Frage: Leichtgewichtiges Baby mag kaum noch Brei

Hallo Frau Neumann, meine kleine Tochter ist nun 8 Monate alt und schwirrt seit der Geburt (2.350 g in der 38. SSW) um die 3. Perzentile herum. Sie gedeiht allerdings entlang ihrer Linie, sodass der Kinderarzt mit der Entwicklung zufrieden ist. Bei der letzten Untersuchung vor etwa 4 Wochen konnte ich aber auch noch groß verkünden, dass sie liebend gerne Brei isst, worüber der Kinderarzt sehr glücklich schien. Tja, mittlerweile bin ich eher am verzweifeln, wenn es ums Essen geht. Der Gemüsebrei mit Kartoffeln (und wahlweise Fleisch oder Haferflocken inkl. einer guten Portion Öl) wird nun seit 3 Wochen mehr oder weniger vollständig abgelehnt, egal welche Sorte, egal ob selbstgekocht oder aus dem Gläschen. Mit Müh und Not schaffen wir 10 Babylöffel, wenn ich dazu abwechselnd reinen Obstbrei füttere. Aber das ist ja auch keine Lösung, sondern vermutlich bewirke ich damit sogar das Gegenteil, wenn ich ihr etwas reindrücken will, dass sie momentan nicht wirklich mag? Obstbrei geht hingegen fast immer und GOB mal sehr gut (Gläschen), mal weniger gut (zB selbstgemachtes Apfelmus mit Dinkelflocken und Mandelmus). Beim Milchbrei am Abend ist ebenfalls nach 10 Löffeln Schluss (die isst sie aber zumindest relativ gern). Ich stille nun nur noch einmal am Morgen, die Fläschchen trinkt sie sehr gerne (etwa 350 - 400 ml am Tag zusätzlich zum Stillen - ist das genug?) Was sie allerdings pausenlos essen könnte sind Reiswaffeln, Hirsebällchen, kleine Obststücke, etc. Also alles, was sie selbst in die Hand nehmen kann bzw. als feste Nahrung in dem Mund bekommt. Und nun endlich zu meiner eigentlichen Frage: Was kann ich ihr in diesem Alter schon geben, das sehr nahrhaft ist und als Fingerfood gereicht werden kann? Ich kenne da nur die Klassiker wie Karottensticks, Zucchinisticks etc., aber die kleinen Portionen, die sie da wegbringt, können nicht satt machen. Oder haben Sie sonst einen Tipp, was ich versuchen könnte? Und ist es schlimm, wenn Sie momentan kaum Gemüse und Fleisch isst? Ich will es nicht, aber ich bin beim Essen mittlerweile sicher zu gestresst/genervt, die nicht einmal 2 Jahre ältere Tochter lenkt zusätzlich ab (und ist auch nicht die beste Esserin) und jeder sagt immer zu mir, mach dir nichts draus, die wird schon essen. Die haben dann aber auch immer wohlgenährte Kinder, die nicht gerade im unteren Gewichtsbereich herumgurken. Das niedrige Gewicht ist sicher der Hauptgrund, dass ich mich so sehr in dieses Essensthema reinsteigere. Vielen Dank für Ihre Antwort!

