Frage: Essen des 20 Monate alten Sohnes

Guten Tag, mein Sohn ist 20 Monate alt und von Beginn an ein schlechter Esser. Zum Start der Beikost hat er allerdings noch mein selbst gekochtes und püriertes Essen genommen. Mit 10 Monaten wollte er von einem auf den anderen Tag nicht mehr und wäre am liebsten komplett zur Milchflasche zurück gekehrt. Am Familientisch isst er kaum - das Einzige, was er bis heute liebt sind Nudeln ( nur ohne alles). Kartoffeln isst er kaum, Gemüse gar nicht (er will damit immer nur alle anderen am Tisch füttern), Fleisch isst er gern. Auch Pizza mag er. Milch und Brot zum Frühstück und Abendessen wenn ich Glück habe eine halbe Scheibe, oft nur 3-4 Bisse, dann ist er satt. Die Kinderärztin sagt abwarten und nicht zum Essen zwingen, irgendwann ändert sich das schon. Aber das was mich am meisten irritiert, ist dass er auch nichts probiert - er kennt diese kindliche Neugier was Essen angeht nicht. Durch das wenige Essen will er auch nachts immer noch eine Flasche... Er ist 90 cm groß und nicht ganz 11 kg schwer. Wie kann ich dieses Verhalten beeinflussen???

