Liebe Katrin
Ich habe noch einmal eine Frage an Sie.
Ich habe mit grossem Interesse das Buch „Vom Urvertrauen zum Selbstvertrauen“ von Rüdiger Posth (ehemaliger, leider verstorbener Forumsexperte) gelesen. Ein Abschnitt daraus beunruhigt mich aber sehr. Im Kapitel 3.3.2. mit dem Titel „Die Formen der erschwerten und misslungenen Loslösung“ (gemeint ist die Loslösung aus der engen Mutter-Kind -Bindung (Dyade) des ersten Lebensjahres zugunsten einer Mutter-Vater-Kind Triade) schreibt er:
„….Mütter, die ihren Kindern weit über das erste Lebensjahr hinaus Bedürfnisbefriedigung durch das Stillen gewähren, riskieren ebenfalls eine solche (erschwerte oder misslingende) Ablösung.“ Herr Posth führt diese Aussage leider nicht weiter aus.
Wie ist Ihre Einschätzung dazu? Riskiere ich als langzeitstille Mutter wirklich, dass sich mein Kind Schwierigkeiten mit diesem für seine psychische Gesundheit wichtige Ablösungsprozess hat? Eigentlich wollte ich meinen Sohn bestimmen lassen, wann er nicht mehr stillen möchte (so lange es für mich auch stimmt). Dies kommt mir eigentlich so viel natürlicher und bedürfnisorientierter vor als forciertes Abstillen. Aber ich möchte natürlich auf keinen Fall mit dem Langzeitstillen den Ablösungsprozess erschweren und bin nun sehr verunsichert…
Ich schätze meinen Sohn (nun 15 Monate alt) als sicher gebunden ein. Sein Papa arbeitet im 100% Pensum, ist aber für unseren Sohn in seiner Freizeit sehr präsent und geht liebevoll mit ihm um. Er ist auch gesicherte Bindungen zu einer seiner Grossmütter und zu seiner Patin eingegangen, welche ihn während meiner Teilzeitarbeit (zwei Tage pro Woche) in den letzten 12 Monaten abwechselnd betreut haben (Ab diesem Sommer bleibe ich bis auf Weiteres Vollzeit zu seiner Betreuung zu Hause). Unser Sohn ist sehr explorationsfreudig und nicht übermässig scheu gegenüber Fremden Personen. Mit Menschen, welche er gut kennt, spielt er gerne und lässt sich von Ihnen problemlos auf den Arm nehmen.
Allerdings möchte er am späteren Abend und in der Nacht unbedingt mich an seiner Seite haben (Familienbett). Dann akzeptiert er nicht einmal seinen Papa als Ersatz für mich.
Bitte entschuldigen Sie den langen Text und schon mal vielen herzlichen Dank im Voraus für Ihre Einschätzung!
Herzliche Grüsse
Joyful
Mitglied inaktiv - 13.06.2017, 12:48
Antwort auf:
Erschwerte Loslösung wegen Lanzeitstillen möglich?
Liebe Joyful,
es fehlt der essentielle Teil der Begründung für die Aussage von Herrn Posth- wann gibt es wirklich Grund für eine schlechte Ablösung von langzeitgestillten Kindern?
Denn- nach meinen Beobachtungen und Erfahrungen hängt es, letzendlich wie immer, von der Umgangsweise des Stillangebotes und der grundsätzlichen Begegnung zwischen Mutter und Kind ab :).
Ein Kind, welches in seiner Erziehung und Beziehung zu seinen Eltern ein sicheres Vertrauen erfährt, Trost auch anders als über das Stillen erhält, ein Kind, welches wertschätzendes Zutrauen bekommt und aufgefordert wird die Welt zu entdecken und dessen Eltern sich als Paar "trotz" der Stillbeziehung zum Kind sehen und sich erleben können- dieses Kind erhält die Stärke, die selbstverständlich ist. Ein langzeitgestilltes Kind, welches quasi als "Schutzschild" vor bestimmten Forderungen/ Entscheidungen durch Partner, Familie etc. "benutzt" wird, kann nicht frei/ sicher gebunden sein und so in die Ablösung gehen. Dieses Kind wird spüren, dass das Stillen einen Zweck erfüllen soll.
