Meine Tochter ist nun 4 Jahre und 2 Monate alt und war kurz nach dem 3. Geburtstag plötzlich trocken und sauber für 3 Wochen. Das ging komplett von ihr aus. Dann kamen Phasen mit nur noch in die Hose pieseln, auch wieder einkoten, wieder Windel verlangen... Gefolgt von hin und wieder mehreren Tagen komplett trocken.
Wir haben viel Geduld gezeigt und nie ein Drama gemacht, sie auch nicht permanent erinnert oder dergleichen.
Nun geht es uns aber langsam echt auf den Zeiger. Meiner Meinung nach hat sie einfach keine Lust. Sie kommuniziert das sogar genau so. "hab keinen Bock" oder "hab ich nicht gespürt" wobei ich letztes schwer glauben kann, wenn ich sie im hintersten eck versteckt mit hochrotem Kopf den stinker rausrücken sehe!!!
Jetzt waren gerade Ferien, sie war 2 Wochen total unkompliziert trocken und sauber.
Die ersten beiden kiga Tage waren auch super und heute hole ich sie wieder mit einem kompletten Korb Wechsel Wäsche ab.
Belohnungssystem haben wir versucht.
Ignorieren haben wir versucht.
Erinnern haben wir versucht.
Zeitweise auch wieder Windeln.
...
Sie KANN es, zuverlässig. Sie hat nur keine "Zeit" weil sie so beschäftigt ist mit Spielen.
Sie ist sonst ein beliebtes, altersgerecht entwickeltes Mädchen, das vor kurzem begonnen hat, im 10er Bereich zu rechnen, ihren Namen zu schreiben. (ging beides von ihr aus, wird von uns gefördert aber nicht initiiert), sie kann sich vieles merken, ist wahnsinnig vielseitig interessiert und auf jeden meiner Sätze folgt ein "warum". Dabei will sie es wirklich wissen und nicht nerven. Ich versuche ihren Wissensdurst zu stillen und bin wahnsinnig stolz auf sie. Auch motorisch ist sie gut entwickelt, fährt Fahrrad ohne stütze, spielt lange mit bügelperlen, malt gerne, konzentriert sich lange auf Hörspiele, liebt Bücher. Sie hat viele Freunde.
Sie trotzt schon mal, ist aber grundsätzlich sehr kompromissbereit und auch kleineren Kindern wie ihrer 2 Jahre jüngeren Schwester (die übrigens schon besser und zuverlässiger auf Toilette geht als sie!) sehr rücksichtsvoll und hilfsbereit.
Was soll ich tun?
von
Lovie
am 22.08.2019, 16:24
Antwort auf:
Sie wird einfach nicht trocken!
Hallo Lovie
Dieser Reifungsprozess zu einer eigenständiger Blasen- und Darmkontrolle ist ein komplizierter und langwieriger Prozess und bis die Kinder eine zuverlässige, wunschgemäße Kontrolle über ihre Ausscheidungen haben können, vergehen häufig einige Jahre mit wechselnden Phasen. Diese Entwicklung sollte mit Vollendung des 5. Lebensjahres abgeschlossen sein.
Die Kleinen müssen zuerst einmal lernen was Harn-, bzw. Stuhldrang eigentlich bedeuten. In Folge lernen sie wie und zu welchem Zeitpunkt sie darauf reagieren müssen um trocken und sauber die Toilette erreichen zu können.
Dieser Lernprozess ist sehr stör- und stressanfällig und wird häufig von äußeren Einflüssen und allen anderen Entwicklungen, die Kinder im Laufe ihres Lebens durchlaufen, beeinflusst.
Aussagen wie „ich habe keinen Bock oder keine Lust“ können durchaus bedeuten, dass ihre Kleine gerade überfordert ist mit der Masse an Aufgaben die die Entwicklungen gerade an sie stellen und dann konzentriert sie sich vielleicht auf andere, für sie im Moment wichtigere Dinge, die der Körper von ihr fordert, z. B. wie sie ja auch beschreiben, auf die ersten Matheaufgaben, schreiben lernen oder die viele anderen Dinge, die sie schon kann ;-))).
Das bedeutet, dass der kleine Kopf von neuen spannenden Dingen und Erfahrungen oder aufregenden Spielen so sehr abgelenkt ist, dass er den Anruf von Blase und Darm entweder zu spät oder gar nicht bemerkt (Aussage ihre kleinen Maus „habe ich gar nicht gemerkt“) und schwupps ist Pipi und Stuhlgang in Hose ohne dass die Kinder rechtzeitig reagieren können. Es steckt also keine Absicht dahinter, eher eine Überforderung in Anbetracht der vielen Aufgaben, die der Kopf zu bewältigen hat.
