgesetzt haben. Oft sind es nur 2 oder 3 die in einer Klasse jemanden mobben und die anderen halten sich raus, aber helfen tut auch keiner. Ich denke hier sollte der Ansatzpunkt sein. Nämlich den Rest der Klasse zu bestärken einzugreifen und die Mobber zu bremsen. Die Lehrer könnten hier viel erreichen, aber bei uns war es so, dass sie sich rausgehalten haben und immer nur meinten, sie können da wenig tun. Nur unsere Schulpsychologin war super und hat unterstützt.

von Beba1970 am 08.04.2016, 14:12



Antwort auf Beitrag von Beba1970

Hallo, die fehlende Unterstützung für Gemobbte durch Klassenkameraden ist das größte Problem. Das sagte auch ein Polizist, bei dem ich eine Fortbildung zum Thema besuchte. Die unterstützen das Opfer nicht, weil sie Angst haben, selber zum Opfer zu werden. Lemmi hat damals direkt bei einem vermeintlichen Freund nachgefragt und der sagte, er möchte sich da lieber raushalten.. Man glaubt gar nicht, was das für Kreise zieht. Es reicht, wenn einer aus der alten Schule Kontakt zu Leuten aus der neuen Schule hat. Ein passendes Wort hier, eine Bemerkung da und schon bist Du wieder in dem Kreislauf. Irgendwann weiß man dann nicht mehr, ob auffallendes Verhalten des Opfers daher kommt, weil er "ne Macke hat" ("Der ist ja selbst Schuld daran dass er gemobbt wird") oder weil der sich nicht mehr anders zu helfen weiß . LG

von MamaMalZwei am 11.04.2016, 11:36