Frage: Masernimpfung - alles richtig gelaufen

Sehr geehrter Herr Prof. Heininger, ich habe Sie bereits kontaktiert, weil ich mir Sorgen um die Masernimpfung meines Kindes gemacht habe. Das ist jetzt mehr als ein Jahr her und ich mache mir immer noch fast täglich Gedanken. Deswegen schreibe ich jetzt erneut. Nochmals der Sachverhalt: Mein Kind wurde am 17.12.2014 vier Wochen zu früh geboren. Er war relativ schwierig ( viel Schreien / Unruhe) und der Kinderarzt meinte er wolle deshalb lieber mit dem Impfbeginn warten. Also hat er erst am 07.08.2015 Infanrix plus Hib (prevenar 13) bekommen (Das war gegen Tetanus, Diphterie, Pertussis, Poliomyelitis und Hib). Die nächste Impfdosis Infranrix am 07.09.2015. Dann, am 20.11.15 (mit knapp 11 Monaten) sollte er eigentlich die 3. Impfung mit Infanrix bekommen, aber der Impfstoff war aus und die Vertretungsärztin überredete mich gegen Masern zu impfen. Ich war unsicher, weil ich das von dem älteren Kind so kenne, dass das erst mit einem Jahr gemacht wird. Und der Kleine war ja auch noch 4 Wochen zu früh. Sie meinte, das mache gar nichts, sondern wäre sogar noch besser und sie hat mich dann irgendwie überredet. Später habe ich dann im Impfpass gesehen, dass sie mit priorix Tetra geimpft hat, da ist eine Komponente gegen Windpocken dabei, also ein Impfung, die von der Stiko nicht empfohlen wird. Das hat mich alles sehr verunsichert und ich habe mich gefragt, ob mit der Impfung alles richtig gelaufen ist. Das Kind hat die Impfung auch sehr schlecht vertragen, im Vergleich zu den beiden ersten Impfungen. Zwar kaum Temperatur aber unablässig geschrien. Totale Verhaltensveränderung. Am 03.02.2016 bekam er dann die 3. Infranix plus Hib. Danach bislang keine Impfungen mehr. Am 12.01.16 ist bei ihm wegen anderer Sachen (sehr niedriges Gewicht) Blut abgenommen worden. Und es ist auch ein Maserntiter gemacht worden. Dabei sind dem Kinderarzt zwei Sachen aufgefallen. Immunglobulin A 0,2 Referenz: 0,3 - 1,4 g/l und Masern IgG-AK (EIA) > 3000 Referenz < 200 U/l. Mir macht dieser hoher Titer wirklich Sorgen. In der Literatur steht, dass Patientin mit SSPE immer einen Titer in dieser Höhe haben. Ich selbst wurde als Kind einmal gegen Masern geimpft (mit 3 Jahren) und habe diese Impfung gut vertragen. Vor Beginn der Schwangerschaft habe ich mich nochmals gegen Masern impfen lassen. Meine Schwester bekam durch die Impfung jedoch eine Schwerhörigkeit ( 1979 geimpf). Ich habe hierzu ein paar Fragen: 1. Haben SSPE Patienten bereits nach der Erstinfektion mit Masern so einen hohen Titer oder erst bei Ausbruch dieser Krankheit? 2. Man liest ja, dass SSPE vor allem bei im Säuglingsalter infizierten Kindern zum Ausbruch kommt. Irgendwie geht mir der Gedanke nicht aus dem Kopf, ob es nicht doch sein kann, dass die Impfung so etwas bewirken könnte, weil es ja ein Lebendimpfstoff ist. Und dass ich dann viel zu früh impfen habe lassen. Vielleicht könnten sie mir den Unterschied Impfung zu Infektion leicht verständlich erklären? Ich mache mir Sorgen, dass ich dann schuld an dem Unglück meines Kindes sein könnte. Ich bin nicht gegen Impfungen! Wie ich gelesen habe, macht jeder Nichtgeimpfte die Masern irgendwann durch, da ist mir die Impfung allemal lieber. Mir macht nur der sehr frühe Impfzeitpunkt in Kombination mir dem hohen Titer Sorgen. 3. Seit wann wird denn mit 11 bzw. 10 Monaten geimpft. Ist diese Praxis sehr neu? Gibt es da zur Sicherheit / Nebenwirkungen Daten? 4. Könnte es sein, dass irgendein genetischer Defekt in unserer Familie vorliegt, dass wir keine Masern Impfungen vertragen (wegen der Impfnebenwirkungen bei der Tante des Kindes) 5. Wie wahrscheinlich ist eine subklinische Maserninfektion, die dann zu diesen hohen Titer-Werten geführt haben könnte? 6. Wenn er eine unbemerkte Maserninfektion gehabt hätte, wären dann solche hohen Titer-Werte erwartbar oder gibt es diese hohen Werte wiederum nur bei der Gruppe an Masernpatienten die zukünftig eine SSPE ausbilden werden? Es tut mir leid, Sie deswegen nochmals zu fragen, aber mein Kinderarzt gibt mir nur pauschale Antworten (keine SSPE durch Impfung) und dass er mir nicht sagen kann , weswegen der Titer-Wert meines Sohnes so hoch ist. Das beruhigt mich aber nicht, ich muss VERSTEHEN, wieso das bei meinem Sohn so ist. Ich bereue sehr diesen Titer messen gelassen zu haben, denn außer Sorgen hat er mir keine Erkenntnis gebracht, aber nun ist es mal so, ich weiß es. Aber mit diesen Sorgen die nächsten 10 Jahre leben zu müssen kann ich mir nicht vorstellen. Deswegen schreiben ich nochmalig an Sie. Vielen Dank schon mal für Ihre Antwort und vielen Dank ganz allgemein, dass Sie das hier machen.

von Eos am 05.04.2017, 12:20



Antwort auf: Masernimpfung - alles richtig gelaufen

Hallo, Doch, die Windpocken Impfung wird ganz offiziell in Deutschland gemeinsam mit der Impfung am MMR empfohlen. Zu Titer-Bestimmungen, die nicht von mir selbst gemacht wurden, äussere ich mich grundsätzlich nicht, weil dies aus der Distanz unmöglich ist. Die Interpretation überlasse ich immer demjenigen, der sie veranlasst hat. 1) dazu sind mir keine Daten bekannt, was ja auch verständlich ist, weil man im Allgemeinen die Titel nicht bestimmt. 2) nein, es gibt keinen Anhalt dafür, dass die Impfung diese auslösen könnte. 3) schon seit Jahrzehnten gibt es Daten zu MMR Impfungen im Alter von neun, teilweise sogar mit sechs Monaten. Sicherheit ist gewährleistet, vor allem bei ihm es beginnt ab neun Monaten, Nebenwirkungen sind nicht häufiger als bei späterem ins Beginn. 4) es gibt nichts, was es nicht gibt, aber das kann ich nun wirklich nicht beurteilen da ich ihre Familie nicht kenne. Das sollten Sie mit ihrem KinderArzt besprechen. 5) ziemlich unwahrscheinlich. 6) wie gesagt, die Interpretation des Titers besprechen Sie bitte mit ihrem Kinderarzt. Wenn er nicht weiter weiss , kann er Die an eine dafür spezialisierte Einrichtungen, zum Beispiel eine Universitätskinderklinik überweisen. Ich denke, ihre Sorgen verdienen eine Beratung in einem persönlichen Gespräch unter Berücksichtigung der kompletten Situation. Wahrscheinlich wird sich alles in Wohlgefallen auflösen. Alles Gute!

von Prof. Dr. med. Ulrich Heininger am 05.04.2017



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