Vielleicht gibt es in Ihrer Nähe eine Gruppe langzeitstillender Frauen ?
Stillen Sie weiter- überzeugt!
Ja, Ihr Kind wird sich abstillen und ja, es wird sich von Ihnen lösen, wenn es dies so kann. Die Argumente aus den vorangegangen Beiträgen zur persönlichen Situation der Frau als Stillende gehören sicher auch in Ihre Überlegungen.
Aber das Langzeitstillen als Ablösungsblockade gilt nur dann, wenn das Kind nicht gelassen wird...
Viele Beträge erhalten Sie ausserdem noch im Stillforum zu Ihrem Thema :).
Liebe Grüße von Katrin
von
Katrin Simon
am 17.06.2017
Antwort auf:
Erschwerte Loslösung wegen Lanzeitstillen möglich?
Hi,
Auf eine andere Antwort hie zu bin ich auch mal gespannt. Ich habe meinen Sohn gestillt bis er 17 Monate alt war. Wir haben eine tolle Bindung, er liebt seinen Papa und verbringt gerne Zeit mit ihm. Auch verbringt er gerne Zeit mit seiner Tante und unseren Freunden und mit seiner Tagesmutter.
Auch seine Schwester liebt er heiß knd innig. Allerdings akzeptiert auch er bis jetzt (25 Monate alt) abends und zu 90% nachts auch nur mich.
Als vor vier Monaten unser 2 Test Kind zur Welt gebracht habe und drei Tage im Krankenhaus war hat er auch den Papa akzeptiert und eine sehr schöne Zeit gehabt.
Aber nach zwei Wochem zu Hause wollte er zum schlafen wieder die Mama (egal ob mittags oder nachts).
Es stört mich eigentlich auch nicht da es unsere gemeinsame Zeit nur zu zweit dann ist, aber manchmal wäre es auch toll wenn der Papa ihn ins Bett bringen könnte oder ihn nachts beruhigen könnte.
Als ich noch gestillt habe könnte ich das auch verstehen aber ich denke nicht das es am langen stillen lag.
Denn sonst hätten die drei Tage die ich nicht da war ja auch nicht funktioniert.
Also ich glaube du solltest dir keine Sorgen machen aber auch bin mal auf andere antworten gespannt.
Zumal ich vorhabe diesmal wieder so lange zu stillen.
von
Myfairlady11
am 13.06.2017, 21:40
Antwort auf:
Erschwerte Loslösung wegen Lanzeitstillen möglich?
Gute Frage. Ich bin auch auf die Antwort gespannt. Ich denke eigentlich auch, dass es doch nur natürlich ist, so lange zu stillen wie es für beide in Ordnung ist. Was sollte daran verkehrt? Hier steht wieder eine Theorie, die an und für sich ja in sich stimmig ist (ich schätze Herrn Posth sehr) gegen das von der Natur gegebene.
Liebe Grüße
von
Friederike1
am 14.06.2017, 16:46
Antwort auf:
Erschwerte Loslösung wegen Lanzeitstillen möglich?
Ich kann mich irrem aber ich. Keine hr. Posthum hat diesbezüglich später seine Meinung revidiert.
So oder so, wir haben fast 4,5 Jahre gestillt und von gestörter Loslösung hier keine Spur.
Mitglied inaktiv - 14.06.2017, 19:05
Antwort auf:
Erschwerte Loslösung wegen Lanzeitstillen möglich?
Liebe Katrin
Vielen herzlichen Dank für die sehr differenzierte und hilfreiche Antwort auf meine Frage. In diesem Kontext macht die Aussage von Herrn Posth Sinn. Und ich kann beruhigt weiterstillen:-)
Herzliche Grüsse
Joyful
Mitglied inaktiv - 19.06.2017, 22:32
