Frage: Essensverweigerung

Liebe Frau Neumann, ich schreibe im Auftrag einer Freundin. Deren Tochter ist nun 7,5 Monate alt und verweigert sämtliche Breie (Mittags- und Abendbrei). Eine Zeitlang aß sie Obstbrei und ein wenig Gemüse, jetzt geht gar nichts mehr. Die Mutter stillt also wieder fast vollständig und ist fertig mit den Nerven. Gibt es einen Tipp, den Sie beisteuern können? Offenbar isst die Tochter 1-2 Löffel, wenn NICHT die Mama ihn gibt. Da sie aber meist allein zu Hause ist, geht das auch nicht. Meine Freundin hat sowohl selbst gekocht als auch Gläschenkost ausprobiert. Auch hier wäre ich über einen Tipp dankbar!

von wildebackmaus am 03.04.2014, 16:37



Antwort auf: Essensverweigerung

Hallo wildebackmaus deine Freundin ist mit diesem "Problem" nicht alleine. Damit kannst du sie zunächst vielleicht schon einmal beruhigen. Besonders gestillte Babys akzeptieren Beikost vom Löffel häufiger weniger gut. Beikost kann man allerdings wörtlich nehmen und zusätzlich zum Stillen mit dem Baby das Abenteuer Beikost spielerisch beginnen. 1-2 TL sind ein Anfang. Beikost ist aus vielen Gründen wichtig und bei gestillten Babys nicht nur allein für die Sättigung bestimmt. Es geht dabei auch um das spielerische Entdecken der verschiedenen sensorischen Eigenschaften von Lebensmitteln. Und möglicherweise hat das Baby deiner Freundin kaum Hunger und dadurch kein Interesse. Möglicherweise reicht die Mumi für die Sättigung aus. Stelle deine Frage unbedingt noch an Biggi Welter. Sie ist die Expertin bei Fragen rund ums Stillen und kann bestimmt gute Tipps geben, ob bspw ein Stillrhythmus hilfreich sein könnte. Und ich empfehle ihr ein Experiment, das evtl in gute Bahnen lenken könnte: Von Brei und Löffel wollen viele Stillbabys gar nichts wissen. Sie finden es viel besser, lieber gleich richtig mit zu essen, mit eigenem Löffel oder Gabel, mit den Fingern und am liebsten alles, was sie in die Hand bekommen. Gut eignen sich weich gegarte Gemüse-, Kartoffel- oder Obststicks, die die Allerjüngsten mit der ganzen Hand umschliessen können - um die Hand schliesslich an den Mund zu führen. Diese weichen Speisen kann ein Baby mittels Pinzettengriff aufnehmen und zum Mund führen kann. Als Stäbchen/Stick lässt sich das weiche Gemüse gut mit der Faust umschliessen und festhalten um schliesslich abgelutscht zu werden. Vorraussetzung ist immer, dass ein Baby Spaß dabei hat, und das Essen gut schlucken kann. Aus dieser Erfahrung heraus wurde sogar ein neues Konzept der Beikosteinführung bei nach Bedarf gestillten Babys "erstellt". Es heisst "baby-led-weaning", was frei übersetzt wird mit "babygesteuerte Beikosteinführung". Stillen nach Bedarf reiche aus. Statt Brei könnten Babys sofort festere Nahrung kennenlernen. Sinn und Zweck ist dabei mehr das Kennenlernen einer anderen Konsistenz und Geschmacks. Sattwerden sei dabei zweitrangig. Für Stillbabys (die nach Bedarf und ausreichend und oft gestillt werden) akzeptabel, für nicht gestillte Babys weniger gut geeignet. Es sollte trotzdem einiges dabei beachtet werden. Dein Baby sollte bspw schon gut sitzen können. u.v.m. ! Ich kann das nicht ganz vorbehaltlos empfehlen und deshalb kannst du auch mal Biggi Welter im betreuten Stillforum dazu befragen, ob das tatsächlich so sinnvoll ist :-) und für jedes Stillbaby gelten kann. Für solche Babies, die einfach keinen Brei und Löffel mögen und gleichzeitig gut entwickelt sind, ist das sicher gut. Auch als kombinierte Form der Beikost ist das eine gute Idee. Denn es führt schon früh, ganz zaghaft an die Familienkost heran. Diese Beikosteinführung lässt viel Raum für Individualität. Babys, die diesen Weg von der Milch zur Beikost wählen, gibt es immer häufiger. Wenn nach Bedarf gestillt wird, ist diese Methode eine gute Möglichkeit die Kleinsten von Beginn an in den Essalltag zu integrieren. Einer neuen Studie zufolge, soll diese Art der Beikosteinführung, d.h. wenn Babys die Art und Menge der Beikost selbst bestimmen, also buchstäblich alles selbst in die Hand nehmen, vor (späterem) Übergewicht schütze. Mit dieser Methode würden gesunde Essgewohnheiten gefördert. Allerdings seien für de Untersuchung nur etwa 150 Babys beobachtet worden. Eine allgemeingültige Empfehlung könne man deshalb noch nicht aussprechen. Auch mögen nicht alle Babys Fingerfood und stillen nach Bedarf sei für diese Beikost wichtig. Doch auch als kombinierte Form zur Breikost ist das eine gute Idee. Denn es führt schon früh, ganz zaghaft an die Familienkost heran. Und viele Babys finden das richtig gut. Aber es sollte individuell gehandelt werden. Stückchen in der Beikost nach Bedarf, - ja - wenn es gut ankommt. Grüße B.Neumann

von Birgit Neumann am 04.04.2014