Frage: Tochter isst selten was ich koche

Hallo meine Tochter wird im September 2 Jahre alt.Nur langsam weiss ich nicht mehr weiter.Egal was ich koche, lasange, Spinat mit Kartoffeln ect sie isst Sowas nicht.Sie isst nur Tomaten, Gurke, Nudeln ohne Soße, Reis ohne alles oder mit Hackfleisch.Am liebsten isst Sie Fleisch ohne Alles oder scampis. Aber halt keine Gerichte.Brot wenn dann such nur ohne alles sowie Brötchen.Langsam mache ich mir sorgen, wenn ich sehe das andere Kinder mittag essen egal was gekocht wird.Sie wird ab August in den kiga gehen,und da frage ich mich auch, wiesi ich das Essen da bezahlen soll,wenn sie es eh nicht isst. Was kann ich tun? Lg

Mitglied inaktiv - 24.06.2016, 22:57



Antwort auf: Tochter isst selten was ich koche

Hallo Sarina2014 im Kiga wird sich deine Tochter bestimmt schnell gut anpassen. Denn andere essende Kinder sind die besten Vorbilder. In Gemeinschaft klappt das Essen oft viel besser als zu Hause. Warte einfach mal ab. Esst ihr immer zusammen? Habt ihr genügend Zeit beim Essen? Und wie war deine und Papas Zeit als Kleinkinder. War es bei euch vielleicht ähnlich? Viele Kinder essen wie eure Tochter. Wenn sie gesund und munter ist, und sich gut entwickelt, dann besteht in der Regel kein Grund zur Sorge. Denn gesunde Kinder verhungern nicht vor vollen Tellern. Darauf kannst du vertrauen. Vom ernährungsphysiologischen Standpunkt aus betrachtet ist eine solche Phase scheinbar sehr bestimmter Vorlieben völlig unproblematisch. Diese Phasen gehen vorüber. Der Körper will irgendwann wieder etwas anderes. Man nennt das spezifisch sensorische Sättigung. Viele Kinder haben hin und wieder Phasen in denen sie scheinbar einseitig essen und aus unserer Sicht eine sehr monotone und eingeschränkte Auswahl haben. Das ist völlig in Ordnung. Diese spezifischen Vorlieben wechseln wieder, aber es ist natürlich schade und irritierend. Wichtig ist erst dennoch einmal nur, dass regelmäßig Essen und Vielfalt bei Tisch angeboten wird. Eine "Extrawurst" sollte es für deine Tochter bei Tisch nie geben. Du kannst jedoch, wenn du willst, eine zusätzliche Speise, neben dem üblichen Angebot, für alle anderen auch verfügbar auf den Tisch bringen. Das kann bspw Nudeln oder Brot sein, sowie ein Rest vom Vortag. Damit gibst du deiner Tochter eine Chance, evtl neue Speisen, die sie noch nicht kennt, langsam kennen zu lernen, und sie kann sich langsam daran gewöhnen. Hilfreich ist: Du als Mama darfst und solltest das Angebot bestimmen. Deine Tochter wiederum darf bestimmen, was und wie viel er davon jeweils isst. Hier kannst du wie oben bereits beschrieben auch solche Dinge anbieten, die deine Kleine auf jeden Fall isst Vertraue auf dein Kind und vertraue darauf, dass dein gesundes Kind nicht vor vollen Tellern verhungern wird. Das ist natürlich kein Freibrief für Gummibärchen, Chips, Schokolade und Co. Das Angebot sollte aus gesunden, schmackhaften, leckeren Gerichten, Basics bestehen. Als ZMZ können durchaus auch Kuchen und Kekse, ggf Pudding und Schokolade angeboten werden. Bei diesen Leckereien darfst und solltest du die Menge bestimmen. Es handelt sich um Luxusgüter, die in der Menge reglementiert werden dürfen. Und wenn sich deine Tochter hierbei nicht zu satt isst, kann sie sich bei den Hauptmahlzeiten mit den "gesunden" Speisen sättigen.. Thematisiere auch nie die Eigenheiten deines Kindes und kontrolliere nicht zu viel. Kinder gewöhnen sich an viele neue Speisen. Sie brauchen dafür manchmal etwas mehr Zeit und viele Wiederholungen. Sie müssen es öfter probieren. Das Gefallen wächst mit dem Probieren - vor allem, wenn es zwanglos geschieht und ohne Erwartungsdruck Man spricht von ca 10 Kontakten mit der neuen Speise, bis es akzeptiert wird. Hier hilft das Minimalprinzip - besser eine klitzekleine Probiermenge - am besten freiwililig - durch Neugier als gar nichts. Bspw kannst du neben die Nudeln ein Stückchen Kartoffel, Gemüse oder Fleisch legen oder dein Kind direkt bei dir probieren lassen. Ein erstes Probierstückchen ist ein Anfang. "Kategorisches Ablehnen" einer Speise sollte durch ein generelles Probiergebot abgelöst werden. Finde ein paar Essensregeln, die für euch passen. Bspw könnte eine Regel lauten, dass immer eine klitzekleine Portion probiert werden sollte. Diese Orientierung könnte deiner Tochter helfen, die