von Mibu80 am 22.03.2016, 12:31



Antwort auf: Essen des 20 Monate alten Sohnes

Hallo Mibu80 lass die Milchflasche(n) weg. Dein Sohn ist jetzt ein Kleinkind und braucht diese nicht mehr. In diesem Alter ist das nächtliche Trinken meist nur noch Gewohnheitssache. Wenn die Nachtmahlzeit wegfällt, wird dein Kleiner auch tagsüber mehr Hunger, Appetit und dadurch Neugier entwickeln - und essen. Biete deinem Kind ihm bekannte Speisen an, mit denen er sich gut und verlässlich satt essen kann. Auf dieser Basis, mit der ihm vertrauten Speisen, kann sich dein Kleiner langsam an Neues heranwagen. Manche Kinder sind sehr eigen in ihren Essvorlieben und es ist, im Alter deines Sohnes, schliesslich noch alles möglich. Dein Kind kann und wird noch vieles kennen- und liebenlernen. Ein gesundes Kind verhungert nicht vor vollen Tellern - dein Kind isst und das ist gut. Als Mutter ist es tatsächlich manchmal schwer zu ertragen, wenn die lieben Kleinen nicht so essen wollen, wie man sich das wünscht. Kinder wissen nichts von Ernährungsempfehlungen und essen einfach dann, wenn es ihnen schmeckt, oder wenn sie sehr hungrig sind. Was bei einer Mahlzeit evtl vesäumt wurde, wird bei der nächsten Mahlzeit wieder nachgeholt. Kinder sind in dieser Hinsicht sehr anpassungsfähig. Wichtig ist, dass regelmäßig (auch deinem Kind bekanntes und vetrautes) Essen bei Tisch angeboten wird. Das zu essen, was Kinder kennen und ihnen schmeckt, gibt ihnen Sicherheit, und vermittelt ihnen Geborgenheit. Das ist einfach so. Neues nehmen sie manchmal nur ungern an - das liegt an der sog. Neophobie. Das ist die angeborene und evolutionär begründbare Angst vor neuem und unbekanntem Essen. Die Neophobie wird am besten überwunden, wenn die Kleinsten viele Gelegenheiten haben, andere essende Personen zu beobachten. Durch den vorhandenen Nachahmungsinstinkt wollen sie das gleiche tun und probieren von den Speisen, die andere Esser "voressen". Je mehr euer Kind in eurer Tischgemeinchaft integriert ist, je ausgeprägter sein Nachahmungsdrang, desto mehr wird er probieren wollen. Habt Spaß bei Tisch, esst leckeres Essen, gemeinsam, halte die Atmosphäre bei Tisch gut, decke den Tisch hübsch ein. Biete deinem Kind viele (hübsche) Essanreize. Der gedeckte Familientisch (dein und Papas Essen) ist genau richtig, um die Neugier zu wecken. Je jünger die Kleinen sind, desto aufgeschlossener sind sie diesen neuen Angeboten. Mit etwa 18 Lm und auch mit 3 Jahren schränkt sich die Neugier auf Neues immer weiter ein, die Auswahl der gemochten Speisen wird meist (noch) kleiner. Erst mit 6-8 Jahren und später ab etwa 12 Jahren werden wieder gerne neue Essabenteuer gewagt. Dein Kind hatte offenbar schon zu Beginn keine große Freude am Entdecken von neuen Speisen. Er wählte die Sicherheit und trank am liebsten Milch. Biete ihm Kuhmilch an, mit einer täglichen Menge von ca 300 ml (inklusive Milchprodukte) Lass dein Kind jetzt weiterhin neue Speisen entdecken, versuche ihm hin und wieder Neues schmackhaft zu machen. Bei guter Entwicklung hilft nur Geduld, auf dass euer Kind anderen Mitessenden bald mehr nacheifert und wenn auch zögerlich, aber immerhin langsam und stetig den Esshorizont dadurch wieder erweitert. Dies geschieht nicht durch Drängen, sondern durch echtes, adäquates Vorleben (selbst gerne essen) und eine entspannte und freudige Atmosphäre bei Tisch. Biete ein umfassendes Nahrungsangebot, aus dem dein Kind wählen kann. Las ihn die (neuen) Speisen in seinem Tempo entdecken. Lass ihn die Speisen ausgiebig untersuchen - mit den Händen, mit dem Mund. Lass dein Kind riechen, schmecken, etc. Das Essen sollte und darf "lecker" schmecken und muss/sollte nicht immer nur spaßfrei und "gesund" daherkommen. Dein Kleiner soll viele verschiedene und vielfältige Esseindrücke sammeln. Es darf alles dabei sein - von der salzigen Olive über Naturjoghurt, über Schokolade über scharfe Kresse über ... bis hin zum Hamburger. Das sind sog. gustatorische Erfahrungen, das Essen, die Nahrung wird spielerisch erlebt. Das prägt und Macht Spaß. Es geht um einen Eindruck. Wenn etwas gefällt, wird mehr gefordert . Es geht darum, den Geschmackssinn, die Geschmackswahrnehmung zu fordern und zu schulen. Je mehr Eindrücke dein Kleiner erhält, desto besser können sich sein persönlicher Geschmack, seine persönlichen Vorlieben herausbilden. Dein Kind braucht dafür keine große Menge zu essen. Sinnvoller ist hierfür vielmehr, dass die Speisen, an die sich dein Kind langfristig gewöhnen soll(te), immer und immer wieder auf den Tisch kommen und in kleinen Mengen probiert werden. Für die Gewöhnung und das Kennenlernen von neuen Speisen ist die Kontinuität ist wichtiger als die Quantität. Habe nun ganz viel Vertrauen in dein Kind, dass er sein Essensrepertoire langsam immer weiter ausbauen wird. Hilfreich ist bspw folgendes: du bestimmst das Angebot und dein Sohn bestimmt die Essmenge. Das Angebot vor allem bei den Hauptmahlzeiten sollte aus gesunden, schmackhaften, leckeren Gerichten, Basics bestehen. Als ZMZ können durchaus auch einmal Kuchen und Kekse, ggf Pudding und Schokolade angeboten werden. Bei diesen Leckereien darfst und solltest du die Menge bestimmen. Es handelt sich bei diesen Dingen um "Luxusgüter", die in der Menge reglementiert werden dürfen. Und wenn sich dein Kleiner hierbei nicht zu satt isst, kann er sichbei den Hauptmahlzeiten mit den "gesunden" Speisen sättigen. Das tägliche Essen bzw der Wochenplan sollte aus diesen Lebensmittelgruppen bestehen: Reichlich Getreideprodukten wie Brot, Nudeln, Reis etc dazu reichlich bzw ausreichend Obst und Gemüse, empfehlenswert sind etwa 5 P am Tag (1 P = Füllmenge einer hohlen Hand) gefolgt von Milch- und Milchprodukten (mit 1 J: ca 300ml Kuhmilch, inkl. Milchprodukte) Fleisch, Fisch dazu sichtbare Fette und Öle am wenigstens sollte der Anteil Süßigkeiten sein dazu ausreichend Getränke, Wasser Von Einseitigkeit der Ernährung mit einer daraus möglicherweise resultierenden mangelnden Aufnahme lebensnotwendiger Nährstoffe spricht man, wenn bestimmte Lebensmittelgruppen komplett im Speiseplan fehlen. Wenn etwa keine Milch(produkte) gegessen werden, oder Obst/Gemüse komplett verweigert würde. Gemüse kannst du in Gerichte einarbeiten, um das Soll zu erfüllen. Und Obst? Bräuchtest du noch konkrete Tipps? Also dann Grüße B.Neumann

von Birgit Neumann am 24.03.2016