Frage: ß-hämolysierende Streptokokken B

Hallo Frau Höfel, ich habe diese Streptokokken. Habe auch schon eine Antibiotikabehandlung hinter mir aber die sind wieder da. Da mein pH-wert aber letztes mal ok war, hat meine FÄ mir erstmal keins wieder verschrieben. Sie will bei der nächsten Untersuchung noch mal einen Abstrich wegschicken. Aber die werden wohl immer wieder auftauchen. Was bedeutet das für die Geburt? Eine Freundin hat mir erzählt, dass von einer Bekannten das Baby zwei Tage nach der Geburt gestorben ist, weil sie Streptokokken hatte. Nun habe ich angst. Oder gibt es noch andere Streptokokken? Bitte helfen sie mir. Danke Hannah

Mitglied inaktiv - 07.09.2006, 22:29



Antwort auf: ß-hämolysierende Streptokokken B

Liebe Hannah, Streptokokken finden sich auf der Haut, im Darm und - bei fünf bis 20 Prozent der Frauen - auch in der Scheide. Bei intaktem Immunsystem reicht die Abwehrkraft des Körpers aus, um die Erreger erfolgreich zu bekämpfen. Diese Bakterien gelten zwar nicht als "typische" Erreger einer Geschlechtskrankheit, sie können aber beim Sexualkontakt weitergegeben werden. Bei sexuell aktiven Frauen sind in der Scheide häufig Keime festzustellen, die im Normalfall dort nicht anzutreffen sein sollten. Dazu zählt neben den Streptokokken etwa der typische Darmkeim Escherichia coli, aber auch zahlreiche andere Erreger, die ansonsten vor allem im Darm und auf der Haut zu finden sind. So lange der Selbstreinigungs-Mechanismus der Scheide funktioniert und die Vaginalflora intakt ist, müssen aufgrund dieser Keime keine Probleme entstehen. Liegen jedoch Störungen des Scheidenmilieus vor, können sich auch Streptokokken ausbreiten und vermehren. Sie verursachen typische Beschwerden wie etwa verstärkten gelblichen Ausfluss und möglicherweise Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Je nach Beteiligung anderer Erreger kann dieser Ausfluss sehr übel riechen. Im Mikroskop findet sich in solchen Fällen oftmals eine Mischflora aus verschiedenen Keimen, die sich gegenseitig in ihrem Wachstum begünstigen können. Östrogenmangel falsche Intimhygiene, die zur Zerstörung der Scheidenbiologie führt Allgemeinerkrankungen wie z. B. Diabetes Fremdkörper in der Scheide (z. B. bei Kindern: Nüsse, Murmeln, Legosteine etc.) Erhaltung des natürlichen, sauren Scheidenmilieus Vermeiden von Scheidenspülungen, Intimsprays oder Intimpflegemittel Tägliche Reinigung des Scheidenbereichs mit klarem Wasser Regelmäßiges Wechseln von Unterwäsche und Handtüchern In der Scheide nachgewiesene Streptokokken müssen nur bei ausgeprägten Symptomen mit Antibiotika behandelt werden. In vielen Fällen hilft es, die körpereigene Abwehr zu stärken und den Selbstreinigungs-Mechanismus der Scheide anzuregen. Auch können lokal desinfizierende Maßnahmen unterstützend wirken. Streptokokken sind an zahlreichen Infektionen beteiligt. Schon im Altertum wurden mit diesen Bakterien in Verbindung stehende Infektionserkrankungen - z. B. Wundrose, Kindbettfieber und Phlegmone - beobachtet. 1903 wurde damit begonnen, die perlschnurartig aufgereihten Erreger nach ihrem Verhalten auf Kulturplatten zu unterteilen. Je nach Untergruppe zeigen Streptokokken ein unterschiedliches Wachstum auf den Nährmedien. Sie besitzen die Fähigkeit, Blut unterschiedlich zu zersetzen, weshalb ihre Unterteilung zunächst auch nach ihrem Hämolyse-Verhalten erfolgte: Alpha-, Beta- und Gamma-Hämolyse. Unter Hämolyse versteht man die Auflösung roter Blutkörperchen infolge der Zerstörung ihrer Zellmembran. Weitere wichtige und klinisch relevante Unterteilungen gelangen der Ärztin Rebecca C. Lancefield 1928, indem sie die Wandstrukturen der Bakterien näher untersuchte. Auf Basis von Lancefields Erkenntnissen werden Streptokokken seitdem in die Gruppen A, B, C, D etc. eingeteilt. Folgende Stämme sind für den Vaginalbereich relevant: 1. ) Betahämolysierende Streptokokken der Gruppe A (Streptococcus pygenes) Folgende Infektionen werden von diesem Erreger verursacht: Rachen- und Mandelentzündungen, Scharlach Erysipel (Rotlauf) Phlegmone Lokale Infektionen können bei schlechten Bedingungen zu einer Sepsis führen Eine Puerperalsepsis (Kindbettfieber) geht von einer Infektion der Gebärmutterschleimhaut nach einer Entbindung aus. Deshalb empfiehlt sich bei Fieber während oder nach der Geburt und entsprechenden Auffälligkeiten eine großzügige Antibiotika-Prophylaxe. Als Spätfolge einer Streptokokken-Infektion der Gruppe A kann - vor allem bei unzureichend oder nicht behandelten Infektionen des Rachenraumes - das "Rheumatische Fieber" mit einer Herz- und Nierenbeteiligung auftreten. Kindbettfieber(Puerperalsepsis): Bei nicht rechtzeitig behandelter Gebärmutterinfektion können sich die Erreger bei ungünstigen Bedingungen über die Blutbahn im gesamten Körper ausbreiten. Beim Versuch, die Infektion in den Griff zu bekommen, setzt der Organismus Abwehrmechanismen in Gang, die unter anderem mit einer Gerinnungsaktivierung einhergehen. Dadurch kommt es im weiteren Verlauf zu einem Verbrauch der Gerinnungsfaktoren, wodurch die Blutgerinnung nicht mehr möglich ist. Die Folge sind Einblutungen, Organversagen, Schock mit Kreislaufversagen und Tod. Diese geburtshilfliche Komplikation ist mittlerweile sehr selten geworden. 2.) Betahämolysierende Streptokokken der Gruppe B (Streptococcus agalacticae) Von Bedeutung ist diese Gruppe bei folgenden Erkrankungen: Wundinfektionen Sepsis Hirnhautentzündungen Harnwegsinfektionen Neugeborenensepsis Besonders gefürchtet ist die Neugeborenensepsis. Man unterscheidet dabei eine rasche, unmittelbar nach der Geburt auftretende Form (early onset) und eine etwas später auftretende Form (late onset). Die early-onset-Form wird vor allem im Fall des vorzeitigen Blasensprungs bei nachgewiesener Scheidenbesiedelung durch Streptokokken begünstigt. Das Neugeborene zeigt eine lebensbedrohliche Allgemeininfektion, die durch Schock, Hirnhautentzündung und Atemnotsyndrom gekennzeichnet ist. Nur eine früh einsetzende, konsequente Therapie kann die Sterblichkeit senken, die mit 20 bis 50 % angegeben wird. Bei der late-onset-Form spielt auch die Umgebung des Neugeborenen als Infektionsquelle ein Rolle. Streptokokken der Gruppe B in der Schwangerschaft: Diese Keime haben die Angewohnheit die Fruchtblase anzudauen und unter Umständen häßlichste Infektionen beim Kind zu machen. Trotzdem wird eine vorgeburtliche Therapie bei Nachweis von B-Streptokokken wird nicht in jedem Fall als sinnvoll erachtet. Nur wenn zusätzliche Risiken, wie vorzeitige Wehen hinzukommen, ist eine Behandlung mit Antibiotika anzuraten. Bei Nachweis von Streptokokken der Gruppe B wird eine vorbeugende Antibiotikagabe während der Geburt empfohlen. Ein Kind einer Mutter mit Strepptokokken wird bei uns nicht verlegt, sondern nur gut überwacht. Dazu gehören Abstriche (Rachen, Ohren und Leiste) sowie Temperaturkontrollen. Bei einer unbehandelten Infektion sollten Sie in der Klinik bleiben, da die Symptome einer Infektion rasant schnell auftreten und für das Kind nicht ungefährlich sind. Frauen mit ß-hämolysierenden Streptokokken dürfen bei uns ein Entspannungsbad nehmen, aber nicht in der Wanne entbinden. Liebe Grüße Martina Höfel

