Hallo,
meine 6-jährige Tochter geht seit September letzten Jahres in die erste Grundschulklasse. Sie war vorher schon lange trocken, seitdem sie in der Schule ist, kommt sie aber jeden Tag mit nasser Hose heim, und mit vielen Ausreden: mal ist Pause und sie konnte nicht aufs Klo, da sie spielen wollte, beim nächsten mal hat die Lehrerin gerade was erklärt und sie konnte deshalb nicht gehen usw. Die Kinder dürfen auch während der Schulstunde aufs Klo und gehen immer zu zweit. Das kann also nicht das Problem sein. Wir haben schon alles versucht - bestraft, gelobt wenns mal geklappt hat....und nichts hilft. Waren deshalb auch schon beim Kinderarzt und der hat selber mit meiner Tochter geredet - ohne Erfolg. Mich nervt das Thema immer mehr und wir wissen nicht mehr weiter. Ich möchte auch vermeiden, dass die anderen Kinder die nasse Hose sehen und meine Tochter dann gehänselt wird. Ich wäre über ein paar Tipps sehr dankbar!
Liebe Grüße
Tina
von
Tina5
am 16.01.2013, 13:57
Antwort auf:
In der 1. Klasse wieder einnässen?
Hallo Tina,
Trocken sein zu können bedarf einer guten Zusammenarbeit zwischen unseren Muskeln, in diesem Fall: der Blase und dem Schließmuskel und unserem Gehirn. Dabei handelt es sich um eine wirklich komplizierte nervliche Funktion, die mehr Energie des Gehirns erfordert, als wir uns häufig klar machen (für uns erscheint es so selbstverständlich...). Die kindliche Entwicklung aller Muskeln/Organe und deren Funktionen ist der körperlichen Reifung unterlegt und nicht selbstverständlich. In kindlichen Reifungsprozessen können Fortschritte und Rückschritte gemacht werden. Kinder zeigen meist besondere Talente, sind dann schon sehr weit in manchen Bereichen, in anderen Bereichen sind sie weniger talentiert und liegen im Vergleich zu Anderen vielleicht zurück. Sobald einer der "Kontinenz-Partner" weniger gut arbeitet oder Schwierigkeiten hat, kommt es zu Problemen, die sich häufig in "nass werden" zeigen. Dabei kann beispielsweise die Blase ihre Funktion des Füllens noch nicht gut nachkommen- sie speichert noch nicht gut, kann sich besser entleeren. Dann müssen die Kinder immer eilig und plötzlich zur Toilette- so schnell, dass sie schneller nass sind, als sie es schaffen können, die Toilette zu erreichen. Es sieht dann so aus, als würden sie einfach zu lange aufhalten, das ist aber häufig eine falsche Annahme. Für das Gehirn ist diese Situation dann eine besondere Aufgabe, sie wird schnell zur Belastung, es kommt zur Überforderung. Wenn im Kindergarten noch alles in Ruhe zu erledigen war, kann es sein, dass sich das Problem in der neuen Schulsituation besonders zeigt, weil das Gehirn nun mit so vielen anderen und schwierigeren Aufgaben beschäftigt ist. Prüfen sie doch einmal, ob ihre Tochter dieses Problem beschreibt.
Was wir auch häufig sehen ist, dass Kinder im Schulalltag tatsächlich so beschäftigt und abgelenkt sind, dass ihnen weniger Zeit und Energie bleibt, um alle Körperfunktionen selbstverständlich zu betreuen. Dazu gehört dann auch die Blase. Hier muss man nach Überforderungen schauen, nach Stress, der Harndrang auslösen kann.
Sicher ist, dass auch ihre Tochter diese Situation nicht schön finden wird- es gibt bei allen Menschen einen natürlichen Instinkt trocken sein zu wollen. Häufig sind Kinder dann in Wahrheit auch traurig, dass sie es nicht schaffen. Fragen sie ihre Tochter, was sie glaubt, was ihr Problem ist, ob ihr Kopf wohl einfach besser auf die Blase aufpassen muss...?? Oder ob sie Probleme/Ärger mit ihrer Base hat. Was sie selber glaubt, was ihr helfen kann...?? Vergessen sie nicht zu sehen, welche Talente ihre Tochter hat, was sie vielleicht besonders gut kann und nicht nur, was gerade alles nicht klappt.
Wenn sie damit nicht weiter kommen, gehen sie in eine Facheinrichtung, in denen man sie und ihre Tochter gut beraten kann. Unter: http://www.urotherapie-bonn.de/netzwerk.html
finden sie eine Expertenliste.
Viel Erfolg!
Mit vielen Grüßen
Ellen Janhsen-Podien
von
Ellen Janhsen-Podien
am 16.01.2013
