Hallo!
Meine beiden Kinder essen sehr gerne Rohkost. Sie mögen an Obst vor allem Birnen und Äpfel,essen aber auch hin und wieder anderes Obst. Gemüse essen beide eigentlich nur in Rohkostform. Sie mögen beide kein gekochtes Gemüse. Der Kleine ist aber auch bei Rohkost sehr eingeschränkt und mag eigentlich hauptsächlich Karotten. Salatgurke isst er ab und zu. Dann hört es leider schon auf. Salat mag er gar nicht. Mir ist das leider zu wenig abwechslungsreich. Ich koche immer wieder Gemüse zu Mittag,jeder bekommt etwas auf den Teller,muss aber nicht probieren. Der Große probiert, isst ganz gerne Blumenkohl und ein paar wenige Erbsen. Der Kleine probiert nicht mal. Das war vor zwei Jahren noch ganz anders. Er hat eigentlich recht gerne gekochte Karotten gegessen und auch Mischgemüse. Das hat er komplett abgelegt.
Ich bin mittlerweile ein bisschen mit dem Latein am Ende und serviere ihm eben das,was er wirklich isst (Obst und rohe Karotten,Salatgurken). Ich habe auch schon versucht ihn mitkochen/schnibbeln zu lassen. Das macht er wahnsinnig gerne,isst aber trotzdem nicht mehr!
Wenn ich das Gemüse im Essen „verstecke“,dann streikt er komplett.
Ist das für ihn zu viel Rohkost? Ist es ein Problem,dass die beiden hauptsächlich Äpfel und Birnen essen an Obst?
von
chinchen
am 30.01.2021, 22:30
Antwort auf:
Zu viel Rohkost?
Hallo chinchen
es spricht nichts dagegen, wenn deine Kinder nur eine kleine Auswahl aus der Lebensmittelgruppe Obst/Gemüse essen. Was zählt ist einfach nur, dass sie eine Auswahl aus dieser Gruppe essen. Im Lauf der Zeit werden deine Kinder auch (wieder) andere Sorten mögen lernen.
Dass deine Kinder Obst und Gemüse am liebsten roh essen, ist ebenfalls überhaupt kein Problem und im Gegenteil sogar eigentlich wunderbar.
Aus ernährungsphysiologischer Sicht sind die Essgewohnheiten deiner Kinder in Bezug auf Obst/Gemüse völlig okay.
Du wünschst dir jedoch mehr Abwechslung im Speiseplan deiner Kinder. Und du wünschst dir mehr Begeisterung und Neugier seitens deiner Kinder, Du wünschst dir, dass sie mehr Sorten und verschiedene Zubereitungsformen kennenlernen könnten um sich idealweise für mehr Sortenvielfalt zu begeistern.
Weißt du wie alle Kinder Salat essen? Zum Beispiel auf Burgern oder in Wraps! Bspw auch in grünen Smoothies.
Was meinst du, ob das etwas für euch ist?
Hier sind ein paar Möglichkeiten, wie du deine Kinder vielleicht an ein paar weitere und verschiedene Speisen gewöhnen könntest:
Integriere deine Kinder einfach an euren Familienesstisch und esst alle gemeinsam.
Bringe Wiederholungen mit deutlichem Wiedererkennungseffekt.
- Gewöhnung durch Wiederholung: je öfter Kinder eine bestimmte Speise sehen und wiedererkennen, desto eher probieren sie. Man spricht vom sog. mere exposure effect. Werde zum Marketingexperten für deine Kinder.
Überleg dir folgendes:
Was möchtest du, dass deine deine Kinder essen soll(t)en? Iss diese Speisen selbst gerne und genussvoll.
Präsentiere diese Speisen (Obst/Gemüse) immer und immer wieder. Vergib coole Namen.
Wie heißen die Helden deiner Kinder?
Was haben sie für Superkräfte? Kannst du diese Namen, Eigenschaften, u.a. irgendwie spielerisch in die Präsentation einbauen?
Probiere es beim gemeinsamen Kochen bspw mit zwischendurch probieren lassen.
Lass deine Kinder bspw verschiedene Zwischenstufen probieren, verschiedene Konsistenzen. Frage diene Kinder welche Zubereitungsweise ihnen am meisten zusagt.
Bspw ob als Cremesuppe, als Stückchen oder lieber fein geraspelt?
