Liebes Expertenteam, unser Sohn wird diese Woche ein Jahr alt. Bis vor kurzem war er ein sehr "pflegeleichtes" Kind. Wir pflegten vom ersten Tag an feste Rituale beim Füttern und Schlafen und wurden dafür mit einem sehr ausgeglichen Kind "belohnt". Seit er zwei Monate alt war, schlief er an 9 von 10 Nächten ohne Unterbrechung 11 Stunden am Stück durch (vom ersten Tag an im eigenen Zimmer). Auch tagsüber war er sehr aktiv und sehr selbständig. Er hat sich gerne mit sich selbst und seinem Spielzeug beschäftigt, oft hatten wir den Eindruck, er würde es gar nicht wollen, dass wir uns in sein Spiel einmischen. Sein Schlaf-Wach-Rhythmus sah bis vor kurzem so aus (jeweils +/- 30 Minuten): 8:00 Uhr Aufstehen 11:30 - 13:00 Uhr Mittagschlaf 13:00 - 16:30 Uhr 16:30 - 18:00 Uhr Nachmittagsschlaf 18:00 - 21:00 Uhr Zubettgehen Ungefähr um Weihnachten 2014 hat sich die Situation sehr stark verändert. Der Kleine wollte plötzlich abends nicht mehr einschlafen. Außerdem war uns aufgefallen, dass er zur Zeit des Nachmittagsschlafes zwar eingeschlafen ist, aber im Vorfeld keine Anzeichen für Müdigkeit zeigte. Wir vermuteten also, dass der zusätzliche Schlaf am Nachmittag zuviel bzw. zu kurz vor dem eigentlichen Zubettgehen war und änderten seinen Schlaf-Wach-Rhythmus wie folgt: 7:30 Uhr Aufstehen 12:30 - 15:00 Uhr Mittagsschlaf 20:00 Uhr Zubettgehen Unser Sohn hält die neuen Zeiten größtenteils sehr gut durch, besser gesagt, das lange Wachbleiben bereitet ihm kaum Probleme, vielmehr das Einschlafen und Schlafen an sich. Kurz nach Weihnachten 2014 fing er plötzlich an, nachts mehrfach aufzuwachen - meist 2x gegen 1:00 Uhr und 4:00 Uhr. Er weinte furchtbar und war sehr ängstlich. Wir benötigten sehr viel Zeit, ihn wieder zum schlafen zu bringen und das war auch nur möglich, wenn er bei uns auf dem Schoß eingeschlafen ist. Kaum ist er eingeschlafen, machte er schon die Augen auf und überprüfte, ob wir auch noch da sind. Kurz darauf wurde das intensive "In-den-Schlaf-Kuscheln" plötzlich auch Abends und Mittags notwendig, da unser Sohn von einem Tag auf den anderen plötzlich regelrecht Panik vor dem Einschlafen im eigenen Bettchen hatte. Durchgeschlafen hat er schon lange nicht mehr. Zwischenzeitlich vergeht kaum eine Nacht, in der wir unser verängstigtes Kind nicht nachts ins Elternbett holen und dort bis morgens belassen. Hier fühlt er sich wohl und kann auch relativ entspannt schlafen, allerdings wacht er sofort wieder auf, wenn wir versuchen, ihn ins Bettchen zu legen. Auch tagsüber ist er Kleine sehr anhänglich und unausgeglichen geworden. Er benötigt permanente Aufmerksamkeit und will am liebsten ständig getragen werden. Kommt man diesem Bedürfnis nicht in seinem gewünschten Maß nach, folgt eine Wutattacke auf die andere. Er kann sich dann gar nicht mehr beruhigen, und aus seiner Wut wird dann irgendwann - so scheint es zumindest - pure Verzweiflung. Auch ein ausgesprochenes Verbot kann die Stimmung von einer Sekunde auf die andere kippen. Plötzlich fängt er auch an, mit Sachen zu werfen und z. B. auf den Tisch zu schlagen. Den Kleinen für ein paar Minuten in den Laufstall zu setzen um z. B. zu duschen, zu saugen oder für ihn zu kochen, ist nur dann möglich, wenn ich nebenher den Fernseher einschalte, was unserem Erziehunskonzept eigentlich total widerspricht. Aber ohne "Unterhaltung" schreit der Kleine ohne Unterbrechung. Die Situation ist gerade sehr frustrierend. Wir haben schon versucht, den Kleinen mal ein paar Minuten schreien zu lassen, in der Hoffnung, dass er sich selbst wieder beruhigt, aber das scheint er nicht zu können. Schreien lassen macht das ganze bei uns nur schlimmer und bricht uns Eltern ehrlich gesagt, das Herz. Also wird der Kleine auf den Arm genommen, egal ob es gerade passt oder nicht. Wir pflegen ein langes und aus unserer Sicht nicht sinnvolles Einschlafritual und wir holen ihn ins Elternbett, wenn er nachts aufwacht. Kurz gesagt, machen wir im Moment so ziemlich alles falsch was man in diesem Zusammenhang falsch machen kann. Und ich frage mich ernsthaft, wie wir diesen "Schlendrian" wieder beenden können. Ganz klar, wenn er Kleine im Moment mehr Aufmerksamkeit und Schmusen benötigt, soll er das natürlich auch haben - das ist ja schließlich etwas schönes! Aber wie können wir ihm wieder beibringen, dass er im eigenen Bett einschläft und auch nachts wenn er aufwacht keine Angst haben muss. Wir sind gerade mit unserem Latein am Ende. Natürlich wollen wir unserem Sohn die Zeit so schön wie möglich gestalten, aber im Moment hab ich ein bisschen das Gefühl, dass er uns auf der Nase herumtanzt und sein extremes Schreien dafür nutzt uns unter Druck zu setzen - sofern man das bei einem 1-Jährigen so hart ausdrücken kann. Auch unser Kinderarzt hat im Rahmen einer regulären Untersuchung einmal festgestellt, dass unser Sohn sich sofort in Rage schreit. Da gibt es kein "bisschen knatschig" - stattdessen von 0 auf 100 in einer Sekunde, ganz oder gar nicht. Wenn er nicht gerade einen Wutanfall hat - was hauptsächlich während der Arbeitszeit meines Mannes der Fall ist, weil er da einfach weniger Aufmerksamkeit bekommt, als wenn wir beide zu Hause sind - ist er das liebste Kind der Welt. Er lacht viel und ist unglaublich interessiert. Im Moment will er alles erkunden und wissen, wie etwas heißt. Er fängt an zu laufen. Uns ist natürlich schon klar dass er gerade eine enorme Entwicklung durchmacht, aber die aktuelle "Phase" dauert nun schon über 2 Monate, was in mir die Befürchtung weckt, dass aus einer Phase Normalität geworden ist. Wie können wir unserem Sohn denn nur die Angst vor dem "Alleingelassenwerden" nehmen und wieder eine wenig Ruhe und Struktur in den Alltag bringen? Vielen Dank und viele Grüße Claudia2607
von claudia2607 am 10.02.2015, 09:03