was könnte mit meiner tochter sein?

 Katrin Simon Frage an Katrin Simon Ausbilderin von Kinderkrankenschwestern

Frage: was könnte mit meiner tochter sein?

Hallo! seit ca 10 tagen mache ich mir immer wieder sorgen, da meine zweijährige tochter ein für sie sehr ungewohntes verhalten entwickelt hat. bis jetzt ist sie eigentlich ein sehr temperamentvolles kind, immer gut gelaunt, immer in bewegung, ruhige spiele wie puzzeln oder vorlesen war ihr bis jetzt immer zu langweilig, sie konnte kaum eine minute ruhig sitzen bleiben, ein richtiger "wildfang"... seit einigen tagen hat sie sich aber total verändert: sie setzt sich ganz oft einfach nur in eine ecke, nuckelt am schnuller und hat ihr schmusetier im arm, schaut mir einfach nur zu, wenn ich irgendwas mache, oder starrt richtig teilnahmslos in die gegend, so abwesend. das gab es noch nie! nicht mal wenn sie mal krank war. oder sie legt sich einfach mal auf den boden oder aufs sofa. toben möchte sie oft garnicht mehr, wenn man sie zb kitzelt, hat sie vorher ausgelassen gelacht, jetzt beginnt sie gleich zu weinen! sie wirkt insgesamt irgendwie unglücklich. die ersten zwei tage dachte ich noch, sie hätte vllt schlecht geschlafen und ist müde aber es geht jetzt schon über eine woche so. will ich mich mit ihr beschäftigen, zeigt sie kaum interesse oder nur sehr kurz. was kann mit ihr los sein? oder wird sie einfach langsam ruhiger? danke!

von amy2107 am 23.12.2015, 13:40



Antwort auf: was könnte mit meiner tochter sein?

Liebe amy, ja, ich kann Ihre Sorge sehr gut nachvollziehen- insb. als Mutter! Das Verhalten Ihrer kleinen Tochter ist auf jeden Fall kein "Ruhigerwerden", da sie sich nicht bewusst mit Dingen ruhiger oder länger befasst und damit ein neues Interessengebiet erfasst wird bzw. die Konzentrationsfähigkeit sich steigert. Sondern, das Verhalten Ihrer Tochter, so wie Sie selbst beobachten, ist kein aufnehmendes waches Interesse, sondern eher ein trauriger Rückzug. Es scheint, als würde etwas in Ihrer kleinen vorgehen, was sie selbst nicht zum Ausdruck bringen kann. Wie können Sie also herausfinden, was Ihre Tochter bedrücken könnte? - sollte Ihre kleine in den Kindergarten gehen, dann befragen Sie dort die Erzieherinnen oder auch die Eltern der liebsten Spielkameraden, ob diese einen " Vorfall" beobachtet haben - schläft Ihre kleine insgesamt genut? - sind die vielfältigen Geschichten, rund ums Weihnachtsgeschehen evt. zuviel für die kleine, die derzeit von sicher vielen Menschen hier und da auch an Ihre Tochter bewusst oder unbewusst herangetragen werden... " Wenn Du brav bist, dann bekommst Du Geschenke"... o.ä. Ausserdem werden manche weihnachlichen Figuren für die Kinder sehr abstrakt und können tatsächlich ängstigen. - gab es ein Erlebnis, was die kleine u.U. sehr beschäftigt? Ein Vermissen von einem Menschen aus dem Umfeld durch lange Krankheit, Wegzug, wenig Zeit o.ä. Das kann auch ein Kind aus sein, welches seit zwei Wochen wegen einer starken Erkältung daheim bleiben muss -hat sich in Ihrem Familienleben etwas verändert? Was kann man tun? Gehen Sie viel mit Ihrer kleinen nach draußen. Bewegen Sie sich! Vermeiden Sie Medieneinfluss. Lesen Sie gemeinsam bzw. erzählen eine Geschichte aus einem Bilderbuch altergemäß vor und reden stellen Fragen dazu, sprechen Sie darüber. Spielen Sie Rollenspiele z.B. Mutter, Vater, Kind... Schauen Sie einmal, wie Ihre Tochter darauf reagiert. Vielleicht ist es sogar so, dass Sie eine kleine Botschaft deuten können... Malen Sie gemeinsam und befragen Sie Ihre Tochter zu den gemalten Dingen; auch hier kann das ein oder andere deutlich werden... Natürlich sind diese Deutungen eben Interpretationen von möglichen Situationen. Aber, sie geben u.U. einen Impuls, der erkennen lässt, was los sein könnte. Geben Sie Ihrer kleinen viel Nähe. Kuscheln ohne Worte, evt. eine kleine Massage, schlafen in Mamas Betthöhle... Ihre Tochter braucht Hülle und einen umsorgenden Raum. Falls es noch nicht so zum Tragen kommt, dann wird es bald eintreten. Ihre kleine Maus befindet sich in der Phase der Willensentwicklung. Das eigene "ICH" kommt zum Vorschein. Wenn auch dies noch nicht eingereten ist, dann bald. Aus " Marie will..." wird " Ich will...!" Dieser Entwicklungsschub ist gewaltig und lässt ein Kind spüren, dass es sich nun von der mütterlich/kindlichen Symbiose loslöst. Das Kind möchte oftmals "zurück in Mamas Bauch". Daher ist die innige Zweisamkeit wichtig, um dem Kind den Anker zu geben, den es braucht, damit es sich als ein " ICH-Wesen" mit dem Gespür einer neuen Verantwortlichkeit, einer eigenen Meinung etc. vorwagen kann... Wenn es keine besonderen Vorkommnisse gab, so befindet sich Ihre kleine nun vermutlich im Übergang in die Wahrnehmung der eigenen " ICH Persönlichkeit", die Ihrer kleinen nun unterbewusst schmerzlich deutlich werden, weil sie spürt, dass sie sich von Ihnen "löst". Ihre kleine trauert. Kuscheln Sie sich ein, genießen Sie die Zweisamkeit, fordern Sie Ihre Tochter bei Spaziergängen heraus und "schützen" Sie Ihre kleine momentan an einem ZUVIEL von äusseren Einflüssen. Ich denke, dann ist bald Ihre kleine aufgeweckte Tochter wieder ganz bei Ihnen! Wenn Ihnen Ihr Bauchgefühl aber etwas ganz anderes sagt, dann bitte, suchen Sie den Kinderarzt oder auch eine Beratungsstelle auf und thematisieren Ihr Anliegen noch einmal vor Ort. Liebe Grüße von Katrin

von Katrin Simon am 27.12.2015