von aronia am 10.02.2017, 11:55



Antwort auf: Leichtgewichtiges Baby mag kaum noch Brei

Hallo aronia euer KiA ist mit der Entwicklung soweit gut zufrieden. Dein Baby isst Brei mit Fingerfood und trinkt absolut ausreichend Säuglingsmilch, wird sogar noch gestillt. Was willst du mehr? Dein Baby wird immer nur so viel essen und trinken, wie es hungrig ist. Im Rahmen meiner Arbeit hier im Forum Kochen für Kinder kann und darf ich dir leider keine individuellen Ernährungstipps geben und kann dir deine Frage darum nur sehr allgemein beantworten. Also: Im 2. Lebenshalbjahr werden für mit ausschließlich Säuglingsmilch ernährte Babys, etwa 400-500 ml Säuglingsmilch, inklusive Milchbrei (Zubereitung entweder mit Säuglingsmilch oder Kuhmilch) empfohlen. Eure Menge reicht demnach, zusammen mit der Mumi, vollkommen aus oder ist evtl sogar zu viel, macht darum satt, so dass Appetit und Hunger auf Brei und Co nachlassen. Meine kurze Nachfrage ist nun, ob die Milchmenge im Brei in deiner angegebenen Menge bereits enthalten ist oder noch zusätzlich addiert werden muss? Beim Brei füttern solltest du den Obstbrei zwischendurch weg lassen. Dieser liefert ebenfalls Kalorien die satt machen und den Appetit hemmen. Beim Breiessen könntest du aber durchaus zusätzlich Fingerfood anbieten, wie bspw Gemüsesticks. Sie machen nicht satt, haben aber einen Beschäftigungs- und Lerneffekt, machen deiner Kleinen Spaß und du kannst eine große Auswahl bieten. Den Babys untersuchen neue Dinge i.d.R. zuerst mit den Händen, dann erst mit dem Mund. Manches wird in den Mund genommen und nach kurzen Kaubewegungen geschluckt und manches aber durchaus wieder ausgespuckt. Es geschieht alles nur soweit, wie deine Kleine mit der Nahrung umgehen kann. Die angebotenen Speisen sollten darum leicht weich sein, damit sie mit dem Gaumen und der Kraft auf den Kauleisten zerdrückt werden können. Ideen für Fingerfood: Hafer-Bananen-Cookies: 1 große, reife, gelbe Banane (oder Apfelmus) ca 100-120g feine Haferflocken viel weniger als 1 Msp Bourbonvanille Zermuse oder püriere die Banane, vermische sie mit der Vanille. Gib die Haferflocken dazu und bereite aus allen Zutaten einen Brei Heize den Ofen auf 175° hoch und bereite ein Backblech mit Backpapier vor. Mit Hilfe von 2 TL und deinen Händen kannst du jetzt aus dem Teig kleine Kekse formen, etwas flach drücken und ca 10-12, ggf länger, im Ofen backen. Anschliessend auf einem Kuchengitter auskühlen lassen. Diese Kekse sind bei vielen Müttern und ihren Babys beliebt. Ggf musst du etwas experimentieren, bis du nach dem Backen die richtige Konsistenz erhältst. Zerdrücke bspw Kartoffeln oder weiches Gemüse und füttere statt einem Brei aus fein pürierten Zutaten einen Brei, der eine grobstückige Konsistenz hat. Die Kost sollte stets so aufbereitet sein, dass sie dein Kind ohne "Gefahr" essen kann. Verschlucken sollte vermieden werden. Mangelnde Bezahnung ist meist kein Hinderungsgrund für festere Speisen. Mit den Kauleisten und dem Gaumen können die Kleinen enormen Druck ausüben. Auch gekochte Nudeln sind bestens geeignet, denn sie lassen sich am Gaumen zerdrücken. Bspp für Obstsnacks, die du nachmittags anbieten könntest fein geriebener oder gekochter Apfel, Banane = auch zerdrückt wunderbar geeignet. Birne, wenn weich ist ideales Fingerfood. Presse einen Saft aus frischen (unbehandelten Mandarinen (Clementinen oder was auch immer). Den milden Saft wird deine Kleine lieben. Melone ggf auch Papaya oder (Bio-)Mango, sowie zerdrückte Heidelbeeren, Avocado oder Kiwi ist möglich. Bananenküchlein: 1/2 Banane mit der Gabel zerdrücken, 1 EI verquirlen. Mischen, in heissem Öl in einer Pfanne ca 4-5 kleine Pfannküchlein backen. as geht besonders gut in einer beschichteten Pfanne mit etwas Kokosöl. Spaghetti Bolognese Bolognesesosse 1 kleine Zwiebel fein würfeln, 1 Knoblauchzehe gepresst. Noch dazu 1 geraspelte Möhre richten. Gemüse in 1 EL Olivenöl ca 10-15 min dünsten. 