Sohn 3,5 Jahre war schon tagsüber trocken, nässt aber seit Schwangerschaft und Geburt der Schwester/Start Kiga wieder vermehrt ein. Geübt ohne Windel wird daher nur noch vormittags. Im Kiga wird er regelmäßig auf Toilette geschickt bzw. umgezogen, wenn er einnässt, und bekommt fürs Spielen draußen, Mittagsschlaf u. nachmittags eine Höschenwindel. Zuhause weigert er sich, aufs Klo zu gehen, vergisst es oder merkt es erst zu spät, dass er muss. Großes Geschäft macht er zum Glück immer ins Klo ohne Unfälle. Sind mittlerweile mit Latein am Ende und schließlich der Meinung, dass er es einfach nicht mehr kann (verlernt hat) aufgrund von Regression und somit kein Erfolgserlebnis mehr hat. Wie schätzen sie es ein? Macht es überhaupt Sinn, jetzt im Winter vormittags weiterzuüben? Oder einfach einen Schnitt machen und ganztags nur noch Höschenwindel, bis er im Frühjahr oder Sommer evtl. mehr Bereitschaft zeigt? Thema belastet mich als Mutter extrem. Kiga ist der Meinung, dass er mit Höschenwindel weniger kooperiert, da er aus Bequemlichkeit einfach reinmacht und dann noch weniger aufs Klo geht.
von
Tamilia
am 12.01.2015, 22:01
Antwort auf:
Wieder Windel anziehen?
Hallo Tamilia,
Ihr Sohn ist mit all den Veränderungen im Moment scheinbar überfordert. Bei der Kontinenzentwicklung handelt es sich um einen Reifungsprozess von Gehirn, Blase und Darm, die lernen müssen gut zusammen zu arbeiten. Blase und Darm müssen in ihrer Funktion reifen und verlässlich arbeiten; das Gehirn muss selbstverständlich ebenfalls reifen und lernen die Blase und den Darm a) wahrzunehmen, b) zu kontrollieren und c) zur richtigen Zeit und am richtigen Ort die entsprechende Handlung (Pipi- oder AA-machen) einzuleiten. Dies ist ein sehr komplizierter Vorgang und er verlangt den Kindern ein hohes Maß an Aufmerksamkeit ab, die sie jedoch nur begrenzt erbringen können.
Die Geburt eines Geschwisterkindes, der Eintritt in den Kindergarten u.ä.m. sind einschneidende Erlebnisse, die die bekannte Welt der Kinder erst einmal in „Unordnung“ bringen und in der sie sich neu orientieren müssen; sie müssen eine „neue Ordnung“ schaffen. Dies scheint gerade Ihren Sohn zu beschäftigen, so dass er in seiner Kontinenzentwicklung eine Pause einlegen muss. Das ist normal und wenn er sein kleines Universum neu sortiert hat, wird er auch wieder Aufmerksamkeit für seine Blase und seinen Darm aufbringen können. Entlasten sie ihn und sich selber ruhig, in dem Sie erst einmal wieder auf die Höschenwindel zurückgreifen. Haben Sie keine Angst vor der angeblichen Bequemlichkeit; Kinder wollen trocken sein, sie wollen die Windel loswerden, nur manchmal gibt es halt wichtigere Dinge, als sich um Pipi und AA zu kümmern. Man darf nicht unterschätzen, welch umfangreiche Erlebniswelt Kinder in diesem Alter haben; sie müssen unendlich viel entdecken und noch viel mehr lernen – wir Erwachsenen brauchen das nicht mehr; viele unserer Fähigkeiten haben sich automatisiert – lernen wir aber etwas Neues, verlangt es auch uns Konzentration und manchmal auch Kraft ab. Ihr Kleiner hat auch nichts „verlernt“!! – die Kontinenzentwicklung ist uns von Natur aus gegeben; manchmal erfährt sie eine Störung und wie bei jeder Störung muss man dann erst einmal den „Notschalter“ betätigen, eine Pause einlegen und wenn die Störung behoben ist, kann es weitergehen.
Gönnen Sie sich ruhig diese Pause und genießen Sie ohne Stress und Sorge Ihre Kinder.
Mit vielen Grüßen
Manuela Thomä
von
Manuela Thomä
am 12.01.2015