Hallo Frau Neumann,
Nochmal ich.
Ich bin etwas verunsichert da ich jetzt von anderen gehört habe was sie ihren Babys so zum Essen geben und würde das gerne auch machen, im Internet steht aber es wäre noch zu früh. Sie ist 6 Monate genau wie die anderen Babys auch.
Also zum Beispiel: Es wird den Babys Naturjoghurt gegeben, Gurke im Fruchtsauger oder so in die Hand, Banane, Mango, Blaubeeren/Himbeeren. Alles Rohkost, kann ich das schon machen?
Und Joghurt dachte ich darf man erst ab einem Jahr geben?
Wir sind momentan noch beim Mittagsbrei und ich dachte erst wenn diese Mahlzeit „ersetzt“ ist kommt Abendbrei, Nachmittagsbrei und dann Frühstück. Jetzt sehe ich aber andere die jetzt schon Frühstück bekommen und z.B. noch keinen Abend oder Nachmittagsbrei oder die alle Mahlzeiten bekommen also Essen und Milch und noch keine Mahlzeit richtig ersetzt ist. Wie sehen sie das?
Dann spielt mein Baby seit sie Kartoffeln bekommt(eventuell liegt es auch am Schub) nach einpaar Löffeln Brei immer mit dem Löffel und ist dann mit spielen beschäftigt. Wie reagiert man da richtig? Einfach spielen lassen und sie isst dann nichts? Nicht spielen lassen weil sie sollte ja essen? Einen saubere. Löffel habe ich ihr so auch schon zum Spielen gegeben auf ihrer Krabbeldecke, aber dann spielt sie trotzdem weiter beim Essen.
Mit freundlichen Grüßen,
Andrea
von
AndreaW..
am 06.01.2023, 08:43
Antwort auf:
Rohkost, Mahlzeiten ersetzen Reihenfolge
Hallo AndreaW..
wenn du dir mit vielen Dingen unsicher bist, dann vertraue am besten auf dich selbst und biete deinem Baby vorerst nur das an, wobei du dir sicher bist. Denn dein Baby spürt deine Unsicherheit und würde vielleicht nicht essen, was dich wiederum noch mehr verunsichern könnte.
Während vor einigen Jahren der Breifahrplan noch als der scheinbar einzig richtige und vernünftige Weg propagiert wurde, gilt heute jener Weg als richtig, welcher zum Baby und zu den Eltern am besten passt. Das kann der Weg über den Breifahrplan sein, das kann der Weg via breifreie Beikost sein oder beides kombiniert oder nochmal ganz anders.
Beim Einführen der Beikost zählt inzwischen als empfehlenswert auch das "Wie und Was" und weniger das "Wieviel wovon oder zu welchem Zeitpunkt was".
Beikost kann, darf und sollte (bei gesunden und altersentsprechend entwickelten Babys) ab individueller Beikostreife (ab etwa frühestens 5. Lm - spätestens 8. Lm) gemeinsam erlebt und gegessen werden, in einem harmonischen Miteinander, mit ganz viel Freude.
Wenn deine Freundinnen (oder wer auch immer) dir erzählt, dass ihr Baby Gurke im Fruchtsauger oder rohe Mango isst, dann passt das vielleicht super zu ihnen.
Schau dir dein Baby an und schau was dein Baby braucht, um sich optimal zu entwickeln. Schau welche Beikost dein Baby braucht. Und schau auch, wie du! dich wohlfühlst dabei.
Zwischen deinen Zeilen lese ich grob heraus, dass du dich für den klassischen Weg via Breifahrplan entschieden hast und hin und wieder jedoch durch Äußerungen anderer Eltern dabei verunsichert wirst Noch dazu kommt, dass dein Baby die Beikost nach Plan nicht ganz so gut annimmt, wie gedacht, erhofft oder gewünscht.
Wie würdest du eure Beikost gestalten wollen?
Beantworte dir diese Frage einmal in Ruhe ganz für dich allein bzw als Eltern gemeinsam. Es geht dabei mehr darum herauszufinden, ob bspw bestimmte Uhrzeiten vielleicht besser zu euch passen würden und du/ihr euch durch die üblichen Vorgaben vielleicht gehemmt fühlt, um es anders zu machen. Es wäre, falls es zu euch passt möglich, den Abendbrei bspw als Frühstück anzubieten und den Mittagsbrei vielleicht abends zu geben.
