Hallo!
Meine Tochter ist im Januar 3 geworden und bisher war trocken werden für mich ganz locker und völlig ohne Druck. Meine Tochter sitzt gerne auf dem Sitzverkleinerer, zieht ab und putzt den Po ab. Es kommt aber nichts Sie sagt auch nicht bescheid, wenn sie muss. Völlig ok bisher. Ich muss zugeben, mir reicht es neuerdings aber langsam. Wenn sie Groß in der Windel hat, sagt sie NIE bescheid. Wenn ich es nicht rieche (Spielplatz) wird sie wund, läuft über und es ist ihr völlig egal. Ich merke, dass es ihr mittlerweile unangenehm ist, gewickelt zu werden. Sie sagt "ihh, ich hab AA gemacht, das stinkt" oder sie macht sich ganz steif, will sich nicht hinlegen, usw. Irgendwie hab ich das Gefühl, die Windel passt überhaupt nicht mehr zu diesem Kind. Sie ist sehr fit, impulsiv, selbstbewusst. Aber ins Klo machen möchte sie einfach nicht. Ich habe viele russische und polnische Mamas kennengelernt, die sagen: "Bei wollte keiner lange die Stoffwindeln waschen. Mit einem Jahr waren wir alle trocken". "Früher" war es auch ganz normal, das wir hier alle mit 3 Jahren für den Kindergarten trocken sein mussten. Wenn Kinder wirklich ausschließlich selbst trocken werden, ohne, dass wir das beeinflussen können, wie ist das dann in anderen Kulturen möglich oder vor 20 Jahren bei uns selbstverständlich? Meine Frage dahinter lautet eigentlich: Schade ich denn wirklich meinem Kind, wenn ich das trocken werden fördern möchte? Wie haben unsere Eltern uns denn "sauber bekommen" für den Kindergarten, ohne uns zu schaden? Entschuldigen sie bitte den Roman ;-). Liebe Grüße und vielen Dank!
von
Lihannon
am 24.02.2015, 21:40
Antwort auf:
Andere Länder, andere Sitten ;-)? Trocken werden wirklich gar nicht fördern?
Hallo Lihannon
Der Roman geht schon in Ordnung :-).
;-) Ja, früher war Alles anders!!!!!
Remo H. Largo, ein Schweizer Kinderarzt und Autor von Sachbüchern zum Thema Entwicklung/ Erziehung hat zwei Langzeitstudien mit Kindern durchgeführt zum Thema Sauberkeitserziehung und festgestellt, dass Kinder die regelmäßig getopft werden NICHT früher eine komplette Blasen, bzw. Darmkontrolle erreichen, als Kinder die in ihrem Bemühen dieses zu erlernen von den Eltern NUR unterstützt werden.
Eltern haben also NATÜRLICH überwiegend trockene/ saubere Wäsche wenn sie ihr Kind regelmäßig auf Töpfchen/ Toilette setzen und dies ist /war sicher in früheren Jahren/ anderen Kulturen – den Umständen geschuldet – auch eher angesagt.
Es hieß jedoch nicht, dass die Kinder "selbstständig" sauber sein konnten und hat und führt immer noch zu mehr oder weniger heftigen Auseinandersetzungen mit dem Kind.
Druck in dieses Thema zu bringen, indem die Kinder GEZWUNGEN werden auf Toilette/ Töpfchen zu gehen, ist da eher kontraproduktiv.
Alles was ein Kind freiwillig mitmacht, fördert es auch. „Erziehen heißt auch – gewähren lassen“ – laut Largo :-).
Ich kenne auch noch den Druck durch den Kindergarten :-(.
Es bedeutete jedoch nicht, dass ALLE Kinder auch wirklich trocken waren - sie hatten dann halt nasse Hosen, weil Windeln nicht erwünscht waren :-( !!!!!!
Fakt ist, dass der Reifungsprozess der Blasen- und Darmfunktion ca. mit dem 2. Lebensjahr beginnt und mit Beendigung des 5. Lebensjahres abgeschlossen sein sollte. Diese Entwicklung macht jedes Kind ganz individuell in seinem ureigenen Rhythmus durch, genauso wie alle anderen Entwicklungen auch.
Die Kontrolle über Blase/ Darm verläuft in kleinen Entwicklungsschritten:
zuerst merken die Kleinen, dass sie Pipi/ Stuhlgang gemacht haben, als nächstes können sie sagen, dass sie es gerade tun, dann können sie ankündigen, dass es gleich kommt, erst danach folgt die Fähigkeit aufzuhalten und dann Pipi zu machen. Später können sie noch besser damit umgehen, den Gang zur Toilette z.B. verschieben oder bewusst hingehen. Ihre Tochter steht am Anfang dieser Entwicklung, da sie ja schon großes Interesse zeigt, wie freiwillig auf die Toilette zu gehen :-).
Lassen sie die kleine Dame also weiter „gewähren“, fÖrdern statt fOrdern - bieten ihr die Toilette immer wieder an und nehmen sie gerne auch mit auf die Toilette wenn sie selber gehen. Erklären sie ihr was sie gerade tun, denn Kinder lernen am Ehesten durch Nachahmung. Auch kleine Rollenspiele – Teddy oder Puppe müssen schließlich auch einmal Pipi ;-), können ganz hilfreich sein.
Tun sie sich und ihrer kleinen Tochter also Gutes – bleiben sie weiterin so locker und lassen ihr ohne Druck die Zeit die sie benötigt.
Liebe Grüße
Conny Ackmann
von
Conny Ackmann
am 25.02.2015