300g gemischtes Hack und 1 weiteren Olivenöl zugeben, anbraten. Salz, Pfeffer, Zucker, Oregano (frisch oder getrocknet, Basilikum (frisch oder getrocknet) zugeben und durchbraten, bis das Gemüse weich und das Fleisch gar ist. Dann mit ca 400g Tomaten aus der Dose/Tetrapack (stückig oder zerkleinert) auffüllen, aufkochen. Abschmecken, nachwürzen und ggf Tomatenmark zugeben, bis es gut schmeckt. Die Sosse ca 30 min köcheln lassen. dazu klein geschnittene Spagetti Für die Vollständigkeit: !!! Achtung: niemals(!!!) harten Lebensmittel wie rohe Apfel/Möhrenstücke, trockene ungekochte Nudeln, Gummibärchen, Nüsse, Kerne, Saaten etc etc geben. !! Rezept Frikadellen: 500g Hack mit 1 verquirltem Ei vermischen würzen mit: 1/4 TL Zucker, 1/4 TL Salz, Prise Pfeffer, 1/2 EL getrocknete italienische Kräuter untermischen, Semmelbrösel zugeben und vermischen - soviel Semmelbrösel zugeben, bis die Konsistenz der Hackmasse gut formbar wird. Aus der Masse Frikadellen formen. In wenig, aber ausreichend Öl, in einer beschichteten Pfanne braten. Du kannst die geformten Bratlinge auch einfrieren. Couscous als Beilage: Couscous kochen und quellen lassen. mit Butter mischen und zu kleinen Bällchen formen, mit dem Melonenkugler Bällchen abstechen. Nach Gefallen bspw fein geraspeltes Gemüse mit dem Couscous mitgaren oder zum gekochten Couscous erst danach bspw zerdrückten Brokkoli darunter geben, dann formen. Mache Ofenpommes aus Süßkartoffeln. Süßkartoffel schälen, waschen, trockentupfen, in Pommesstücke schneiden, in Öl wenden. Auf 1 mittelgroße Süßkartoffeln benötigst du etwa 1/2 EL Öl. Geölte Stäbchen auf ein Backblech mit Backpapier legen und im Ofen (200°) ca 15-20 min backen. Immer mal nachschauen und ggf wenden, dass sie nicht verbrennen. Garzeit ist abhängig vom Durchmesser. Rezept "Pizza"teig: 1/2 Beutel Trockenhefe (oder 1/2 Würfel frische Hefe) 1/8l Wasser 250 g Mehl 2 EL Öl 1 Pr Zucker Salz Mehl mit Hefe und Salz vermischen. Wasser-Öl-Mischung herstellen und diese unter Rühren zu der Mehlmischung geben. Alle Zutaten zu einem Teig verkneten. Teig aufgehen lassen. Nach der Gehzeit den Teig ausrollen, auf Backblech geben und belegen. Dafür zwei mittelgroße rohe Tomaten (gewaschen und ohne Butzen) pürieren, frisches oder getrocknetes Oregano/Basilikum dazu, Salz und Zucker, abschmecken. Die ausgewellten Pizzastücke mit Olivenöl bepinseln, Tomatenmasse dünn darauf verteilen, Mozzarellastückchen draufgeben und mit Käse (geriebener Edamer) nach Gusto bestreuen. Im vorgeheizten Ofen bei mind. 200° (besser 220°) ca 10-15 min backen. Statt der rohen Tomaten kannst du selbstverständlich auch Tomatenpürree (Dose/Tetrapack) verwenden. Wenn dir sogar das Würzen zu umständlich wäre, könntest du auch eine fertige Tomatensosse nehmen. beliebt bei vielen Müttern sind auch diese hier: 125g Dinkelmehl werden mit etwas (etwa eine ganz kleine) geraspelter Möhre und ca 1/2 gemuster Banane, sowie ca 2 -3 EL Öl oder Butter zu einem Teig verrabeitet. Den Teig musst du in ca 10 Portionen teilen und daraus kleine Stangen formen. Auf ein Backblech mit Backpapier setzen und bei 180° ca 20 min (bis durchgebacken) backen. Nach dem Backen und Auskühlen eine Stange zum baldigen Verzehr zurückbehalten und den Rest einfrieren. Kartoffelbrei (ohne Milch, einfach Stampfkartoffeln mit Butter mischen) ist für den Anfang bestens geeignet. Dazu weich gekochte und in Butter oder Öl geschwenkte Gemüsestückchen wie Möhren oder Kürbis, Zucchini, Erbsen usw. Als Fleischzugabe Minifrikadellchen (ggf eifrei). Koche außerdem Kartoffeln, eifreie Nudeln (aus 100% Hartweizengrieß), Gemüsestücke u.v.m. Rezept für salzarmes Brot: Dinkelbrot 300g Dinkel-Vollkornmehl 300g Weizenmehl Type 550 ½ Würfel Hefe 1/4 TL Salz 1 EL Zucker ca 350 -450 ml Wasser alle Zutaten zu einem Teig verkneten. Die Wassermenge langsam zugeben. Zu Beginn 300 ml Wasser zugeben und anfangen zu kneten. Wasser portionsweise zum Teig geben, so dass der Teig feucht, aber nicht zu nass wird. Der Teig sollte ca 10 min kräftig geknetet werden. Der Teig sollte nicht kleben, aber gut feucht sein. Zudecken und an einem warmen Ort mind. 1/2 h gehen lassen. Den Teig vorsichtig aus der Schüssel (vom Backbrett) nehmen und auf eine bemehlte Fläche plumpsen lassen. Den Teig in Brotform (=Kastenform) bringen und in eine Kastenform (mit Backpapier) legen. Abermals zudecken und ca 1 h gehen lassen. Der Teig sollte in dieser Zeit mindestens idealerweise über den Rand der Form hinaus wachsen. Sonst mehr Zeit geben. Den Ofen auf 200° vorheizen. Eine große Auflaufform mit Wasser füllen und mit in den Ofen stellen. Den gegangenen Teig an der Oberfläche noch einmal befeuchten und im Ofen (unterste Einschubleiste) ca 55 min backen. Nach dem Backen aus der Form lösen, vom Papier befreien und auf einem Küchenrost auskühlen lassen. Grüße Birgit Neumann

von Birgit Neumann am 13.02.2017



Antwort auf: Leichtgewichtiges Baby mag kaum noch Brei

Hallo Frau Neumann, vielen Dank für die umfangreiche Antwort, da sind ein paar tolle Gerichte/Snacks dabei. Ich war mir eben unsicher, ob ein 8 Monate altes Baby schon reif für bestimmte Nahrungsmittel ist. Seit ein paar Tagen isst sie nun auch wieder Gemüse-Fleisch-Brei in großen Mengen, und das ganz ohne irgendwelche Tricks. Danke nochmal!

von aronia am 19.02.2017, 22:31