zu wenig Körperkontakt? Widerstreben bei Autofahrten

 Katrin Simon Frage an Katrin Simon Ausbilderin von Kinderkrankenschwestern

Frage: zu wenig Körperkontakt? Widerstreben bei Autofahrten

Hallo Frau Simon, ich beschäftige mich sehr viel (wahrscheinlich zu viel) mit bindungsrelevanten Themen. Und ich merke immer wieder, dass bei mir oft das Gefühl hochkommt, ich hätte einiges versäumt. Zum Beispiel viel Hautkontakt in den ersten Monaten zu haben (mein Sohn ist jetzt 3,5 Monate alt). Ich habe ihn natürlich liebevoll gewickelt, auf dem Arm getragen, stille ihn voll. Seit er 10 Wochen alt ist, schläft er komplett im Familienbett, vorher Beistellbett. Aber wenn er schlief, habe ich ihn meist abgelegt und meist nicht noch mal mit ihm gekuschelt... Ich glaube ich habe die Bedeutung von ganz viel Körperkontakt unterschätzt. (Tragehilfe oder -tuch mag er leider nicht) Haben ihn aber nie schreien lassen, also auch nur abgelegt, wenn er auch nicht protestierte. Seit er 11 Wochen alt ist, kuschel ich noch viel mehr mit ihm. Es ist aber auch einfacher diese Bedürfnis zu erkennen, weil jetzt natürlich über das Lachen eine direktere Rückmeldung kommt. Bis dahin wirkte er immer eher ernst, was ich als "unglücklich sein" interpretierte. Zudem mag er nach wie vor keine Autofahrten oder Fahrten mit dem Kinderwagen. Autofahrten lassen sich jedoch nicht immer vermeiden, auch wenn wir schon versuchten sie soweit möglich zu reduzieren (fahren so ca. 7 - 8 mal im Monat). Schrie meist schon beim Anziehen und in die Babyschale tun. Oft wurde er im Auto ruhiger, aber gerade, wenn er übermüdet war, schrie er auch da dann nur. Klar haben wir bei nächster Gelegenheit angehalten und ihn erst mal hochgenommen oder gestillt, aber beim Wiederreinlegen ging es oft wieder los. Zudem kann man ja im Auto nicht immer prompt (wie man es tun sollte) reagieren. Anfangs hatte ich ihn auch hinten im Auto, wo er mich natürlich nicht sehen konnte, aber natürlich habe ich mit ihm gesprochen. Ich werde mein schlechtes Gewissen dahingehend nicht wirklich los. Bindungstechnisch gedacht ist es doch schon schädlich, wenn ich ihn überhaupt in die Babyschale trotz Schreien lege, oder, da er doch definitiv auf dem Arm bleiben will? Kann dies die Bindung belasten unter Berücksichtigung der genannten Häufigkeit der Fahrten? Ansonsten bin ich ganz viel bei ihm, singe ihm vor, spiele mit ihm usw. Kinderwagenfahrten unternahm ich meist nur, wenn ich ihn schlafend reinlegen konnte oder wir ihn vorher draußen in den Schlaf getragen haben um ihn dann hineinzulegen. Sind wir zu Hause ist er eigentlich immer pflegeleicht gewesen, er ließ sich zwar selten wach ablegen, beruhigte sich auf dem Arm (allerdings nur in einer Position) oder beim Stillen aber meist. Vielen Dank im Voraus!

von Friederike1 am 14.11.2016, 15:13



Antwort auf: zu wenig Körperkontakt? Widerstreben bei Autofahrten

Liebe Friederike, Sie trösten Ihr Baby, schauen es an, sprechen mit ihm und sind dicht bei ihm. Sie sprechen Ihr Verständnis für die unglückliche Situation aus.... Sie sind authentisch und empathisch mit Ihrem Kind UND.... Sie leben ein Leben mit Ihrem Kind. D.h., das Leben hat nicht nur angenehme Dinge zu bieten, sondern auch Dinge, die wir nicht so mögen oder sogar eine große Scheu davor haben. Aber- sie können bewältigt werden, wenn wir wissen, dass wir geliebt werden und Sicherheit finden. Und genau das tut ihr Kind. Es darf seinen Protest, seinen Unmut laut kundtun und sich äussern, dass es etwas "blöd" findet. Das ist gut - eine Veränderung kann aber nicht passieren- so wie es im Leben eben auch an der ein oder anderen Stelle ist. Solange ein Kind den elterlichen Beistand spürt und die Richtigkeit des Tuns der Eltern ist Ihr Kind gut an Sie gebunden. Sie müssen sich keine Sorgen machen! Ihr Baby ist dicht bei Ihnen, auch wenn es weinend in die Babyschale geht. Sie trösten!!!! Liebe Grüße von Katrin

von Katrin Simon am 16.11.2016