Wird das Gemüse in Speisen verpackt, Cremesuppen, Sossen und andere Gerichte, wird auch von ihnen verhasstes Gemüse meist kommentarlos gegessen. Inzwischen raten sogar Kinderärzte zu diesen einfachen Massnahmen, damit Gemüse und Co in Kindermägen wandert.
Gemüse kannst du auf vielerlei Arten anbieten. Manche Kinder (so wie deine) mögen Rohkos.. Andere Kinder wollen Gemüse lieber nicht sehen, sie essen aber nahezu jede Sorte in einer Cremesuppe, wenn das Gemüse bis zur Unkenntlichkeit püriert wurde. Manche Kiinder essen Gemüse sehr gerne, wenn es in Gerichte eingearbeitet ist. Bspw Spinat in Maultaschen, Tomatensosse auf Pizza.
Mache doch einmal Bolognese Pizza - statt mit Nudeln servierst du die Bolognesesosse auf Pizza gebacken. Etwas Käse darüber - backen - fertig.
Auch Kartoffeln zählen übrigens durchaus als Gemüseportion, sie haben viele gute Inhaltsstoffe.
Färbe den nächsten Kartoffelbrei einfach mit gekochten Möhren orange und benenne ihn entsprechend - als MAUS-Kartoffelbrei? Welche orangefarbenen Helden mögen deine Kinder?
Es ist nicht nötig, dass Gemüse als Beilage separat vom Teller gegessen wird. Manche Kinder mögen das, aber nicht alle Kinder essen ihr Gemüse auf diese Weise.
Manche Kinder wiederum mögen gerne Rohkost und freuen sich am leuchtenden orange eines Möhrenstückes, das beim Kauen schön kracht. Sie mögen die knackige Konsistenz einer Salatgurke und das Mundfeeling einer Cocktailtomate, die beim draufbeißen knackt.
Andere Kinder finden das grauenhaft. Sie mögen Gemüse lieber matschig weich oder als Suppe - bei deren Ansehen nichts mehr an Gemüse erinnert :-)
Manche Kinder reagieren auf die Optik. Das (Lieblings)gericht muss in jeweils exakt gleicher Optik präsentiert sein, um gegessen zu werden.
Erst dann erkennen sie das Gericht tatsächlich wieder und essen.
Bspw können grüne Kräuter in einer Tomatensosse in einer sonst ohne Kräuter gekochten und dem Kind bekannten und gemochten Tomatensosse zu Essverweigerung führen. Die optische Präsentation ist dann eben falsch und passt nicht mehr zu dem Bild der gewohnten Tomatensosse. Das kann irritieren. Es ist dann, aus Sicht des Kindes, eben eine andere Tomatensosse.
Abhilfe schafft aber auch hier nur: probieren lassen und eigene Erfahrungen sammeln lassen.
Das Thema ist ein weites Feld und es gibt nicht die eine Patentlösung für alle Kinder. Jedes Kind tickt hier ein bisschen anders. Kindern gibt eine beschränkte Auswahl
viel Sicherheit. Auf Basis des Vertrauten können sie sich gut (und angstfrei) satt essen. Das macht zufrieden.
Kinder lieben gewohnte Speisen, denn hier "wissen" sie genau, dass sie diese gut vertragen werden. Dass sie damit keine Risiken eingehen und gut satt und zufrieden sein werden.
Lass deine Kinder immer und immer wieder freiwillig Neues probieren, zwanglos, durch Neugier, durch Selbstverständlichkeit, Routine, mit Einfühlunsgvermögen, Zeit.
Manche Speisen müssen Kinder bis zu 10 mal probieren, bis sie diese gut akzeptieren.
Auch wenn Kinder anfangs nur wenig, nur eine Messerspitze vom Neuen probieren - langfristig führt diese Methode (bei gesunden Kindern) zum gewünschten Ziel - nämlich dazu, die Selbstbestimmung zu fördern, die kulturell basierte Esserziehung , durch Gemeinschaftserlebnisse bei Tisch (=Anpassung) zu lernen.
Also dann
hilft dir das ein bisschen weiter?
Brauchst du noch ein bisschen Inspriation?
Grüße
Birgit Neumann
P.S.
sieh auch einmal diese Antworten, villeicht findest du hierin noch einen guten Tipp:
https://www.rund-ums-baby.de/experten/kochen-fuer-kinder/Unser-3-jaehriger-Sohn-isst-keine-warmen-Mahlzeiten_49375.htm
https://www.rund-ums-baby.de/experten/kochen-fuer-kinder/Darf-mein-Sohn-so-selektiv-essen_46934.htm
von
Birgit Neumann
am 01.02.2021