von Martina Höfel am 08.09.2006



Antwort auf: ß-hämolysierende Streptokokken B

Hallo, hatte ebenfalls diese Streptokokken, auch unter der Geburt. Ich habe als es "ernst wurde", ein Antibiotikum intravenoes bekommen und mein Zwerg war gesund und munter. Die Streptokokken sollen in den meisten Faellen relativ schnell wiederkommen, sind aber ja fuer die Frau harmlos. Durch das Antibiotikum unter der Geburt wird die Wahrscheinlichkeit der Uebertragung auf das Kind auf ein Minimum reduziert, da sie zunaechst abgetoetet werden. Eine spaetere Besiedelung durch die Bakterien ist genauso wahrscheinlich wie bei der normalen Antibiotikagabe, aber dann ist ja die Geburt abgeschlossen und damit auch die Gefahr der Uebertragung auf das Kind. Dazu muessen sie Aerzte das aber wissen und entsprechend handeln. Viele Gruesse und alles Gute, Kira

Mitglied inaktiv - 08.09.2006, 00:40



Antwort auf: ß-hämolysierende Streptokokken B

Sehr geehrte Frau Höfel, bei mir wurden die o.g. Bakterien gefunden. Der Arzt sagte ist nicht weiter schlimm, da ich nicht schwangen bin. Mich stört der Ausfluss. Was kann man da machen am besten homoopathisch? Gruß klinata

Mitglied inaktiv - 07.09.2010, 16:08



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