Sehr geehrter Herr Dr. Busse, mein Sohn (3 1/2 Jahre) besucht seit Januar diesen Jahres vormittags den Kindergarten. Er hatte vor der Kindergartenzeit regelmäßige Kontakte zu anderen Kindern. Seitdem er 14 Monate alt ist, geht er wöchentlich mit viel Freude zum Eltern-Kind-Turnen, die Leiterin war damals überrascht über seine Motorik, da er spontan einen Fußball durch die ganze Halle vor sich her trat. Er sei ihrer Meinung nach gleichaltrigen Kindern weit voraus. Auch bei sämtlichen Vorsorgeuntersuchungen wurde vom Kinderarzt bestätigt, dass er eine sehr gute Gesamtentwicklung aufweist. Sprachlich gehört er zur Gruppe der Late-Talker, sprach mit 3 Jahren 2-Wort-Sätze, ca. 8 Wochen nach Beginn des Kindergartenbesuches sprudelten von einem Tag auf den anderen plötzlich ganze Sätze aus ihm heraus. Der Kinderarzt ist sehr zufrieden mit der sprachlichen Entwicklung. Mein Sohn ist, was fremde Menschen angeht, eher etwas zurückhaltend, er geht nicht auf jeden Fremden zu, nimmt von diesen nichts an und redet auch nicht mit diesen, was ja auch nicht notwendig ist. Seitdem er nun den Kindergarten besucht, werde ich seit der 5. Woche im Kindergarten immer wieder von der Leiterin angesprochen. Anfangs hiess es, er suche sehr stark die Nähe der Erzieherinnen, was meiner Meinung nach anfangs auch normal ist. Wurde mir auch von befreundeten Erzieherinnen bestätigt. Er könne sich mit nichts alleine beschäftigen (was er zu Hause sehr ausdauernd bis zu 30 Minuten tut), spielt nicht sehr viel mit anderen Kindern. Er puzzelt zu Hause sehr gerne, Puzzles bis zu 50 Teile komplett alleine, baut mit Duplos, spielt mit seinen Autos, interessiert sich sehr für Zahlen und Buchstaben. Ständig wollte er wissen, welche Zahl denn nun nach der 10 usw. kommt, zählt daher mittlerweile bis 49, hat mir von sich aus die Zahlen und Buchstaben auf Häusern und Autokennzeichen genannt. 4-5 Lieder kann er alleine mit großer Freude singen. Laufrad fährt er seit seinem 2. Lebensjahr mit großer Freude. Wenn er morgens wach wird, erzählt er mir nach dem Aufwachen von sich aus sofort, welche Zahl heute auf dem Tageskalender von Oma steht und das jedes Mal richtig. Wenn wir uns mit Kindern seiner Kindergartengruppe privat treffen, geht er freudig auf diese zu, ist ausgelassen und fröhlich. Im Urlaub hat er auch mit fremden Nachbarskindern sehr gerne gespielt, hat von sich aus deren Nähe gesucht. Im Kindergarten wird immer wieder nach Problemen bei ihm gesucht. Einmal spielt er nicht mit anderen Kindern, dann hat er plötzlich starke Artikulationsprobleme, dann wurde mir vorgehalten, mein Sohn könne kein Dreirad fahren (das stimmt, dafür fährt er Laufrad). Beim nächsten Mal hatte er plötzlich Probleme mit der "Augen-Fuß-Koordination" beim Fußballspielen. Im Prinzip wurde der Zustand meines Sohnes von Anfang an als sehr bedenklich von der Leiterin eingestuft, wenn man die enge Bindung zu Oma und Opa in die Beurteilung einbeziehe, könne man noch kurz abwarten. Mein Sohn besucht Oma und Opa sehr gerne, darf sie täglich besuchen, wird liebevoll dort aufgenommen. Andere Erzieherinnen des Kindergartens erzählen mir, dass er wohl aufgetaut sei, immer wieder rutschen würde und sich dazwischen einfach mal ausruht. Unser Kinderarzt sieht es genau so wie ich und meinte nur, "das ist ein kleinier Junge, der schüchtern ist und sonst ist da gar nix!". Ich verstehe manchmal die Welt nicht mehr. Jeder Mensch ist doch anders und dies sollte man doch einfach auch mal einem Kind zugestehen. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mir Ihre Sicht der Dinge mitteilen könnten.
von Mohrhuhn am 23.07.2015, 22:53