In diesen Phasen verlangen einige Kinder wieder Windeln, gerade für den Stuhlgang, da sie in den ihnen bekannten Stellungen entspannter entleeren können. Das große Geschäft auf der Toilette abzusetzen erfordert nämlich viel Ausdauer und Geschicklichkeit – sie müssen erst einmal die Geduld aufbringen eine längere Zeit sicher und entspannt auf der Toilette sitzen können, damit sie den Beckenboden und damit auch den Schließmuskel entspannen können.
Aus unserer Erfahrung hilft es häufig das Thema eine Zeitlang ruhen zu lassen. Bieten sie ihrem Töchterchen gerne eine Höschenwindel an, die kann sie selbstständig händeln, wenn der Kopf Zeit hat sich damit zu beschäftigen und sie sich zutraut zur Toilette zu gehen. Diese Vorgehensweise ist wahrscheinlich für alle Beteiligten entspannter.
Haben sie noch ein wenig Geduld, genießen ihr kleine schlaue Tochter :-)))), seien auf alle Dinge stolz die sie in ihrem Alter schon leisten kann. Sie wird es sie wissen lassen wenn ihr kleiner Kopf frei ist um mehrere Dinge gleichzeitig regeln zu können.
Herzliche Grüße
Conny Ackmann
von
Conny Ackmann
am 23.08.2019
Antwort auf:
Sie wird einfach nicht trocken!
Wenn ich ihr eine Windel anziehe, bemüht sie sich absolut nicht um Toilette gehen, sondern lässt einfach laufen und würde sich auch nicht melden, wenn die Windel voll ist.
Es ist schwierig, sie ist nun wirklich die einzige im Kindergarten in ihrer Gruppe (3-6) die nicht trocken ist...
Und ich bin dennoch überzeugt, dass sie es kann, wenn sie nur wollen würde.
von
Lovie
am 23.08.2019, 08:10
Antwort auf:
Sie wird einfach nicht trocken!
Hallo Lovie
Ich kann den Druck dem sie ausgesetzt sind, aus jahrelanger Erfahrung, gut nachvollziehen und es ist sicher nicht einfach im Alltagsgeschäft entspannt zu bleiben :-(((.
Sie liegen sicher richtig, wenn sie schreiben, dass ihre Kleine schon auf Blase/ Darm achten könnte…..wenn da nicht noch soooo viele andere Dinge wären auf die sie zeitgleich achten muss!!!!!!!!!
Eventuell findet ihr Töchterchen es am Anfang noch interessant ins Windelhöschen zu machen aber bald wird es sicher auch wieder langweilig, vor allem wenn niemand mehr diese Problematik zum Thema macht ;-))).
Versuchen sie einmal das Verhalten ihrer kleinen Maus nicht mit den Augen eines Erwachsenen zu sehen. Auf viele Dinge zur gleichen Zeit achten und sie zeitgleich wahrnehmen, können Erwachsene. Kinder sind noch nicht „Multitasking“, wie man es heutzutage nennt. Wenn Kinder mit einer Sache intensiv beschäftigt sind, nehmen sie andere Dinge um sich herum und in ihrem Körper nicht mehr oder nur noch verzögert wahr, erst recht, wenn die Entwicklung es noch nicht zulässt.
Wenn wir Ihnen hier raten ihrem Kind noch Zeit zu geben, dann tun wir das, weil unsere jahrelange berufliche Erfahrung und die aus jahrzehntelanger Forschung und Arbeit ergeben hat, dass die kindliche Kontinenzbildung nur GEFÖRDERT werden kann, nicht aber GEFORDERT oder anerzogen. Es geht hierbei um körperliche und geistige Reifung und die ist bei jedem Menschen individuell, hat also bei jedem Individuum sein eigenes Zeitfenster.
Ein Windelhöschen trägt nicht auf und die kleine Dame wäre sicher entspannter, wenn ihr der Druck genommen würde auf „tausend“ Dinge gleichzeitig achten zu müssen und wer weiß…. vielleicht sind Blase und Kopf dann so entspannt, dass sie schon viel besser zusammenarbeiten können?????
Ich wünsche ihnen die Ruhe ihr schlaues Töchterchen so genießen zu können wie sie ist…….eben ganz individuell :-))))).
Herzliche Grüße
Conny Ackmann
von
Conny Ackmann
am 23.08.2019