Frage: Speisenauswahl

Noch eine Frage: Du schreibst ja oft, dass man als Mutter das Speisenangebot bestimmt und das Kind die Menge. Wenn das Kind nun relativ wenige Lebensmittel mag, sollte ich dann, z. B. beim Mittagessen, konsequent nur das auf den Teller legen, was ich für uns gekocht habe oder schon auch etwas dazu tun, was es gern mag? Oder Nudeln werden z. B. nur pur gegessen und nicht mit Soße. Dann trotzdem die Nudeln in der Soße versenken oder getrennt servieren? (meine Tochter kann problemlos bis zur nächsten oder übernächsten Mahlzeit warten, wenn es etwas gibt, was sie nicht mag.) Danke

Mitglied inaktiv - 03.09.2016, 13:20



Antwort auf: Speisenauswahl

Hallo Fiona123 serviere die Nudeln pur und einen Klecks Sosse separat. Damit bietest du deinem Kind eine Möglichkeit zum Probieren und Gewöhnen. Finde Kompromisse in der Speisenplangestaltung, die für eure Familie passen. Du solltest nicht zu viel Rücksicht nehmen, weil sich sonst durch die ständige oder häufige Rücksichtnahme ungute Essgewohnheiten herausbilden können. Kinder müssen essen lernen. Lernen geschieht durch Beobachten und Ausprobieren. Probieren geschieht durch Handeln aus Neugier. Biete hierfür Gelegenheiten. Das muss nicht einmal am Esstisch sein, sondern schon zwanglos in der Küche beim Herd bspw. Am Esstisch lernen Kinder durchaus schon früh die jeweilige (Ess-)Kultur kennen, wozu bspw auch das Warten und Anpassen zählt. Das bildet bspw die Grundlage für eine später bessere Teamfähigkeit. Kinder haben und entwickeln dennoch eigene Bedürfnisse, sie verspüren einen Drang nach Autonomie. Diesen muss man als Eltern ebenso respektieren. Aber: Kinder soll(t)en lernen sich in ein Kollektiv einzufügen und entsprechend gut für sich zu sorgen und sollten entsprechend handeln können. Als Eltern sollte man darum angstfrei bleiben und darauf vertrauen, dass Kinder durchaus wissen wann, wo und was bzw wie viel sie essen müssen. Als Eltern eines gesunden Kindes sollte man Vertrauen haben, dass das Kind über die Fähigkeit verfügt für sich selbst zu sorgen. * Dafür müssen die Eltern dafür sorgen, dass das Angebot stimmt. Mahlzeiten sollten regelmäßig gemeinsam erlebt werden. Man muss selbst ein Vorbild sein und gesunde, vollwertige Speisen anbieten, Süßigkeiten und Co jedoch nur selten und wenig. Ausreichend viele Gelegenheiten bieten, dass ein Kind Neues probieren und für sich entdecken kann. Man sollte nicht den bequemsten Weg gehen, d.h. dem Kind nicht jeden Wunsch erfüllen. Ernährungserziehung ist ein Teilaspekt der gesamten Erziehung. Finde hier deine eigenen Regeln. *Du darfst die individuellen Bedürfnisse deines Kindersbeachten und diese so in deine Speisenplanung einbeziehen, dass du ein umfangreiches Angebot bieten kannst, ohne Extrawürste zu servieren. Jedes Extra schafft Aufmerksamkeit für dein Kind und kann schnell zu einem Machtkampf führen. Wenn du also die Sosse separat neben den Nudeln platzierst, gibst du deiner Tochter die Möglichkeit sich damit langfristig anzufreunden. Zunächst über das Aussehen, das Riechen. Gewöhnung darüber, dass es eben einfach auf dem Teller ist und damit prinzipiell essbar und eigentlich gut ist. Das am besten zwanglose Probieren ist für Kinder wichtig, weil sie sich schlicht daran gewöhnen, wie oben beschrieben. Das Probieren und sinnliche Erleben schult den Geschmackssinn und füllt langfristig das Geschmacksgedächtnis. Bis zu 10 Probiermomente können mitunter dafür nötig werden. Aber langfristig macht ihnen das schliesslich doch noch Lust und Neugier auf "Mehr". Das Probieren ist hilfreich für das Lernen im Allgemeinen und dein Kind kann eigene Erfahrungen sammeln. Gib deinem Kind die vertrauten Speisen und erweitere spielerisch das Angebot. Auf Basis bekannter Speisen könnte deine Tochter neue Essabenteuer wagen. Spielerisch mit viel Liebe und Geduld sowie selbst als Vorbild agierend, wirst du viel erreichen. Setzt euch nicht zu erwartungsvoll zu Tisch und fordert nicht zu viel von ihr, sondern lade sie ein, Neues zu probieren. Lass dein Kind, versuche ihr hin und wieder Neues schmackhaft zu machen und kontrolliere nichts. Bei guter Entwicklung hilft nur Geduld auf dass euer Kind den anderen Mitessenden nacheifert und wenn auch zögerlich, aber immerhin langsam und stetig ihren Esshorizont dadurch erweitert. Dies geschieht nicht durch Drängen, sondern durch echtes, adäquates Vorleben (selbst gerne essen) und eine entspannte und freudige Atmosphäre bei Tisch. Grüße P.S. evtl auch hilfreich: http://www.rund-ums-baby.de/kochen-fuer-kinder/beitrag.htm?id=40095&suche1=frankreich&seite=1

von Birgit Neumann am 05.09.2016