Das sind nur Beispiele, die du für dich prüfen kannst.
Wie könntest du die Beikostmahlzeiten zukünftig entsprechend sinnvoll und besser passend in euren Alltag (regelmäßig, rhythmisch) einbauen?
Und wie könntest du die Beikost für euch (besser) passend gestalten. Was ist dir/euch wichtig?
Was wäre für eure Tochter gut?
Füttern?
Biete deiner Tochter passende Beikost an und lass sie jeweils pro Mahlzeit so viel oder so wenig essen wie sie schafft. Gib ihr beim Füttern einen Löffel in die Hand und lass sie damit spielen. Gib doch auch mal Brei darauf. Und lass sie, ggf, doch mal ihre Hand in den Brei tunken bzw schau, was sie mit ihren Händen macht, wenn du sie selbständig essen lassen würdest.
Denn:
Beikost hat auch das Ziel, dass ein Baby neue Geschmackseindrücke, neue Esstechniken, Rituale, Konsistenzen und Nahrung i.A. kennen lernen kann, damit sich der Organismus langsam umstellen und umgewöhnen kann.
Beikost ist ein wichtiger Schritt in der Entwicklung. Es geht auch um das spielerische Entdecken der verschiedenen sensorischen Eigenschaften von Lebensmitteln, um das Loslassen von Mama etc.
Wichtig ist momentan (mit 6 Lm) auch erst einmal eher noch nur, dass dein Baby Beikost bekommt, um sich mit kleinen Mengen mit dieser neuen Essweise auseinanderzusetzen und um sich damit anzufreunden. Beikost schult alle Sinne und ergänzt (ergänzen - nicht ersetzen :) die Milch.
Darum nochmals die Frage an dich: was ist dir wichtig?
Möchtest du dein Baby an eine größere Vielfalt gewöhnen und bist du bereit für gemeinsame Essabenteuer? Oder möchtest du lieber Schritt für Schritt vorwärtsgehen, nach (Breifahr-)Plan?
Es wäre glaube ich gut, wenn du dir selbst einmal klar darüber wirst, wie du zukünftig weitermachen möchtest. Dann ergibt sich der Rest von alleine.
Jetzt noch konkret zu deinen Fragen:
1. "... Rohkost, kann ich das schon machen? Und Joghurt dachte ich darf man erst ab einem Jahr geben?"
du könntest es spielerisch anbieten - wenn du magst - in einer ungefährlichen Form, zum selbständigen essen (benagen, belutschen, befühlen) - verantwortungsbewusste Speisenwauswahl - weiche Speisen etc.
Joghurt, finde ich*, ist mit 6 Lm noch zu früh. Aber wenn ein Baby bei Mama in den Teller patscht und einen fingerdip voll davon isst - dann wäre es okay und sogar eine super Allergieprophylaxe. Extra anbieten würde ich Joghurt frühestens ab dem 10. Lm oder später.
*Aber auch "Experten" sind sich hierbei nicht ganz einig. Auf jeden Fall zählt Joghurt nicht in die Liste der empfehlenswerten Lebensmittel im ersten Lebensjahr.
2. "Wir sind momentan noch beim Mittagsbrei und ich dachte erst wenn diese Mahlzeit „ersetzt“ ist kommt Abendbrei, ....... Wie sehen sie das?"
du kannst, wenn dein Baby Beikost prinzipiell annimmt und gut isst, auch mit anderen Breien weiter machen. Vielleicht kommt deine Tochter erst so richtig auf den Geschmack, wenn sie einen anderen Brei bekommt. Vielleicht einen, der ihr besser mundet. Hauptsache ist auch, dass die Breie eine ausreichend hohe Nährstoffdichte haben, sprich ausreichend viel Kohlenhydrate und Fett enthalten.
3. "Löffel"
schau wie du das am besten handeln kannst. Gib ihr ausreichend Zeit den Löffel zu befühlen. Probier auch vielleicht mal verschiedene Löffelarten aus.
Schau auch, dass dein Baby wirklich gut während einer Mahlzeit sitzt.
Schau dass deine Tochter sicher aufrecht und stabil sitzt und ihre Hände (wackelfrei) bewegen kann. Beobachten deine Tochter und reagiere auf ihre Bedürfnisse. Nehmt euch Zeit beim Essen.
Also dann
Grüße
Birgit Neumann
von
Birgit Neumann
am 07.01.2023