negative Haltung und evtl Skepsis gegenüber noch nicht bekannten oder beim ersten Mal nicht gemochten Speisen zu überwinden und umzuformen und du gibst ihr damit eine Chance geben, aus der ablehnenden Haltung herauszufinden. Positiv formulierte Regeln werden immer gut angenommen. Finde hierfür Regeln. Welche könnten bei euch sinnvoll sein? Du könntest deine Tochter auch zwischendurch neue Erfahrungen sammeln lassen. Nicht nur der Esstisch bietet Möglichkeiten dazu, sondern auch bereits der Platz in der Küche, beim Herd, am Kühlschrank, am Obstkorb all das kann eine Einladung zum Probieren sein. Der Fokus in dieser Situation nicht beim Essen, sondern vielmehr beim Erlebnis. Es hat einen spielerischen Charakter bei einer guten Atmosphäre. Und das mögen Kinder. Richte das Essen immer hübsch an. Ein übersichtliches, gut strukturiertes Angebot mach neugierig und animiert zum Zugreifen. Biete Essen ruhig auch immer wieder dirket von dir an und ganz wichtig ist; iss selbst mit viel Genuss. Das hilft deiner Tochter am meisten. Denn Mitesser bei Tisch sind die besten Motivatoren. Kinder lernen durch Beobachtung und sie imitieren ihre Mitwelt. Die gemeinsamen Mahlzeiten haben darum vorrangig den Zweck, eurem Kind zwanglos die hiesige Esskultur mit all ihren kulinarischen Besonderheiten zu präsentieren. Je mehr Kinder dabei sehen, riechen. erleben, desto besser. Sie sollten die Gelegenheit bekommen, neue Dinge kennen zu lernen, ohne Zwang, aber durch eigene Neugier, in eigenem Tempo.* Sie sollten dabei stets die ihnen bekannten Speisen bekommen, mit denen sie sich satt essen können - und nur zusätzlich die Gelegenheit erhalten, Neues kennen zu lernen. Ich "zitiere" an dieser Stelle immer wieder gerne Herrn Jesper Juul: Er bezeichnet Erziehung als "Osmose", Erziehung ginge vielmehr durch die Haut. Mehr als durch Worte gesprochen zähle die Haltung, die innere Einstellung - all das nähmen die Kleinen viel stärker wahr als Worte. Das Vorleben steht bei ihm an erster Stelle - persönliche Maßstäbe und Überzeugungen - unausgesprochen - prägten seiner Ansicht nach, die Kinder am meisten. Also dann Grüße B.Neumann * wenn du noch mehr dazu lesen magst: Kennen lernen von Speisen geht so: Kinder lieben es, mit Essen zu spielen. Für sie ist der gedeckte Familientisch eine große Spielwiese an Möglichkeiten für neue Entdeckungen. Kinder wollen Essen begreifen. Sie wollen es mit allen Sinnen erfahren. Durch dieses spielerische Herantasten werden Berührungspunkte sanft hergestellt. Im wahrsten Sinne des Wortes tasten sich die Kleinen an das neue Ding heran. Es erspürt die Nahrung mit den Tastsensoren im Mund - die Oberflächenbeschaffenheit, mit den Geschmacksknospen erfolgt die gustatorische Wahrnehmung. Ein sehr unangenehmer Geschmack (-seindruck) führt zu Würgereiz. Kinder sind sog. Supertaster. Geschmackseindrücke und Konsistenzen (das Mundgefühl) werden viel intensiver erlebt als von erwachsenen Personen. Geschmacks-und Tastrezeptoren sind im ganzen Mundraum verteilt, nicht nur auf der Zunge. Krümeliges, Trockenes, Hartes, Bitteres etc wird von ihnen sehr viel intensiver erlebt. Ein Säugling besitzt ca 10000 Geschmackrezeptoren, Erwachsene nur noch etwa die Hälfte. Sehr alte Menschen mitunter nur noch ca 2000. Besonders den Geschmackseindruck bitter lehnen viele Kinder ab. Es wurde auch beobachtet, dass Babys, die HA-Nahrung bekamen, durchaus bitter schmeckende Lebensmittel akzeptieren. Auch die Intensität des Geschmackseindrucks süß wird von Kindern und Erwachsenen verschieden bewertet. Die sog. Reizschwelle für Süßes ist bei Kindern viel höher. Für die Praxis bedeutet dies: wenn du eine Speise als süß empfindest, ist das für dein Kind vermutlich gerade okay im Geschmack. Was du als viel zu süß bezeichnen würdest, bringt erst den Geschmackseindruck "süß" für dein Kind. Umgekehrt lehnt dein Kind bspw eine leicht bitter schmeckende Möhre ab, wohingegen du dies nicht als bitter schmeckend empfindest. Kinder müssen neue Speisen erst langsam und allmählich kennenlernen: neue Geschmackseindrücke sammeln, bewerten, neue Konsistenzen akzeptieren. Kleine Mengen können ausreichen. Kleine Probiermengen von etwas Neuem sind genau richtig: lieber ein ganz kleines Stückchen Kiwi als keines. Die Mengen sind langfristig steigerbar!

von Birgit Neumann am 27.06.2016